Trüffel & Wein, aber auch wilde Schluchten, Schlösser, Gärten und postkartenschöne Dörfer entlang der Dordogne – komm mit ins Perigord, d i e Genussregion im Südwesten Frankreichs.
Edle Perigord-Trüffel sind das Erste, das mir in den Sinn kommt, wenn ich an die Dordogne im Südwesten von Frankreich denke. Und Foie Gras natürlich, guter Wein, die Krimis von Martin Walker …
Und noch so viel mehr.
Was genau, zeige ich dir in dieser dreiteiligen Serie hier auf Delicious Travel.
Komm mit in die Aquitaine-Nouvelle und erkunde mit mir die Dordogne in all ihren Facetten. Denn es gibt nicht nur ein Perigord, sondern gleich vier: das grüne, das weiße, das lila und das schwarze.
Inhaltsverzeichnis
Wildromantisch: wandern in der Auvezere-Schlucht
Wir starten unsere kleine Wanderung durch die Auvezere-Schlucht in Saint Mesmin und lassen das Auto an der Kirche stehen. Die Luft flirrt von der Hitze, eine selten gewordene Stille umgibt uns. Vorbei am Friedhof laufen wir ins Tal zum Eingang in die Schlucht.
Das erste Stück geht’s relativ eben dahin auf naturbelassenen Wegen. Das Rauschen des Wassers lässt uns jeglichen Lärm der Zivilisation ausblenden. Herrlich, fast meditativ, wir sind eins mit der Natur.
Die Auvezere-Schlucht bleibt das ganze Jahr über grün, dank dem Buchsbaum, der hier wächst. Mittags, wenn die Sonnenstrahlen senkrecht in die Schlucht treffen, wirkt das Wasser wie flüssiges Metall.
Dieses strömt aus dem Zentralmassiv herein. Dass sich im Frühjahr die Auvezere in einen reißenden Fluss verwandelt, kann man sich jetzt im August bei niedrigem Wasserstand kaum vorstellen. Nur die grünen und roten Stäbe zeigen an, wie hoch der Wasserstand manchmal sein kann. Die „Tore“ der Kajak-Wettbewerbe hängen jetzt etwa einen Meter über dem Wasser.
Nach dem ersten Wildwasserteil wird die Strömung in der Auvezere weniger, mehrere Stellen laden zum Baden und Picknicken ein. Besonders schön vor dem kleinen Wasserfall. Forellen oder Saiblinge tummeln sich im klaren Fluss, angeln ist erlaubt. Als Abendessen kommen die Fische aber nicht infrage, jeder Fang muss wieder zurück ins Wasser geworfen werden. Jedenfalls solange der Bestand noch gering ist.
Am anderen Ufer ragen Felsen steil auf und verleihen der Schlucht etwas Wildes. Es ist angenehm kühl am Wasser und gleichzeitig schwül. Durch das ständige Auf und Ab kommen wir zeitweise ganz schön ins Schwitzen. Hätten wir doch nur Badesachen in den Rucksack gepackt …
Die Wege wurden im Sommer 2019 neu angelegt und dabei sehr gut in die Natur integriert. Anstiege sind mit Rundhölzern treppenartig gesichert, kleine Metalltritte erleichtern das Klettern über Felsbrocken. Die Touren sind leicht, etwas Kondition und Trittsicherheit schaden trotzdem nicht. Gute Schuhe sind Pflicht. Wer länger wandern will, kann mehrere Kurzstrecken zu einer Runde verbinden. Unter der Woche hat man die Auvezere-Schlucht noch fast für sich allein, aber das wird sich vermutlich ändern.
Savignac-Lédrier: Kanonenkugeln und Sardinendosenschlüssel
Nur etwa fünf Autominuten entfernt, befindet sich die alte Schmiede von Savignac-Lédrier. Ein Industriedenkmal, das dem Platz inmitten der Natur ein ganz besonderes Flair verleiht.
Direkt am Fluss nutzte man bis in die 60er Jahre die Kraft des Wassers, um Metall zu schmieden. Ganz früher Kanonenkugeln, zuletzt die kleinen Schlüssel für Sardinendosen.
