60 Ausflugsziele in vier Ländern: Wir haben die Bodensee-Erlebniskarte für den Winter ausprobiert und sind einmal um den See herum gefahren.
Mit der Bodenseecard Plus durch Deutschland, Österreich, Liechtenstein und die Schweiz
Tag 1: Friedrichshafen – Lindau
Der Winter kam über Nacht. Besser kann die dreitägige Bodensee-Tour nicht starten, denken wir und sehen uns schon freudig durch eine Schneelandschaft wie im Märchen stapfen.
Doch am Skywalk in Scheidegg ist Schluss. Witterungsbedingt unpassierbar. Die herrliche Aussicht von den Allgäuer Bergen zum Bodensee hat sich ohnehin längst im Flockenwirbel aufgelöst.
Skywalk Scheidegg im Allgäu oder Zeppelin-Museum in Friedrichshafen
Leider erfahren wir das erst am Parkplatz, nachdem wir die Serpentinen der Deutschen Alpenstraße endlich gemeistert haben. Ob man nur keine Lust hatte, den Weg zu räumen angesichts der bevorstehenden Betriebsferien, sei dahin gestellt. Zumindest eine Info auf der Website wäre hilfreich gewesen. Auf jeden Fall sollte man im Winter mehr als die üblichen 50 Minuten ab Friedrichshafen einplanen. Oder gleich ins dortige Zeppelin-Museum gehen, das zu den beliebtesten Aktivitäten der Wintergäste zählt.
Unser Quartier für die nächsten drei Tage beziehen wir in Friedrichshafen, einem guten Ausgangspunkt für viele Ziele am Bodensee. Das Hotel Maier ist ein familiengeführtes 4-Sterne-Haus mit gemütlichen Zimmern und guter regionaler Küche. Besonders freuen wir uns auf die Sauna im Dachgeschoss – mit Panoramablick zum See.
Reizvoll zeigen auch sich die kleinen Orte entlang des Bodensees wie Wasserburg oder Langenargen mit dem Schloss Montfort, wo man am Freitagabend im Kellergewölbe feine Seeweine genießen kann. Die Hafeneinfahrt der Insel Lindau gilt als eine der schönsten im Bodensee, bewacht vom Bayerischen Löwen. Der Leuchtturm ist einer der wenigen, die eine Uhr tragen. An klaren Tagen zeichnet sich hinter der Altstadt die Silhouette der Schweizer Berge postkartenschön ab.
Tag 2: Appenzell – St. Gallen
Am nächsten Morgen wechseln wir auf die Schweizer Seite des Bodensees. Von Friedrichshafen dauert die Überfahrt mit der Autofähre nach Romanshorn entspannte 40 Minuten. Unser Ziel heute: St. Gallen. Doch zuvor warten zwei andere, landestypische Spezialitäten.
Erster Stopp: die Appenzeller Schaukäserei. Bereits die Anfahrt durch die verschneite Landschaft ist ein Genuss (jedenfalls für den Beifahrer). Serpentinenreich geht’s hinauf ins Städtchen, das genauso heißt wie der Kanton. Fachwerkhäuser mit Schindeln und Fassadenmalerei prägen die Bergdörfer im Appenzell.
Besuch beim Appenzeller Käse
Die Schaukäserei liegt etwas außerhalb des Ortes und hat, wie das Volkskundemuseum nebenan, auch sonntags geöffnet. Am Eingang duftet es angenehm, wir müssen uns entscheiden – der Nase nach direkt ins Restaurant und eine Portion Käsespätzle bestellen oder lieber erst mal dem Geheimnis des Appenzeller Käses auf die Spur kommen. Den Schlüssel dafür gibt’s am Beginn des Rundganges gegen Vorlage der Erlebniskarte.
Ausgestattet mit einem Verkostungspaket, erfahren wir viel über Herkunft und Herstellung, werfen einen Blick in den Reifekeller, in dem mehr als 12.500 Laibe lagern und schnuppern an der Kräutertheke, welche Gewächse den Käse verfeinern. In ein Säckchen dürfen wir uns ein paar für die eigene Küche abfüllen. Nur eins bleibt streng geheim: das Rezept der Kräutersulz, die dem Appenzeller seine besondere Note verleiht.
Wie das Glück in die Schokoladen kommt
Nach so viel herzhaftem Genuss, steht uns der Sinn nach Süßem. Wir fahren nach Flawil zu Maestrani’s Chocolarium und tauchen dort ein in eine Welt, die nicht nur optisch an „Charlie und die Schokoladenfabrik“ erinnert. Auch hier ist Naschen ausdrücklich erwünscht, ein Förderband schaufelt nonstop Nachschub aus der gläsernen Produktion zu den Besuchern. Die erfahren in der Ausstellung nicht nur, woher die Zutaten stammen, sondern ebenso, wie das Glück in die Schokolade kommt. Denn dass Schocki glücklich macht, weiß jedes Kind. Wie gut, dass man es in dieser leckeren Form mit nach Hause nehmen kann.
