Berge von Sablés türmen sich in dem Geschäft in der Rue du Général de Gaulle, deren Duft verführerisch auf die Straße hinaus weht: Butter, Vanille, Kokos, Rum, Pistazie, Zitrone und noch ein paar mehr Sorten machen die Auswahl schwer. Die Kundinnen vor mir lassen sich einfach von allem etwas einpacken. Mit meinem Cent grammes, s’il vous plaît! ernte ich strenge Blicke, als ich endlich an der Reihe bin. Es gibt ja noch so viel andere Leckereien zu probieren, möchte ich beinahe kleinlaut hinzufügen.
Inhaltsverzeichnis
Märchenhafter Zauber in Kaysersberg
Der Marché de Noël in Kaysersberg ist ein wahres Schlaraffenland zur Weihnachtszeit und einer der ältesten Weihnachtsmärkte im Elsass. Häuser und Fenster sind so üppig wie liebevoll dekoriert mit Geschenken, Spielzeug, Lichtern oder Schneeflocken. Eine besinnliche Stimmung liegt über dem ganzen Ort, wir bummeln gemütlich durch die beleuchteten Straßen und genießen einen vin chaud – ohne das andernorts übliche Gedränge.
Die hübschen Verkaufsbuden aus Holz auf dem Handwerkermarkt am Cour de l’Arsenal, die Weihnachtslieder in der Kirche Sainte-Croix oder der Place de la Mairie mit lokalen Produkten verwandeln die mittelalterliche Stadt in ein einziges Weihnachtsmärchen. Überall in den Gassen und Höfen entdecken wir weitere Stände mit Spezialitäten oder Kunsthandwerk sowie eine eigenwillige Interpretation der Weihnachtskrippe am Flüsschen La Weiss, in der das Jesuskind auf dem Wasser treibt. Und über allem thront die Ruine des alten Schlosses von Kaysersberg.
Feuerspucker in Ribeauvillé
Etwas mehr Spektakel gibt’s in Ribeauvillé. Das Winzerdorf, ein paar Kilometer weiter nördlich an der Elsässischen Weinstraße, lockt am zweiten und dritten Advent mit einem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt. Winzer öffnen ihre Keller, die natürlich in den Weihnachtsfarben geschmückt sind, am Spieß über offenem Feuer brutzeln Wildschweine. Und mittendrin im Trubel: Possenreißer, Fiedler und Gaukler.
Das Nachbar-Weindorf Riquewihr symbolisiert alles, was das Elsass ausmacht: mittelalterliches Fachwerk, enge Gassen, urige Weinstuben – und in der Adventszeit stimmungsvollen Lichterglanz. Das gefällt nicht nur uns. Die Autos der anderen parken bereits kilometerweit vor dem Stadttor, die gesamte Innenstadt ist für den Verkehr gesperrt. Zum Weihnachtsmarkt kommt man nur noch mit einem längeren Fußmarsch. Vielleicht beim nächsten Mal, wir fahren weiter nach Colmar.
Sternenglanz in Colmar
Nicht einer, sondern fünf Weihnachtsmärkte erwarten uns in der Stadt im Herzen des Elsass. Wir starten am Weihnachtsmarkt an der Dominikanerkirche und laufen weiter zum Place Jeanne d’Arc. An den Ständen in Form eines traditionellen Elsässer Dorfes gibt’s regionale Spezialitäten wie Wurst, Foie gras, Münsterkäse, Gewürzbrot oder Lebkuchen-Männle. Unbedingt probieren: Mini-Kougelhopf. Mein Favorit ist der mit kandierten Früchten.
Auf dem Place de l’Ancienne, mitten in der Altstadt, stehen die Buden rund um den Schwendi-Brunnen. Die Weihnachtshäuschen wurden eigens für Colmar entworfen und geben dem Markt eine ganz individuelle Note. Im Koïfhus, ein paar Schritte weiter, verkaufen Töpfer, Glasbläser und Holzschnitzer ihre Kunstwerke. Und auf dem Place de six Montagnes noires im Stadtviertel Petit Venice können Kinder ihren Wunschzettel für den Weihnachtsmann abgeben und die Krippe bestaunen.
Einen Krippenweg mit mehr als 20 Stationen gibt es in Bergheim, wo wir übernachten. Nach so viel Weihnachtsmarkttrubel ein schöner Abschluss. Wo eine Krippe steht, zeigt uns ein weißer Stern an der Tür oder am Fenster. Durch die Straßen schallt leise klassische Weihnachtsmusik aus Lautsprechern, die über der Tür eines Hauses hängen. Was für eine feierliche Atmosphäre.
Auf der Heimfahrt am nächsten Tag legen wir noch einen Stopp ein in Gertwiller. Der hübsch herausgeputzte Ort ist ein Mekka für Fans von Pfefferkuchen, Printen und Co. Im Knusperhäuschen des Herstellers Lips kleben Nüsse und Rosinen an den Wänden, die Fensterläden sind aus Spekulatius und die Dachrinnen in bunter Zuckerzeugs-Optik – die Hexe aus Hänsel und Gretel würde vor Neid platzen.
Bei Fortwenger, dem zweiten Betrieb in Gertwiller, führt ein Lebkuchen-Männlein durch den Palais du Pain d’Epices und erklärt, wie die Weihnachtsleckereien hergestellt werden. Wer will, kann sich im angeschlossenen Fabrikverkauf mit Lebkuchen für zu Hause eindecken. Kurios und gleich in unserem Einkaufskorb gelandet: Lebkuchenbier und Terrine mit Lebkuchen.
Weihnachten kann kommen.
Meine Reise ins adventliche Elsass wurde unterstützt von Atout France und der Region Elsass.
Weitere Infos: Weihnachtsmärkte im Elsass und Elsass Tourismus .
3 Kommentare
Liebe Antje,
vielen Dank für deinen Beitrag.
Du hast mich schon mit deinem Aufmacherbild überzeugt. Die beschriebenen Märkte klingen spannend, und mir gefallen hat, dass zum Beispiel der Markt in Kaysersberg nicht überlaufen war. Denn wenn ich einst nicht leiden kann, dann sind es Menschenmassen.
Liebe Grüße und noch einen schönen Abend,
Christine
Danke, liebe Christine. Ja, das geht mir genauso, ich mag lieber die kleineren Märkte oder solche, die etwas dezentraler sind. Dort ist die Stimmung viel adventlicher und sinnlicher.