Kaum zu glauben: 266 Dreitausender gibt es in Osttirol. Und 365 Bergseen. Keine Schutzhütte in ganz Österreich liegt höher als die Erzherzog-Johann-Hütte am Großglockner. Unaufgeregte Haubenküche trifft Krapfen, Knödel und Co. Klingt gut? Finden wir auch!
Servus aus Osttirol, dem versteckten Juwel Österreichs. Wenn du auf der Suche nach atemberaubender Natur, traditionellem Charme und genussvollen Aktivitäten bist: Hier sind zehn Dinge, die du in Osttirol auf keinen Fall verpassen solltest. Los geht’s!
Wir sind in Italien und in Österreich – und zwar gleichzeitig. Am Staller Sattel auf 2.052 Metern steht ein Bein auf der Südtiroler Seite, das andere in Osttirol. Unten wartet der Antholzer See mit diesem herrlichen Türkis, das vor allem Bergseen vorbehalten ist. Im Sommer kann man hinunter wandern und mit einem Busshuttle wieder rauf fahren zum Pass an der Grenze. Doch heute bleiben wir auf der Osttiroler Seite.
Unser Ziel ist der Obersee im Defereggental, der mehr als malerisch vor der Kulisse der Venedigergruppe, den Gipfeln der Hohe Tauern und den Dolomiten liegt. Während man sich andere Bergseen erst mehr oder weniger mühevoll erwandern muss, macht es der Obersee uns einfach: Vom Parkplatz sind es nur ein paar Schritte.
Der Rundweg um den See ist viel mehr ein schöner Spaziergang und nach weniger als einer halben Stunde nehmen wir auch schon Kurs auf die Oberseehütte, denn eine Einkehr darf selbst bei der kürzesten “Wanderung” nicht fehlen. Bei Kaspress-, Spinatknödel und Apfelstrudel genießen wir das Panorama an diesem noch wunderbar warmen Oktobernachmittag. Wer’s knackiger liebt: Vom See aus führt auch ein Wanderweg hinauf zur Barmerhütte.
Wir wollen jedoch das Defereggental erkunden, das sich als Ost-West-Tal südlich von Matrei in Osttirol aus etwa 35 Kilometer lang bis zur italienischen Grenze erstreckt und dabei fast tausend Höhenmeter zulegt.
Inhaltsverzeichnis
Bergwasserparadies Defereggental im Nationalpark Hohe Tauern
Das Verbindende im Defereggental: Wasser. Neben Bergseen gibt es Thermalquellen, Gebirgsbäche, Wasserfälle, Mühlen und sogar einen Wassererlebnisweg entlang der Schwarzach, der Lebensader des Tales.
Bei der kleinen Kapelle in Maria Hilf biegen wir ab zur Deferegger Heilwasserwelt. In knapp 2.000 Metern Tiefe sprudelt hier eine Thermalquelle, deren salzhaltiges Wasser Hautprobleme kuriert und zu Naturkosmetikprodukten verarbeitet wird, die es im kleinen Besucherzentrum zu kaufen gibt. Anschaulich wird dort auch die Geologie im Tal erklärt. Regelmäßig finden an diesem Kraftplatz rund um die Thermalquelle auch Yogasessions statt.
Die Alten im Tal kennen noch die Legende der riesigen Schnabelmenschen, welche einst am Hirschbühel bei St. Jakob und zwischen den gewaltigen Granitblöcken westlich von Hopfgarten gehaust haben sollen. Die geheimnisvollen Kreaturen galten als Beschützer des Tales – und tatsächlich blieb das Defreggental der Überlieferung nach von allem Unglück verschont. Die Schnabelmenschen hatten nur eine Bedingung: Niemand durfte das Tal verlassen und Fremde nicht hereinkommen. Ein verstecktes Paradies. Das ist es noch heute – und Gäste sehr willkommen.
Wildromantisch führt der sieben Kilometer lange Deferegger Wassererlebnisweg durchs Tal. Die leichte Halbtageswanderung startet in St. Jakob im Defereggental und führt entlang der Schwarzach taleinwärts, vorbei an Feuchtgebieten, Wasserfällen, Quellen und Bächen. Info-Stationen laden zum Verweilen und Entspannen ein. Im Sommer kann man bei den wöchentlichen Führungen mit einem Ranger vom Nationalpark Hohe Tauern die Geheimnisse des Wassers entdecken.
Bis heute dreht sich das riesige Rad der Stadtner Mühle an bestimmten Tagen, um Getreide zu mahlen. Wer will, kann das Mehl oder frisch gebackenes Brot für zu Hause kaufen.
