Das erste, was wir am Morgen sehen, sind die Gipfel der Südtiroler Alpen. Doch wir haben nicht etwa auf einer Hütte übernachtet, sondern sehr komfortabel im Hotel Weinmesser in Schenna. Mit Bergblick direkt vom Bett aus.
Nur ein paar kleine Wattewölkchen zieren den ansonsten strahlend blauen Himmel über Schenna. Also, nix wie raus aus den Federn und ab in die Natur.
Zum Wandern bietet Schenna wirklich für jeden Geschmack etwas – von der leichten Anfängertour bis hin zu längeren Wanderungen. Wir stellen euch hier ein paar Wanderideen vor, die sich entweder für die ersten Tage zum Eingewöhnen eignen oder für alle, die die Aussicht genießen, auf einen schweißtreibenden Aufstieg aber gut und gern verzichten wollen.
Gompm Alm: Gourmet-Highlight im Hirzergebiet
Unsere Lieblingswanderung im Hirzergebiet ist die zur Gompm Alm. Mit der Hirzer Seilbahn von Saltaus sparen wir 1.500 Höhenmeter und kommen ganz entspannt auf 1.980 m an. Diese Idee haben wir natürlich nicht allein, aber die Wanderer verteilen sich recht schnell auf die verschiedenen Wege, die vom Plateau aus starten.
Allein rund um die Bergstation Klammeben locken mehrere Almen zum Einkehren, geht man ein paar Meter, wird es deutlich ruhiger.
Die beliebte Almwanderung führt ein Stück auf dem Europäischen Fernwanderweg E5 auf nahezu ebenem Weg. Gesäumt von Alpenrosen, die Mitte Juni gerade anfangen zu blühen. Wir laufen im wahrsten Sinne über Stock und Stein, den Soundtrack liefern die Glocken der Kühe am Weg.
Herrliche Ausblicke auf die mit Schnee bedeckten Gipfel genießend, lassen wir die ersten Almen rechts liegen und steigen von der Hintereggeralm 200 Höhenmeter ab. Das Rauschen des Gebirgsbaches, Vogelstimmen, in das sich bald Schellengeläut mischt – und dann öffnet sich der Wald. Vor uns liegt die Gompm Alm wie ein Minidorf. Gegenüber der Hütte, ein Herd mit loderndem Feuer und großen Töpfen, in denen das Essen dampft.
Großes Kino, auch kulinarisch. Der Kaiserschmarrn, fluffig, mit selbst gemachter Preiselbeermarmelade, die Erdbeerbuttermilch köstlich wie die Marende mit Speck, Käse und selbst gebackenem Brot.
Unbedingt kosten: Edelschwarz, den Gin von Helli Gufler aus Heidelbeeren, Fichte und Bergkräutern.
Jedes Jahr im August findet hier ein ganz besonderes Event statt: The Unplugged Taste, bei dem verschiedene Sterneköche als Gäste am Herd stehen.
Beliebt ist auch der Sonntagsbrunch, zu dem man von der Bergstation Hirzer in 30 min rüberlaufen kann. Für den Rückweg solltet ihr auch ohne Schnaps etwas länger einplanen (40 min), der Weg steigt dann zwar nicht steil, aber stetig an.
www.gompmalm.it – Hinweis: Die Gompm Alm ist (seit 2024) geschlossen.
Wandergenuss mit Aussicht: leichte Tour von der Taser Alm zur Streitweider Alm
Eine herrliche Tour für die ersten Tage zum Eingewöhnen: die leichte Wanderung von der Taser Bergstation zur Streitweider Alm.
Dank der Seilbahn starten wir unseren Bergspaziergang von der Taser Alm auf 1.450 Metern. Langschläfer sollten dran denken, dass die Seilbahn in der Mittagszeit zwischen 12 und 13 Uhr still steht.
Von der Bergstation dauert es eine gemütliche Stunde durch den Wald bis zur Vesper in der Streitweider Alm, der Höhenunterschied ist mit hundert Metern nicht der Rede wert. Hirschgulasch, Sauerfleisch und die anderen Leckereien auf der Karte aber jeden Schritt. Garniert wird das Ganze mit einem wunderbaren Blick auf die Berggipfel der Texelgruppe.
