Agrotourismus mit Komfort: alte Bergdörfer im Troodos, gemütliche Tavernen und herrliche Weinrouten locken Genießer ins Inselinnere von Zypern. Und ein ganz besonderer Tropfen, der sonst nirgends auf der Welt wächst.
Kein Stress, keine Hektik, kein Verkehrslärm. Auf der Terrasse des Casale Panayiotis Hotels scheint es als hätte jemand den Ton abgestellt. Nur ein leichtes Lüftchen bewegt die Blätter, nichts sonst stört die grüne Idylle.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Marathas-Tals, grüßt der Neubau des Weinguts, das ebenfalls zum Hotel gehört. Einen ihrer ersten und sehr gelungenen Jahrgänge habe ich mittags zu Halloumi, Salat und köstlichen Mezze probiert. Und jetzt ein Stündchen relaxen im Spa, herrlich.
Gar nicht lang her, da waren Bergdörfer wie Kalapanagiotis im Hinterland der Küste beinahe ausgestorben. Ein karges, hartes Leben wie die Vorfahren, nein danke. Selbst die Touristen blieben lieber an den Stränden der Insel liegen.
Inhaltsverzeichnis
Agrotourismus Zypern: Urlaub in alten Bergdörfern
Die Rettung kam mit dem Eden-Projekt (European Destinations of Excellence), mit dessen Hilfe kleine, besonders reizvolle Regionen in Europa für Urlauber attraktiv – und sowohl dörfliche Architektur und Struktur erhalten werden. Nachhaltiger Agrotourismus boomt. Und ist ein Gewinn für alle: gutes Einkommen für die Dorfbewohner, umweltfreundlicher Urlaub mit Kontakt zu den Einheimischen für die Touristen.
In Kalapanagiotis sieht das so aus: liebevoll restaurierte Häuser, kunstvoll geschnitzte Balkone, kopfsteingepflasterte Gassen, ein Boutiquehotel mit Spa und feinem Restaurant, das sich auf mehrere Gebäude im Dorf verteilt. „Casale Panayiotis ist eines unserer Vorzeigeprojekte“, sagt Constantinos Constantinou vom Troodos Tourism Board sichtlich stolz. „Zypern hat mehr zu bieten als Strand und Badeurlaub.“ Besonders freut ihn, dass auch die Zyprioten in die historischen Dörfer kommen – zum Wandern, E-Biken oder Relaxen.
Nur ein paar Schritte vom Dorfkern entfernt, befindet sich eine alte Schwefelquelle, dank der Kalapanagiotis schon früher mal als beliebter Kurort galt. Auch andere historische Dörfer wie beispielsweise Omodos mit dem Timios Stavros Kloster haben sich längst in beliebte Ausflugsziele verwandelt.
Zypern Rundreise: das Hinterland der Küste entdecken
Im Oak Wine Cellar in Larnaca bekomme ich am ersten Abend meiner Reise einen guten Überblick über das, was Zypern als Weinland zu bieten hat. Inhaber Sergios bietet in seinem Ladenlokal Weinproben an, zu denen er kleine Häppchen und viel Wissenswertes serviert. Besonders spannend finde ich die Weine aus autochthonen Rebsorten, also solche, die nur auf Zypern wachsen.
Wenn das keine Lust macht auf eine Weintour – ganze sieben verschiedene Weinrouten stehen auf Zypern zur Auswahl, die man mit einem Mietwagen ganz bequem entdecken kann.
Von Limassol aus fahre ich zunächst nach Norden, auf dem ersten Stück verläuft die Pitsilia- mit der Weinroute durch die Commandaria-Region identisch. Hier wird ein ganz besonderer Süßwein hergestellt, den es sonst nirgends auf der Welt gibt.
Wein aus Zypern auf 7 verschiedenen Routen entdecken
Seit rund vier Jahrtausenden bauen sie auf der Insel Wein an. Heute gibt es etwa hundert Weingüter auf Zypern, die meisten in der Region Pafos und Limassol und bis auf eine Handvoll ziemlich klein.
Die Rotweine aus der Troodos-Region verdanken ihren kräftigen Charakter den mineralischen Vulkanböden. Bei Limassol wachsen die Reben auf Kalkstein, der den Weinen Frische verleiht, vor allem in höheren Lagen auch eine angenehme Säure.
