Auf der Route 66 einmal quer durchs Land – das geht nicht nur in Amerika, sondern auch mitten in Europa. Und zwar beim Wandern in Liechtenstein. Wir sind der Panoramaroute durch das winzige Alpenland gefolgt: auf wilden Pfaden, durch romantische Täler und pittoreske Weiler. Ideal für einen Kurztrip übers Wochenende.
Malbun – Sareis – Fürstin-Gina-Weg
Wir starten auf dem Fürstin-Gina-Weg in Malbun. Ein echter Wandertraum als Auftakt! Der Ferienort ist Skifahrern ein Begriff, doch auch im Sommer ein lohnendes Ziel. Mit dem Sessellift könnten wir 45 Minuten und 400 Höhenmeter sparen und direkt nach Sareis hoch fahren – oder vom Talort aus laufen. Da wir etwas spät gestartet sind, wählen wir die bequeme Variante.
Das Berggasthaus an der Bergbahn lassen wir aber erst mal links liegen und folgen den Schildern der Route 66 zum Fürstin-Gina-Weg. Der führt auf dem Grat entlang und bietet zu beiden Seiten ein Panorama zum Niederknieen. Auf der linken Seite, oberhalb einer Maiensäss, grasen Rinder, deren Kuhschellenkonzert uns noch lange begleitet. Herrlich. Nur im Frühsommer ist es wohl noch schöner, wenn die Almwiesen blühen.
Bis zum ersten Gipfelkreuz verläuft der Weg nahezu eben, aber auch später wird es nie unangenehm steil auf dieser Wanderung. Der Augstenberg, höchster Punkt unserer Tour, ist nach etwa 90 Minuten erreicht. Von dort geht’s abwechslungsreich weiter zur Bettleralp und Pfälzerhütte, eine von zwei DAV-Hütten in Liechtenstein, in denen man übernachten kann.
Da wir in Triesen wohnen, wandern wir von der Hütte zurück ins Tal und setzen unsere Tour auf der Via Alpina/Route 66 am nächsten Tag fort.
Vorteil: mehr Zeit für eine ausgiebige Rast im Bergasthaus Sareis. Bei Black Burger mit Alpkäse und Krautsalat und Capuns mit Trockenfleisch (Mangoldwickel in Käsesauce) lässt es sich hier ganz wunderbar eine Weile aushalten. Im bequemen Paletten-Loungemöbel auf der Terrasse fläzend, vergeht der Nachmittag viel zu schnell.
Wanderung durch das Valüna-Tal bis zur Sücka Alp
Traumwetter auch an Tag zwei. Von Steg aus wandern wir zur Valüna-Alp bachaufwärts im Tal, das noch im August saftig grün ist. Unter der Woche sind wir fast allein unterwegs, begleitet nur vom Rauschen des Wassers.
Bereits nach einer halben Stunde kommen wir zur Alp. Butter und Käse sind hausgemacht, man kann dabei zuschauen. Hunger haben wir noch keinen, doch zur Buttermilch sagen wir nicht nein. Ungemein erfrischend.
Wir haben es nicht eilig und genießen die Idylle. Noch ein Stückchen verläuft der Weg parallel zum Bach, dann folgt rechter Hand Richtung Rappenstein der einzige nennenswerte Anstieg unserer Wanderung.
Mehrere Serpentinen später treffen wir wieder auf die Route 66. Zwischendrin kleine Freuden am Weg: Trollblumen, Enzian (bis zu 800 Alpenpflanzen sollen hier heimisch sein) und Murmeltiere, deren Pfiffe als Echo durch die Berge hallen.
Die in Liechtenstein gar nicht so hoch sind wie man vielleicht denken würde angesichts der Schweizer Nachbarn. Der höchste Berg des Fürstentums, der Grauspitz, misst 2.599 Meter. Trotzdem geht’s manchmal knackig aufwärts, wenn der Weg den Höhenunterschied auf kurzer Distanz überwinden muss.
Mit Schellenläuten als Soundtrack flutschen die restlichen Kilometer auf der Route 66 nur so dahin bis zur Sücka Alp – immer mit Blick ins Tal. Bis auf eine Esel-Gruppe begegnet uns niemand. Der kleinste von allen kommt auf uns zu, schmiegt sich an und lässt sich kraulen. Als wir weitergehen, guckt er so bedröppelt, dass wir lachen müssen.
Auf der Sücka Alp setzen die Wirtsleute sich zu den Gästen an den Tisch und erzählen vom Alltag auf der Alm. Leider in einem Dialekt, der nur schwer verständlich ist für uns. Nicht weiter schlimm, was zählt ist die Atmosphäre – und die könnte nicht authentischer sein. Mit einem Stück Käse im Gepäck wandern wir vorbei an einem türkisblauen Stausee runter in den Ort Steg.
Ein Weiler mit ein paar Handvoll Häuser, die traditionell aus Holz gebaut und wunderschön mit Blumen geschmückt sind.
Das Walsermuseum in Triesenberg erzählt die Geschichte der Siedler in der Gegend und gibt einen Einblick ins harte Leben auf einer Alp inklusive einer original eingerichteten Stube (ein ganzes Wohnhaus mit Bauerngarten kann man in Schellenberg besichtigen). Heute ist Triesenberg die größte der elf Gemeinden in Liechtenstein. Die meisten Menschen leben nicht mehr wie früher von der Sennerei, sondern arbeiten in Vaduz.
