Bergerac & Périgueux – zwei genussvolle Reiseziele in Frankreichs Südwesten. Unser Wein-Tipp: die neue Vinothek an der Dordogne & das märchenhaft anmutende Château Monbazillac.
Nach dem Wandern im Perigord vert steht auf der zweiten Etappe unseres Roadtrips durch die Dordogne nun der Wein im Mittelpunkt.
Inhaltsverzeichnis
Perigord blanc: Périgueux
Was ist denn hier los? Die Leute in Périgueux sehen aus als wären sie direkt aus einer Zeitmaschine entstiegen: Petticoats, Prinzesskleider, Trägerröcke, Hüte und Schlaghosen … so fast jedes Teil, das Omas Kleiderschrank hergab, ist auf den Straßen unterwegs. Auch mancher Citroën, der an uns vorbei tuckert, sieht aus als wäre er fast hundert Jahre alt.
Périgueux ist eine einzige Party – und zwar eine ziemlich coole!
Wir sind mitten in den Vintage Days gelandet, die in Périgueux jedes Jahr am letzten August-Wochenende stattfinden.
Vintage Days in Périgueux
Das Motto: 30er bis 70er Jahre. Und alle machen mit, jeder wie es ihm gefällt. Die zahlreichen kleinen Plätze, so typisch für Périgueux, sind schon um die Mittagszeit rappelvoll, Weingläser klingen im bunten Stimmengewirr. Viele Händler stellen Tische und Stühle aufs Trottoir und bieten Häppchen an – bis tief in die Nacht verwandelt sich die Innenstadt in eine einzige Freilufttheke. Einen Rosé hier, ein Stück Pastete nebenan … im Schlaraffenland könnte es uns nicht besser ergehen.
Auf der Place de Silean (Titelfoto) ergattern wir zwei Plätze unter den riesigen Plantanen und bestellen das, was die Einheimischen um uns herum alle bestellen: Tapas à la Périgueux. Köstlicher Schinken, getrocknete Tomaten in Olivenöl und ein himmlischer Mozzarella di Bufala – Spanien trifft Frankreich trifft Italien. Vive la vie!
Samstagvormittag ist auch Markttag auf dem großen Platz vor der Kathedrale. Und allein das schon ein Grund, nach Périgueux zu kommen.
Wir schlendern zwischen den Ständen umher, die sich unter ihrer Last biegen: Foie Gras, Entenconfit, Cassoulet und natürlich auch Obst, Gemüse, Brot und was man sonst so auf dem Wochenmarkt kauft.
Zwischen all den Spezialitätengeschäften finden wir in den engen Gassen auch typische Produkte aus der Region wie Messer aus Notron. Die werden bis heute von Hand gefertigt und halten ein Leben lang.
Die Kathedrale mit ihren vielen Türmen erinnert an ein Märchenschloss (vor lauter Festschmuck leider nicht so fotogen bei unserem Besuch).
Périgueux liegt im weißen Perigord. Wegen des Kalksteins, aus dem die Häuser in der Region gebaut worden sind, viele bereits im 15./16. Jahrhundert. Typisch sind die schwarzen Streifen aus Feuerstein, die wie Muster wirken, wenn man genau hinschaut.
Von Périgueux aus fahren wir weiter nach Süden, Richtung Bergerac. Sonnenblumenfelder säumen die Straßen und Walnussbäume, die ersten Weinberge kommen in Sicht. Keine richtigen Berge, eher Hügel. An den Rebstöcken hängen bereits kleine blaue Trauben, wie Schmuck. Es wird langsam Zeit für einen Aperitif.
La Cabane à Papi in Thènac: Urlaub in den Weinbergen des Bergerac
Mit unserer Unterkunft haben wir das große Los gezogen: ein etwa 50 Quadratmeter großer Bungalow in den Weinbergen von Château Haut-Fongrive.
Reichlich Wein und Sekt hat Winzer Julien vorsorglich in den Kühlschrank gestellt. Wir müssen uns nur noch entscheiden: Terrasse, Hängematte, Whirlpool oder Außenpool mit badenwannewarmen 28 Grad Celsius.
Wunderbar still ist es, nur ein paar Schafe blöken, der Pool blubbert. Das Holzhaus wurde um eine alte Pinie mit dickem Stamm herum gebaut, die sich nach oben ausbreitet und in der Dämmerung aussieht wie wie eine afrikanische Schirmakazie.
Die Sonne steht schon tief und schickt die letzten Strahlen des Tages auf die Terrasse der Brasserie Le Chai, wo wir stilvoll zu Abend essen. Das Lokal gehört zum sieben Kilometer entfernten Château de Viviers, einem Hotel mit angeschlossenem Golfplatz. Das Haus-Menü: Tatare de Boeuf, lokaler, weißer Fisch (Name leider vergessen) mit Riesengarnelen und Gemüse, Feigentörtchen mit Mandeleis.