Insgesamt sind 8.350 Hektar mit Rebstöcken bepflanzt, was bei uns in etwa der Anbaufläche an der Mosel entspricht. Neben den allseits bekannten internationalen Sorten wachsen auf Zypern auch einheimische Reben wie Maratheftiko oder Xinisteri.
Commandaria, der wahrscheinlich älteste Markenwein der Welt
Der bekannteste Wein aus Zypern heißt Commandaria, der ein wenig an Sherry erinnert. Und als ältester Markenwein der Welt gilt, der immer noch produziert wird.
Bereits in der Antike wurde in der Region der bekannte Süßwein Nama gekeltert. Jahrhunderte später: Nachdem Richard Löwenherz Zypern eroberte, floss bei seiner Hochzeit in Limassol reichlich Commandaria und Löwenherz lobte ihn vollmundig als „Wein der Könige und König der Weine“.
Commandaria klingt nach Kommando und so falsch ist das gar nicht. Sein Name stammt aus dem Mittelalter als der herrschende Kreuzritterorden nahe Limassol sein Hauptquartier aufschlug, La Grande Commandarie. Im 12. Jahrhundert begannen die Johanniter mit dem Export in die europäischen Königshäuser – Commandaria boomte.
Der Legende nach war Commandaria derart berühmt, dass er im 13. Jahrhundert die vom französischen König Philipp II. initiierte „Schlacht der Weine“ gewann, den ersten dokumentierten internationalen Weinwettbewerb.
Das Geheimnis der betörenden Aromen
Commandaria darf ausschließlich in den 14 Dörfern der gleichnamigen Weinregion produziert werden, rund 20 Kilometer nördlich von Limassol.
Zugelassen sind zwei lokale Rebsorten: die dunkelrote Mavro und die weiße Xynisteri. Die Trauben wachsen an den südlichen Hängen des Troodos-Gebirges auf bis zu 1.200 Meter über dem Meer.
Für den Süßwein bleiben die Trauben länger als üblich am Rebstock hängen. Nach der Handlese Mitte Oktober trocknen die reifen Beeren in der Sonne, um die natürliche Süße zu intensivieren, die dem Wein seinen besonderen Geschmack verleihen. Das Wasser verdunstet, übrig bleiben Rosinen mit einer enormen Aromenkonzentration und einem natürlichen Zuckergehalt von 400 Gramm pro Liter.
Die getrockneten Trauben werden gepresst und zusammen mit den Trester genannten Pressrückstände fermentiert (rot und weiß separat).
Mit Zugabe von etwas Weingeist steigt der Alkoholgehalt des Weines auf mindestens 15 Volumenprozent. Den letzten Schliff bekommt er anschließend bei der zwei Jahre langen Reife im Holzfass und weiteren drei in der Flasche.
Das Besondere bei der Herstellung von Commandaria: Die Fässer werden niemals komplett geleert, so dass immer ein Teil als Reserve zurückbleibt und dem neuen Wein mehr Fülle schenkt – ähnlich dem Solera-System beim Sherry. In Zypern nennt man das die Mana-Methode. Die aus den Fässern in der untersten Reihe entnommene Menge füllt man mit jungem Wein in den oberen Fassreihen auf.
Neben vier großen Herstellern wie Keo oder Loel Manufacturers gibt es inzwischen mehr als 50 meist kleinere Produzenten.
Pitsilia-Route: Kurvig durch die Weinregion im Troodos
Serpentinenreich führt die Weinroute durch die Pitsilia-Region. Wie aus dem Nichts tauchen immer wieder alte Dörfer auf, die an den steilen Hängen zu schweben scheinen. Mandel-, Oliven- und Walnussbäume wechseln mit Weinbergen und Kiefernwäldern.
Kurz nach Pelendri zweigt eine kleine Straße ab zur Tsiakkas Winery. Wie ein Amphitheater liegen die Terrassen-Weinberge unterhalb des Weingutes. Die Sonne steht schon tief und taucht die Reben in warmes Licht.
Winzer Orestis Tsiakkas hat im deutschen Geisenheim Weinbau studiert. Viele junge Önologen gehen für eine Weile ins Ausland und tüfteln nach ihrer Rückkehr zu Hause an neuen Kreationen.
Mit ganz fantastischen Ergebnissen wie die Tsiakkas-Cuveés aus lokalen und internationalen Rebsorten zeigen. Oder der Orange Wine aus der lokalen Xinisteri, der 40 Tage auf der Maische gärt und wunderbar frisch nach Orangenblüten duftet.
