Viel mehr als nur ein Badeort: In Zandvoort haben wir den Strand geputzt, uns wie ein Formel-1-Pilot gefühlt, im Casino gepokert und sind in den Dünen geradelt. Der Genuss kam auch nicht zu kurz – die lässigen Strandpavillons sind einfach klasse.
Zandvoort Beach, das sind ganze neun Kilometer Sandstrand. Zandvoort zählt seit knapp 200 Jahren zu den beliebtesten Badeorten an der holländischen Nordseeküste: Fünf Millionen Besucher kommen jedes Jahr in den 17.000 Einwohner-Ort. Vielen dürfte der Ort zudem bekannt sein durch die Formel-1-Rennen. Unsere Anreise mit der Deutschen Bahn ist zwar weniger rasant, doch um einiges komfortabler (wie ich später auf dem Circuit Zandvoort noch feststellen werde).
Vom ICE steigen wir in Amsterdam in den Sprinter, der in etwa 30 Minuten direkt ans Meer fährt. Der Bahnhof liegt nur 250 Meter vom Strand entfernt, besser geht’s nicht. Weshalb Zandvoort auch gern Strand von Amsterdam genannt wird.
Inhaltsverzeichnis
Strandspaziergang mal anders: Mit Juttersgeluk auf dem Plastic Soup Walk | Zandvoort Beach
Auf den ersten Blick sieht der Strand von Zandvoort sauber aus. Für mich auch auf den zweiten. Das Team von Juttersgeluk jedoch hat ein besonderes Auge für alles, was nicht dorthin gehört. Plastikteile zum Beispiel, oft so klein, dass man sie gar nicht gleich sieht, für Fische aber lebensgefährlich. Oder Teile von Fischnetzen und -leinen. Und Zigarettenkippen, von denen bis zu 800 am Tag rumliegen, erzählt Chefin Diana.
Helfer sind bei Juttersgeluk immer willkommen und so treffen wir uns an diesem Morgen am gelben Container, schnappen Eimer und Zange und scannen langsam laufend den Sand. Sammeln den Müll ein, den das Meer und eben leider auch die Touristen am Strand hinterlassen. So sinnvoll so gut. Doch die Geschichte von Juttersgeluk geht noch weiter.
Aus den gefundenen Plastikteilchen entsteht Neues: buntes Strandspielzeug, Blumenampeln, Seifenhalter und hübsche Accessoires fertigen die Mitarbeiterinnen in Handarbeit. Kaufen kann man die Produkte im kleinen Laden in Zandvoort. Direkt am Strand gibt es auch ein Museum, das über die Arbeit von Juttersgeluk informiert.
Radeln und Wandern in den Dünen | Zandvoort Sehenswürdigkeiten
So schön es am Strand auch ist: Zandvoort hat noch viel mehr zu bieten. In den Waterleidingduinen (Wasserleitungsdünen) beispielsweise kann man spazieren gehen, joggen oder eine Bunker-Tour machen. Etwa 400 Bunker aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges sind noch in den Dünen zu sehen, sie waren Teil des Atlantikwalls von Norwegen bis Spanien, der britische Angriffe vom Meer her abwehren sollte.
Bunker-Tour in den Wasserleitungsdünen
Mit Guide Gerardo erkunden wir das so genannte Bunkerdorf mit Kommandobunker, Küchenbunker und den wegen seiner Form „Pizzaofen“ genannten Bunker, der einst der medizinischen Versorgung diente. Die Eingänge sind im Laufe der Jahre vom Sand etwas zugeweht, doch einen Eindruck vom kargen Leben unter der Erde bekommen wir trotzdem.
Inklusive einer Menge Geschichten. „Siehst du die Zahl am Schornstein dort?“, fragt Gerardo. Jeder Bunker hatte seine eigene Postleitzahl, damit die Briefe von den Lieben daheim den Soldaten auch richtig zugestellt werden konnten, die monatelang hier kämpften. Wie gut, dass es inzwischen ein so stiller und friedlicher Ort ist, an dem zahlreiche Damhirsche ihre Heimat gefunden haben.
Übrigens: Aus dem 3.400 Quadratkilometer großen Gelände bezieht neben Zandvoort heute auch Amsterdam zwei Drittel seines Trinkwasserbedarfs.
Auf dem Visscherspad durch den Nationalpark Zuid-Kennemerland
Zandvoort war ursprünglich ein Fischerdorf. Wenn die Boote der Männer mit dem Fang vom Meer zurückkamen, machten sich die Frauen mit einem Korb voller Fische auf den Weg nach Haarlem zum Fischmarkt – barfuß durch die Dünen.