Jetzt bilden das Rostrot und Braun der Ruine einen hübschen Kontrast zum satten Grün der Wiesenaue ringsumher. Drei ältere Angler versuchen ihr Glück, ein Stück weiter flussabwärts planschen Kinder am Wasserfall.
Oberhalb der Schmiede thront das ehemalige Schloss von Savignac-Lédrier, in dem man heute auch übernachten kann. Die Gegend um Excideuil ist ein perfekter Platz für Natururlauber, die gern wandern oder Kanufahren, sehr ruhig gelegen. Nur ein Auto sollte man dabei haben.
Venedig des Perigords: Brantôme
Brantôme hat zwei Gesichter: Das Kloster mit der berühmten Felsenhöhle. Und enge Gassen mit Geschäften, Patisserien, Brasserien, Cafés, Bars, Weinläden und Lokalen, die keine Feinschmeckerwünsche offen lassen. Ein Ort, in dem man gern einen schönen Urlaubstag verbringt.
Als wir mit dem Elektroboot auf der Dronne aus dem Ort heraus fahren, entdecken wir bald eine ganz andere Seite von Brantôme. Das Ufer: mal dschungelartig und wild, mal von hohen Felsen gesäumt. Verwunschen anmutende Bäume tauchen ihre Zweige ins Wasser. Libellen tanzen auf dem Wasser, unzählige Fische umschwärmen das Boot. Der 200 Kilometer lange Fluss scheint ein Paradies für Angler zu sein.
Es ist ein heißer Tag, doch auf dem Wasser ist es gut auszuhalten, da geht immer ein laues Lüftchen. Am Campingplatz kann man auch Kanus mieten, bequemer schippern wir mit dem Elektroboot, das stündlich an der Pont Coude ablegt.
Freitags ist Markttag in Brantôme, dank der Mittelalterkulisse gilt er als einer der schönsten in der Region. Haben wir leider verpasst, da wir am Vormittag die Kaviar-Farm in Neuvic besucht haben.
So lassen wir uns einfach ein bisschen durch den Ort treiben – ein Spaziergang durch die Geschichte: Wahrzeichen von Brantôme ist die Abtei aus dem 12. Jahrhundert, deren Rückseite in den Fels gebaut wurde. Der Glockenturm zählt zu den ältesten in ganz Frankreich.
Die verwinkelten Gassen ermöglichen immer wieder neue Perspektiven: blumengeschmückte Fassaden, die kleine Eiffelbrücke zum Château de la Hierce mit seinen Türmchen, lauschige Hinterhöfe und bezaubernd schöne Tante-Emma-Läden.
Zum Abendessen folgen wir einer Empfehlung ins Restaurant Côte Rivière. Die Lage könnte traumhafter nicht sein, direkt an der Dronne mit Blick auf die Abtei. Wir haben Glück und bekommen einen Logenplatz auf dem Balkon.
Der Küchenstil: französisch mit asiatischem Einschlag. Die Fisch-Krapfen mit Chili-Chutney waren sehr lecker, das Tatare de Boeuf eher durchschnittlich, das Ambiente super gemütlich.
Am Dronne-Ufer: Romantisches Bourdeilles
Wieder eines dieser Dörfer, wo du schon beim Reinfahren die Kamera zückst. Unspektakulär und romantisch zugleich. Diese Beaux Village bestehen scheinbar vor allem aus zwei Dingen: helle Steinhäuser mit pastellfarbenen Fensterläden, wahlweise in Blau oder Grün – und Blumen. Der Romantikfaktor.
In Bourdeilles gesellt sich noch Le Bourg dazu, eine Burg, die viel zu wuchtig erscheint für dieses Dorf. Das ansonsten so normal wirkt wie viele andere: Vor der Bar sitzen Männer, die schweigend kommunizieren, auf den Tischen vor sich ein paar Gelbe. Ab und an fährt ein Auto vorbei. Es ist kurz nach 18 Uhr, die Sonne steht schon tiefer, das Licht fällt weich und warm aufs Trottoir.
Wir essen auf der Terrasse des Restaurants „Les Promenades“ an der Burg. Auf der Karte steht Regionales wie Ente und Schnecken. Und Foie Gras natürlich.
