Die Wolke stört. Doch auch die kräftige Brise schafft es nicht, den grauen Popel über uns zur Seite zu zerren. Damit die Sonne das Wasser wieder so unwirklich türkisblau und den Strand blendend weiß färbt wie es selbst die kitschigste Postkarte nicht hinbekommt. Saskia holt das Handy raus, schau hier, damit du mir glaubst, ich habe es letzte Woche fotografiert. Was willst du da noch in der Karibik? Vor sechs Jahren kam die Holländerin zum ersten Mal in die Gegend. Und blieb. Zwei Mal pro Woche führt sie Wanderwillige nun durch den Naturpark.
Ja, Cala Mondragó im Südosten von Mallorca ist wie gemacht für Individualisten.
Der kleine Fischerhafen Portopetro. Piscis, die kleine Bar am Hafen, wo die Einheimischen jeden Abend bei Bier und Fernsehen hocken, als wären sie dort Zuhause. Die verträumten Buchten im Naturpark, der 1992 gerade noch rechtzeitig unter Schutz gestellt wurde. Damit wenigstens dort nicht diese Legebatterien für Touristen gebaut werden.
Der Parc Natural Mondragó liegt zwischen Cala Figuera und Portopetro an der zerklüfteten Küste. Lagunen und Salzseen, Pinien- und Aleppo-Kiefernwälder, Wacholder und Orchideen – nahezu unberührte Natur trotzt erfolgreich dem Massentourismus. Vielleicht, weil die Strände etwas versteckt liegen.
Naturpark Mondragó: eine Bucht, drei Strände
S’Amarador, Caló d’en Garrot und Caló des Burgit: Die feinsandigen Buchten sind durch Wanderwege miteinander verbunden. Etwa drei Stunden dauert die Rundtour von Portopetro aus.
Wer die Strände ganz für sich allein haben will, kommt im Winter. Viele Hotels sind geschlossen zwischen Weihnachten und Ostern. Die im Ibiza-Stil geschaffene Urbanisation Cala d’Or, fünf Autominuten von Portopetro entfernt, gleicht dann einer Geisterstadt. Nur hier und da wienern asiatische Hausmädchen die weißen Yachten in der Marina. Porto Cari, das einzige Restaurant, das geöffnet hat, serviert gegrillten Tintenfisch am Kamin mit Blick auf den Hafen. Der Trubel des Sommers ist weit weg.
Später kriecht die Sonne doch noch durch ein Wolkenloch und es sieht aus, als ob einer unter Wasser das Licht anknipst. Für einen Moment nur. Zu kurz zum Fotografieren. Lang genug, um zu wissen, dass man wiederkommen will. Im nächsten Winter.
Informationszentrum des Parks:
Carretera cala Mondragó s/núm, 07691 Santanyí; Tel. +34 971 64 20 67; gebührenfreier Parkplatz Sa Font de n’Alis an der Straße von Portopetro; kostenlose geführte Touren
Weiterlesen: Das lohnt sich in und um Cala Ratjada.
9 Kommentare
Ja liebe Antje,
Cala Mondragó und Portopedro sind sehr schöne Ecken abseits des „geballers“ am Balneario.
Sehr gut recherchiert und schade das du keine Sonne für deine Bilder hattest 😉
Lieben Gruß
Hallo,
danke für diesen tollen Text, dank dir werden wir im Oktober bei unserer zwei wöchigen Mallorca Reise auch einmal in den Naturpark vorbei schauen. Hört sich echt super an, danke schön.
Viele Grüße Andre
Das freut mich. Ich wünsche euch einen super schönen Urlaub.
Wir waren vor ein paar Jahren auch im Frühjahr in Mallorca. Für mich war es das erste Mal, und ich war überrascht, wie schön die Insel – zumindest um diese Jahreszeit – noch ist. Wenn man nicht zur Hauptsaison und in die Ballermann Regionen fährt, gibt es dort wirklich noch sehenswerte Ecken. Der Naturpark Mondrago gehört da offensichtlich dazu. Danke für den Bericht, Antje.
Absolut, das stimmt.
Hallo Antje,
herzlichen Dank, dass Du bei meiner Blogparade mitgemacht hast!
Eine schöne Ecke hast Du Dir da ausgesucht für deinen Beitrag.
Liebe Grüße von der anderen Seite der wohl abwechslungsreichsten Insel, die ich kenne!