Lucknerhütte im Glocknerwinkel, Nationalpark Hohe Tauern
Nach der Tour am Wasser zieht es uns hinauf auf den Berg. Und wo ginge das in Osttirol besser als im Nationalpark Hohe Tauern. Von Kals aus nehmen wir die Kalser Glocknerstraße in das Ködnitztal zum Glocknerwinkel.
Vom Parkplatz am Lucknerhaus wandern wir am Fuße des Großglockners bis zur Lucknerhütte – den mit 3.798 m höchsten Berg Österreichs immer im Blick. Die rund 300 Meter Höhenunterschied im Aufstieg schaffen auch Ungeübte sehr gut in etwas mehr als einer Stunde, am Weg stehen immer wieder Bänke zum Verschnaufen mit bester Aussicht.
Damit lockt auch die Lucknerhütte – zudem mit leckerer Brettljause und köstlichem Heidelbeerkuchen. Wir wollen gar nicht mehr weg und ergattern schließlich zwei der begehrten Liegestühle für eine kleine Siesta. Das ist der Vorteil von kürzeren Wanderungen: Man hat mehr Zeit für die Pause 🙂
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher nach Matrei ins Hohe Tauern Nationalparhaus. Die interaktive Ausstellung ist gut gemacht. Via Drohnenflug erleben wir Gipfel, Gletscher und Almen aus einer Perspektive, die uns normal nicht möglich wäre. Mit VR-Brillen kommen wir auf den Gipfel vom Großglockner und begegnen den Tieren hoch oben im Nationalpark wie Steinbock und Steinadler.
Kulinarische Höhenflüge in Osttirol
Auch kulinarisch erleben wir in Osttirol einen Höhenflug: in der Rauterstube in Matrei. Was der Wirt Michael Obwexer kredenzt, begeistert uns restlos: Ein Degustationsmenü aus feinster regionaler Küche mit Gerichten wie Wildwasserforelle aus der Isel mit Holunderbeere und Kren, Kartoffel-Tascherl mit Matreier Stallhasen-Bolognesefüllung und Osttiroler Milchlamm-Karree mit Polenta und Pecorino. Dazu genießen wir einen Burgenland-Chardonnay aus dem gut sortierten Weinkeller.
Seit mehr als 40 Jahren ist die Rauter Stube ununterbrochen mit 1 oder 2 Hauben bewertet, 2023 zeichnet der Gault Millau Küchenchef Max van Triel erstmals mit 3 Hauben aus.
Ein weiterer Klassiker der Osttiroler Küche: Schlipfkrapfen. Wie die Spezialität der Region hergestellt wird, lernen wir bei Isa‘s Kropfnmocherei in Nikolsdorf.
Rund 1.500 Schlipfkrapfen produziert Isabell Tscherner mit ihren beiden Schwestern am Tag – alles in Handarbeit. Kartoffeln schälen, Teig ausrollen, ausstechen, füllen und pitschen, so heißt das Zusammendrücken der Teigenden mit Daumen und Zeigefinger. So entstehen in der Küche des Kultursaals von Nikolsdorf die feinen Teigtaschen in verschiedenen Varianten, gefüllt mit Kartoffeln und Kräutern, mit Lachsforelle, Tomate-Mozzarella, die auf vielen Hütten und Osttiroler Restaurants serviert werden. Mit zerlassener Butter und geriebenem Käse schmecken diese sensationell gut.
Auch im Bergdorf St. Veit im Defereggental wird die Spezialität aus Osttirol noch von Hand gefertigt und nach Absprache darf man auch Lydia Nöckler in ihrer Betriebsküche über die Schulter schauen, gern gibt sie ihr Wissen in Workshops weiter.
Ein leichter Genuss sind Schlipfkrapfen allerdings nicht, deshalb käme jetzt ein Obstler genau richtig. Den finden wir in der Naturbrennerei Kuenz in Dölsach bei Lienz. Bereits in 12. Generation brennt die Familie auf dem 400 Jahre altem Hof am Fuße der Lienzer Dolomiten gute Brände.
Die Obstbäume wachsen bis fast ans Haus. Rot und grün in vielen Nuancen leuchten die reifen Äpfel und Birnen, die gerade geerntet werden und unter anderem die Basis für den Pregler bilden. Die alte Spezialität wird ausschließlich in Osttirol aus heimischen Äpfeln und Birnen gebrannt, seit 2022 mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Mindestens ein Viertel Osttiroler Äpfel und Birnen müssen verwendet werden, reiner Apfel- oder Birnenbrand darf nicht Pregler heißen.