Ein gelungenes Dinner: sehr feine Küche, guter Service, lässige Atmosphäre. Die Vorspeisen sind raffiniert, als Hauptgericht wählen wir Stör aus Neuvic, die Fischfarm steht morgen auf unserem Programm. Kaviar geht nämlich auch ethisch korrekt.
Unser Hotel in Bourdeilles liegt malerisch am Ende der Dronne-Brücke. Vom Eckzimmer aus schauen wir auf eine kleine Insel im Fluss mit einem üppigen Sommerflieder. ‘Sommerlila’ sagen sie hier dazu.
Nur das Rauschen des Wassers ist zu hören. Zum Hotel gehört ein kleiner Garten mit Pool und Liegestühlen, eine richtige Oase. Die Gastgeberin ist überaus herzlich und versucht höchstpersönlich, jeden Wunsch ihrer Gäste zu erfüllen.
Am Pool frühstücken? Kein Problem. Und flugs stehen Salami, Terrinen, Eier und Käse auf dem Tisch. Dazu Baguette, Croissants und Pain au chocolat frisch vom Bäcker.
Neuvic: Kaviar aus dem Perigord
Berühmt ist das Perigord ja vor allem für Trüffel. Oder Walnüsse. Und Foie Gras. Weniger bekannt ist, dass hier auch ausgezeichneter Stör-Kaviar produziert wird.
Seit 2010 sind Störe geschützt, um die brutalen Methoden beim Wildfang zu unterbinden und die Tiere durch Überfischung vorm Aussterben zu bewahren. Weltweit gibt es 24 Störarten, zu den bekanntesten zählt der Beluga. Der Sibirische Stör kann bis zu 70 Jahre alt, sechs Meter lang und eine Tonne schwer werden. Im Gegensatz zum Beluga mag der Baeri-Stör, der im Perigord gezüchtet wird, Süßwasser.
Auf den ersten Blick erinnert in Neuvic, dem unscheinbaren Dorf im Nordosten des Perigords, überhaupt nichts an eine Fischfarm. Außer vielleicht der Fluss Isle, der die Farm mit Wasser versorgt. Oder die Wasserräder, die den benötigten Sauerstoffgehalt sichern.
Etwa 140.000 Störe leben auf der Farm, getrennt nach Alter und Geschlecht. Denn Kaviar wird nur von den Weibchen gewonnen, wenn diese mit sieben Jahren geschlechtsreif und damit schlachtreif werden – vorausgesetzt, die Eier erreichen mindestens einen Durchmesser von 2,5 mm. Weniger als ein Kilo Eier pro Fisch, die nach dem Malossol-Verfahren zu Kaviar verarbeitet werden.
Für alle, die jetzt moralische Bedenken anführen: Die Eier werden erst nach dem Schlachten entnommen. Neuvic ist zudem eine Fischfarm, die das ganze Tier verwertet. Kaviar ist das sündhaft teure Edelprodukt, das Fischfleisch wird als Filet verkauft oder zu Rillettes verarbeitet.
Bevor wir uns verabschieden, dürfen wir den Kaviar natürlich auch noch probieren – wenn auch nur in homöopathischer Dosis.
Im nächsten Teil geht unsere Reise weiter ins weiße und lila Perigord .
Mehr Tipps & persönliche Empfehlungen
Übernachten:
Hôtel Les Griffons (bei booking.com buchen*), Le Bourg, Bourdeilles, griffons.fr
*Affiliate-Link: Du zahlst keinen Cent mehr, wir erhalten eine kleine Provision.
Essen & Trinken:
- Au chapon fin, Place du Château, Ecxideuil (gegenüber vom Tourismusbüro): feines Tatar de Boeuf, im Sommer draußen auf der Terrasse
- Les promenades de Bourdeilles, Le Bourg, Bourdeilles
- Restaurant Côté Rivière, 13 Boulevard Coligny, Brantôme
Erleben:
- Bootsfahrt auf der Dronne, www.brantomecroisieres.com
- Kaviarfarm Domaine Huso/ caviar de Neuvic, La Grande Veyssière, Neuvic, www.caviar-de-neuvic.com
- Burg in Bourdeilles
Dordogne Tourist Board, 25 rue Wilson, Périgueux Cedex, www.perigord-dordogne.de
Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch eine werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Dordogne Tourist Board. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.