Wem so gar nicht nach ein bisschen Bewegung zumute ist, kann auch einfach auf der Taser Alm bleiben. Dort bietet Hüttenwirt Sepp Gamper vor allem Familien viel Abwechslung, unter anderem mit Abenteuerspielplatz und Bergzoo. Ein Meraner-Genusswerkstatt-Gericht haben wir im Gasthof zwar nicht probiert, uns aber sagen lassen, dass es fein sein soll.
Wer will, bleibt auch länger hier oben, um Ausblick samt Bergluft zu genießen – im Almhotel oder in einem der Appartements des neuen Bauernhauses neben der Bergstation, das im traditionellen Stil, aber nach Klimahaus-Natur-Vorgaben gebaut wurde.
Taser Wanderparadies, Fam. Gamper, Schennaberg 25, Schenna, www.taseralm.com
Die Knödelkönigin vom Zmailerhof
An Genüssen mangelt es wahrlich nicht in Schenna und Umgebung. Und wenn sich ein gutes Essen mit einer schönen Tour verbinden lässt, gefällt uns das ganz besonders.
Vom Zmailerhof hatten wir schon viel gehört und uns deshalb sehr gefreut, endlich selbst mal die legendären Knödel von Martha zu probieren.
Von der Taser Bergstation sind wir in rund 90 Minuten leicht bergab gewandert bis zum Zmailerhof auf 1.100 Meter. Von der Sonnenterrasse haben wir einen einzigartigen Blick über den Meraner Talkessel bis ins Vinschgau.
Wir können uns nicht erinnern, jemals bessere Knödel gegessen zu haben. Auf den Punkt gegart, fluffig und doch bissfest. Zusammen mit zerlassener Butter und reichlich Parmesan ein Gedicht, egal ob mit Brennnessel, Käse oder Speck. Dazu Krautsalat und hauseigener Vernatsch – mehr braucht es manchmal nicht, um glücklich zu sein.
Zmailerhof, Bergerhof 17, Schenna, täglich geöffnet von Mitte März bis Ende November (Juli und August freitags Ruhetag), www.roterhahn.it (keine eigene Website)
Almduft und Apfelsaft: Ein Plausch beim Bauern zur Schenna Höfewanderung
Ausgangspunkt für die Höfewanderung Schenna ist Verdins, wo wir mit dem Bus Nr. 231 hinkommen. Die Tour kann man gut allein machen, spannender ist diese jedoch mit Guide, der unterwegs viel Wissenswertes über die Region allgemein und die Landwirtschaft hier erzählt.
Auf dem Wegerhof in Verdins leben neben der Bauernfamilie sechs Kühe, zwei bekommen gerade Kälbchen. Die meisten Bauern im Tal haben ihre Höfe auf Obstbau umgestellt, Viehwirtschaft bringt immer weniger ein.
Die Heumilch vom Wegerhof verkauft die Familie an den Milchhof Meran. Die Kühe fressen Kräuter und Heu von den eigenen Wiesen, keine Silage. Der Heuboden wird bis zum Herbst bis unters Dach gefüllt, schließlich muss das Futter über den ganzen Winter reichen. Schon jetzt im Sommer hängt der herrlich würzige Heuduft in der Luft.
Über die Almwiesen laufen wir ein Stück auf dem Schennaer Waalweg. Die Wiese hinter dem Hof duftet nach frisch gemähtem Gras. Maximal drei Mal pro Jahr wird Heu gemacht, bewässert werden die Wiesen mit Waalwasser. Für die Bauern ist das kostenlos, aber genau geregelt, wer, wann und wie viel Wasser entnehmen darf.
Auf einem alten Fahrweg geht’s steil bergab zum Gröberhof, später an der Straße vorbei an Apfelplantagen. Südtiroler Äpfel tragen ein eigenes Gütesiegel, Unterschiede in der Qualität gibt es dennoch große.
Äpfel, die beispielsweise im Inneren wachsen, bekommen weniger Sonne und schmecken eben auch weniger gut. Die landen oft als preiswerte Ware in deutschen Supermärkten. Gern gibt das nur keiner zu.
Die Hauptsorte im Anbau heißt Golden Delicious, andere Sorten wechseln wie die Mode. Interessant: Die Apfelbäume in den Plantagen sind genau genommen gar keine richtigen Bäume, sondern aufgepfropfte Äste. Die nehmen weniger Platz in Anspruch. Erfunden wurde diese Anbaumethode in England, wo eine Art Bonsai-Apfelbaum gezüchtet wurde, dessen Stamm auch im Alter nicht dicker wird.