Bis nach St. Gallen brauchen wir rund 30 Minuten. Zeit für einen Mittagssnack – und da gibt es in St. Gallen für Einheimische nur eine Wahl: Olma, die Bratwurst im Bürli (Brötchen). Und zwar ohne Senf.
Wer nicht gerade am Sonntag unterwegs ist, sollte die Olma bei der Metzgerei Gemperli im Stiftsbezirk probieren. Alle anderen finden die St. Galler Spezialität im Bahnhof am Stand von Bratwurst Schmid.
Barock & Bücher in St. Gallen
Sehenswert ist der Stiftsbezirk von St. Gallen mit der Kathedrale, die zum Unesco-Naturerbe zählt. Das Innere der Kirche ist ein Meisterwerk barocker Baukunst, ein weiteres Highlight die Stiftsbibliothek mit Büchern und Pergamentschriften, die teils aus dem 8. Jahrhundert stammen. Ein Teil des Bestandes ist bereits digitalisiert. ‚Ob die Datenträger auch in tausend Jahren noch da sind, so wie die Bücher?’, fragen wir uns, in Filzpantoffeln über das Parkett schlurfend.
Später schlendern wir noch durch Gassen mit schönen Kaufmannshäusern, deren Erker den Reichtum ihrer einstigen Bauherren zur Schau stellen. Mit Leinenhandel hat sich die Stadt einen Namen gemacht. Textilien spielen bis heute eine Rolle, wenn auch nicht mehr nur in Form von Mode, wie man im Textilmuseum erfahren kann.
Vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag verwandelt sich St. Gallen in eine Sternenstadt. Überall hängen Sterne zwischen den Häusern, die in der Dunkelheit magisch funkeln.
Besonders schön sieht das aus, wenn es frisch geschneit hat. Und das passiert gar nicht so selten in St. Gallen, rund 700 Meter über dem Meeresspiegel. Im Stadtteil St. Georgen gibt es sogar einen Skilift.
Eines der ältesten Geschäfte befindet sich in der Multergasse: Bei Roggwiler soll es die besten der berühmten St. Galler Biberle geben. Testen konnten wir das leider nicht, da wir am Sonntag da waren.
Original Schweizer Käsefondue in einer urigen Beiz
Die frische Winterluft macht hungrig. Durch den Schnee, der inzwischen zu Matsch geworden ist, stapfen wir ins Fondue Beizli in der Brühlgasse. Gut, dass wir reserviert haben, denn das Lokal ist eines der beliebtesten, wenn es um Käse-Fondue geht. Von der Hausmischung über Motije-Motije bis zum Jägerfondue mit Pilzen reicht die Auswahl, dazu kann man außerdem Pellkartoffeln und Pickles bestellen. Mit 200 Gramm Käse pro Person sättigt eine Portion allerdings ungemein, so dass man die Vorspeise weglassen kann. Unbedingt reservieren!
Tag 3: Bregenz – Konstanz
Dem Nebel entfliehen die Bregenzer ganz einfach, indem sie auf den Pfänder hinauffahren. Nur sechs Minuten braucht die Gondel auf den 1.064 Meter hohen Hausberg. Noch besser ist das Ganze natürlich an sonnigen Wintertagen, wenn der Ausblick über den Bodensee bis zum Rheintal und die 240 Alpengipfel reicht.
Wir lassen unser Auto morgens an der Talstation stehen, packen die Schneeschuhe in den Rucksack und nehmen die Pfänderbahn auf den Berg. Fast lautlos gleiten wir über die Tannenspitzen, die Stadt unter uns verschwimmt im Schneetreiben.
Mit Seilbahn und Schneeschuhen auf den Pfänder
Oben am Berg hat der Wind die Bäume in eisige Skulpturen verwandelt. Der Rundweg durch den Alpenwildpark, wo Murmeltiere und andere Alpengefährten zu Hause sind, wird im Winter nicht geräumt und ist manchmal nur mit Schneeschuhen begehbar. Vorteil: weniger Trubel am Berg. Und wer weiß, vielleicht lässt sich der Hirsch blicken, der gestern so instagramtauglich im Tiefschnee posierte.
Architekturhighlight: Kunsthaus Bregenz
Zurück am See, wärmt uns eine Melange im KUB wieder auf, dem Café neben dem Kunsthaus Bregenz. Durch die besondere Architektur und einem speziellen Lichtkonzept lässt der Bau von Stararchitekt Peter Zumthor der Kunst viel Raum. Nichts soll ablenken, weshalb sogar Büros und das Café in einem separaten Gebäude untergebracht sind.