Auf den Spuren der Fischerfrauen kann man heute auf dem Visscherspad nach Haarlem wandern, einem der ältesten Verbindungswege zwischen Zandvoort und Haarlem oder mit dem Fahrrad den Nationalpark Zuid-Kennemerland entdecken.
Die 23 Kilometer lange Radtour Stinkende Eimer startet am Strandpavillon Visrestaurant Thalassa unweit vom Bahnhof Zandvoort. Auf halber Strecke von Zandvoort nach Haarlem warten mit dem Kraantje Lek und dem ‚t Wapen van Kennemerland nicht nur urige Gasthäuser, sondern ebenso historische Orte. Am Fuß der Steildüne spendete eine Pumpe Wasser und nachdem sie ihren Fisch in Haarlem verkauft hatten, konnten die Fischfrauen ihren Durst löschen. Die leeren, stinkenden Eimer stellten sie vor die Tür – woraufhin das Gasthaus ‚t Wapen van Kennemerland von den Einheimischen auch Stinkender Eimer genannt wurde.
Auf dem Rückweg lohnt ein Stopp im Besucherzentrum des Nationalparks Zuid-Kennemerland mit Einkehr im angeschlossenen Dünencafé.
Wer lieber zu Fuß geht: Die Wanderung Der stinkende Eimer – Auf den Spuren der Fischerinnen“ startet ebenfalls am Strandpavillon Visrestaurant Thalassa und folgt der 12 Kilometer langen Strecke bis zum Gasthaus Kraantje Lek und ‚t Wapen van Kennemerland weiter bis nach Haarlem zur Vishal, die heute als Ausstellungshalle fungiert. Nach einem ausgiebigen Bummel über den Grote Markt und die angrenzenden Geschäfte kann man den Zug zurück nach Zandvoort nehmen. Der fährt alle halbe Stunde vom Bahnhof in Haarlem – mit seiner Architektur im Jugendstil ein Highlight für sich.
Circuit Zandvoort: Wie ein Formel-1-Pilot fühlen auf der Rennstrecke
Schon beim Einsteigen ins „Auto“ wird klar, dass diese Fahrt etwas anders wird. Anstatt wie sonst möglichst aufrecht, um den Verkehr um mich herum immer gut im Blick zu haben, erlaubt der Sitz im Rennwagen nur eine eher liegende Position. Das Lenkrad ist um einiges kleiner als gewohnt und dann sind da noch jede Menge Knöpfe und Tasten auf einem Extradisplay. Na dann mal los. Die Ampeln springen auf Grün, ich gebe Vollgas – und bleibe in der Boxengasse stehen wie angeklebt. Ah, der Schalter hinterm Lenkrad …
Auf der Strecke macht das Fahren dann richtig Spaß. Eine imaginäre Linie zeigt die perfekte Linie und ab wann vor einer Kurve ich lieber bremsen sollte. Mehr als einmal lande ich kichernd im Kiesbett, verliere das eine oder andere Teil am Wagen und touchiere schon mal die Bande. Alles halb so wild, der Simulator verzeiht den heftigsten Crash.
Und doch fühlt es sich ziemlich echt an: Training, Qualifikation und dann das Rennen – alles wie im richtigen Rennfahrerkosmos. Nur ohne Gefahr für die anderen Piloten.
Wenn keine Rennen stattfinden, darf auf dem Circuit Zandvoort jeder mal Rennfahrer sein sowie einen Blick in die Boxengasse werfen, wo manchmal auch schicke Oldtimer zu bestaunen sind.
Strandpavillons am Zandvoort Beach: Sonne, Meer und gutes Essen genießen
Ich gehöre ja zu den Menschen, die ihre Reise- und Ausflugsziele (auch) nach den Möglichkeiten zum Einkehren auswählen. Der Strand von Zandvoort landet nach diesen Kriterien ganz weit oben auf meiner persönlichen Best-of-Liste.
Mehr als 30 Strandpavillons verteilen sich auf die neun Kilometer lange Küste. Und eines präsentiert sich hübscher als das andere. Einige, wie De Haven oder Thalassa sind sogar das ganze Jahr über geöffnet. Vom Frühstück bis zum Sundowner könnte ich hier am Meer sitzen, die Sonne, den Wind und die Salzluft genießen. Wenn’s draußen zu sehr stürmt, laden wie Wohnzimmer gestylte Räume nach einem ausgiebigen Strandspaziergang zum Bleiben ein, mit freiem Blick auf die Nordsee, im Winter flackert oft ein Feuer im Kamin.
