Fotogene Häuser aus hellem Jura-Stein, umgeben von Weinbergen und Wasser – Weinfans ist Arbois längst ein Begriff. Und sonst? Ein Geheimtipp für Feinschmecker.
Von meinem Besuch beim Meilleur ouvrier de France und seinem Schokoladen-Laboratorium habe ich ja bereits berichtet. Arbois hat aber noch einiges mehr zu bieten in Sachen Genuss. Deshalb beginnen wir unsere Reise durch die Franche-Comté in der Stadt, die vor allem für ihren Wein bekannt ist. Schon ziemlich lange sogar. Arbois war einer der ersten Weinbauorte in Frankreich, der als kontrollierte Herkunft klassifiziert wurde und zwar bereits 1936. 80 Jahre AOC, wenn das kein Grund zum Feiern ist … so hängt auch das Zentrum von Arbois voller Traubengirlanden. Gerade noch war ein Filmteam da, das nächste Fest wird nicht lange auf sich warten lassen.
Das Spannende an der Weinregion im Jura ist, dass hier nicht nur die bekannten Sorten Chardonnay und Pinot Noir (das Burgund lässt grüßen) angebaut werden, sondern auch welche, die man anderswo weniger oder gar nicht kennt, beispielsweise Poulsard, die in der Heimatstadt von Louis Pasteur aber Ploussard heißt. Die spannendsten Weine sind allerdings die Weißen, die gern oxidativ ausgebaut werden, allen voran der Vin Jaune, der Gelbe Wein.
Inhaltsverzeichnis
Vin Jaune, der besondere Jura-Wein aus Arbois
Pasteur, der französische Chemiker, erforschte unter anderem die alkoholische Gärung von Wein. Das heute als Pasteurisieren bekannte Verfahren zum Haltbarmachen von Lebensmitteln durch Erhitzen geht auf seine Arbeit zurück. In seinem ehemaligen Wohnhaus befindet sich heute ein Museum. Mit iPad und Audioguide lassen wir uns in seine Zeit entführen und aus seinem Leben erzählen. Schön gemacht.
Ein Weinmuseum hat Arbois natürlich auch, im Château Peclard. Im Schlossgarten ist ein Rebenparcour angelegt mit den Sorten, die im Anbaugebiet wachsen. So spannend die Theorie auch ist, jetzt ist es an der Zeit, die Weine zu verkosten.
Von Savagnin bis Trousseau – Weinprobe bei Domaine Jacques Tissot in Arbois
Wir sind mit Nathalie Tissot verabredet, im Geschäft des Weingutes in der Rue de Courcelles. Produziert wird der Wein der Domaine am anderen Standort am Stadtrand. Etwas mehr als 30 Hektar Rebfläche bewirtschaftet die Familie in und um Arbois, die mit den hier typischen Sorten Savagnin, Chardonnay, Ploussard, Trousseau und Pinot Noir bepflanzt sind. Die Weine von Jacques Tissot (es gibt mehrere Weingüter mit dem Namen Tissot in Arbois) sind durchweg elegant und wunderbare Essensbegleiter.
Die Spezialität der Region, den Vin Jaune, empfiehlt Nathalie zur Forelle oder zum Seeteufel-Curry. Kann ich mir beides sehr gut vorstellen. Mich erinnert der Geschmack des Gelben Weines, der seinen Namen dem dunklen Farbton verdankt, den er beim oxidativen Ausbau bekommt, an einen Fino-Sherry.
Wir haben uns schon fast durchs komplette Sortiment degustiert, doch den Mac-Vin müssten wir jetzt auch noch probieren, meint Nathalie, der sei ein Gedicht zur Gänseleber mit Zwiebelconfit. Da würde man jetzt gern die Probe aufs Exempel machen und nicht nur gedanklich kombinieren. Mac-Vin heißt der mit Tresterbrand versetzte Wein, der mit seinen 17 Prozent Alkohol als Likör bezeichnet wird, aber keineswegs süß schmeckt.
