Walnüsse, Trüffel oder Foie Gras – im Perigord noir werden nicht nur Gourmets glücklich. Die Dörfer und Gärten entlang der Dordogne lassen die Herzen aller Frankreich-Fans höher schlagen.
Kaum eine Region ist so vielfältig wie der Südwesten Frankreichs – von der Weinmetropole Bordeaux bis zur Atlantikküste um Biarritz und deren Hinterland bei Pau mit imposanten Pyrenäengipfeln.
Fahrt ihr weiter Richtung Dordogne im Osten der Nouvelle Aquitaine, lockt das Perigord mit allem, was Genussreisende sich nur wünschen.
Inhaltsverzeichnis
Die 4 Farben des Perigord
Doch es gibt weit mehr als ein Perigord: Da wären das Dronne-Tal und Brantôme oder die wilden Schluchten im grünen Perigord rund um Exideuil, wo ihr wunderbar wandern könnt. Das Weinland von Bergerac, das darum purpur Perigord genannt wird. Das weiße Perigord zwischen dem zauberhaften Périgueux und dem Vallée de l’Isle mit den typisch hellen Kalksteinhäusern. Und natürlich das Perigord noir mit Sarlat als Trüffelhauptstadt, der letzten Station unserer Reise durch die Dordogne-Region.
Sarlat-la-Canéda – eine Reise der Sinne
Das charmante Städtchen zieht uns sofort in seinen Bann: Die Altstadt aus dem Mittelalter ist nahezu komplett erhalten und herrlich romantisch. Wir bummeln durch verwinkelte Gassen, bestaunen prächtige Kaufmannshäuser und würden am liebsten in fast allen Lokalen einkehren, die sich eins ans andere reihen. Blöderweise hielten wir es nicht für nötig, zur besten Dinnerzeit einen Tisch zu reservieren. Pech gehabt … und nächstes Mal schlauer.
Der Clou von Sarlat ist die Markthalle. In Frankreich sind diese Genusstempel an vielen Orten wahre Architekturschätze, denkt man zum Beispiel an Dijon oder Paris.
Was Stararchitekt Jean Nouvel sich in Sarlat jedoch einfallen lassen hat, dürfte einzigartig sein: die alte Kirche in einen Marktplatz verwandeln – heilige Hallen für Feinschmecker sozusagen. Allein die riesigen Tore, die vormittags zum Schlemmen und Kaufen offen stehen, sind ein echter Hingucker.
Nachts hüllen unzählige Laternen Sarlat in ein warmes Licht. Bis aufs Trottoir sind sämtliche Tische besetzt, es riecht nach Holzkohlefeuer und Lebensfreude. Die dicken Mauern der Stadt reflektieren die Wärme des Tages, so dass wir an diesem Septemberabend noch lang draußen sitzen und bei ein paar Gläsern Wein das Leben genießen können.
Spezialitäten des Perigord noir: Trüffel & Foie Gras
Für die berühmten schwarzen Perigord-Trüffel sind wir zu früh dran, die Saison startet erst im November/Dezember. Diese echten Wintertrüffel gehören zu den teuersten Speisepilzen der Welt – und nicht nur für uns auch zu den besten. Allein der Geruch: nach Wald und Erde, ein bisschen Moschus vielleicht. Im Januar dann das Highlight: Trüffel-Fest in Sarlat.
Wofür das Perigord ebenso bekannt ist: Foie Gras. Die Luxusdelikatesse gehört sogar ganz offiziell zum französischen Kulturgut – und wohl auch zu den umstrittensten. Warum Feinschmecker voll drauf abfahren und was Foie-Gras-Gegner so militant macht, erfahrt ihr in einem Extra-Artikel (folgt demnächst) hier auf Delicious Travel.
Eine der ersten Adressen für Foie Gras ist das Geschäft von Maison Rougié in Sarlat, wo wir die Gänseleber in verschiedenen Varianten probieren – von Rilettes bis Foie Gras entier. Chefkoch Gilles entwickelt eigens für Rougié regelmäßig neue Rezepturen – zusammen mit den besten Küchenchefs in Frankreich: 2019 liegt Foie Gras mit japanischer Yuzu im Trend.
Gänseleber und Tierwohl ist für Rougié kein Gegensatz, im Gegenteil: Top-Qualität lässt sich nur von gesunden Tieren produzieren, betont das Unternehmen.
Wer nun so richtig auf den Geschmack gekommen ist, folgt einfach der Route du Foie Gras zu den besten Gänseleber-Genussplätzen in der Region – zu lokalen Erzeugern direkt auf den Bauernhof oder in typische Restaurants, die diese Delikatesse servieren. Und ja, natürlich, es gibt auch ein Gänse-Fest. Jedes Jahr im März.