Hier mal ein kleine Auswahl von Strandpavillons, die wir besucht haben:
CraftBeer-Fans kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Neben Jopen (Tipp: vom Fass probieren in der Jopenkerk in Haarlem) und Texels gibt es das Gezeiten-Bier, das in Zandvoort gebraut wird und durch Aromen von Limette und Koriander geprägt ist.
Im Casino das Glück herausfordern
Nichts geht mehr, die Kugel rollt. Ich habe auf Rot gesetzt, die Farbe der Liebe … und Pech gehabt dieses Mal. Ich schaue ein bisschen den anderen zu, manche spielen an drei Roulette-Tischen gleichzeitig. Noch faszinierender finde ich, wie die Groupiers den Überblick behalten können und auch im größten Gedränge die Gelassenheit in Person sind.
Wer lieber für sich spielt, macht dies an einem der Automaten. Von da aus kann man auch live an den Tischen mitspielen beim Roulette oder Black Jack. Der Mindesteinsatz ist da etwas geringer, der Spaßfaktor auch, finde ich. Aber für den Anfang, um etwas Gefühl fürs Spielen zu bekommen, super.
Die Leute kommen nicht nur zum Spielen ins Casino, sondern weil es in Zandvoort so schön familiär ist. Man kennt sich, die meisten Mitarbeiter sind seit Jahren, oft Jahrzehnten dabei und haben für jeden ein freundliches Wort.
Für den Genuss sorgt das Küchenteam im Casino-Bistro Yours. Ein so perfekt zubereitetes Steak bekommt man nicht überall und die kleine, aber feine Offen-Weinauswahl ist wunderbar auf das Essen abgestimmt.
Meinen letzten Jeton lege ich auf die schwarze 13 – und gewinne. An die Liebe glaube ich trotzdem noch. Einen wundervollen Abend hatte ich so oder so.
Zandvoort Sehenswürdigkeiten, Geheimtipps & Highlights – alles Wichtige auf einen Blick
Hinkommen: Von Stuttgart mit Umsteigen in Frankfurt Flughafen Fernbahnhof oder Köln. Die Strecke Köln – Zandvoort dauert planmäßig 3:37 Stunden mit Umstieg in Amsterdam, es gibt 8 Verbindungen täglich. Zandvoort ist der einzige Badeort mit direktem ICE-Anschluss von Amsterdam.
Übernachten:
Wir haben im Hotel Keur gewohnt. Das frisch renovierte Hotel mit schicker Inneneinrichtung liegt ideal durch die unmittelbare Nähe zum Bahnhof (nur 2 Minuten zu Fuß).
Zeestraat 51, www.hotelkeur.nl/de
Essen & Trinken:
- Strandpaviljoen PlaZand, Boulevard de Favauge 17, https://www.plazand.nl/
- Mango’s Beach Bar, Boulevard de Fauvage 15
- De Haven van Zandvoort, Strandabgang Paulus Loot 9, www.dehavenvanzandvoort.nl
- Hippie Fish, Boulevard Paulus Loot 3, www.hippiefish.nl
- Ubuntu, Boulevard Paulus Loot 1, www.ubuntubeach.nl
- Bistro Yours im Holland Casino, Badhuisplein 7, hc.nl/vestigingen/zandvoort
- Noble Tree Café, Raadhuisplein 16, Raadhuisplein 16, www.nobletreecafe.nl
Erleben:
- Juttersgeluk: Treffpunkt zum Strandgut Workshop ist der gelbe Container hinter dem Strandpavillon De Haven (unterhalb vom Casino); Atelier Juttersgeluk, Kerkstraat 1A, www.juttersgeluk.nl
- Besuch der Rennstrecke mit Fahrsimulator: Circuit Zandvoort, Burgemeester van Alphenstraat 108, www.circuitzandvoort.nl/en
- Zandvoort Museum, Swaluëstraat 1, zandvoortsmuseum.nl
- Holland Casino, Badhuisplein 7, hc.nl/vestigingen/zandvoort
- Weitere Infos unter www.visitzandvoort.de
- Radverleih: Behind the Beach Bike Rental, Haltestraat 51, www.behindthebeach.nl/de, Öffnungszeiten täglich 10 – 18 Uhr
Transparenzhinweis: Zu dieser Reise wurde ich von Visit Zandvoort und Visit Haarlem eingeladen. Bei meinen Recherchen nutze ich gelegentlich die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Tourismusagenturen, Veranstaltern, Fluglinien oder Hotelunternehmen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.
Mehr entdecken? Hier findest du weitere spannende Reiseziele in den Niederlanden.