Da ist er wieder, dieser Duft nach Salz und Jod, der die Atemzüge auf der Stelle ein wenig tiefer werden lässt. Als ich aus dem Flugzeug steige, umhüllt mich eine Wolke aus würziger Seeluft. Der Geruch von Freiheit und endloser Weite.
Nachdem ich in den letzten beiden Jahren eher im Norden des Landes unterwegs war, in der Bretagne, in Paris und entlang der Seine, in der Normandie oder im Elsass, wurde meine Sehnsucht nach Südfrankreich immer größer. Da kam die Einladung vom Tourismusverband Nouvelle Aquitaine gerade recht, die Region an der französischen Atlantikküste zu erkunden.
Inhaltsverzeichnis
Atlantikküste Frankreich: Palmen, Palais und Wellen – Biarritz ist mondän und lässig zugleich
Biarritz empfängt mich stürmisch. Der Atlantik schäumt, Palmen biegen sich im Wind, Niesel stäubt mir ins Gesicht. Ich wünschte, es gäbe Brillen mit Scheibenwischern. Trotzdem ist es abends noch angenehm warm.
Wo liegt Biarritz?
An der Westküste Frankreichs, kurz vor Spanien. Biarritz ist eine Kleinstadt am Golf von Biskaya, mit rund 25.000 Einwohnern. Im Winter. Im Sommer leben rund vier Mal so viele Menschen hier. Urlauber, Ferienhausbesitzer, Surffreaks. Gründe dafür gibt es viele: das Meer, das Flair, mediterran und mondän zugleich, die Sonne. In der Ferne grüßen die Pyrenäen. Morgens in den Bergen wandern und nachmittags am Strand relaxen – in Biarritz ist das möglich.
Vom Flughafen in die Stadt brauche ich weniger als zehn Minuten mit dem Auto, vorbei an Hortensien-Alleen in rosa, blau und weiß, an Villen und Häusern, die wie Schlösser aussehen. Eines, das Hôtel du Palais, diente Napeleon und seiner Frau Eugénie als Sommerresidenz. Heute kann sich dort jeder bei einer Thalasso-Behandlung wie ein König fühlen.
Beliebt ist Biarritz nicht nur als Strandbad, sondern vor allem auch wegen der Wellen, die der Atlantik an der Küste der Biskaya türmt. Côte de Basque war der erste Strand, an dem Surfer gesichtet wurden in Frankreich. 1957 war das. Mittlerweile ist Biarritz Frankreichs Surfer-Hauptstadt. Bei meinem Besuch tanzen leider keine Surfer auf den Wellen, selbst für die Mutigsten wäre das zu riskant.
Vom Restaurant Le Surfing aus hätte ich sie gut beobachten können, bei schönem Wetter von der Terrasse. Drinnen sind die Tische und Stühle parallel zum Panoramafenster gestellt – in zwei Reihen, die hintere erhöht, damit auch wirklich jeder einen freien Blick hat.
Die Lampen sind mit Tauen befestigt, die Surfbretter an der Wand sehen aus, als hängen sie nur kurz zum Trocknen da. Die Strandhaus-Atmosphäre im Le Surfing ist ein perfekter Platz für einen Sundowner, selbst wenn die sich gerade nicht sehen lässt.
Der Weißwein ist kühl und erfrischend, dazu gibts ein paar geräucherte Anchovis – herrlich. Genuss kann so einfach sein. Spezialität des Hauses sind – wie passend – die Surfer-Makis, knusprig gebratene Sushirollen.
Restaurant-Tipp: Seeluft und Surfer-Sushi an der Côte Basque
Lecker klingt alles, was auf der Karte steht, egal ob regionale Vorspeisen wie Schinken (Bayonne ist gleich um die Ecke) oder Ziegenkäse, den sie hier mit einer Konfitüre aus Schwarzkirschen essen, Burger für den Surferhunger und Fisch.
Ich kann mich mal wieder schwer entscheiden (deshalb mag ich Tapasbars so gern): nehme ich Seehecht mit grünem Qinoa-Risotto oder Tunfisch Flip-Flap, also nur kurz angebraten, innen noch rosa. Beide Fische werden übrigens hier vor der Atlantikküste Frankreichs gefangen.
Nach dem wunderbaren Essen (der Tuna war auf den Punkt zubereitet) tut ein kleiner Spaziergang gut. Das Hotel du Plage, wo ich übernachte, liegt nur einen 5-Minuten-Fußmarsch am Meer entfernt. Von meinem Fenster kann ich die kleine Landspitze mit dem Rocher de la Vierge (siehe Titelfoto) sehen, an dem sich die Wellen brechen.
Biarritz Sehenswürdigkeiten: Aquarium und Cité Ocean – mehr als ein Schlechtwetterprogramm
Der Plan war, morgens mal kurz im Meer zu schwimmen, denn das Hotel befindet sich direkt am Strand, nur durch eine kleine Uferstraße getrennt. Immerhin, der Atlantik hat sich ein wenig beruhigt über Nacht. Das Wetter in der Biskaya ändert sich ähnlich schnell wie in den Bergen und so wird sich später bald wieder die Sonne zeigen.
Also, erst mal ins Aquarium und in die Cité Ocean, die beide mehr sind als nur eine Schlechtwetteroption. Mich fasziniert die Unterwasserwelt mit ihrer Vielfalt und ihren Farben immer wieder aufs Neue. In der Cité Ocean erfahre ich viel über das Meer an sich, auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Wo sonst würde ich mich trauen, eine Riesenwelle zu surfen oder tiefzutauchen – mit der Virtual-Reality-Brille kein Problem, sondern einfach nur spannend.
