Zwei Gründe gibt es, am Eingang zum Saalerwirt aus Respekt das Haupt zu neigen: Vor den über 500 Jahre alten Mauern – immerhin ist das Haus schon seit 1587 als Herberge und Weinschenke „in Betrieb“ – oder dem niedrigen, steinernen Türsturz, dessen Kopfkontakt man ab einer gewissen Körpergröße lieber vermeiden möchte. Ja, damals waren die Leute halt noch nicht so groß wie heute.
Völlig egal, ob groß oder klein, jung oder alt, der Saalerwirt ist mittlerweile zu einer Institution in der Region um Bruneck geworden. Einheimische kommen hierher wegen der guten Küche. Urlauber aus allen Ecken Deutschlands, Belgier, Holländer, Skandinavier, Italiener schätzen zudem die ruhige Lage, die freundliche Atmosphäre, die Wellness-Angebote und die gute Ausgangsposition für Wanderungen, Radtouren und andere Aktivitäten.
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Das Restaurant vom Saalerwirt
Auch 2017 wird der Saalerwirt vom Guide Michelin wieder als Bib Gourmand Restaurant ausgezeichnet. Südtiroler und mediterrane Gerichte stehen auf der Karte, die Zutaten kommen aus der Region, teilweise sogar vom eigenen Hof. Die Küche ist gut, allerdings: Im Vergleich zu anderen von uns schon geprüften Bib Gourmands landet die Küchenleistung des Saalerwirtes nur im Mittelfeld. Uns fehlte die Raffinesse, teilweise waren die Teller etwas lieblos angerichtet. Dies ist vielleicht nur eine Momentaufnahme, vielleicht hat der Koch gerade Urlaub oder ist krank. Als Gast ist mir das aber ziemlich wurscht.
Auch die Weinberatung könnte besser sein. Mit mehr Präsenz der hauseigenen Sommelière Katherina, eine der Töchter des Hauses, ist da sicherlich mehr drin. Leider haben wir sie während unseres viertägigen Aufenthaltes dort nicht zu Gesicht bekommen. Hier böte es sich an, mit ihrem Weinwissen auch die zwar bemühten, aber nur selten lächelnden Kellnerinnen zu versorgen – um im Falle ihrer Abwesenheit eine ordentliche Beratung sicherzustellen. Stattdessen müssen wir uns sagen lassen, dass der von uns ausgewählte Lagrein noch viel zu jung sei, man den eigentlich noch gar nicht gut trinken kann (warum steht er dann in der Karte?). Und ob wir nicht eher d i e s e n gereifteren Wein nehmen wollen, „wenn Sie bereit sind, zehn Euro mehr zu investieren, falls es Ihnen das wert ist …“. Was für eine Ansprache! Großzügig halten wir dies dem sicherlich noch ausbaufähigen Erfahrungsschatz, vielleicht auch einer gewissen Übermotivation des noch recht jungen Kellners zugute.
Übrigens hat uns unsere Wahl, der junge Lagrein, zum Essen recht gut geschmeckt. Ein paar Minuten im Glas haben ihm jede Strenge genommen.
Alles in allem war die Restaurantleistung gut, aber es gibt Luft nach oben … Doch jetzt genug gemotzt!
Ein Pluspunkt ist das Ambiente des Restaurants. Gemütlich sitzt du entweder in einer der beiden traditionellen Zirmstuben, original erhalten aus dem 18. Jahrhundert, oder in der hellen Veranda. Diese ist modern alpin eingerichtet, wohltuend ohne den oft anzutreffenden Jodelbarock. Bei schönem Wetter lockt die Terrasse mit Ausblick ins Tal und auf die gegenüber liegenden Berghänge.
Saalerwirt Halbpension
Bleiben wir gleich bei der Küche. Was ist wichtig für einen guten Start in den Tag? Richtig: das Frühstück! So gesehen beginnt dein Tag dort sensationell gut. Was ist schöner als morgens um acht Uhr in der Sonne zu sitzen und ein richtig gutes Rührei zu essen? Mit Speck oder ohne – und aus richtigen Eiern gemacht. Nicht die Vollei-Pampe aus dem Zehn-Liter-Eimer. Dazu gutes Brot, Wurst und Speck vom Metzger, Käse aus der Region, saugute Butter, selbstgemachte Marmeladen, gute Säfte, Kuchen aus dem eigenen Backofen … Was will man mehr? Mit so einer guten Grundlage kann der Tag nur gut werden!
Was steht heute auf dem Plan? Von Maria Saalen aus erreichst du viele Ausgangspunkte für Wanderungen in kurzer Zeit. Das beschauliche Bruneck ist nicht weit, die Seilbahn zum Kronplatz mit Wandermöglichkeiten und dem Messner Mountain Museum Corona auch nur zehn Autominuten entfernt. Der Pragser Wildsee, die Drei Zinnen, das Gadertal – alles ist recht schnell erreichbar. Auf knapp 1.000 Metern Höhe gelegen, kannst du auch von Maria Saalen aus einige Wandertouren unternehmen.
Zurück im Hotel geht’s dann schnurstracks in den Spa-Bereich. Vielleicht hast du Lust auf Yoga, eine Massage oder eine Kosmetikbehandlung bei Magdalena? Als Saunafan kommst du ebenfalls auf deine Kosten. Zwei Saunen und ein Dampfbad locken ins Warme, abkühlen kannst du dich im mit Seerosen bewachsenen Naturbadeteich, im Kneippbecken oder auf dem Barfußpfad. Bei schönem Wetter liegst du dann draußen am Teich, ganz entspannt in der Sonne und döst dem Abendessen entgegen.
Halbpensionsgästen stehen zwei Menüs zur Auswahl, man kann aber auch völlig unkompliziert und kurzentschlossen auf „à la carte“ umswitchen.
Übernachten im Saalerwirt
Die Zimmer im Saalerwirt verteilen sich auf drei Häuser: Die „Classic“-Zimmer liegen in den beiden oberen Etagen des behutsam renovierten historischen Stammhauses. Eine schmale Straße vorm Haus musst du überqueren, um zum Spa-Bereich mit Teich und den beiden anderen Häusern zu gelangen. Früher war diese Straße die einzige Verbindung ins Gadertal, heute ist sie kaum noch befahren.
Im Landhaus kannst du Doppel- oder Family-Zimmer buchen. Das erst 2016 eingeweihte „imHaus“ ist mit den Suiten „idyll“ oder „apart“ ausgestattet. Diese sind laut Saalerwirt „Allergiker-freundlich und strahlenreduziert mit Südtiroler Zirmholz, Lehmofenwand, Holzboden sowie Naturmatratzen und Kapok-Bettwaren eingerichtet“. Wir probierten eine „idyll“-Suite aus.
Fazit: Unsere kleine Auszeit vom Alltag haben wir beim Saalerwirt wirklich sehr genossen. Bis zum nächsten Mal!
Saalerwirt, Sares, 4, 39030 San Lorenzo (Südtirol), www.saalerwirt.com