Es fängt schon mit der Sprache an: ein bisschen französisch, etwas deutsch und dazwischen immer wieder ein paar Brocken Lëtzebuergesch. Alles fließt wie selbstverständlich ineinander.
Verwirrt? Macht nix, am besten macht ihr es wie die Einheimischen: locker bleiben, irgendeine Sprache geht immer. Mal ehrlich, kosmopolitischer geht’s weder in London noch in New York zu. Und nicht nur das, die Luxemburger sind dabei so herzlich, wie man es in einer Metropole nicht erwartet.
Inhaltsverzeichnis
Luxemburg City: ganz schön chillig hier
Das Miteinander können sie gut in Luxemburg. Mehr als die Hälfte der Menschen, die hier leben, sind irgendwann zugewandert. In der Stadt Luxemburg sogar 70 Prozent. Täglich kommen zu den 600.000 Einwohnern noch mal 200.000 Pendler dazu. Das funktioniert nur, wenn man weltoffen und tolerant ist. Vielleicht gilt Luxemburg auch deshalb als eine der entspanntesten Städte der Welt, noch vor Sydney.
Und weil das kleine Land im Herzen Europas zudem noch sehr gut erreichbar ist, ist es einfach ideal für einen spontanen Städtetrip.
Ungewöhnlich: Mit dem Lift hinunter in die Schlucht
Ganz und gar ungewöhnlich für eine Hauptstadt ist die Topografie Luxemburgs: Zwei Schluchten durchziehen die Stadt. Die Altstadt thront auf einem Felsen, in den die beiden Flüsschen Petrusse und Alzette sich im Laufe der Zeit tief hinein gegraben haben.
Das Ergebnis: Es gibt nicht nur ein Luxemburg, sondern eigentlich drei – die Oberstadt mit dem Großherzoglichen Palais, die Unterstadt mit ihrem Dorfcharakter und das Kirchberg-Plateau mit der besten Aussicht auf die ganze Stadt.
Während es auf der Corniche, dem „schönsten Balkon Europas“ und in der Oberstadt von Touristen nur so wimmelt, fühlt man sich 70 Meter tiefer in der Unterstadt wie auf dem Land.
Von der Vogel- in die Froschperspektive wechseln geht ganz bequem mit dem Panoramalift. Wie von Zauberhand verschwinden die Hochhäuser auf dem Kirchberg gegenüber hinter den Bäumen und wenige Sekunden später steht man in einer anderen Welt.
Früher lebten hier alle, die die Luxemburger nicht in der feinen Oberstadt haben wollten: Tagelöhner, Arme, Kranke und auch der Knast war im Grund.
Heute haben sich die Unterstadt-Quartiere Grund, Clausen und Pfaffenthal zu In-Vierteln entwickelt mit Kneipen und Kultur. Eines der beiden Zwei-Sterne-Restaurants Luxemburgs, das „Mosconi“, zieht Genießer an.
Aussichtsreich: Kirchberg, das Manhattan Luxemburgs
Den vielleicht schönsten Blick auf die Stadt hat man vom Europa-Viertel aus, dem Manhattan Luxemburgs. Noch vor 30 Jahren standen auf dem Kirchberg-Plateau kaum mehr als eine Handvoll Häuser.
Inzwischen befinden sich dort nicht nur mehrere Banken und europäische Institutionen wie der Europäische Gerichtshof, sondern auch die Luxemburger Philharmonie und das Musée d’Art Moderne (MUDAM), das Museum für zeitgenössische Kunst. Der moderne Bau von Stararchitekt I.M. Pei aus Glas und burgundischem Sandstein integriert sehr gelungen die alten Mauern der Festung Thüngen.
Die Wiese vor dem Museum ist ein herrlicher Platz für ein Picknick oder einen Sundowner mit einem Glas Luxemburger Crémant. Das Beste: man muss diesen Logenplatz kaum mit anderen teilen.
Vielseitig: wie das Land, so die Küche
Wandern im Mullerthal, die imposante Burg in Vianden besichtigen oder sich von der Fotoausstellung „Family of Man“ in Clerveaux berühren lassen – Luxemburg bietet für jeden etwas und zwar auf engstem Raum. Das ist bei der Küche nicht anders.
Ganze 12 Michelin-Sterne leuchten 2019 in Luxemburg, ziemlich viel für ein so kleines Land. Lieber herzhaft, bodenständig oder süß? Foie Gras, Moules frîtes, Rieslingspaschtéit oder die berühmten Madeleines: Jeder wird hier nach seiner Façon glücklich. Und immer gehört ein Kippchen dazu. Das ist keine Aufforderung zum Rauchen, sondern lëtzebuergesch für ein Glas Crémant.
Am besten lässt sich die Atmosphäre auf der Place Guillaume II spüren, wo der Wochenmarkt stattfindet und die Einheimischen viel lieber sitzen als auf der touristischen Place d’Armes auf der anderen Seite.
