Von La Val laufen wir hinauf zu den höheren Weilern, vorbei an hübschen Holzhäusern, manche hunderte Jahre alt. Uns kommt eine Frau entgegen mit ladinischer Tracht: schwarzer Hut mit bunt gesticktem Band, sehr aufrecht, fast stolz.
In La Val scheint es, als seien die Jahrhunderte spurlos vorbeigezogen. Wie ein Ausrufezeichen klebt die Kirche am Berg, dicht neben der alten von Alt-Wengen. Fast senkrecht fallen die Wiesen ins Tal, durch das viele Grün wirkt die Landschaft beinahe lieblich vor der Kulisse des mächtigen Pares. Aus der Ferne grüßt der Peitlerkofel.
Highlight der Wanderung: die Armentara-Wiesen bei La Val
Die Bedingungen sind herrlich hier oben im Gebirge – für Wanderer, aber hart zum Leben. Umso üppiger schmücken die Einheimischen im kurzen Sommer ihre Häuser mit Blumen in allen Farben. Der Holunder blüht bis weit in den Juli hinein, auch das Gemüse in den üppigen Bauerngärten hat nur knapp drei Monate zum Reifen. Es duftet nach frisch gemähtem Gras und Heu während wir schon leicht außer Puste kommen.
Seit 90 Minuten steigen wir nun schon steil nach oben, von Weiler zu Weiler, auf der schmalen Straße, die später zum Wirtschaftsweg wird. Auf einer Bank am Weiher verschnaufen wir kurz und schauen den Libellen zu.
Etwas weniger steil führt der Weg jetzt auf und ab durch den Wald, wir sind dankbar für die angenehme Kühle an diesem heißen Sommertag. Knapp 20 Minuten später sind wir am Abzweig zum Crusc da Rit. Nach einer kurzen Kraxelei auf dem felsigen, steilen Pfad (Vorsicht bei Nässe) belohnt uns ein fantastischer Blick ins Tal. Wie Spielzeug liegen die Häuser von La Val vor uns. Sogar unser Auto können wir erkennen, 800 Meter tiefer. Glücklicherweise müssen wir nicht über die Felspassage zurück, sondern spazieren fast eben auf einem ausgetretenen Wiesenpfad retour auf den Tru di Pra.
Sanft bergab gehts durch herrlich saftige Almwiesen mit bunten Tupfern von Knabenkraut, Schafgarbe und Wollgras. Die schönste Zeit für diese Tour ist im Juni, wenn die Wildblumen blühen.
Nach einer kleinen Hütte müssen wir uns entscheiden: den Aufstieg zum Pares nehmen oder weiter auf dem Tru di Pra. Wir bleiben auf dem Weg, der mit seinen 23 Kilometern auch so schon einiges an Kondition verlangt. Wer will, kann an dieser Stelle auch nach La Val absteigen und die Tour am nächsten Tag fortsetzen.
Wir gehen weiter und kommen unterhalb von Zehner und Heiligkreuzkofel zu den Armentara-Wiesen, dem Highlight dieser Wanderung. Ein Wahnsinnspanorama aus Felswänden, Alpenrosen und Latschenkiefern. Zum Niederknien.
Bis zur Heiligkreuzhütte ist es nicht mehr allzu weit, wir brauchen dennoch eine ganze Weile wegen unzähliger Fotostops und zum Staunen. Die Aussicht ist einfach zu schön, um da durchzurennen.
Nach einem weiteren Aufstieg kommen wir zur Hütte und der weißen Kirche nebenan, ein hübscher Kontrast zur grauen Felswand. Drei Wege treffen an der Heiligkreuzhütte zusammen, auch mit dem Lift kommt man von St. Leonhardt bequem herauf. Entsprechend belebt ist der Rastplatz. Kaiserschmarrn, Polenta mit Pilzen oder Gerstensuppe machen dies aber schnell wieder wett. Und kaum fünf Minuten von der Hütte entfernt, sind wir später wieder allein auf dem Weg.
Auf dem Rückweg kommen wir noch mal durch die Armentara-Wiesen. Diese gelten als Tor zum unterirdischem Reich der Fanes-Königin, erzählt eine Sage. Von Mai bis August blüht es hier am schönsten, aber auch sonst zeigt sich die Landschaft im Naturpark Fanes-Sennes-Prags märchenhaft schön. Sanft gewellte Almen mit fast schwarzen Hütten und duftenden Kiefern vor den Dolomitengipfeln.
Den Abstieg nehmen wir über Furnacia und weiter nach La Val.
Tourinfo:
Länge: 23 km
Schwierigkeit: mittel bis hoch
Beste Zeit: Mai bis August
Startpunkt: La Val (Alta Badia)
Markierung: sehr gut
Variante: Wanderung in zwei Etappen, La Val – Cruz de Rit – Spëscia – La Val sowie Furnacia – Heiligkreuzhütte – Furnacia
Einkehr: Heiligkreuzhütte
Mehr Infos: www.altabadia.org
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