Auf ihren Commandaria sind Orestis und sein Vater Kostas ebenso stolz – ein Traum von einem Wein mit Aromen von Feigen, Trockenfrüchten und Schokolade, der wunderbar zum gereiften Käse passt.
Wandern in den Troodos-Bergen
An den Südhängen des Troodos-Massivs wachsen Reben, ansonsten prägen ausgedehnte Zedern-Wälder die Landschaft. Rund um den höchsten Berg von Zypern, den Olympus, führen Wanderwege wie der sieben Kilometer lange Artemis-Trail. Auf den Gipfel darf man nicht, das ist Militärzone. Die Aussicht kann man aber auch von der Plattform direkt an der Zufahrtsstraße genießen – bei klarem Wetter bis zum Meer.
Oder vom Hotel am zentralen Troodos-Platz, in dem ich übernachte. Das Haus wirkt als sei die Zeit stehengeblieben, der Blick auf die aufgehende Sonne über den Bergen ist immer noch ein Traum.
Agros Village: Traditionelle Spezialitäten aus kleinen Manufakturen
Eines der größeren Troodos-Bergdörfer ist das 1.100 m hoch gelegene Agros, das ebenfalls an der Weinstraße liegt. Auch hier hatten Einwohner mit Abwanderung zu kämpfen. Bis sie beschlossen, mit der Produktion einheimischer Spezialitäten Touristen anzulocken und so wieder Leben ins Dorf zu bringen.
Der Vater von Chris Tsolakis war einer von ihnen. Er gründete 1948 eine kleine Manufaktur, die Ökoprodukte aus der Essenz von Damaszenerrosen herstellt, bis heute eine Riesenerfolgsstory. Chris führt Besucher gern durch sein betörend duftendes Reich im Tal der Rosen.
Ein paar Schritte weiter produziert Niki Agathokleous unter anderem traditionelle Sousiouko, eine Süßigkeit aus Walnüssen, Traubensaft und Johannisbrotsirup.
Bei Kafkalia weiter oben im Dorf duftet es herzhaft. Von der Decke baumeln zum Trocknen aufgehängte Schweinefilets und Würste. Diese werden zuvor zwei Wochen in Rotwein eingelegt und mit Salz und Koriander über offenem Holzfeuer geräuchert.
Das Naschen macht Appetit auf mehr. In der Dorftaverne Pezema bringt Stelios eine Kleinigkeit nach der anderen auf den Tisch – bei einer Mezze-Tafel lässt sich die zypriotische Küche zusammen mit einem Glas Inselwein einfach am besten entdecken.
Larnaca: Sonne, Meer und Tavernen
Larnaca nur als Start- oder Endpunkt einer Rundreise durch Zypern zu nutzen, wäre schade. Das Leben in der Stadt ist mediterran entspannt und mit den vielen Tavernen am Meer ideal für ein paar Tage Müßiggang.
Nicht, dass es hier nichts zu sehen gäbe, im Gegenteil: An der palmengesäumten Promenade am Foinikoudes Beach spaziere ich bis zum Makenzi Beach.
Abends füllen sich die zahlreichen Lokale und in den Gassen zwischen Altstadt und Strand werden nicht nur Shopping-Queens glücklich. Bei einer Food-Tour durch die Altstadt lerne ich nicht nur wunderbar gemütliche Lokale kennen, sondern typische Gerichte von Zypern, die einen deutlich griechischen Einschlag haben.
Beste Reisezeit für Zypern
Zypern ist die drittgrößte Insel im Mittelmeer, nach Sizilien und Sardinien. Und ein wunderbares Reiseziel für den Winter und das Frühjahr ab Februar, wenn es bei uns oft noch nasskalt und ungemütlich ist. Mitte November bin ich barfuß und im Sommerkleid in Larnaca am Meer entlang spaziert – bei sonnigen 30 Grad Lufttemperatur. Selbst baden macht im 20 Grad warmen Wasser noch Spaß.
Auch Flamingos wählen Zypern als Winterquartier. Mit etwas Glück kann man sie von November bis Mitte Januar in den Salzseen von Larnaca und Limassol beobachten, wenn sich das Schutzgebiet mit Regenwasser füllt. Besonders fotogen vor der Hala Sultan Tekkesi Moschee am gegenüberliegenden Ufer. Ihr hübsches rosa Gefieder färbt sich übrigens durch die kleinen Krebse, die sie so gern fressen.
