Es pickst. Am ganzen Körper. Als ob eine Ameisenarmee darauf exerzieren würde. Das Kopfkino rattert, zeigt kleine Insekten und alles Leben, was sonst noch so auf einer Bergwiese tobt. Aber der Duft ist himmlisch, nach Kräutern, ich könnte es gut eine Weile aushalten – im Heubad.
Doch ein Viertelstündchen reicht, um Körper und Geist in Schwung zu bringen. Das Heu stammt von den saftigen Almwiesen im Gsieser Tal in der Drei-Zinnen-Region, erklärt Evi, unsere Gastgeberin im Hotel Bad Moos – Dolomites Spa Resort.
Früher nutzten die Bergbauern dessen heilende Kraft, um sich von der anstrengenden Arbeit zu erholen. Heute genießen Wanderer das Wohlfühlritual im Sextener 4-Sterne-Superior-Haus.
Und das beginnt mit einem Bad im Holzzuber. Leinensäcke mit Heu gefüllt, die zuvor erhitzt wurden, entfalten ihren Duft im warmen Wasser. Im Kamin knistert ein Feuer, Holzscheite knacken, die Entspannung lässt nicht lang auf sich warten.
Anschließend geht’s ins eigentliche Heubad – ebenfalls nackt, bis zum Hals eingepackt ins getrocknete Bergheu. „Eine Nacht im Heu und man ist wie neu“, verspricht Hotelchefin Evi. So lange bleibe ich zwar nicht liegen, aber auch nach 20 Minuten fühle ich mich entspannt.
Ideal ist so ein Heubad nach einer Wanderung. Unsere war heute eine echte Genuss-Tour – von der Plätzwiese aus in 1 1/2 Stunden auf die Strudelköpfe.
Inhaltsverzeichnis
Strudelköpfe: Gipfelvesper mit Blick auf die 3 Zinnen
Die wunderschöne Strecke führt durch den Naturpark Fanes-Sennes-Prags – vom Parkplatz Brückele über die Plätzwiese gemächlich nach oben, wo ein super Panorama auf die Drei Zinnen wartet.
Aber auch der Weg selbst geizt nicht mit Fotomotiven: uralte Zirben, deren Stämme Wind und Wetter zu Kunstwerken geformt haben. Orchideen, Wildblumen, Enzian und sogar echtes Edelweiß, das leider nur noch selten zu finden ist.
Tannenhäher, die eigentlich Zirbenhäher heißen, holen sich die Zapfen, um die Samen herauszupicken. Die verstecken sie dann als Vorrat für den Winter. Übrigens: Zirben werden nicht gepflanzt im Naturpark Fanes, alle sind von allein gewachsen. Bis zu tausend Jahre alt können die Bäume werden, aus deren „Saft“ auch der köstliche Zirbenschnaps gewonnen wird.
Wir starten an der Plätzwiese. Vor uns ragt die Cristallo Gruppe (gehört schon zur Provinz Belluno) empor mit dem tiefen Einschnitt des Piz Bubena und der kleinen Spitze von Monte Cristallino.
Rechts liegt der Seekofel oberhalb des Pragser Wildsees mit seinem 2.810 m hohen Gipfel, dessen Nordseite an den See grenzt.
Beeindruckend auch die Hohe-Gaisl-Nordseite, die unter Bergsteigern als schwierig zu begehen gilt. Durch seine graue Farbe sieht der Berg aus wie ein Elefantenkopf, meint unser Wanderführer Walter.
Auf dem Forstweg wandern wir zum Strudelkopfsattel und über leichtes Gelände bis zum Gipfelkreuz des Strudelkopfes auf 2.307 m. Der Rückweg erfolgt auf dem selben Weg. Mit insgesamt 300 Höhenmetern lässt sich die Tour auch mit weniger Kondition gut schaffen.
3 Zinnen: Rundtour ab Auronzohütte oder Aufstieg vom Fischleintal zur 3-Zinnen-Hütte
Ihr wollt näher ran? Eine beliebte Tour für Normalwanderer zu den Drei Zinnen startet auch an der Auronzo-Hütte (im Sommer mit dem Shuttlebus erreichbar), von der aus ihr die 3 Zinnen umrunden könnt. Wer etwas mehr Kondition hat, kann vom Hotel Bad Moos aus ins Fischleintal radeln und von dort zur Drei-Zinnen-Hütte aufsteigen (ca. 1.000 Höhenmeter).
Erstbesteigung der 3 Zinnen 1869 brachte Alpintourismus nach Sexten
Etwas mehr Zeit braucht, wer die 3 Zinnen selbst besteigen will. Vor 150 Jahren gelang das zum ersten Mal.
