Biarritz und Pau oder kurz PPP (Pau, Porte, Pyrénées) könnten nicht unterschiedlicher sein. Am Atlantik die Surfer, während im Hinterland am Horizont schneebedeckte Gipfel glitzern. Eigentlich sollte noch ein viertes P dranhängen – für Palmen. Das Klima ähnelt dem in Bordeaux, weshalb Pau trotz der Lage an den Ausläufern der Pyrenäen sehr mild und sehr grün erscheint.
Pau: Palmen und Pyrenäenblick
Pau liegt im Department Béarn, 125 Kilometer östlich von Biarritz. Die Berge kann man bei gutem Wetter sehen, allen voran den Pic d’osseau mit seinen 2.885 Metern. Der ist so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt und ziert sogar die Trüffelpralinen von Emile Bergot, den ich an diesem Morgen besuche.
Seit 1953 betreibt die Familie die Chocolaterie de la Couronne. Sogar der damalige französische Präsident de Gaulle liebte die Ganache mit Fin de Champagne, die Trüffelpralinen mit Cognac, die bis heute ein Renner sind. 2006 erfand der Chocolatier eine Praline, die als leckerster Botschafter der Region durchgehen könnte: mit Karamell und Salies de Béarn (das Salz, das auch für den berühmten Bayonne-Schinken verwendet wird). Le Palet des Pyrénées heißt die Kreation.
Nach diesem süßen Start in den Tag, bummele ich ein bisschen durch die Straßen, wo mir die außergewöhnliche Bauweise zunächst gar nicht auffällt. Pau ist zweigeteilt, eine Stadt auf zwei Etagen sozusagen. Um von der oberen in die 30 Meter tiefer gelegene Ebene zu kommen, wurde 1908 die Funiculaire gebaut. So mussten die Damen der Aristokratie mit ihren langen Kleidern nicht die Treppe rauf und runter steigen.
Heute dürfen in der Standseilbahn alle mitfahren und zwar kostenlos. Die Fahrt dauert nur etwa eine Minute – ein echtes Erlebnis. Woanders werden solche Attraktionen teuer an Touristen verkauft, wie beispielsweise die Siklò, die Buda und Pest verbindet.
Meine Wahl fürs Mittagessen fällt auf das Au Fin Gourmet. Ein Lokal mit Sterne-Niveau, aber preislich erfreulich bodenständig. Die Küche dagegen, ganz großes Kino: Der Morue als Carpaccio mit Risotto und Oktopus-Sauce war köstlich, der Rosé aus der Region Beárn dazu einfach perfekt.
Das Ambiente: Luxus, der edel und zurückhaltend daherkommt. Man sitzt im Gartenpavillon im Grünen, die Fenster bodentief, Tische und Stühle sind aus hellem Holz. Eine Amphore von Goicoechea in Bronzebraun thront auf einem Sockel und verleiht dem Raum zusätzlich eine gewisse Extravaganz.
Am Nachmittag steht ein Besuch im Château du Pau auf dem Plan (siehe Titelfoto). Hier lebte Henry IV, von dem es heißt, er habe das Leben in vollen Zügen genossen und mit mehr als 60 Frauen Dutzende Kinder gezeugt. Seine ganze Geschichte erzählt Museumswärter Géorges bei einer Führung, jedes noch so kleine Detail hat er parat.
Vom Schlossgarten führt der Weg durch die Pforte in die Unterstadt. Erst aus dieser Perspektive offenbart sich die Architektur von Pau vollends: Wie auf einer Brücke flaniert man durch die Oberstadt.
Bevor ich weiterfahre, lege ich eine Kaffeepause im Maison Constanti ein. Und es kommt, wie es kommen muss: ein Törtchen namens Carré Toscane, ein Traum aus Nuss und Orange, ist einfach unwiderstehlich.
In Monein, mitten in den Weinbergen des Jurançon betreibt Marie José ein Table d’Hôtes. Es riecht nach frisch gemähtem Gras. Hortensienbüsche in rosa, blau und weiß ersetzen den Zaun, die Reben wachsen bis ans Haus.
Aus der Küche duftet es nach Ente, der Tisch ist bereits gedeckt. Marie Jo ist eine wundervolle Gastgeberin. Sie kocht höchstpersönlich für ihre Gäste und schenkt immer wieder vom eigenen Wein nach. Nebenbei hilft sie, mein eingerostetes Französisch zu polieren. „Mais oui, ich verstehe alles…“, behauptet sie charmant, als ich Satz für Satz langsam zusammenschraube.
Flüssige Schätze der Region: Jurançon & Armagnac
Über den Weinbergen steigt Nebel auf, die Nacht war so ruhig wie sie nur auf dem Land sein kann.