Vom Aussichtspunkt vorm Aquarium reicht der Blick über die ganze Bucht bis nach St-Jean-de-Luz, einem kleinen Fischerort an der spanischen Grenze.
Frischer gehts nicht: Austern essen beim Fischhändler in der Markthalle
Bevor ich gleich dorthin fahre, lege ich noch einen Stopp ein in der Markthalle von Biarritz, die täglich bis Mittag geöffnet hat. Für mich ist es jedes Mal wieder ein Vergnügen, durch die Reihen zu laufen, hier und da ein essbares Souvenir zu entdecken. In Biarritz: Piment d’Espelette. Der Chili aus dem Baskenland (mit AOC-Siegel) ist ein tolles Allround-Gewürz, nicht zu scharf und leicht fruchtig.
An die normale Halle schließt sich der Fischmarkt an mit allem, was der Atlantik hier hergibt: Rochenflügel, Seehecht, Tunfisch, dessen Fangsaison jetzt im Juni gerade beginnt, Dorade, Sardinen, Meeresschnecken … und natürlich Austern von Oléron. Der Hit: das halbe Dutzend plus ein Glas Wein für schlappe 6,90 Euro, direkt am Stand im Stehen genießen. Auch die geräucherten Anchovis, von denen der Fischhändler eine Probe über die Theke reicht, sind köstlich.
Der Teller ist fix leer und, voilà, schon blitzt hier und da ein Sonnenstrahl durch die Wolken.
Ausflugstipp von Biarritz
Zeit für einen kleinen Abstecher nach St-Jean-de-Luz zu fahren, einem Fischerort im Baskenland, kurz vor der spanischen Grenze. Ebenfalls direkt an der Atlantikküste wie Biarritz und doch komplett anders. Beschaulicher irgendwie, was aber nicht heißt, das die Surfermetropole in irgendeiner Weise hektisch wäre.
Badenixen statt Wellenreiter – der Sandstrand in der Bucht ist ein Paradies für Müßiggänger (was für ein herrlich altmodisches Wort), das sie dem Kaiser verdanken. Napoleon baute einst den großen Damm im Meer, der die Bucht schützt.
Ich schlendere ein bisschen am Hafen entlang und lande bald wieder auf der Haupteinkaufsstraße von St-Jean-de-Luz mit all ihren Spezialitäten des Baskenlandes: Schinken, Käse, Macarons, Kanougas … Besonders hübsch: die bunte baskische Tischwäsche mit den traditionellen Streifen.
Atlantikküste Frankreich: Chillen am Strand von Anglet
Den Abend verbringe ich in Anglet, das sich nördlich an Biarritz anschließt, am Strand. Ganze vier Kilometer ist dieser lang, herrlich für romantische Spaziergänge.
Ganz in der Nähe liegt übrigens auch die berühmte Grotte Chambre d’Amour, in der einer Legende nach ein Liebespaar von der Flut überrascht wurde. Die Höhle gibt es tatsächlich, ob die Geschichte wahr ist, darüber ist man sich nicht einig, es gab schließlich noch keine Selfies im 17. Jahrhundert.
Richtig gemütlich (und sicher ;-)) ist es im Beach House, wo ich den Tag gemütlich ausklingen lasse. Das Ambiente ist lässig, ein bisschen Retro, ein bisschen Shabby Chic. Auch in der Küche wird munter gemixt: Asien trifft Europa – und zwar richtig gut.
Tagsüber hat das Restaurant nicht geöffnet, aber am Pool kann man dennoch relaxen und ein paar Snacks holt man sich am Foodtruck neben dem Haus. Ein richtig cooler Ort, an dem ich gern noch etwas länger geblieben wäre.
Atlantikküste Frankreich -– meine Biarritz-Tipps:
Hinkommen
Es gibt einige Direktflüge nach Biarritz ab Deutschland (z.B. Easy Jet), ansonsten ab Bordeaux mit dem Zug oder Mietwagen in 2-2,5 Stunden ebenfalls gut erreichbar.
Übernachten
Hôtel de la Plage*, 3 Espl. du Port Vieux, Biarritz, hoteldelaplage-biarritz.com
Essen & Trinken – Restaurants Biarritz
Biarritz
Le Surfing, 9 Boulevard du Prince de Galles, Biarritz, www.lesurfing.fr
Anglet
The Beach House, 26 Avenue des Dauphins, Anglet, beachhouseanglet.com
Buchempfehlungen:
- Bordeaux und Atlantikküste*, DuMont Reiseführer
- Reise Know-how Südwestfrankreich*, Reise Know-how Verlag
- Südwestfrankreich Reiseführer, Michael Müller Verlag
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Hinweis: Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Tourisme Nouvelle Aquitaine. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
2 Kommentare
Das bzw die Region war bei mir eigentlich für diesen Sommer angedacht nach der ITB, aber irgendwie hat der Sommer oder das Jahr zu wenig Zeit.
Offensichtlich muss ich es aber unbedingt nachholen…
DAS kenne ich nur zu gut, der Sommer ist i m m e r zu kurz. Wobei: Biarritz geht auch in der Nebensaison ganz gut, dann sind weniger Leute dort.