Neun Monate Winter und drei Monate Hölle. So sei das im Douro-Tal, sagen alle, denen wir in Porto von unseren Reiseplänen für die nächsten Tage erzählen. Inverno und Inferno. Temperaturen von 45 Grad habe es da nicht selten. Wir aber kämen gerade zur rechten Zeit, jetzt im Herbst sei es am allerschönsten. Der Wein ist gelesen, hier und da hängen noch einzelne süße Trauben, die Blätter färben die Hänge bunt.
Wenn du im September kommst, kannst du mancherorts mit in die Lagares springen. So heißen die großen, flachen Steinbecken, in denen der Wein nach traditioneller Art mit blanken Füßen ein paar Stunden lang getreten wird. Einige Winzer bereiten einen kleinen Teil ihrer Produktion immer noch auf diese Art zu.
Ende Oktober wird es langsam ruhiger, nicht nur in den Weinbergen, auch im Keller ist die heiße Phase vorbei. Die Winzer haben wieder Zeit für einen Plausch während der Mittagspause. Wenn du sicher gehen willst, melde dich am besten vorher an oder reserviere eine der angebotenen Kellertouren.
Wir sind mit dem Auto unterwegs zwischen Régua und Pinhão und fahren auf der N222 direkt am Douro entlang. Die kurvige, schmale Straße oberhalb des Flusses heben wir uns für den Rückweg am Nachmittag auf. In Pinhão am Pier starten mehrmals täglich die Boote zu einer zweistündigen Tour auf dem Douro, Weinprobe inklusive. Wir wechseln über die Brücke im Ort auf die gegenüberliegende Seite und kommen auf der M590 zur Quinta de la Rosa. Es gibt ein paar Gästezimmer und einen Mini-Weinshop, aber leider (noch) kein Restaurant. Die Aussicht auf den Douro ist schon hier gut, wird aber noch besser. Kurz nach Gouvinhas thront die Quinta do Crasto auf einem Hügel. Allein der Blick vom Infinity-Pool über das Tal … Du solltest allerdings zwingend vorab anfragen, ob ein Zimmer frei ist, spontane Besucher sind nicht willkommen.
Falls du kein Glück hast, probiere es ein paar Kilometer weiter bei Quinta Nova an der CM-1268. Die Lage ist nicht minder exklusiv, das Haus luxuriös. Das Restaurant steht auch Nicht-Hausgästen offen und der Empfang ist etwas gastfreundlicher.
Wenn du dich für Architektur interessierst, solltest du dir die Quinta do Vallado anschauen. Übernachten kannst du im altem Hotel-Trakt, einem Gebäude aus dem Jahr 1733 oder im super stylishen Neubau von 2008 aus Schiefer, entworfen von Francisco Vieira de Campos. Auch hier: Ohne Reservierung geht nix. Das Restaurant ist nicht öffentlich. Gäste bekommen dagegen das volle Wein-Tourismus-Programm: Jeep-, Boots- oder Radtouren, Ausflüge zum Fischen, Kochkurse, Picknicks, private Führungen. Für alle anderen startet zwei Mal am Tag eine geführte Kellertour.
Von der Quinta do Vallado sind wir in wenigen Minuten unten in Régua und ein bisschen hungrig. Hervorragend ist die Küche von Castas e Pratos, direkt neben dem Bahnhof. Dinner gibt es erst 19.30 Uhr. Kein Problem, in der Weinbar im Erdgeschoss lässt es sich beim Aperitif gut aushalten. Die Auswahl dauert ohnehin eine Weile, denn auf der Weinkarte stehen 650 Positionen, alle aus Portugal.
Wir fahren zurück ans andere Douro-Ufer und biegen nach der Brücke sofort rechts ab. Nach etwa drei Kilometern führt auf der linken Seite eine Plantanen-Allee zur Quinta da Pacheca mit schön gelegenen Gästezimmern. Vom Restaurant hast du einen Logenplatz auf den Douro. Essen, Wein und Service sind tadellos – und Weintouristen jederzeit gern gesehen. Auch ohne Anmeldung.
Anreise:
Von mehreren deutschen Flughäfen gibt es eine günstige Direktverbindung nach Porto. In der Stadt kannst du bequem alles zu Fuß erreichen. Ins Douro-Tal kommst du am besten mit einem Mietwagen, dauert ca. 90 Minuten.
Einkehren & Übernachten (Reservierung empfehlenswert):
Quinta do Crasto, Gouvinhas (Sabrosa): www.quintadocrasto.pt
Quinta do Vallado, Peso da Régua: www.quintadovallado.com
Quinta da Pacheca, Lamego: www.quintadapacheca.com
Restaurant Castas e Pratos, Regua: www.castasepratos.com
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