Heute steht Wein auf meinem Programm. Das Anbaugebiet Jurançon ist relativ klein und bietet ideale Bedingungen für Weißweine. Nur diese dürfen auch das AOC-Label tragen, das die geschützte Herkunft garantiert.
Internationale Sorten sind nicht erlaubt, gekeltert werden die Weißen aus Gros Manseng und Petit Manseng. Zwei Rebsorten, die dem Wein einen unverwechselbaren Charakter verleihen – kräftig und säurefrisch.
Bekannt ist das Jurançon aber vor allem für seine Süßweine. Die Trauben reifen sehr spät im Herbst. Ein warmer Wind aus den Pyrenäen trocknet die Beeren, die anders als im Sauternes (Bordeaux) keine Botrytis (Edelfäule) entwickeln.
Erster Stopp bei Domaine Castera. Franck Lihour bewirtschaftet mit seiner Familie elf Hektar Weinberge. Seit 2014 ist er allein verantwortlich im Keller, nachdem er ein paar Jahre durch die (Wein-)Welt zog, um zu lernen: Bordeaux und Burgund, Südafrika und Kalifornien. Wieder zu Hause, wollte er sein Wissen anwenden und kreierte seinen eigenen Wein, einen trockenen und einen süßen.
Domaine Castera ist eines der Weingüter, die unabhängig arbeiten. Die meisten Winzer im Jurançon liefern ihre Trauben in die örtliche Genossenschaft, die Cave du Jurançon in Gan.
Dass nicht nur die Weine sehr gut sind, sondern wunderbare Essensbegleiter, beweist eine Weinprobe mit regionalen Spezialitäten wie Schinken, Andouille, Käse und Foie Gras. Auch zum Russe (flacher Mandelkuchen) ist der süße Jurançon ein Vergnügen.
An der letzten Station meiner Reise durch die Nouvelle Aquitaine wird’s hochprozentig. Zwischen Bordeaux und Toulouse liegt das Armagnac-Gebiet. Der Branntwein, der hier destilliert wird, ähnelt auf den ersten Blick dem in Cognac. Den kleinen, feinen Unterschied zum berühmteren Bruder erklärt Brennerin Alexandra in der Domaine de l’Espérence. Nicht nur die Herkunft ist eine andere, auch das Herstellungsverfahren – Armagnac wird in einem einzigen Brenndurchgang destilliert.
Winterzeit ist Armagnac-Zeit: Von November bis März finden in der Region an den Wochenenden viele Genussfeste statt, so auch das Armagnac-Fest mit kulinarischen Workshops. Wer will, kann bei Alexandra seinen eigenen Armagnac aus unterschiedlichen Jahrgängen verschneiden, vier Flaschen mit persönlichem Etikett sind im Workshop-Preis inklusive.
Meine Tipps
Hinkommen
Es gibt einige Direktflüge nach Biarritz ab Deutschland (z.B. Easy Jet), ansonsten ab Bordeaux mit dem Zug oder Mietwagen in 2-2,5 Stunden ebenfalls gut erreichbar.
Übernachten
Gîte de France, Maison Canterou, Monein, www.gites-de-france-64.com/maison-canterou
Essen & Trinken
Au Fin Gourmet, 24 Avenue Gaston Lacoste, Pau, www.restaurant-aufingourmet.com
Maison Constanti, 26 Boulevard des Pyrénées, Pau, www.maisonconstanti.fr
Erleben
Château de Pau, 2 Rue du Château, Pau, chateau-pau.fr/le-chateau
Domaine Castera, Monein, www.domainecastera.fr
Cave de Jurançon, 53 Avenue Henry IV, Gan, www.cavedejurancon.com
Domaine de l’Espérence, Mauvezin d’Armagnac, www.armagnac-esperance.com
Weitere Informationen: www.nouvelle-aquitaine-tourisme.com, www.pau-pyrenees.com
Hinweis: Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Tourisme Nouvelle Aquitaine. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
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2 Kommentare
Das sind wunderbare Berichte, insbesondere für den Frankreich Liebhaber.
Ich werde das mit dem Oldtimer – Jaguar XK 150 nächstes Jahr abfahren.
Eine Frage: kann ich Papierausgaben erwerben ?
Herzliche Grüsse und geruhsame Feiertage
Bernd Schirmer
Vielen Dank! Delicious Travel gibt es nur online. Aber ich nehme dies gern als Anregung, um künftig downloadbare Touren to go zur Verfügung zu stellen.
Eine Oldtimer-Tour klingt nach viel Genuss, wünsche viel Vergnügen!