Unwillkürlich muss ich an San Francisco denken. Lang und schnurgerade führt die San Pawl Street bergab, um auf der anderen Seite ebenso steil wieder anzusteigen. Und doch ist alles ganz anders.
Vor allem kleiner: Malta ist der kleinste der EU-Staaten mit der ebenso kleinsten Hauptstadt Valletta. Anderes ist umso stattlicher: Der Grand Harbour beispielsweise zählt zu den größten und tiefsten Naturhäfen Europas.
Valletta entstand am Reißbrett, als erste Stadt Europas, im 16. Jahrhundert. Die Ritter des Malteser Ordens legten das Straßennetz schachbrettförmig und die Festungen geometrisch an. Verlaufen ist praktisch nicht möglich. Irgendwann landet man entweder am Wasser oder auf der Republic Street, Vallettas Flaniermeile (gemeinsam mit der parallel verlaufenden Merchants Street).
Unweit von deren Beginn treffen sich die öffentlichen Busse, mit denen man von allen Ecken der Insel aus am bequemsten in die Stadt kommt. Besonders die Anfahrt von Norden, aus St. Julian oder Sliema, entlang der Küstenstraße ist wunderschön. Bucht für Bucht kann ich so mit der Linie Nr. 14 entdecken, quasi als Mini-Inselrundfahrt.
Inhaltsverzeichnis
Hightech-Architektur & mittelalterliche Fassaden
Maltas Hauptstadt steht als Gesamtmonument auf der Unesco-Welterbeliste. Am besten, man lässt sich einfach ein bisschen kreuz und quer durch die Straßen treiben.
Am Eingang zur Altstadt begann Valletta vor einigen Jahren neu zu erblühen. Ursprünglich sollte nur das Bieb il-Belt, das alte Stadttor, umgestaltet werden. Mehr als 25 Jahre nachdem der Architekt Renzo Piano seine ersten Pläne vorgelegt (und zwischenzeitlich überarbeitet) hatte, fand das City-Gate-Projekt 2012 seinen Abschluss mit dem neuen Parlamentsgebäude und einem Open-Air-Theater, das aus den Ruinen des alten Opernhauses entstand. Hightech-Architektur trifft auf mittelalterlichen Fassaden – ungewöhnlich wie das offensichtlich Gegensätzliche sich verbindet. Das kleine Valletta überrascht mit einer Grandezza, die ich nicht erwartet hätte.
Nur ein paar Schritte weiter das nächste Wow: der Blick von den Upper Barrakka Gardens auf den Grand Harbour und die drei “Städte” Vittoriosa, Kalkara und Senglea auf der anderen Seite des Wassers (Titelfoto).
Grand Harbour, der größte Naturhafen Europas
An der neuen Valletta Waterfront unterhalb des Gartens legen fast täglich Kreuzfahrtschiffe an. Für die knapp 60 Meter Höhenunterschied kann man den Barrakka-Lift nehmen. Runter kostenlos, nach oben kostet es einen Euro.
Valletta hat sich neu erfunden. Dabei ist es noch nicht so lange her, dass kaum mehr als 6.000 Menschen in der Stadt wohnten. Häuser verlotterten, rund um den Großmeisterpalast verwaisten die Straßen am Abend. Die Jungen und Kreativen kamen zuerst zurück, jetzt ziehen immer mehr Reiche wieder nach Valletta. Man trifft sich zum Aperitif oder in einem der vielen Restaurants und Cafés, wo man fast das ganze Jahr über auch abends noch im Freien sitzen kann. Überall duftet es nach Gewürzen, Knoblauch und Gebratenem.
Malteser Platte und Wein
Etwas versteckt liegt das Rubino, in der Old Bakery Street. So unscheinbar, dass ich beinahe dran vorbei gelaufen wäre. Früher war in diesem Kellerlokal ein Konfektionsbetrieb. Vom Eingang gehts ein paar Stufen hinab und zwei weitere Etagen unter die Erde. Das Ambiente ist weder stylish noch besonders gemütlich. Hierher kommt man wegen dem guten Essen. Wegen der grandiosen Mezze-Platte mit geröstetem Paprika, Hummus, Bohnenpaste, getrockneten Tomaten, Auberginensalat usw. Nur ein Dutzend Gerichte steht auf der Tafel, die als Speisekarte dient, super frisch, sehr lecker. Malta als kulinarisches Ziel? Sollte man sich merken.
Bei Einheimischen beliebt ist auch das Trabuxu. Eine kleine Weinbar in der Strait Street, einer kleinen Seitengasse nahe dem City Gate. Unkompliziert, urig im gemütlichen Gewölbe mit maltesischen und internationalen Weinen. Unbedingt eine Malteser-Platte mit Wurst und Käse probieren!
Meine Reise wurde zum Teil unterstützt von Malta Tourism Authority. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene.