Texel, das ist die Insel der Schafe, ein Paradies für Vögel und voller kulinarischer Überraschungen. Die größte niederländische Nordseeinsel ist ein Versprechen auf Weite, Ruhe, Natur und Erlebnisse, die weit über Sandburgen hinausgehen. Komm mit auf eine Entdeckungsreise zwischen Dünen und Deich.
Die salzige Brise, das Rauschen der Nordsee – Urlaub beginnt auf Texel nicht erst am Strand, sondern schon auf dem Weg dorthin. Die Überfahrt mit der Fähre ist kurz, aber schon beim ersten Schritt auf Texel spüre ich: Hier ticken die Uhren anders. Selbst die Busfahrer sind freundlicher und geduldiger als anderswo.
Begegnungen mit dem Tesselaer
Das erste, was mir auffällt: Schafe. Überall. Sie knabbern sich durch das saftige Grün der Salzwiesen, bis hinauf auf den Deich. Und sie sehen anders aus als die Schafe, die ich kenne – manche wie eine Mischung aus Boxerhund und Kuscheltier, mit langen Ohren und neugierigem Blick. Bei Lennart Witte darf ich nachmittags sogar Lämmer streicheln. Ich setze mich auf eine Bank im Gehege, warte – und schon stupst ein Lämmchen meine Hand an. Heute Morgen sind drei Lämmer geboren, erzählt Lennart, während im Hintergrund die beiden Hütehunde die Herde zusammentreiben.
Die Schafzucht ist hier mehr als Folklore, sie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Das Fleisch der Texelschafe ist eine Delikatesse und wird in vielen Restaurants serviert. Die Wolle wird aber auch verwertet, zum Beispiel zu Decken verarbeitet oder wird an Unternehmen verkauft, die daraus Lanolin-Creme herstellen.
Die Arbeit der Schäfer ist hart: Täglich holen sie mithilfe der Hunde die Herde von den Wiesen, kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Einer der Hunde, Bowie, ist besonders motiviert – manchmal zwickt er ein Schaf, wenn es nicht spurt.
Die Schafzucht steht unter Druck. Früher lebten auf Texel mehr Schafe als Menschen, heute sind es noch etwa 10.000 bei knapp 14.000 Einwohner. Das Dilemma: Naturschützer möchten mehr Raum für Vögel und seltene Blumen, doch Land ist rar und teuer, Ackerbau oft lukrativer. Viele Betriebe, wie auch der von Lennart, öffnen daher ihre Höfe für Besucher, bieten Lämmerstreicheln, Hofcafés und kleine Shops an. Nicht nur für Besucher aus den Städten ist das eine schöne Möglichkeit, das Landleben hautnah zu erleben.
Woolness – Entspannung in Schafwolle
Im Boutique-Hotel Texel, seit Kurzem mit 5 Sternen dekoriert, erwartet mich eine ganz besondere Erfahrung, die ich so noch nirgends erlebt habe: Woolness. Ich lasse mich von Kopf bis Fuß in gereinigte, naturbelassene Schafwolle einwickeln – direkt von Schafen, die das ganze Jahr draußen leben. Überraschenderweise kratzt die Wolle kein bisschen, im Gegenteil, sie ist weich und sehr warm und enthält durch das salzige Inselklima enthält die Schafwolle besonders viel Lanolin.
Während ich in einer Art Holzkrippe ruhe, entspannt die Wärme meine Muskeln, das Lanolin pflegt die Haut. Nach einer Stunde fühle ich mich tief entspannt, fast schwerelos. Ein Tee holt mich zurück ins Hier und Jetzt – ich möchte am liebsten gar nicht mehr aufstehen.
Aktiv zwischen Dünen und Deich: Radeln und Yoga am Strand
Texel ist ein Paradies für Aktive. Ich schwinge mich aufs Rad und fahre den sogenannten Vogelboulevard entlang – eine Strecke, die vom Leuchtturm bis zum Hafen Oudeschild führt und an unzähligen Beobachtungspunkten für seltene Vögel vorbeiführt. Kleine Deiche ersetzen Zäune, weil es früher auf der Insel kein Holz gab. Manche Häuser wirken wie in der Mitte durchgeschnitten. Als Windschutz, erfahre ich, damit die Schafe vor dem rauen Westwind Schutz finden und man das Heu besser einlagern kann.
