Im Tourismusbüro am Hafen in Le Palais: Wie lange bleibst du, einen Tag? Zwei?
Zehn.
Uff… Wir haben vier Sehenswürdigkeiten auf Belle-Île: Port Coton, Le Grand Phare, die Kirche in Locmaria und Les Poulains. Das ist es eigentlich. Die meisten Leute kommen nur als Tagesurlauber oder für ein Wochenende, schiebt die Touristikfrau noch hinterher.
Claude Monet blieb 75 Tage. Und malte 39 Bilder. Das bekannteste: Les Aguilles.
Schon die Anreise fühlt sich an wie im Gemälde. Spektakuläre Küste im Westen, weiße Sandstrände im Osten, dazwischen pittoreske Dörfer – die Halbinsel Quiberon scheint zu rufen: Bleib hier. Was hat die Insel, was ich nicht hab?
Belle-Île misst nur 9 mal 20 Kilometer, die hat man schnell abgefahren. Punkt 1,2,3,4 – abgehakt. Und dann? Mag sein, dass das Schöne zur Norm wird, wenn man es ständig vor Augen hat. Für den, der bewusst einen Platz sucht, um das innere Betriebssystem zu reseten, ist Belle-Île genau richtig. Da braucht’s keine Liste zum Abarbeiten.
Auf der Insel kommt man gut ohne Auto zurecht, das kann auf dem Sammelparkplatz in Quiberon stehen bleiben (kommt günstiger als die Überfahrt mit dem Auto: 2 Personen 360 Euro, hin und retour). Wer das Auto trotzdem mitnehmen will, sollte vor allem im Hochsommer den Platz auf der Fähre rechtzeitig reservieren. Es passen nur rund 20 Autos aufs Deck.
Es gibt ein paar Hotels auf Belle-Île und viele Privatunterkünfte. Wir haben uns für ein Ferienhaus am Rand von Le Palais entschieden. Eines dieser typischen Inselhäuschen mit tief heruntergezogenem Dach und kleinen Fenstern. Dafür mit großem Garten mit Palme, Feigenbaum, Hortensien, Kalla und Rosen. Morgens zum ersten Kaffee auf der Terrasse trällern Rotkehlchen und Amsel. Die Möwen lachen sowieso den ganzen Tag.
Urlaubsmodus ein.
10 Dinge, die man auf der Insel tun sollte
Die Uhr ganz unten in den Koffer reinpacken und wirklich ankommen. Ohne Tagesprogramm. Auf den Rhythmus der Insel einlassen. Gar nicht so einfach, wenn man gewohnt ist, Zeit maximal zu nutzen. Einfach mal nichts (Produktives) tun, eine Art regenerativer Leerlauf, ist in unseren Werkseinstellungen nicht mehr vorgesehen. Wahrscheinlich mit purer Absicht: Man könnte auf den Geschmack kommen.
Und dann nach Lust und Laune:
1. einsame Badebuchten entdecken mit kristallklarem Wasser, das Sonne und Wolken wahlweise türkis, blaugrün oder tiefblau tüncht,
2. entlang der Küste wandern, das Meer immer im Blick. Die ganze Runde dauert fünf Tage.
3. mit dem Fahrrad über die Insel, die Wege sind gut markiert, verfahren geht nicht, man kommt schlussendlich immer ans Meer,
4. es mal mit Aquarellmalerei probieren, die Motive drängen sich förmlich auf: Meer, Dünen, Felsen, Muschelbänke, Fischerhäuser, Mohnfelder, Hortensienhecken, Blumengärten, Hafen, Boote … und wer weiß, vielleicht schlummert ein kleiner Monet in einem, von dem man bisher nichts wusste. Wenn nicht, der Fotoapparat ist ja auch noch da.