Table d’Hôte: Essen & Übernachten bei Einheimischen
Wo könnte man mehr erfahren über die Lebensart einer Region als beim gemeinsamen Essen mit Einheimischen in deren Haus. Das ist das Konzept von Table d’Hôte: übernachten mit Familienanschluss.
Wir haben das schon ein paar Mal ausprobiert, zum Beispiel im Jura oder im Jurançon. Übrigens eine gute Gelegenheit, eventuell eingerostete Französischsprachkenntnisse ein wenig aufzufrischen. Notfalls funktioniert das Unterhalten aber auch mit Händen und Füßen ganz gut – Essen verbindet in der Tat.
Diesmal gab es keine Verständigungsprobleme, Nathalie von Aux Bories de Marquay spricht fließend deutsch, ihr Mann Eric gutes Englisch. Die beiden haben vor ein paar Jahren ihre Jobs an den Nagel gehängt und einen alten Bauernhof umgebaut. Einen Teil bewohnen sie selbst, gegenüber haben die Chalards gemütliche Appartements eingerichtet.
Abends treffen sich alle Gäste ganz zwanglos am Familientisch – vorher auch gern zum Aperitif mit regionalen Spezialitäten wie gefüllte Gänsehalspastete und Trüffelwein. Nathalie kocht ganz fantastisch, noch nie habe ich saftigere Entenschenkel gegessen.
La Roque Gageac und die pittoresken Dörfer des Perigord noir
Natürlich haben unsere Gastgeber auch jede Menge Ausflugstipps fürs Perigord parat. Da wir mit dem Auto unterwegs sind, entscheiden wir uns für einen kleinen Roadtrip übers Land – durch die bezaubernde Landschaft des Perigord noir und dessen pittoresken Dörfern.
Besonders spektakulär thront La Roque Gageac über der Dordogne. Beinahe senkrecht erhebt sich eine Felswand über dem langgezogenen Ort (Titelfoto).
Am besten könnt ihr das postkartenschöne Fotomotiv vom Wasser aus sehen – bei der Bootstour mit einer traditionellen Gabarre, die im 18. Jahrhundert zum Warentransport diente. Heute lauschen wir während der Fahrt bis zur Brücke von Castelnaud den Geschichten des Kapitäns.
La Roque Gageac selbst ist ebenso so ungewöhnlich wie schön. Von der Hauptstraße, die sich direkt an der Dordogne durch den Ort zieht, gehts ziemlich eng und steil nach oben – am besten zu Fuß.
Der “Aufstieg” lohnt sich. Unweit einer kleinen Kapelle in halber Höhe (toller Blick ins Tal) wartet ein ganz besonderes Geschäft. Von außen recht unscheinbar, doch kaum betrete ich die in den Fels gehauene Höhle, wähne ich mich im Schlaraffenland. In dem die Leckereien des Perigords im Überfluss vorhanden sind – von Entenconfit, Walnuss in allen Varianten, Foie Gras bis hin zu Trüffeln.
In einem lauschigen Café am Weg und doch gut versteckt, vertrödeln wir später zeitvergessen den Tag.
C’est la vie – und das ist hier so schön, dass wir spontan unseren Aufenthalt um ein paar Tage verlängern. Schließlich warten mit Domme, Beynac oder Castelnaud noch weitere Postkarten-Dörfer und Gärten entlang der Dordogne.
Weitere Infos und persönliche Tipps
Hinkommen:
Von Stuttgart aus mit dem Auto in knapp 10 Stunden über Clermont-Ferrand (perfekt als Zwischenziel zum Übernachten, lohnt einen Extratag!). Nächste Flughäfen: Bergerac oder Bordeaux.
Übernachten:
B&B and table d’Hôtes “Aux Bories de Marquay”, Lieu-dit la Bouyerie, Marquay. Buchen könnt ihr am günstigsten direkt auf der Website von www.auxboriesmarquay.fr (oder ansonsten bei booking.com*)
*Affiliate-Link: Wenn du über diesen Link buchst, zahlst du keinen Cent mehr, wir erhalten aber eine kleine Provision.
Essen & Trinken:
- Maison Rougié, Avenue du Périgord, Sarlat, www.rougie.com
- Einen guten Überblick über Restaurants, Geschäfte mit lokalen Produkten und Märkte findest du auf der Sarlat-Tourismus-Website (auf Deutsch).
Erleben:
- Bootsfahrt auf der Dordogne, z.B. mit Gabarre Caminade, Le Bourg, La Roque Gageac, gabarrecaminade.fr
- Hängende Gärten von Marqueyssac, Vezac, marqueyssac.com (bester Blick auf das Dordogne-Tal)
Weitere Informationen:
- Dordogne Tourist Board, www.perigord-dordogne.de
- Office de tourisme de Sarlat Périgord Noir, www.sarlat-tourisme.com
Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch eine werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung des Dordogne Tourist Board. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.