Das Pustertal ist (mir) etwas zu überlaufen. Doch fährt man in die Seitentäler, präsentiert sich Südtirol wie es (mir) gefällt: einsame Wanderwege, rauschende Bäche, herrliche Almen, kein Rummel.
Wer gern auch mal ohne Seilbahn nach oben marschiert, aber auf Genuss trotzdem nicht verzichten will, findet im Gsieser Tal alles, was das Bergurlauberherz begehrt. Parallel zum Antholzer Tal verläuft das Gsieser Tal von Welsberg aus bis zum Talschluss in Sankt Magdalena.
Hier beginnt eine der schönsten Touren im Tal: der Almenweg 2000. Eine leichte Wanderung, die immer auf etwa 2.000 Meter Höhe von Alm zu Alm führt. Doch zuerst muss man hinauf – und das bedeutet 750 Höhenmeter zu absolvieren.
Genussvolle Hüttenwanderung
Wir starten an der Talschlusshütte auf ziemlich exakt 1.400 Meter und folgen zunächst dem St.-Anna-Weg (48) Richtung Osten ins Köflertal. Lang und gleichmäßig steigt die Wirtschaftstraße an, die ganze Zeit begleitet vom Rauschen des Köflerbachs.
Am Abzweig zur Tscharniedalm (nach etwa 30 Minuten) könnte man rechts abbiegen und weiterhin relativ bequem im weiten Bogen zur Kasermähderalm wandern. Wir wählen aber den direkten, steileren Anstieg über die Köfleralm und gehen geradeaus weiter.
An der Köfleralm auf 1.800 Metern Höhe könnte man links weiter bequem zur Stumpfalm laufen – oder wie wir geradeaus zur Kasermäheralm. Jetzt ist Schluss mit lustig, wir gewinnen zügig an Höhe. Der Weg schraubt sich schmmal und steil nach oben.
Doch dann: Alle Anstrengung ist wie weggeblasen. Kleine Almhütten, saftig grüne Wiesen wie ein einziger Blumenteppich … Das Kuhglockengeläut denken wir uns dazu, der Almauftrieb ist erst in ein paar Tagen. Ab hier wandern wir auf dem Almenweg 2000 nahezu eben weiter zur Gipfelalm, von dort zur Haspinger Alm, über die Kaseralm.
Alternativ führt ein Weg etwas weiter unten über die Stumpfalm (im Sommer bewirtschaftet), doch die Aussicht hier oben ist einfach zu grandios als dass wir darauf verzichten. Noch haben alle Almhütten geschlossen, aber ab Mitte Mai bis zum Herbst kann man in der Kaseralm und der Uwaldalm einkehren.
Wer früh genug am Tag dran ist, kann weiter zum Gipfel des Rotlahner aufsteigen. Doch auch von 2.000 Metern Höhe ist das Panorama zum Niederknien. Die umliegenden Berge sind von der letzten Nacht noch weiß verzuckert, weiter unten vom Tal leuchten Löwenzahn und Sumpfdotterblumen auf den maigrünen Wiesen. Am Weg blühen die letzten Krokusse. Küchen- und Kuhschelle sind noch taugetränkt, die Alpenrosen bereits in den Startlöchern mit dicken Knospen. Es lohnt sich kaum, die Kamera einzupacken, das nächste Fotomotiv ist keine drei Schritte entfernt.
Nach der Kaseralm steigen wir hinunter ins Pfoital. Von dort führt ein Forstweg direkt zum Talschluss. Wir bleiben noch ein Stück auf dem Almweg 2000 und laufen hinauf zur Pfoialm und über einen Wiesenhang zur Uwaldalm. Bauernbrot, Kaminwurzen und Bergkäse haben wir im Rucksack dabei und ein schönes Plätzchen finden wir auch an der geschlossenen Hütte.
Der Rückweg (Nr. 12) mündet nach reichlich einer halben Stunde auf den Forstweg, auf dem wir in einigen Kehren zurück zum Talschluss kommen. Von da aus sind es nur noch ein paar Schritte in unser Hotel. Anschließend ab in die Zirbensauna, im Naturteich runterkühlen und auf der Gartenschaukel den Restnachmittag bei einem Glas Südtiroler Wein faulenzen.Anfahrt: Vom Brenner kommend, kurz vor Brixen Richtung Bruneck fahren, in Welsberg links abbiegen ins Gsieser Tal bis St. Magdalena
Startpunkt der Tour: Parkplatz an der Talschlusshütte
Tourdaten: 15 km, 4-5 Stunden, 750 Höhenmeter
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