Weitere Highlights & Empfehlungen für deinen Zypern Urlaub
Hinkommen
Mit dem Flugzeug in drei Stunden nonstop von verschiedenen deutschen Städten, z.B. ab Stuttgart mit Eurowings. Ins Zentrum kommst du mit dem Taxi (ca. 15 €, Stand: 11/19) oder alle 30 min mit dem Bus 425 (ca. 1,50 €, Stand: 11/19).
Das Zentrum von Larnaca lässt sich wunderbar zu Fuß entdecken. Für Ausflüge auf der Insel brauchst du ein Auto (Achtung: Linksverkehr!), auf den Straßen geht es aber recht entspannt zu.
Beste Reisezeit für Zypern: An der Küste das ganze Jahr über, bei meinem Besuch im November waren es noch 30 Grad. Im Inselinneren (z.B. Nikosia) kann es im Hochsommer sehr heiß und trocken werden, im Troodos-Gebirge zwischen Januar und März aber durchaus schneien. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 13 Grad, aber das Thermometer zeigt auch im Winter oft 20+ Grad an.
Übernachten
Lokàl Hotel Larnaca, Ayiou Lazarou 98, Larnaca, www.lokalcyprus.com
Liebevoll renoviertes Haus aus dem 19. Jahrhundert, nur 300 m von der beliebten Palmenpromenade am Foinikoudes Beach entfernt.
Troodos Hotel, 16 Troodos Square, Troodos, www.troodoshotel.com
Einfaches, zentral gelegenes Hotel im Troodos-Gebirge, ca. 5km vom Olympus Gipfel. Im Hotel könnt ihr Räder leihen, (Wein-)Touren buchen oder direkt loswandern auf einem der 22 markierten Trails.
Essen & Trinken – Zypern Restauranttipps
Monte Carlo Restaurant, 28 Piale Pasa, Larnaca, www.montecarlolarnaka.com
Fischtaverne an der Uferpromenade in Larnaca
Aristotelio Boutique Hotel Restaurant, Charalampou Epameinwnda, 10 Pedoulas, www.aristotelioboutiquehotel.com
Kleines, elegantes Boutiquehotel im Bergdorf Pedoulas
Pezema tavern, Stelios Hadjipetris, 50 Agros, pezematavern.weebly.com Traditionelle Taverne im Dorf Agros
Casale Panayiotis, Markou Drakou, 80 Kalopanayiotis, Nicosia, www.casalepanayiotis.com
Luxushotel im traditionellen Stil im alten Kurort Kalapanayiotis (Troodos Gebirge/Marathasa-Tal).
Stou Roushia, Nikolaou Laniti, Larnaca
Mezze-Taverne in einer kleinen Gasse im Zentrum Larnacas mit zypriotischer und griechischer Küche
Vinaria, Q City Centre, Dementriu N, Larnaca, www.vinaria-cyprus.com
Weinstraßen auf Zypern
Weinfans können Zypern auf sieben verschiedenen Weinstraßen erkunden, die überwiegend im Südwesten der Insel liegen. Der Spur des bekanntesten Weines aus Zypern könnt ihr auf rund hundert Kilometern der Commandaria-Route folgen. Die 120 km lange Pitsilia-Route führt durch malerische Bergdörfer und gibt einen guten Einblick in die traditionelle Küche Zyperns. Hier gehts zum Routenplaner für die Weinstraßen auf Zypern.
Kulinarische Souvenirs
Nikis Sweets, Agros, www.nikisweets.com.cy
Traditionelle Süßigkeitenmanufaktur z.B. Sousiouko
Rose Factory, Agros, www.venus-rose.com, Kosmetik und mehr aus der Damaszenerrose
Traditional Products Kafkalias, Agros, kafkalia.com
Produktion von Loukanika Pitsilias (zypriotische Würstchen aus der Region Pitsilia), Posirti (Bacon), Lountza, Hiromeri (geräucherter und in Wein eingelegter Schinken), Zalatina (Fleischgrütze) und Tsamarella (getrocknetes Ziegenfleisch)
The Oak Tree Wine Cellar & Tasting, 9 Drousiotis Street, Larnaca Weinverkauf und Tastings im alten Stadtkern von Larnaca
Tsiakkas Winery, Pelendri, www.tsiakkaswinery.com
Allgemeine Infos für deinen Zypern Urlaub findest du auf www.visitcyprus.com.
Zu dieser Pressereise wurde ich von Zypern Tourismus eingeladen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.