Auf der Geheimnis-Route komme ich zum Hoge Berg, dem mit 15 Metern höchsten „Gipfel“, entdecke die sagenumwobenen Sommeltjes in de Waal und lasse mich im gemütlichen Lokal De Smulpot in Den Burg mit köstlichem Käse- und Lammschinken-Broodjes verwöhnen. Wirtin Nancy zeigt anschließend ganz stolz die frisch renovierten, sehr gemütlichen Gästezimmer, die sich direkt über dem Lokal befinden.
Am nächsten Morgen treffe ich Eva zum Yoga am Strand. Immer donnerstags und sonntags bietet sie diese besonderen Open-Air-Sessions an. Auch, wenn es noch recht frisch ist und die Sonne nur gelegentlich blinzelt: der Sand unter den Füßen, das Kreischen der Möwen, das Rauschen der Wellen – mehr braucht es nicht für einen perfekten Start in den Tag.
Die Insel aus der Luft – Rundflug über Texel
Wer Texel aus einer ganz neuen Perspektive erleben möchte, sollte einen Rundflug mit Tessel Air wagen. In einer Cessna 172 XP aus den 1970ern, aber deutlich jüngerem Pilot, hebe ich vom Texel International Airport (der heißt wirklich so) ab, sehe die weitläufigen Strände und Dünen, den Leuchtturm Eierland und – was für ein Glück – eine Seehundkolonie ganz nah vor der Küste.
Eldorado für Naturenthusiasten & Vogelliebhaber
Zurück am Boden, besuche ich Utopia, ein Naturschutzgebiet im Nordosten der Insel, gleich hinterm Deich. Utopia wurde als Flachwasser-, Feucht- und Wiesenlandschaft angelegt, um seltenen und bedrohten Vogelarten optimale Brut- und Rastplätze zu bieten. Jedes Jahr rasten hier rund 15 Millionen Zugvögel, mehr als 400 Arten wurden bereits gesichtet. Kein Wunder, dass Texel zum Hotspot für Vogelbeobachter wurde.
Löffler, Säbelschnäbler, Austernfischer sind da und viele mehr, die ich nicht kenne, doch Infotafeln helfen beim Bestimmen. Besonders im Frühling und Sommer lassen sich zahlreiche Vögel beim Brüten und Füttern aus nächster Nähe beobachten. Die flachen Wasserflächen, offenen Wiesen und kleinen Inseln bieten ideale Bedingungen für Vögel – und für Vogelbeobachter.
Wenn eine seltene Brilleneiderente gesichtet wird, stehen plötzlich hunderte Birder mit Teleskopen am Deich, um ein einziges Männchen zu sehen, das von der Beringstraße abgetrieben ist.
Das Naturschutzgebiet Waalenburg im Herzen der Insel ist das älteste und größte Wiesenvogelreservat der Niederlande. Im Naturzentrum De Marel erfahre ich, warum das scheinbar unspektakuläre Grün so wichtig ist: Uferschnepfe, Kiebitz und Rotschenkel brüten in den Feuchtwiesen, Feldlerchen bauen ihre Nester direkt rund um das Besucherzentrum.
Manche Besucher wundern sich: „Das sieht doch nur nach Gras aus?“, erklärt Duurt vom Besucherzentrum. Doch gerade diese Mischung aus Wasser, Gras und Weite sei für viele Vogelarten überlebenswichtig. Nur Schafe dürfen rein ins Gebiet, weil sie die Pflanzen abbeißen, ohne alles zu zerstören wie Kühe. Im Frühling blühen Millionen wilder Pflanzen wie beispielsweise die Harlekin-Orchidee. Das Gebiet ist ein Paradies für Naturfreunde – und ein Magnet für Ornithologen aus ganz Europa.
Kulinarik – Texel schmeckt nach Meer, Weide und Handwerk
Texel ist ein Schlaraffenland für Genießer. Schon beim Frühstück entdecke ich in Den Burg, der „Hauptstadt“ der Insel, kleine Cafés mit frischem Brot, regionalem Käse und süßen Poffertjes. In den Restaurants wird Texeler Lamm serviert – zart, aromatisch, mit dem typischen Geschmack von Salzwiesen und Meer. Im Hafen von Oudeschild gibt es fangfrischen Fisch, Muscheln und Austern – oft direkt aus dem Wattenmeer. Wer mag, kann zu bestimmten Zeiten selbst mit Gummistiefeln und Eimer loszuziehen, um Austern zu sammeln am Rand der Sandbänke.