Außer den Obstbränden setzen Florian und Johannes Kuenz auf Whisky, der zum Teil in alten Sherryfässern reift und Alpine Dry Gin mit 13 verschiedenen Botanicals aus den Bergen. Neben Wacholderbeeren sind das Vogelbeeren, Enzian und Meisterwurz, der Rest ist Betriebsgeheimnis. Hinter die Kulissen lassen die beiden trotzdem schauen, von Mai bis Oktober jeweils donnerstags um 16 Uhr bei einer Führung durch die Brennerei und den Obstgarten.
Lienz, das Dolomitenstädtchen mit Flair
Schönste und einzige Stadt in Osttirol ist Lienz. Das charmante Dolomitenstädtchen lockt mit netten Geschäften in der Fußgängerzone und hübschen Cafés wie dem MoCafé direkt an der Isel.
Und Lienz ist ein guter Ausgangspunkt für schöne Wanderungen in den Bergen. So zum Beispiel zur Dolomitenhütte, die spektakulär über dem Felsabgrund hängt. Hin kommt man entweder zu Fuß mit rund tausend Meter Höhenunterschied ab Tristach oder mit dem Auto über die Dolomitenstraße über den Kreithof, im Winter gibts ab da einen Shuttle zur Hütte.
Osttirol – unsere Tipps auf einen Blick
Übernachten:
Hier haben wir während unserer Reise gewohnt:
Hotel Rauter: Das charmante, familiengeführte Hotel im Herzen von Matrei hat eine lange Tradition. Aus dem 500 Jahre alten Gasthof entstand ein alpines Ferienhotel mit Spa. Das Highlight jedoch ist die Küche der Rauterstube, seit 2023 mit 3 Gault-Millau-Hauben gekrönt. Hotel Rauter Familie Obwexer, Rauterplatz 3, Matrei, www.hotel-rauter.at
Hotel Zedernklang: Das Hotel Zedernklang im Defereggental ist ein Juwel der Ruhe und Erholung inmitten der Berge. Wie das Hotel Rauter gehört auch das Hotel Zedernklang zu den Osttiroler Genusswirten. Ein angenehmer Rückzugsort inmitten der Natur mit allen Annehmlichkeiten eines 4-Sterne-Spa-Hotels. SPA-Hotel Zedernklang****S, Dorf 64, Hopfgarten, www.zedern-klang.com
Hotel Laserz: Tiroler Gastfreundschaft wird hier großgeschrieben und so erfahren wir nicht nur die Geschichte der nahegelegenen Dolomitenhütte, sondern bekommen auch wunderbare Urlaubstipps. Abends kommt traditionelle Tiroler Hausmannskost auf den Tisch und beim Frühstück Frisches von den Bauernhöfen der Region. Hotel Laserz***, Ulrichsbichl 34, Amlach, www.laserz.at
Kulinarisches:
- Á la carte Restaurant Rauter Stube, Rauterplatz 3, Matrei, www.hotel-rauter.at
- Talmarkt Matrei mit Erzeugnissen von heimischen Produzenten, Rauterplatz, Matrei, www.talmarkt.at
- Kuenz Naturbrennerei, Dölsach, Ederplanweg 7, www.kuenz-schnaps.at
- Gaumenschmaus, St. Veit, Gsaritzen 21, www.gaumenschmaus-defereggental.at
- Isa‘s Kropfnmocherei in Nikolsdorf, isabell.tscherner@gmx.at
- Kaffeehaus und Rösterei MoCafe, Kärntner Str. 10, Lienz, www.mocafe.at
- Lucknerhütte (mit Produkten aus eigener Landwirtschaft), Kals am Großglockner, (erreichbar in knapp einer Stunde vom Lucknerhaus) www.lucknerhuette.at
- Oberseehütte am Staller Sattel, Oberrotte 65, St. Jakob in Defereggen, www.alpengasthaus-obersee.com/de
- Falls du auf der Suche nach einheimischen Spezialitäten bist, dann solltest du dir die Osttiroler Genussrouten nicht entgehen lassen:
- Mehr über die Tiroler Wirtshauskultur findest du unter www.osttirol.com/entdecken-und-erleben/kulinarik/tiroler-wirtshauskultur
Erleben:
- Deferegger Heilwasserwelt, Innerrotte 62, St. Jakob in Defereggen, Öffnungszeiten: siehe Website, www.deferegger-heilwasser.at
- Wassererlebnisweg im Defereggental
- Nationalparkhauses Hohe Tauern, Kirchplatz 2, Matrei in Osttirol, www.hohetauern.at
- Mehr Informationen gibts auf der Tourismus-Online-Plattform Osttirol.
Transparenzhinweis: Bei unseren Recherchen nutzen wir gelegentlich die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Tourismusagenturen, Veranstaltern, Fluglinien oder Hotels. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung. Die Reise erfolgte auf Einladung von Osttirol Tourismus, die Anreise auf eigene Kosten.
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