Paul Grohmann aus Wien, Peter Salcher aus Kärnten sowie Bergführer Franz Innerkofler aus Sexten waren die Ersten, die es auf die Spitze der Großen Zinne geschafft haben.
Innerhalb nur eines Monats bestiegen sie 1869 die vermeintlich unbezwingbare Dreischusterspitze, den Langkofel sowie die Große Zinne. Die Gipfeljagd war eröffnet und markierte den Anfang des Alpintourismus in den Sextner Dolomiten.
Unser Wanderguide Walther erzählt, wie schwierig das gewesen war. Allein die Ausrüstung ist für uns heute unvorstellbar. Zum Sichern hatten sie dicke Hanfseile dabei. Wenn die nass geworden sind, wogen sie drei mal so schwer. Auch die Kletterschuhe aus Filz galten gegenüber den bislang üblichen genagelten als Fortschritt.
Nicht minder spektakulär: die Besteigung der Große Zinne im Winter 1963 durch drei Dachdecker aus Sachsen – und zwar direttissima, senkrecht entlang der Falllinie.
Die nach ihnen benannte Sachsenroute führt 550 Meter durch die Wand. Mehr als 220 geschmiedete Eisen und 17 Tage haben die drei gebraucht. Der Hüttenwirt der Aronzo-Hütte ist jeden Tag mit Tourenski gekommen, hat Essen gebracht und vom Fuß der Wand hinaufgeseilt: warme Getränke, Suppen, Coca Cola, Tee und Schokolade. Nicht die einzige Herausforderung: Wer mal musste, rief nach unten: Achtung, Material! Das Ganze bei minus 30 Grad.
Im Tal locken Schwefelquelle und Bauernbadl
Da haben wir es in Bad Moos um einiges komfortabler – geräumige Zimmer, ein schöner Wellnessbereich mit mehreren Saunen. Und ein Schwefelbad, dessen Quelle seit 1754 genutzt wird. Die liegt etwas oberhalb des Hotels, neben der kleinen Kapelle.
Zum Abkühlen nach der Sauna tauche ich in das sechs Grad kalte Wasser im Cold-Sulphur-Becken und genieße die Berge am Nachmittag von unten – gemütlich in einem der Himmelbetten rund um den Hotelpool. Später lasse ich mich im Thermalwasser treiben, die Dreischusterspitze grüßt von oben.
Mindestens seit dem Jahr 1650 sind die Badequellen von Bad Moos bekannt, später wurde ein Badehaus gebaut. Dank der Alpintouristen und deren Erstbesteigungen wurde Sexten mehr und mehr bekannt – Bade- und Trinkkuren zogen auch andere Gäste an. Gut situierte Anwälte, Kaufleute, Bankiers, Notare aus den Städten kamen von 1871 an mit der Südbahn in die Sextner Berge. Man sprach damals aber nicht von Urlaub, sondern von der Sommerfrische.
Als eines der wenigen Hotels in Südtirol besitzt das Bad Moos – Dolomites Spa Resort eine Kurkonzession. Wie wohltuend das Quellwasser wirkt, kann man im „Bauernbadl“ des Hotels spüren, in dem die Tradition bis heute gepflegt wird.
Sexten: Knödel kochen auf dem Helm & retour durch den Wald
Am nächsten Morgen geht‘s von Sexten ganz gemütlich wieder hinauf – mit der Seilbahn auf den Helm.
Dort wartet Hüttenwirt „Schorsch“ schon auf fleißige Helfer beim Knödel-Kochkurs. Weißbrot, Zwiebeln, Speck schnippeln und zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Käse, Eigelb und wenig Mehl dazu, das war’s. Eigentlich ganz einfach, aber schmecken sie auch so gut wie von einem echten Knödelprofi?
Das tun sie. Mit zerlassener Butter und Parmesan verfeinert – ein Genuss. Und zwar mit fabelhafter Aussicht.
Natürlich kann man auf einen Berg hinauf fahren, in der Hütte einkehren, die Aussicht bei einer leckeren Vesper genießen und wieder mit der Bahn hinunter gleiten.
Ganz so faul wollen wir es dann aber doch nicht angehen. Eine schöne Option wäre die zwei-, dreistündige Wanderung auf dem Schmugglersteig. Da ein Gewitter im Anmarsch ist, aber vielleicht keine gute Idee.
Also Plan B: von der Helmhütte via Jägerhütte durch den Wald ins Tal laufen. Der Weg ist teilweise steil, gute Wanderschuhe von Vorteil. Etwa 90 Minuten später sind wir wieder in Sexten – frisch gewittergeduscht.