Ein echtes Highlight: Eine Bootsfahrt mit dem Krabbenfischer. Nicht lang, nachdem wir den Hafen von Oudeschild verlassen haben, stoppt der Kapitän den Kutter, zehn Meter tief ist an dieser Stelle das Wasser.
Im Netz, das nun ganz langsam über den Meeresboden gezogen wird, landen nicht nur Krabben, sondern auch Seezungen, kleine Heringe, Seeteufel und sogar eine Seenadel, die wie ein Seepferdchen aussieht. Die Krabben werden direkt an Bord gekocht und dann darf jeder selbst die Schale abpulen – gar nicht so einfach, bis man den Trick raus hat.
Das anschließend obligatorische Krabbenbrötchen esse ich jedoch im Vispaleis Smokehouse hinter dem Deich, dort, wo auch die Einheimischen sitzen. Frisch oder geräuchert – es ist einfach „lekker“.
Kochen mit Texeler Produkten in der Pastorie de Waal
Die Köche der Insel verstehen es, aus lokalen Zutaten kreative Gerichte zu zaubern, so wie auch Wessel Holemann, der in der Pastorie de Waal sein Wissen mit Gästen teilt. Wir kochen an diesem Abend ein Menü mit Texeler Produkten: Krabben-Panna-Cotta mit Algensalat, Lammsteak mit Texeler Spargel und Selleriestampf sowie Merengue mit Sanddorn und Waldbeeren. Auch beim Anrichten legt der Autodidakt hohe Maßstäbe an – das fertige Menü hat nicht nur fantastisch geschmeckt, es konnte auch locker mit der Küche eines gehobenen Restaurants mithalten. Die passenden Weine liefert ein Händler aus De Burg.
Eigene Weinanbauversuche gibt es ebenfalls auf Texel sowie mehrere Brauereien. Deren Biere sind wirklich gut wie zum Beispiel das berühmte Skuumkoppe, das mit Dünenwasser gebraut wird. Gin mit Sanddorn und der legendäre Kräuterlikör Juttertje komplettieren das Inselrepertoire mit Spirituosen.
Durch die Dünen wandern
Nicht nur der Strand lädt ein zu langen Spaziergängen. Im Nationalpark „Duinen van Texel“ wandere ich durch die Dünen, das ist pure Entschleunigung. Mal öffnet sich der Blick weit zur Nordsee, dann wieder taucht der Weg in eine windgeschützte Senke, wo nur noch das Rauschen der Wellen zu hören ist. Um mich herum blühen weiße Dünenrosen, ihr feiner Duft mischt sich mit der salzigen Luft und aus dem niedrigen Gestrüpp zwitschern Dorngrasmücken – ein wunderbarer, leiser Soundtrack.
Unterwegs kehre ich immer wieder in die Strandpavillons ein, ich liebe diese oft sehr stylish eingerichteten Lokale direkt am Strand. Das sind richtige kleine Genuss-Inseln und jeder Pavillon hat seinen eigenen Charakter: Mal genieße ich einen frischen Minztee mit Blick auf die Brandung, mal lasse ich mir die typischen Bitterballen schmecken und zum Sonnenuntergang ein Glas Wein.
Einen schönen Spaziergang unternehme ich am letzten Tag von De Koog aus auf dem Dünen-Weg zu Ecomare.
Ecomare ist mehr als ein Naturkundemuseum und Aquarium, auch ein Ort der zweiten Chancen. Seehunde und Robben tummeln sich in den Becken – entspannt, neugierig, manchmal fast verspielt. Viele von ihnen sind auf ihrer Suche nach Nahrung abgetrieben worden und völlig erschöpft, halb verhungert auf Texel gestrandet. Hier, in der Auffangstation, bekommen sie die Ruhe und Pflege, die sie brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Bis sie stark genug sind, zurück ins Meer zu schwimmen.
Texel – Insel für alle Sinne. Alle wichtigen Infos und Tipps auf einen Blick
Texel kann mehr als Nordsee- und Strandurlaub. Es ist eine Insel, die mich mit ihrer Vielseitigkeit überrascht hat: Schafe, die das Landschaftsbild prägen, ein Naturparadies für seltene Vögel, regionale Spezialitäten und echte Gastfreundschaft. Wer sich auf Texel einlässt, entdeckt Ruhe und Abenteuer, Genuss und Natur – und findet genau das, was im Alltag oft fehlt: Zeit, Weite und das Gefühl, angekommen zu sein.