Maximes Spezialität: Coq au Vin Jaune – Restaurant-Tipp in Arbois
Unsere Wein-und-Essen-Studien vertiefen wir am Abend im Restaurant La Balance, Mets et Vins nur ein paar Häuser weiter in der Straße. Freundlicher, zuvorkommender Service, das Ambiente gemütlich. Ein Teil der alten Küche mit Herd und Fliesen wurde dekorativ integriert. Der Eigentümer und zugleich Koch erscheint dagegen ziemlich jung. Maxime Montibert hat das La Balance erst im März 2016 übernommen und überzeugt mit herzhafter Regionalküche auf hohem Niveau. Das hört sich dann so an: Schnecken mit Lakritzaroma (zum Chardonnay), gegrillter Kalbskopf mit Gemüse (zum Pinot Noir) oder Coq au Vin Jaune mit Morcheln (zum Savagnin). Die Crème Brûlée kredenzt er mit Marc de Ploussard.
Im La Balance kocht Maxime bereits seit drei Jahren, erst an der Seite von Thierry Moyne, dem bisherigen Besitzer, von dem er auch das Konzept „Mets et Vins“ (Speisen & Wein) übernommen hat, jetzt als Chef. Zuvor arbeitete in Paris sowie im Sternelokal von Jean-Paul Jeunet. So oft möglich, verwendet er frische Zutaten von Produzenten aus der Nachbarschaft.
Schlafen im Schloss: Castel Damandre & Cascade des Tufs
Unser Hotel liegt zehn Autominuten außerhalb von Arbois, in Les Planches-près-Arbois. Idyllischer geht es kaum: am Ende des Tals, umgeben von bis zu 250 Meter hohen Felswänden, nur das Rauschen der Cuisance ist zu hören, die ganz in der Nähe entspringt, immer mal unter der Erde verschwindet, sich durch den Tuffstein fräst und wieder auftaucht. Ein filmreifes Naturspektakel liefert das eigentlich unscheinbare Flüsschen fünfhundert Meter vom Castel entfernt – einen kaskadenartigen Wasserfall (Titelfoto).
Castel Damandre, ein Schloss aus dem 15. Jahrhundert, ist heute ein Hotel. Ein Traum mit ockerfarbenen Türmen, einer knarrenden Treppe und dem Komfort von heute. Der Clou ist die freistehende Badewanne mit eigenem Fernseher. Vom Frühstücksraum sehen wir La Cuisance erneut, deren klares Wasser mit Getöse nach unten stürzt.
Lunch mit Stil: Le Grapiot in Pupillin
Ein hübsches Restaurant entdecken wir im Nachbarort Pupillin, das Le Grapiot. Sehr stylish, fast minimalistisch, viel Licht durch die raumhohen Panoramafenster. Der Service ist unkompliziert und nett. Statt einer Weinkarte kommt der eSommelier in Form eines iPads auf den Tisch, der uns ausführlich über das Weingebiet, die Winzer und ihre Weine informiert. Unschlagbar das Preis-Genuss-Verhältnis beim Mittagsmenü: drei Gänge für 20 Euro, inklusive einem Viertel Wein, Wasser und Kaffee. Der Spargelsalat war knackig, der Schinken in Comté-Käsesauce cremig und würzig zugleich. Das Le Grapiot wurde mit zwei Tocques ausgezeichnet, was 15 oder 16 Gault-Millau-Punkten entspricht.
Auf dem Rückweg haben wir einen herrlichen Blick auf das grüne Tal und genießen jede Kurve hinunter nach Arbois.
Infos & Adressen:
Ansehen
Maison Pasteur
83 rue de Courcelles, 39600 Arbois, www.tourisme.arbois.com
Château Pécauld
39 000 Arbois, www.arbois.fr/musee-de-la-vigne-et-du-vin-du-jura.htm
Probieren
Jacques Tissot
39, Rue de Courcelles, 39600 Arbois, www.domaine-jacques-tissot.fr
Essen & Trinken
Restaurant le Grapiot
Rue Bagier, 39600 Pupillin, www.legrapiot.com
La Balance Mets et Vins à Arbois
47 Rue de Courcelles, 39600 Arbois, www.labalance.fr
Übernachten
Hôtel Castel Damandre
Rue de la Cascade, 39600 Arbois/Planches-pres-Arbois, www.casteldamandre.com/fr/hotel-charme-castel-damandre-arbois-site-officiel.php
Weitere Infos unter www.coeurdujura-tourisme.com. Meine Reise wurde unterstützt vom Comité Régional du Tourisme der Franche Comté und Atout France.