Abseits der Durchgangsstraße am See geht’s in Bregenz beschaulich zu. Zum Beispiel in der Oberstadt. Viele Häuser dort wurden bereits im Mittelalter gebaut und hübsch restauriert. Ein Fußweg führt durch enge Gassen in wenigen Minuten vom Zentrum hinauf. Wer lieber shoppen geht, findet zwischen Oberstadt und See ebenfalls Schönes – von handgemachten Köstlichkeiten bei Xocolat Manufaktur bis zu Lampenschirmen aus Bregenzerwälder Trachtenstoff.
Salzluft schnuppern in Konstanz
Von Bregenz fahren wir am Schweizer Bodenseeufer nach Konstanz in rund 90 Minuten. Die Insel Mainau bietet mit Schmetterlingshaus und Palmengarten eine schöne Abwechslung, wenn es draußen kalt ist. Wir sind leider etwas zu spät dran, bei Sonnenuntergang um 17 Uhr ist Schluss im Winter.
Stattdessen schnuppern wir Salzluft am Bodensee. In der Salt’z-Grotte an der Rheinpromenade entspannen wir ein Stündchen lang auf bequemen Liegen, eingepackt in Decken.
Unseren kleinen Winterurlaub am Bodensee lassen wir ausklingen mit einem Bummel am Hafen zur Imperia und durch die Gassen der Niederburg, Konstanz’ ältestem Stadtteil. Überall locken kleine Läden, gemütliche Cafés und Bars zum Einkehren.
Und immer zur zur vollen Stunde spielt die Hafenuhr ein Lied. Vom schönen Konstanz.
Unser Fazit: Ein super Angebot, um den Bodensee außerhalb der Hochsaison kennenzulernen. Um möglichst viel zu erleben und flexibel zu bleiben bei Schlechtwetter, empfehlen wir die Anreise mit dem Auto.
PS: Nach Liechtenstein haben wir es auf unserer Wintertour leider nicht geschafft. Wie es uns im Sommer dort gefallen hat, erzählen wir im Artikel über die fürstlichen Momente in Vaduz und von unserer Tour auf der Route 66.
Informationen und unsere persönlichen Tipps:
Anreise: Von Stuttgart nach Friedrichshafen mit dem Auto auf der A81/B31 oder über die A7 via Ulm; mit dem Regionalexpress nonstop nach Friedrichshafen oder über Singen nach Konstanz.
Maut: Bregenz und St. Gallen sind auf Landstraßen ohne Vignette oder Maut erreichbar, man muss allerdings etwas mehr Fahrzeit einplanen. Ebenso bei schneebedeckten Straßen.
Fähre: Personentickets für die Autofähre von Friedrichshafen nach Romanshorn kosten mit der Bodenseecard Plus nur die Hälfte, für das Auto wird der günstigste Tarif berechnet. Infos: www.bodensee-ticket.com bzw. www.bodensee.eu.
Übernachtung:
z.B. Hotel-Restaurant Maier, Poststraße 1-3, Friedrichshafen-Fischbach, www.hotel-maier.de; Winter-Pauschale: 2 Nächte im DZ inklusive Frühstücksbuffet für 99,- Euro pro Person
Essen & Trinken:
Hotel-Restaurant Maier, www.hotel-maier.de
Schloss Montfort Weinbar, Langenargen, www.vemax-gastro.de/weinbar/
Tamaras Weinstube, tamaras-weinstube.de
KUB Café Bregenz, www.kunsthaus-bregenz.at
Brauereigasthaus Kornmesser, www.kornmesser.at
Fondue Beizli, www.fonduebeizli.ch
Die beste Olma gibt es bei der Metzgerei Gemperli (Schmiedgasse 34) oder am Hauptbahnhof bei Schmid Bratwurst.
Das haben wir mit der Bodenseecard Plus erlebt:
Kunsthaus Bregenz, www.kunsthaus-bregenz.at
Pfänderbahn Bregenz, www.pfaenderbahn.at
Appenzeller Schaukäserei, Stein, www.schaukaeserei.ch
Maestrani’s Chocolarium, Flawil, www.chocolarium.ch
Stadtführung in St. Gallen, www.st.gallen-bodensee.ch
salt’z – Die Salzoase am Bodensee, Konstanz, www.salt-z.com
Bodenseecard Plus:
Die Karte gilt zwischen Oktober und März an drei frei wählbaren Tagen. 60 Ausflugsziele in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz sind kostenlos enthalten. Dazu zählen Bergbahnen, Museen, Bäder und Saunen, Schlösser und Burgen, Naturerlebnisse und Stadtführungen. Kosten: 39 Euro/Person.
Weitere Informationen und Beratung: Internationale Bodensee Tourismus GmbH, Tel. 07531-909430, E-Mail: info@BodenseeErlebniskarte.eu, www.bodensee.eu.
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