Hinkommen: Mit der Bahn über Köln und Amsterdam nach Den Helder. Vom Bahnhof fährt der Bus Nr. 33 zum Hafen (ist getaktet auf die Abfahrtszeiten der Fähre). Auf Texel angekommen, kommst du mit dem Bus Nr. 28 (es gibt nur eine Linie auf der Insel) nach Den Burg oder De Koop (mit mehreren Halten zwischendurch).
Fahrzeiten der Fähre: www.teso.nl
An alle anderen Orte auf Texel bringt dich der Texelhopper, eine Art Sammeltaxi, den man über die App oder telefonisch bestellt (mind. 30 min vor gewünschter Abfahrt). www.texelhopper.nl
Übernachten:
- Strandplevier Suites Texel, Dorpsstraat 191, De Koog
- Hotel Zeerust, Boodtlaan 5, De Koop,
- Boutique Hotel Texel, Postweg 134, De Cocksdorp
- Boutique Hotel De Smulpot: Binnenburg 5, Den Burg
Essen & Trinken:
- Restaurant Oranjerie ‘t Vogelhuis, Dorpsstraat 204, 1796 CH De Koog,
www.restaurantvogelhuistexel.nl - Strandpavillon Paal 9 (empfehlen kann ich auch die anderen, die von de Koog aus zu Fuß erreichbar sind: Paal 17, 19, 20 und Paal 21), Hoornderslag 8, 1797 RT Den Hoorn Texel, www.paal9.n
- De Smulpot, Binnenburg 5, 1791 CG Den Burg, www.smulpot.nl
- Pastorie de Waal (Kochworkshops oder Privat-Dinner): Langwaal 2, 1793 AJ De Waal, www.pastoriedewaal.nl
- Vispaleis Smokehouse, Heemskerckstraat 15, 1792 AA Oudeschild
- Restaurant ‚Havenzicht‘, Haven 6, 1792 AE Oudeschild, havenzichttexel.nl
Erleben:
- Woolness (im Boutique-Hotel Texel): Postweg 134, 1795 JS De Cocksdorp, /www.hoteltexel.nl
- Lämmer streicheln: Schapenboerderij Texel, Pontweg 77, 1791 LA DEN BURG, www.schapenboerderijtexel.nl/de
- Yoga am Strand: Surfschool Foamball, Strandabschnitt Paal 19, De Koog, surfschoolfoamball.com/de
- Rundflug über Texel: Tessel Air, Postweg 128, 1795 JS De Cocksdorp, www.tessel-air.nl
- Naturzentrum De Marel: Nieuwlanderweg 38, 1793 EV De Waal,
www.texel.net/de/aktivitat/natuurmonumenten-visit-nature-center-de-marel - Radtour z.B. auf der Geheimnisroute: Radverleih in Den Burg, Van der Linde, Parkstraat 14, 1791 CA Den Burg, www.texel.net/radrouten
- Fahrt mit dem Krabbenfischer:
Hafen Oudeschild, TX 10 Emmie, https://garnalenvissenoptexel.nl/de - Ecomare Naturmuseum & Seehunde-Auffangstation: Ruijslaan 92, 1796 AZ De Koog, www.ecomare.nl/de
- Seefahrt- und Strandgutmuseum Flora: Pontweg 141A, 1796 MA De Koog, www.juttersflora.nl
- Eiland Galerij: Postweg 72, 1795 JR De Cocksdorp, www.eilandgalerij.nl/de/galerie
Weitere Infos:
- Buchtipp: DuMont Reiseführer Texel
- Buchtipp: Kulinarischer Reiseführer Texel
- Offizielle Website des Tourismusverbandes VVV Texel: www.texel.net/de
Lust auf mehr Nordsee-Feeling? Hier kommst du nach Zandvoort, nach Katwijk, Zeeland, Scheveningen oder nach Langeoog und Spiekeroog
Transparenzhinweis: Zu dieser Reise wurde ich vom VVV Texel eingeladen. Bei meinen Recherchen nutze ich gelegentlich die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Tourismusagenturen, Veranstaltern, Fluglinien oder Hotelunternehmen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.
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2 Kommentare
Da hast Du ja, wirklich viel erlebt auf Texel! Es ist wirklich eine tolle Insel. Die Krabbenkuttertour muss ich irgendwann auch mal machen.
Ich muss da definitiv noch mal hin, ja.