Überraschend: Rieslingspaschtéit, die Pastete mit Schornstein
Eine erste Adresse ist Kaempff-Kohler, mit etwas Glück findet sich im angeschlossenen Bistro bei gutem Wetter sogar ein Platz auf der Terrasse.
Bereits 1922 hat der Großvater des heutigen Besitzers Guille das Feinkostgeschäft gegründet, damals als Confiserie. Er war es auch, der die immer noch sehr beliebte Rieslingspaschtéit erfunden hat.
Und das kam so: Mit ein paar Freunden traf sich dieser regelmäßig zum Wein, aber ihnen fehlte etwas Kleines, Feines zum Essen dazu, das ohne großen Aufwand transportiert werden konnte. Der Großvater tüftelt und backt eine Pastete mit mariniertem Kalbfleisch im Mürbe-Blätterteig-Mix. Typisch ist der „Schornstein“, durch den Luft beim Backen entweichen kann und später das Rieslinggelee gefüllt wird.
Das Originalrezept ist natürlich streng geheim – und bis heute einfach köstlich.
Sündhaft gut: Madeleines von Léa Linster
Wem jetzt nach Süßem zumute ist, der spaziert einfach ein paar Schritte weiter Richtung Großherzoglicher Palast. Gleich nebenan betreibt Léa Linster ihren Delikatessen-Shop mit Café. Berühmt wurde die quirlige Sterne-Köchin nicht nur durch ihre TV-Auftritte, sondern vor allem durch ihre legendären Madeleines. Das Geheimnis: Butter, Butter, Butter.
Um ihr Rezept macht Léa kein Geheimnis, das steht in einem ihrer Bücher. “Bei mir schmecken sie aber am besten!“, sagt sie – ganz ohne Augenzwinkern. Der Selbstversuch steht zwar noch aus, doch die noch lauwarmen Madeleines, die Léa kredenzt sind sündhaft lecker. Aber die Butter …? „Wenn man etwas richtig Gutes isst, braucht man nicht so viel davon. Dick wird man nur am Buffet.“
Das Geschäft in der Luxemburger Altstadt betreibt sie seit 2011, im Sternelokal in Frisange kocht jetzt Sohn Louis. Aber auch hier ist die beliebte Köchin voll in ihrem Element. Wenn sie selbst im Laden steht, reicht die Schlange schon mal bis auf die Straße hinaus. Es kann auch passieren, dass plötzlich der Premierminister von Luxemburg mit ein paar Freunden auf eine Madeleine hereingeschneit kommt. Sie sind so herrlich unkompliziert, die Luxemburger.
Als ich eine Box Madeleines für Zuhause einpacken lasse, malt Léa von Hand ein Herzchen darauf sowie „Avec amour“. Das, was man tut mit Liebe zu machen, das ist ihr Credo.
Der französische Einfluss ist auch bei Le Plëss Rotisserie nicht zu übersehen. Kein Wunder, der Koch stammt aus dem Nachbarland. Die vor nicht allzulanger Zeit neu gestaltete Brasserie gehört zusammen mit dem Gourmet-Restaurant La Cristallerie und dem Bistro Le Café de Paris zum Hotel Le Place d’Armes. Das Ambiente ist elegant und leger zugleich, der Service so aufmerksam wie unaufdringlich. Und das Bresse-Huhn lässt keine Wünsche offen. Wer gerne gut isst, auf Sterne und Chi-Chi verzichten kann, ist im Le Plëss goldrichtig. Mickrige Portionen mögen die Luxemburger übrigens gar nicht. Noch ein Sympathie-Punkt.
Crémant & Wein von der Luxemburger Mosel
Keine halbe Stunde dauert es von der Luxemburger Metropole bis an die Mosel, wo die Trauben für die Luxemburger Weine wachsen. Zwischen Wasserbillig und Schengen erstrecken sich die Weinberge rund 40 Kilometer entlang des Grenzflusses.
Am Weinbergshäuschen im Schengener Markusberg treffen wir Winzer Marc Galles, der ein paar Flaschen zum Probieren mitgebracht hat: Auxerrois, nach Müller-Thurgau die am meisten angebaute Rebsorte an der Luxemburger Mosel, Weiß- und Grauburgunder sowie Riesling. Und natürlich Crèmant.
Obwohl nur wenige Kilometer Luftlinie dazwischen liegen, unterscheiden sich die Luxemburger Weine stilistisch sehr von den deutschen Pendants. Besonders deutlich wird das beim Riesling, der hier spürbar weniger von der Säure geprägt ist.
Knapp zwei Drittel der Weine produziert die örtliche Genossenschaft Domaines de Vinsmoselle. Fast ausschließlich Weißweine reifen auf den Keuper- und Muschelkalkböden im Miselerland, wie die Luxemburger Moselregion im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg auch heißt.