Eine der anspruchsvollsten, aber auch schönsten Wanderungen in Liechtenstein führt auf dem Fürstensteig und dann weiter auf dem Kuhgrat zu den Drei Schwestern – mit grandioser Aussicht auf den Rätikon, die Schweizer und Vorarlberger Berge. Schwindelfrei sollte man allerdings sein und auch etwas Kondition mitbringen.
Den Fürstensteig gibt es bereits seit 1898. Um Gäste anzulocken, die etwas Geld in die Region bringen, kam man auf die Idee, einen Höhenweg anzulegen. Der Fürst steuerte die nötigen Gulden bei und als Dank wurde der in den Fels gemeißelte Weg nach ihm benannt.
Wir mussten leider auf die Alpinetappe unserer Route-66-Tour verzichten. Durch ausgiebigen Regen einige Tage zuvor, gab es Steinschlagschäden sowie einige rutschige Stellen. So sind wir nur bis zur Sücka Alp gelaufen und haben stattdessen am dritten Tag eine Liechtensteinrundfahrt unternommen.
Sehenswert ist die Ruine Schellenberg und in Ruggell, dem tiefsten Punkt in Liechtenstein und Ende der Route 66, lohnt ein Besuch auf dem Bangshof. Tipp: Im Sommer kann man sonntags unter den Obstbäumen im Garten brunchen.
Für den Hauptort Vaduz sollte man mindestens einen halben Tag einplanen – und wenn möglich, im Restaurant Marée einkehren (3 Hauben). Unser zweiter Restaurant-Tipp ist das Berggasthaus Masescha oberhalb von Triesenberg mit österreichisch angehauchter regionaler Küche (seit 2018 mit einer Haube ausgezeichnet).
Die gesamte Route 66 ist 46 Kilometer lang und in drei Tagesetappen schaffen. Ausführliche Tourinfos und Karten gibt’s auf dem Webportal von Schweiz Mobil. Ab 2019 führt ein weiterer Wanderweg quer durchs Land: Der Liechtensteinweg verbindet alle elf Gemeinden und vermittelt mit zahlreichen interaktiven Informationstafeln am Weg Wissenswertes über das Alpenland.
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Weitere Informationen und Tipps:
Hinkommen:
Mit dem Auto über die A81 über Singen/St. Gallen oder die A7/A96 via Memmingen über Feldkirch. Bei der Anreise über Österreich könnt ihr euch die Schweizer Jahresvignette sparen und braucht nur die österreichische 10-Tagesvignette zu kaufen.
Mit der Bahn kommt ihr ab Stuttgart über Zürich und Sargans nach Liechtenstein. An der Grenze gehts weiter mit dem Bus 11 bis Vaduz.
Übernachten:
Wir haben im Hotel Meierhof in Triesen übernachtet, nur ein paar Minuten von Vaduz entfernt. Der Linienbus nach Vaduz hält direkt vor dem Haus, so dass man das Auto stehen lassen kann. Auch zu den Ausgangspunkten der Wandertouren gibt es regelmäßig gute Verbindungen.
Hotel Meierhof, Meierhofstr. 15, Triesen, www.meierhof.li
Essen & Trinken:
Restaurant Marèe (im Hotel Sonnenhof), Mareestrasse 29, Vaduz, www.sonnenhof.li
Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein, Feldstrasse 4, Vaduz, www.hofkellerei.li
Eine Weinprobe (2 Weine à 0,1 l) in der fürstlichen Hofkellerei ist im Museums- und Erlebnispass inbegriffen.
Sonstiges:
Liechtenstein Center, Städtle 39, Vaduz, www.liechtenstein.li
Website von Vaduz: erlebevaduz.li
Mit dem Museums- und Erlebnispass kann man kostenlos auf allen LIEmobil-Linien mit dem Bus fahren, verschiedene Museen besuchen sowie kleine Geschenke erhalten, z.B. einen gratis Kaffee in der Rösterei Demmel in Schaan. Von Vaduz fährt der Linienbus über Triesen und Steg bis nach Malbun Talstation.
Gültig ist der Pass einen, zwei oder drei Tage und kostet 25/29/39 CHF für Erwachsene. Erhältlich ist dieser im Liechtenstein Center oder am Bus Welcome Desk in Vaduz sowie einigen anderen Touristinformationen im Land. Mehr Infos unter www.erlebnispass.li
Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch eine werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Liechtenstein Marketing. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
2 Kommentare
Hallo Antje,
uns hat es beim Wandern in Liechtenstein auch sehr gut gefallen. Wir waren überrascht was für eindrucksvolle Pfade es dort gibt. Wir haben eine Tour mit Übernachtungen im Berggasthof Sücka gemacht und sind dann über die Pfälzerhütte zur Bergstation Sareis. Euer Einstiegspunkt war praktisch unser Endpunkt. Ganz begeistert haben uns Anfang Juni die vielfältigen Bergblumen. Der leckere Burger ist uns leider entgangen, sieht köstlich aus!
Viele Grüße Silke & Thomas
Für die blühenden Almwiesen waren wir im August leider zu spät dran, das stelle ich mir auch wunderschön vor.