Das Abendessen genießen wir dann gemütlich in der alten Stube, gekrönt vom legendären Dessertbuffet des Hotels. Und guten Südtiroler Weinen.
Fotohotspot Pragser Wildsee: gemütliche Runde unter dem Seekofel
Ausschlafen ist keine gute Idee, wenn ihr den Pragser Wildsee in seiner ganzen Schönheit genießen wollt. Die größte Chance, die Idylle dort (fast) für sich allein zu haben, besteht sehr früh am Morgen.
Die beste Zeit, um (instagramtaugliche) Fotos zu schießen: zwischen acht und neun am Morgen. Seit die Bilder auf der Social-Media-Platform abheben, wird der See tagsüber regelrecht überrannt. Die Einheimischen reagierten prompt, mit dem Auto kommt man nach neun Uhr nicht mehr rein. Richtig so.
Spätestens als wir auf den Parkplatz einbiegen, ist klar: Das mit der Einsamkeit am See wird nix. Ein paar Dutzend Autos stehen da schon.
Poser, Selfieknipser, Shooting-Sternchen sind bereits voll in Aktion. Sogar ein Modeteam aus Colorado hat Position bezogen vor dem spiegelglatten See. Dabei ist noch nicht mal die Sonne über den Seekofel geklettert – der Moment, auf den die meisten hier warten, die Kamera im Anschlag.
Dann geht es ziemlich schnell, die ersten Strahlen lugen über den Berg, das Wasser wechselt von schwarz zu türkis, aus dem schroffen Felsanthrazit wird ein gleißendes Silbergrau. Kameras klicken nonstop. Es ist ja auch ein einzigartiger Anblick. Und tatsächlich gelingt es, die Szene so einzufangen, als wäre man alleine da.
Das kann man übrigens tatsächlich: Um den See führt ein Rundwanderweg, begleitet von duftenden Tannengrün und dem Klang der Kuhglocken. Nur wenige hundert Meter und der ganze Social-Media-Zirkus bleibt zurück. Dann wird man eins mit der Natur. Mit etwas Glück blickt auch ein Eichhörnchen um die Ecke.
Spätestens um zehn Uhr heißt es Abfahrt, die Fotos und Eindrücke im Kopf kommen natürlich mit.
Der Vorteil: Ihr könnt nun ganz gemütlich frühstücken und dann – einfach mal nichts tun. Außer, den Tag zu genießen in Bad Moos.
Praktische Infos und persönliche Reisetipps
Hinkommen: Mit dem Auto über den Brenner A22 bis Abzweig Pustertal nach Sexten. Mit Bahn und Bus: Hier findet ihr den Fahrplan für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Südtirol.
Übernachten: Zimmer im Hotel Bad Moos – Dolomites Spa Resort bei booking.com buchen (Affiliate-Link: Du zahlst keinen Cent mehr, wir erhalten eine kleine Provision)
Wandern & Erleben:
- Strudelköpfe: SS49 bis zur Abzweig ins Pragsertal, über Schmieden bis Brückele. Vom Parkplatz Brückele fährt ein Shuttle-Bus zur Plätzwiese (3 Euro/Person pro Strecke, alle 20 min)
- Knödelkochkurs und Wandern auf dem Helm: Von Mitte Juni bis Mitte September jeden Mittwoch im Helmrestaurant. Rauf und runter kommt ihr bequem mit der Seilbahn direkt ab Sexten. Hier könnt ihr euch zum Knödelkurs anmelden. Und hier die Wanderung auf dem Schmugglersteig bei Outdoor active ansehen bzw. downloaden.
- Pragser Wildsee: Der Bergsee im Pragser Tal liegt auf 1.500 Meter Höhe zwischen Bruneck und Toblach in den Pragser Dolomiten und ist Teil des Naturparks Fanes-Sennes-Prags. Die Zufahrt mit dem eigenen Auto ist nur eingeschränkt möglich (Juli bis September ab Schmieden zwischen 10 und 15 Uhr gesperrt), es gibt aber einen Shuttle-Bus. Vom Gasthaus am Pragser Wildsee führt ein schöner, leicht zu gehender Rundweg einmal um den See, dauert ca. 1,5 Stunden.
Das ist ein redaktioneller Beitrag, der unter Umständen dennoch eine werbliche Wirkung entfalten könnte. Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von der Dolomitenregion Drei-Zinnen und dem Hotel Bad Moos – Dolomites Spa Resort. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
1 Kommentar
Toller Blogpost! Wir wollen im Oktober in die Dolomiten und spätestens nach diesem Beitrag können wir es kaum erwarten.
Liebe Grüße
Christian & Vicky
http://www.barefoottravelling.de