5. morgens bei Café au Lait und einer Crêpe Caramel au Beurre Salé am Hafen in Le Palais sitzen und das Treiben beobachten,
6. abends in Sauzon beim Fischer den frischen Fang direkt vom Boot kaufen und grillen,
7. die Festung Vauban erkunden,
8. an der Steilküste mit Buch und Picknickdecke den Wind um die Nase wehen lassen,
9. bei Ebbe Muscheln fischen,
10. ein Dutzend Austern genießen an der Mole in Sauzon, wenn die Abendsonne die pastellfarbenen Häuser und den Himmel in ein magisches Licht taucht.
Anschließend die Repeat-all-Taste drücken.
22 Kommentare
belle-isle, die schöne insel
den namen hat sie echt verdient.
keine züge, keine industrie, einfach natur pur.
die sterne klar, die see mild, das meer rauh,
jeden tag, ein neues himmelspektakel.
magisch, einfach zum verlieben.
meine schöhnheit.
Kann ich nur zustimmen 🙂
Ein Reiseziel, das wir noch nicht kennen, aber das Küstenfoto lockt sehr …. Mit dem Tipp Nummer 10 können wir uns eher nicht anfreunden, Austern sind nicht unser Ding. Aber vielleicht würden wir so fangfrisch ja zumindest eine probieren.
Viele Grüße aus Stuttgart, Silke & Thomas
… oder die typischen Galette probieren, die bretonischen Pfannkuchen. Gibt’s auch mit herzhafter Füllung.
Liebe Grüße, Antje
Ich finde ebenfalls Urlaubsziele spannend, die man durch die „Brille“ eines Künstler neu erleben kann. Gerade häufig besucht Reiseziele wie die Bretagne brauchen Zeit. Nur so kann man verborgene Schönheit wieder neu entdecken und erleben.
Stimmt, und es warten reichlich Fotomotive auf der Insel, die je nach Tageszeit immer wieder anders faszinierend aussehen.
Das ist eine Destination ganz nach meinem Geschmack! Als Attraktion: Leben und leben lassen – wunderbar zum runterkommen. Auch die Fotos machen mich ganz kribbelig, um dort einmal hinzufahren.
Am besten in der Nebensaison hinfahren. Wir waren im Mai dort, es war herrlich warm, aber nicht überlaufen.
Was für ein wundervolles Reiseziel, Antje. Ich liebe solche Orte: raue Küsten, einsame Buchten und frischen Fisch direkt vom Fischer. Damit rückt die Bretagne ein großes Stück weiter nach oben in unserer Reise-Wunsch-Liste.
Ihr kennt ja schon viele Genussecken auf der Welt. Dass ich euch für die Insel begeistern konnte, freut mich deshalb besonders.
die austern hätte ich persönlich ausgelassen, alles andere sieht traumhaft schön aus und nach wirklich erholsamen tagen.
Man bekommt auch wunderbaren Fisch serviert 🙂
Freu mich schon drauf 🙂
Ja, genau. Wir sind Mitte Juni dort eingetrudelt. Der Artikel über den Klosterberg selbst wird aber wohl noch auf sich warten lassen, da ich eigentlich chronologisch die Tour beschreiben wollte 😀 Eigentlich… mal sehen 😉
Leider ist mein Internet hier irrsinnig langsam, so dass ein Teil der Bilder nicht lädt. 🙁 Aber das, was ich gelesen habe und die Bilder, die bereits geladen sind, haben mich jetzt schon überzeugt, dass ich dort hin möchte. *schwelg*
So ging es mir auch. Ich habe auf der ITB am Frankreich-Stand sofort Feuer gefangen – und es nicht bereut. Ich habe auf deinem Blog (gefällt mir echt gut) gesehen, dass du kürzlich am Mont Michel warst, da möchte ich auch mal noch hin.
Mm, Crêpe Caramel au Beurre Salé? Ich kaufe mir eine Fahrkarte sofort.
Wirst du nicht bereuen 🙂
Ein sehr schöner Artikel mit wunderschönen Fotos. Da weiß ich doch wo ich demnächst mein Urlaub genießen werde.