Mein Blick geht zum Gipfelkreuz des Hochsteins. Da oben auf 2.469 Meter ist die Sicht sicher grandios. Tauschen will ich trotzdem nicht. Nicht in diesem Moment. In der Hängeschaukel, zwischen zwei Saunagängen (halb dösend, voll glücklich) erscheint schon der Gang zur Sauna-Bar wie eine Tageswanderung. Völlig entspannt schaue ich heute lieber von unten zu. Morgen ist auch noch ein Tag.
Und der könnte durchaus konditionsfordernd werden. Nimmt man ein imaginäres Lineal und hält dieses an den Wiesenhang gegenüber vom Hotel, zeigt die Linie locker aus meiner Liegestuhlperspektive einen 45-Grad-Winkel. Noch ein bisschen “akklimatisieren” kann da nicht schaden.
Unser Basislager ist das Hotel Quelle in Gsies: insgesamt 72 Zimmer und Suiten; neun Zimmer wurden vor Kurzem renoviert im modernen Chalet-Stil. Ein Hotel, gestaltet wie ein Dorf im Dorf, sogar eine eigene Kapelle hat Familie Steinmayr bauen lassen. Drinnen geht es geräumig zu, die Zimmer sind zwischen 22 und 42 Quadratmeter, die Suiten 42 bis 120 Quadratmeter groß.
Wir logieren in der Bio-Alpina-Suite: lichtdurchflutet, alpin gemütlich, Möbel aus heimischem Fichtenholz, rotes Ledersofa mit viel Platz zum Kuscheln, Bauernofen und – der Hit! – ein begehbarer Kleiderschrank. Das Bad ist riesig mit Dusche und Badewanne.
Vom Südbalkon aus haben wir einen herrlichen Blick ins Gsieser Tal und zu den Dolomiten. Ein Gläschen Südtiroler Arunda-Sekt aus der Minibar oder einen frisch gebrühten Espresso und ein bisschen schmökern in den Büchern über Südtiroler Genüsse.
Erst auf den Berg (und in mindestens eine Hütte), dann in die Sauna – so sieht für mich der perfekte Wandertag aus. Aber wie Schwitzkastenprofis wissen: Sauna ist nicht gleich Sauna. Mal will man trockene 90-Grad, mal 60 Prozent dampfige Luftfeuchte. Wenn das Ganze dann noch eine regionale Attitüde hat – perfekt. Edelweiß-Dampfstube, Kräuterstadl, Bergkristall-Dampfbad, Wasserrad-Sauna oder die Zirbelsauna im Stil einer alten Berghütte laden im Hotel Quelle zum Schwitzen ein. Zum Abkühlen steigt man in den eiskalten Holzzuber oder dreht eine Runde im Naturteich. Wer will, stakst ein paar Schritte durch das Kneipp-Becken. Wiederaufwärmen kann man sich anschließend im Whirlpool. Wer Glück hat, bekommt dort ausnahmsweise von Saunameister Diego sogar ein (alkoholfreies) Weißbier gereicht, das er manchmal nach dem Aufguss ausschenkt.
In der Spa-Bistroecke stehen zudem verschiedene Säfte (Holunder, Limette), Quellwasser und Tee bereit sowie Südtiroler Äpfel, Trockenobst und Nüsse zum Knabbern.
Der Name des Hotels kommt nicht von ungefähr. Direkt am Haus entspringt eine Quelle, deren Wasser im Bad aus der Leitung sprudelt.
Schaukeln oder liegen, träumen oder lesen – oder alles zusammen: Der Vitalgarten am Hotel ist über 4.000 Quadratmeter groß. Die natürlich-erfrischende Hintergrundmusik liefert der vorbei rauschende Wildbach Pfinn.
Luxus-Frühstück im Hotel Quelle
Wer lieber aktiv ist: Morgens liegt der Quellenbrief auf dem Frühstückstisch mit den Tagestipps für (geführte) Wanderungen, Bauchtraining (empfehlenswert bei der reichhaltigen Verpflegung) oder Schlechtwetteralternativen wie das nahegelegene Messner Mountain Museum im Schloss Bruneck (sehenswert). Ab und an gibt es geführte Touren zur Alm der Familie mit einer zünftigen Hüttenvesper.
Apropos Frühstück. Für mich ein Indiz für wahre Gastlichkeit. Und was soll ich sagen … Das morgendliche Buffet im Hotel Quelle zählt ganz klar zur Luxuskategorie: Prosecco Foss Marai, frisch gepresster Gemüse- und Obstsaft, zwei Berkel-Aufschnittmaschinen mit Mortadella und Coppa, regionale Almkäseauswahl, Gamswurst, Speck, Joghurt, Früchte, Gebäck, diverse Brotsorten, Eier nach Wunsch frisch gekocht, gerührt oder gebraten direkt am Buffet und, und, und. Eine Brotzeit für die Wandertour einpacken muss hier auch keiner heimlich – das ist hier ausdrücklich erlaubt. Ein netter Service.
Derart gefrühstückt würde man über den ganzen Tag kommen, wenn nicht sogar bis zum nächsten Morgen aushalten. Wer will, kann dank der Rundumverflegung aber nahezu ohne Pause schlemmen: Von 12.30 bis 16.30 Uhr gibt’s Mittagessen mit Suppe, Salatbar und Kuchenbuffet; ab 19.00 Uhr ein Abendmenü mit bis zu sieben Gängen, von denen jeder einzelne ein Genuss ist.
Passende Weinempfehlungen gibt’s obendrauf. Sollte selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht in vielen Häusern: Auf der abendlichen Menüekarte empfiehlt der Sommelier jeweils einen passenden Wein, der glasweise ausgeschenkt wird. Rund 300 Sorten umfasst die Karte insgesamt, gepflegt von Weinakademiker Ákos Joó. Überwiegend Südtiroler Weine, davon 60 Prozent Weiße, aber gern trinken die Gäste auch Blauburgunder oder Lagrein. Die Südtiroler Produzenten kennt Ákos persönlich von seinen Besuchen im Weingut.
Eines leidet allerdings nach ein paar Tagen im Hotel Quelle erheblich: die Selbstdisziplin am Buffet.
Dagegen helfen nur ein paar extra Wanderkilometer.
Morgen auf dem Almenweg 2000.
Hotel Quelle, Fam. Steinmair, Magdalena Str. 4, 39030 Gsieser Tal, Dolomiten, Südtirol, Tel. +39 0474 948 111, www.hotel-quelle.com
Zu diesem Aufenthalt wurden wir vom Hotel eingeladen.