Ein beträchtlicher Teil der Trauben wird zu Crémant de Luxembourg verarbeitet, ein Schaumwein, der wie Champagner traditionell in der Flasche vergoren wird. Und, gut gemacht, dem französischen Vorbild auch geschmacklich recht nahe kommt, ohne dieses zu kopieren.
„Mir wölle bleiwe wat mir sin“, steht als Inschrift auf einem Haus in der Luxemburger Altstadt. Kein schlechtes Motto, oder?
Luxemburg ist so klein, dass man es bequem in wenigen Tagen erkunden kann. Neben dem Mullerthal zum Wandern lohnt sich auch ein Ausflug in die Ardennen. Mein Tipp: Schaut euch unbedingt die “Family of Man” in Clerveaux an, eine Fotoausstellung, die wirklich berührt. Weitere Tipps findet ihr unten.
Mehr Tipps & persönliche Empfehlungen
Weiterlesen? Kulinarische Krimis von Tom Hillenbrand, z.B. “Teufelsfrucht” oder der Reiseführer DuMont direkt Luxemburg.*
Hinkommen: Bequem mit der Bahn von Stuttgart via Strasbourg nach Luxemburg-Stadt oder aussichtsreich über Koblenz durch das Moseltal in ca. 3 ½ Stunden. Mit dem Auto über Saarbrücken auch in etwa 3 Stunden ab Stuttgart. Von weiter entfernten Städten gibt es gute Flugverbindungen mit Lux Air.
Mit dem Hop-on/Hop-off-Bus kommt ihr von Luxemburg-Stadt aus bequem durchs Land. Seit 2019 gibt es die “Natur & Castle Line” mit Stops in Echternach und Vianden. Abfahrt in Luxemburg-Stadt ist am Boulevard de la Pétrusse. Fahrpläne unter sightseeing.lu.
Übernachten:
- Hotel-Restaurant Auberge Aal Veinen Beim Hunn (bei booking.com buchen*), 114 Grand-rue, Vianden, www.beimhunn.lu
- Le Clervaux Boutique & Design Hotel (bei booking.com buchen*) 9 Grand-rue, Clerveaux, www.le-clervaux.com
- Manoir Kasselslay Hotel-Restaurant (bei booking.com buchen*), Maison 21 Clerveaux/Roder, www.kasselslay.lu
- Hotel Simoncini (bei booking.com buchen*), 6 rue Notre-Dame, Luxemburg www.hotelsimoncini.lu
Essen & Trinken:
- Hotel-Restaurant Auberge Aal Veinen Beim Hunn (unbedingt probieren: die sensationellen Fleischgerichte vom Holzkohlegrill), 114, Grand-rue, Vianden, www.beimhunn.lu
- Cornelyshaff (nachhaltige, umweltbewusste Küche und lokal gebraute ‚Ourdaller‘ Biersorten), Hauptstrooss 83 Heinerscheid www.robbescheier.lu www.ourdaller.lu
- Manoir Kasselslay Hotel-Restaurant (Wohnzimmeratmosphäre und lokale Hausmannskost), Maison 21 Clerveaux/Roder, www.kasselslay.lu
- Kaempff-Kohler, 18 Place Guillaume, Luxemburg, www.kaempff-kohler.lu
- Delicatessen by Léa Linster, 4 Rue de l’ Eau, Luxemburg, www.lealinster.lu
- Le Plëss, 18 Place d’Armes, Luxembourg, Luxemburg, https://hotel-leplacedarmes.com/fr/restaurants/le-pless/
- Romantisches Dinner im Weinberghäuschen, Schengen; Anmeldung und Termine unter www.maimühle.de sowie www.si-schengen.lu
Erleben:
- Die Fotoaustellung „Family of Man“ wurde 1955 kuratiert von Edward Steichen für das Museum of Modern Art (MOMA) in New York. Seit 1994 ist die Ausstellung im Schloss Clerf zu sehen und zählt seit 2003 zum Weltkulturerbe der UNESCO. www.steichencollections.lu
- Europa-Museum am Schengener Moselufer: Das Schengener Abkommen zur Abschaffung der Grenzkontrollen wurde am 14. Juni 1985 auf dem Fahrgastschiff M.S. Princesse Marie-Astrid unterzeichnet. www.visitschengen.lu
- Ardennen: Wanderwege, Naturparks und Mountain-Bike-Routen, www.visit-eislek.lu
- Mosel: Wanderweg „Grenzenloses Schengen“ durch die Weinberge, Start am Europa-Museum
- Vianden: hübsches mittelalterliches Städtchen und imposante Burg (unbedingt besichtigen)aus dem 12. Jahrhundert , www.vianden-info.lu
Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch eine werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Visit Luxemburg. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
*Affiliate-Links: Du zahlst keinen Cent mehr, wir erhalten eine kleine Provision für unsere Arbeit. Fair, oder?
2 Kommentare
super gut geschrieben, was will man mehr über mein Ländchen sagen, Respekt……danke
Ganz herzlichen Dank, liebe Nicole 🙂