Ganz schön vertrackt, dieses Ding. Kein Weg, kein Hinweis zu sehen. Und ein Schild schon gar nicht. Bloß Reben, Reben, Reben. Lediglich ein Pfeil und eine Luftliniengerade auf dem Display zeigen, ob wir noch auf der richtigen Spur sind.
Denn: Nur wer alle Stationen findet, kommt am Ziel an.
Willkommen beim Trollinger-Tracking. Erfunden hat das Geocachen im Weinberg vor drei Jahren Saskia Wörthwein. Die gebürtige Holländerin ist Weinerlebnisführerin in Württemberg und dachte sich, etwas mehr Spaß könne den Weinführungen nicht schaden.
Mit Sekt und guter Laune empfängt Saskia unsere Gruppe am Parkplatz Michaelsberg und erklärt die Spielregeln. “Es ist schwieriger als es aussieht”, prophezeit sie und teilt die GPS-Geräte aus. Na, dann schauen wir mal. Die ersten Koordinaten eingeben und los gehts. Ein kleines Fähnchen weist den Weg zum Schatz, den es zu heben gilt, und eine Linie mit Pfeil. Eine Luftlinie. Wie genau man an die nächste Station kommt, verrät das Gerät nicht. Die Weinbergtreppe hoch? Durch die Rebzeilen (nicht so gern gesehen vom Winzer)? Oder lieber brav auf dem Weg entlang? Mal wird die Linie länger, mal zeigt sie nach rechts. Wir sollen abbiegen, wo man nicht abbiegen kann.
Fliegen müssten man können.
Doch dann: Ein Weinberghäuschen am Weg wirkt verdächtig und, tadaa, da liegt sie, die erste Kiste. Und damit die nächsten Koordinaten. Saskia hat es uns einfach gemacht, mit etwa 35 mal 15 cm Größe ist der Cache kaum zu übersehen. Beim normalen Geocaching sind manche nicht viel größer als ein Daumen. Ein paar Weingummis und ein Brief mit Wissenswertem zum Wein sind auch noch drin.
Weinerlebnisführer wie Saskia vermitteln Emotionen. Dafür büffeln sie rund sechs Monate lang an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstanbau in Weinsberg: Anbau, Ökologie, Kellerwirtschaft bis hin zur Flora und Fauna im Weinberg. Das ist weit mehr als ein Freizeitspaß, etwa 1.100 Euro kostet der Kurs.
Mit Schokoladenkuchen und ein Trollinger-Likör verleitet uns Saskia zur Rast. Im Hauptberuf arbeitet die 44-jährige bei der Weinkellerei Rolf Willy in Nordheim, doch ihr Trollinger-Tracking hat sich bereits über die Grenzen von Baden-Württemberg herum gesprochen. Aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich kommen ihre Gäste, aber auch Amerikaner und Franzosen lieben die GPS-Schnitzeljagd am Cleebronner Michaelsberg. Wenn letztere dann den Kofferraum mit Trollinger für zu Hause voll laden, dann weiß Saskia, sie hat ihren Job gut gemacht.
Bis auf etwa fünf Meter genau zeigt das GPS an, dann heißt es überlegen und suchen, wo der nächste Hinweis versteckt sein könnte. Wenn alle Stricke reißen, auch nicht schlimm. Jeder Teilnehmer bekommt am Start ein Bändchen um den Hals mit den Ziel-Koordinaten, die notfalls auf direktem Weg zurück zum Parkplatz führen. Verloren geht also keiner. Obwohl Saskia schon mal die letzten Teilnehmer einer feierfreudigen Truppe in der Dunkelheit einsammeln musste, weil die im Weinberg die Zeit vergessen hatten. Was kein Problem war, man hörte sie von Weitem.
Das war bei
unserer Gruppe nicht nötig. Die letzte Schatzkiste wurde bald gefunden. Was drin war? Na was wohl: ein Trollinger!
Geocaching, auch GPS-Schnitzeljagd genannt, ist eine Art elektronische Schatzsuche oder Schnitzeljagd. Die Verstecke werden anhand geografischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden. (Wikipedia)
Sonntags in Württemberg heißt die Veranstaltungsreihe der Weinerlebnisführer. Jede Woche steht ein anderer saisonaler Aspekt im Vordergrund. Die geführten Wanderungen oder Radtouren finden das ganze Jahr über statt.
Weitere Informationen, Tourenvorschläge und buchbare Angebote wie z.B. Trollinger-Tracking oder Wengerter-Golf unter www.wein-sueden.de sowie www.weinerlebnistour.de. Danke auch an die Touristikgemeinschaft Heilbronner Land, die zu dieser Tour eingeladen hat.
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