Die meisten Südtiroler Apfelbauern arbeiten heute naturnah nach den Richtlinien für integrierten Obstanbau: Dazu gehören Nistkästen in den Plantagen, Holzstapel und Trockenmauern, damit sich Insekten ansiedeln und Vögel wie auch Bienen gute Nahrung finden.
Der Gröberhof ist einer der wenigen, die ihre Äpfel nicht in die Genossenschaft liefern, sondern selbst vermarkten. Natürlich dürfen wir probieren: den erfrischend-köstlichen Apfelsaft genauso wie die hausgemachten Marmeladen aus Marille, Erdbeere und Holunder. Wer will, kann im Hoflädele ein paar kulinarische Souvenirs für zu Hause einkaufen.
Zurück gehts mit dem Bus nach Schenna, der alle 30 Minuten direkt vor dem Gröberhof hält, oder in 20 Minuten zu Fuß.
Anmeldung für die Höfewanderung (ca. 2 Stunden Gehzeit) im Tourismusbüro in Schenna; Urlaub auf dem Bauerhof: Wegerhof, Fam. Ennemoser, Mitlechn 41 Schenna/Verdins, www.wegerhof-schenna.com; Gröberhof, Fam. Kuppelwieser, Verdinserstr. 40, Schenna, www.groeberhof.com
Zeitreise im Schloss Schenna
Bei gutem Wetter wollen wir, wie die meisten Südtirol-Urlauber, in den Bergen wandern. Wenn’s dann doch mal regnet, sind gute Schlechtwetter-Tipps sehr willkommen. Das Schloss in Schenna lohnt einen Besuch aber keineswegs nur bei Regen.
Majestätisch thront das Schloss hoch oben am Rand von Schenna, der Ausblick ist vom Feinsten. Toppen kann das nur noch der Lindenbaum, dessen betörender Duft den gesamten Innenhof ausfüllt.
Das Schloss zählt zusammen mit den der St. Martinskirche und der Rundkirche St. Georg zu den ältesten Bauwerken des Dorfes. Dauerhaft bewohnt ist das 600 Jahre alte Schloss allerdings erst seit 1982 als Johanna Gräfin von Meran (Ur-Ur-Urenkelin von Erzherzog Johann, der seine letzte Ruhestätte im Mausoleum von Schenna gefunden hat) und ihr Gemahl heißt Franz Graf von Spiegelfeld einzogen. Mehrmals pro Woche bietet der heutige Hausherr kurzweilige Führungen durch die Gemächer an und weiß dabei die eine oder andere Anekdote zu erzählen.
Schloss Schenna, Schlossweg 14, Schenna, www.schloss-schenna.com; Führungen mehrmals pro Woche (dienstags während der kunsthistorischen Dorfführung inkl. Mausoleum)
Weitere Infos und persönliche Empfehlungen
Hinkommen: Mit dem Auto über den Brenner via Bozen und Meran oder über den Reschenpass durch das Vinschgau. Oder ganz bequem mit der Bahn über München und Bozen. In den Sommermonaten gibt es einen Bustransfer ab München direkt nach Schenna, ganzjährig Direktflüge ab Berlin nach Innsbruck und von dort mit dem Busshuttle nach Schenna. Infos: Tourismusverein Schenna, Tel. +39 0473 945669
Übernachten: Hotel Weinmesser (Affiliate-Link: Du zahlst keinen Cent mehr, wir bekommen aber eine kleine Provision, wenn du über diesen Link buchst.) Wie der Name schon vermuten lässt, spielt Wein im Hotel Weinmesser, das zu den Vinum Südtirol Hotels zählt, eine große Rolle – von der kompetenten und engagierten Beratung zu Wein und Speisen bis hin zu liebevollen Details bei der Einrichtung.Essen & Trinken: In Südtirol das reinste Vergnügen, egal ob auf der Hütte oder im Tal. Die besten Tipps bekommen wir immer wieder von Einheimischen, die wir unterwegs spontan nach ihren Lieblingslokalen fragen. Eine andere gute Quelle, die wir seit Jahren nutzen, ist das Buch Landgasthöfe in Südtirol (Affiliate-Links: Du zahlst keinen Cent mehr, wir bekommen aber eine kleine Provision, wenn du über diesen Link buchst.)