Perigord purpur: Weine in 5 Farbtönen
Monbazillac
Das Schloss strahlt auf Fotos schneeweiß unter blauem Himmel. Das mit dem Himmelblau klappt an diesem Tag nicht so richtig, wunderschön ist das Château Monbazillac trotzdem.
Das Renaissance-Schloss aus dem 16. Jahrhundert ist heute im Besitz der örtlichen Wein-Kooperative.
Unser Blick schweift weit übers Land, nach Norden, wo die kraftvollen roten Pécharmant-Weine wachsen bis zur Stadt Bergerac.
Berühmt ist Château Monbazillac für seine exzellenten Süßweine, die hier ideale Bedingungen vorfinden, um die gewünschte Botrytis (Edelfäule) zu entwickeln: Herbst-Frühnebel und Sonne.
Drei Rebsorten sind zugelassen für die Monbazillac-Weine: Semillon, Muscadelle und Sauvignon Blanc. Zwei davon müssen drin sein, reinsortig darf der Wein nicht gekeltert werden.
Verkosten könnt ihr in der Vinothek am Schloss und in den Sommermonaten öffnet das Restaurant im Schlossgarten, wenn die Räume im Schloss selbst besichtigt werden können. Gut erhalten ist auch die ehemalige Schlossküche, die sowohl einen Backofen als auch einen eigenen Brunnen hatte.
Im Keller lagern noch ein paar alte Weine, der älteste stammt aus dem Jahrgang 1920. Monbazillac-Süßweine sind in der Regel sehr lang haltbar.
Bergerac
Seit August 2019 lockt die neu gestaltete Vinothek am Quai Cyrano Weinfans an, direkt an der Dordorgne, und entwickelt sich auch immer mehr zum Treff von Einheimischen.
Die Weine im Bergerac ähneln stilistisch denen im Bordeaux, wachsen auf gleichartigen Böden und sind meist aus den selben Rebsorten gekeltert – nur sind sie deutlich günstiger. Eine gute Flasche Bergerac-Wein bekommt man schon für sechs Euro, im Bordeaux müsst ihr da schon länger suchen.
Casse-croute: Wein-Vesper am Quai Cyrano
Die Karte im Quai Cyrano wechselt wöchentlich. Etwa zehn Weine sind immer im offenen Ausschank und kosten zwischen 3 und 5 Euro pro Glas. Alle Weine der Region können zum Weingutspreis probiert werden, dazu gibt’s für kleines Geld eine Assiette mit Käse oder Wurst – alles regional. Und unglaublich lecker, wie wir finden.
Casse-croute, das deutsche Pendant zur Vesper, so nannte man früher die Brotzeit im Weinberg, die den Vormittagshunger der Arbeiter stillte.
An jedem Tag ist ein anderer Winzer persönlich anwesend. Heute hat Katia Ollivier von der Domaine Le Martinat ihre drei Weine dabei, einen baut sie in Amphoren aus.
Von der windgeschützten Terrasse aus genießen wir nicht nur Weine und Vesper, sondern auch den schönen Blick auf die alte Dordogne-Brücke. Früher war die Vinothek ein Kloster, davon zeugt noch der historische Innenhof.
Von hier könnt ihr auch einen Spaziergang durch die Altstadt anschließen, die mit so windschiefen wie malerischen Fachwerkhäuschen sehr fotogen ist.
Um bei den Farben zu bleiben: Bergerac liegt im Purpur-Perigord. Das ist der Farbton, den Rotweine in jungen Jahren zeigen. Bergerac-Weine gibt’s übrigens nicht nur in Rot, Weiß und Rosé, sondern in fünf Farbnuancen, wenn man die Süßweine dazu zählt.
Von Bergerac fahren wir weiter an der Dordogne im Tal entlang. Durch herrliche Alleen, wie sie bei uns fast verschwunden sind. Ein Traum für Roadtrip-Fans.
In Audrix übernachten wir in einer einfachen Auberge an der mittelalterlichen Burg. Direkt neben der Kirche, deren Glocken uns am Morgen frühzeitig aus dem Bett fallen lassen.
Weiter gehts nach Sarlat la Caneda.
Mehr Info & persönliche Tipps
ÜBERNACHTEN:
- Cabane à Papi, Thenac
- Auberge Medievale, Audrix
ESSEN & TRINKEN:
- Bar Espagnole, Place de Silain, Périgueux
- Château Viviers, Brasserie Le Chai
- Vinothek Quai Cyrano in Bergerac, täglich geöffnet ab 10 Uhr
- Auberge Medievale, Audrix
ERLEBEN:
- Château Monbazillac
- Dordogne Tourist Board, 25 rue Wilson, Périgueux, www.perigord-dordogne.de
Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch eine werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Dordogne Tourist Board. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.