Ein sehr schönes Menü hatten wir auch im Hotel Hohenwart, das uns mit kreativer Alpenküche verwöhnt hat. Zum Hohenwart gehört auch der Berggasthof Gsteier nahe der Mittelstation der Seilbahn Meran 2000.
Leckeres Eis gibts in der Gelateria Anny in der Kupferlochgasse, Speck und Spezialitäten und ein paar andere Läden findet ihr rund um den Erzherzog-Johann-Platz vorm Tourismusverein Schenna.
Weitere Wandervorschläge: Sehr angenehm zu gehen (auch bei geringer Kondition) sind die Waalwege. Besonders gefallen hat uns die Wanderung auf dem Algunder Waalweg. Auf der Website www.meranerland.com findet ihr eine Übersicht aller Waalwege in der Region.
Allgemein: www.schenna.com, www.merano-suedtirol.it, www.suedtirol.info, www.suedtirol.com
10 Kommentare
Hallo Antje,
zwei kurze Anmerkungen.
1. Die Gompmalm ist mittlerweile geschlossen. Den Grund kenne ich zwar nicht, aber es scheint, dass die absurden Preise und das völlig unpassende Ambiente mit Champus und Trüffelpasta nicht nachhaltig waren. Wir waren dort, wie jedes Jahr… und haben 2 x Pasta, ein Wasser, 2 Grappa und 2 Espresso getrunken. Die Rechnung = 83€ !! Völlig durchgeknallt. Schade, denn die Alm war vorher perfekt und man konnte dort gut einkehren.
2. Zu jedem Urlaub gehört für uns die aufgezählte Tour zur Streidweider Alm. Sie heißt also nicht Streidweide Alm. Die können wir jedem. empfehlen.
Gruß
Ludgerus
Hallo Ludgerus,
besten Dank für die beiden Infos, ich habe es sofort im Artikel berücksichtigt 🙂 Das ist echt schade, dass die Gompmalm geschlossen ist.
Liebe Grüße, Antje
Ich möchte für das nächste Jahr einen All Inclusive Urlaub buchen. Letztes Jahr waren wir in einer urigen Almhütte. Wie schön es auf dem Wegerhof sieht man ja auf den Bildern, aber der Schennaer Waalweg ist auch wundervoll zum Laufen.
Liebe Antje,
jetzt sausen die Skifahrer in Südtirol wieder sämtlichen Pisten hinab. Sicher, Südtirol hat im Winter auch sehr viel zu bieten. Aber ich finde es im Sommer doch viel schöner. Nun kann ich aber auch mit Wintersport nicht allzuviel anfangen. Warst Du denn mal in dieser Jahreszeit dort und wenn ja, was sind dann Deine Ausflugsziele?
Viele Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
ich bin auch mehr der Sommertyp, aber hier hat’s mir auch im Winter gefallen: https://www.delicioustravel.de/hafling-meranerland-wintertipps/
LG, Antje
Hallo Antje,
Schenna ist wirklich wunderschön. Wir freuen uns schon wieder auf das nächste Jahr, denn unser dritter Urlaub in Schenna ist bereits gebucht. Der Zmailerhof steht jetzt definitiv auf unserer To-Do-Liste.
Liebe Grüße
Manuela
Genießt die Vorfreude!
Hallo Antje,
jetzt würde ich am liebsten gleich Richtung Schenna aufbrechen. Knödel vom Zmailerhof wären eine echte Versuchung. Dazu dann junger Wein und Kastanien beim Törggelen… Hach 🙂
Übrigens: Obwohl ich schon fast 20 mal dort war, war ich übrigens noch nie im Schloss Schenna. Ich glaube diese Bildungslücke muss ich beim nächsten Mal unbedingt schließen.
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina, ich könnte auch immer wieder nach Südtirol fahren, finde es dort zu jeder Jahreszeit schön.Im Schloss Schenna gibt es übrigens auch eine Nachtführung. LG, Antje
Hallo Antje,
sehr interessanter Artikel, und vor allem schöne Fotos, da bekommt man direkt Fernweh (und Hunger 😋)! Südtirol ist überhaupt ein Traum zum Wandern und Schlemmen, wir fahren schon seit Jahren in den Urlaub nach Naturns und wir lieben es dort! Einfach eine fantastische Gegend.
Liebe Grüße,
Hannes