Malta, das ist Geschichte zum Reinbeißen. Knuspriges Ftira-Brot, das schon seit Jahrhunderten gebacken wird. Rezepte aus der Zeit der Seefahrer des 17. Jahrhunderts. Pastizzi, die in einer kleinen Bar rund um die Uhr frisch aus dem Ofen duften. Auf unserer kulinarischen Reise haben wir mehr entdeckt als gutes Essen – wir haben Menschen getroffen, die ihr Handwerk lieben und eine Insel erlebt, die ihren ganz eigenen Geschmack gefunden hat. Hier sind neun kulinarische Tipps, die einen Besuch in Malta lohnen.
Ftira, das Brot mit UNESCO-Status
Rund, flach, in der Mitte ein Loch und steht seit 2020 auf der Unesco-Liste der immateriellen Kulturgüter der Welt: Das maltesische Ftira ist viel mehr als nur ein Brot. Es ist ein Symbol für Identität, Handwerkskunst und die reiche Geschichte Maltas.
Aber was macht dieses Brot eigentlich so besonders?
Ftira ist ein ringförmiges Fladenbrot aus Sauerteig. Mit einer knusprigen Kruste und einer wunderbar luftigen, grobporigen Krume. Anders als viele andere Brote wird der Teig vor dem Backen flach und in der Mitte eingedrückt oder gelocht – das gibt dem Ftira seine typische Form. Die Herstellung ist echte Handarbeit und wird auf Malta noch immer in kleinen Bäckereien gepflegt. Wer zuschaut, merkt schnell: Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt und das Wissen um den perfekten Teig wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Ftira ist auf Malta allgegenwärtig – und besonders gern essen es die Malteser belegt mit Tomaten, Begilla-Bohnpaste, Olivenöl, Thunfisch, Oliven und Zwiebeln. Je nach Ort und Saison gibt es auch Varianten mit Kartoffeln, Sardellen oder Oregano, vor allem auf der Nachbarinsel Gozo. Und wer mag, genießt dazu ein Stück maltesischen Gbejniet (Ziegenkäse).
Was Ftira aber wirklich ausmacht: Das Brot ist tief in der maltesischen Kultur verwurzelt und steht für die Geschichte des Landes, das schon immer ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen war. Sogar der Name „Ftira“ hat arabische Wurzeln – ein weiteres Zeichen für die Einflüsse, die Malta geprägt haben.
Dinner im Museum – eine kulinarische Zeitreise durch die Geschichte Maltas
Malta ist auch eine Insel der Geschichten. Das Maritim Museum in Vittoriosa erzählt nicht nur die der Seefahrt. In dessen imposantem Gebäude am Hafen befand sich einst die britische Marinebäckerei, rund 1,5 Tonnen Brot wurde hier täglich gebacken.
Das brachte die Kuratoren um Jean Luca Falzon auf die Idee einer kulinarischen Zeitreise: das Taste History Dinner. Die Rezepte stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, als im Hafen von Malta Einflüsse aus aller Welt aufeinander trafen. Damals galt die Insel als Marktplatz des Mittelmeers – Araber, Spanier, Briten und Italiener prägten die Küche.
Im Freihafen des 18. Jahrhunderts war die Qualität des Essens in Malta sehr gut, erzählt Jean Luca. Reiche Kaufleute und Reeder speisten gern und ausgiebig. Unser Menü an diesem Abend orientiert sich an historischen Überlieferungen und alten Speisekarten britischer Schiffe.
Den Auftakt macht Gbeina in dicker Lauchsuppe. Der luftgetrocknete Schaf- und Ziegenkäse verleiht der Suppe eine besondere Note. Die Kombination aus Eigelb, Lauch, Koriander und unreifen Trauben, Verjus genannt, war bereits ab dem 15. Jahrhundert besonders in Italien beliebt.
Der Hauptgang besteht aus Wolfsbarsch mit knusprigem Grünkohl und Gerstenrisotto, gefolgt von einem erfrischenden Bitterorangen-Sorbet als Dessert. Chef Malcom Baldachino, der nach Stationen in Vier-Sterne-Restaurants, unter anderem im südfranzösischen Avignon, nun im Museum kocht, serviert das Sorbet mit sichtlichem Stolz. „Bitterorangen hat schon die Queen während ihrer Flitterwochen in Quardamancha geliebt,“ erzählt er lächelnd.
Mdina & Rabat – die alte Hauptstadt und das beliebteste Streetfood in Malta
Von den Phöniziern erbaut und Hauptstadt vor Vallettas Zeit: Mdina ist ein Ort, der Geschichte atmet. Nur etwa 300 Menschen leben heute noch innerhalb der alten Stadtmauern, meist wohlhabende Familien. Man kann hier kein Haus kaufen, nur erben. Mit einer Handvoll Restaurants und einem Hotel, dem Relais & Châteaux Xara Palace mit nur 17 Zimmern – behält Mdina seinen exklusiven Charakter bis heute.
Wir schlendern mit einem Eis durch die engen Gassen und entdecken hübsche Lokale wie De Mdina, Bacchus und die Trattoria 1530 in der Nähe des Hotels. Nach 17 Uhr, wenn die meisten Tagestouristen verschwunden sind, entfaltet die Stadt ihren wahren Zauber.
Gegenüber von Mdina, nur einen Katzensprung entfernt, in Rabat, befindet sich eine wahre Institution: Is-Serkin – Crystal Palace Bar. Seit 1954 hat diese rund um die Uhr geöffnet und serviert das beliebteste Streetfood Maltas: Pastizzi. Nicht nur tagsüber gehen die Teilchen im Akkord über den Tresen in der kleinen Bar, auch Nachtschwärmer schätzen den herzhaften Snack auf dem Nachhauseweg gegen drei Uhr morgens.
Weniger als eine Flasche Wasser, zwischen 50 Cent und einem Euro, kostet das herzhafte Gebäck aus Filoteig, traditionell mit Ricotta oder Erbsen gefüllt. Auf Gozo werden Pastizzi auch mit Schafskäse angeboten und moderne Varianten enthalten Anchovis oder Hühnchen. Für Naschkatzen gibt es sogar süße Versionen mit Nutella.
Von der Farm auf den Teller – authentische Küche in Malta erleben
Die Ta’Gingel Farm in der St. Paul’s Bay liegt nur 50 Meter unterhalb der belebten Nord-Süd-Verbindungsstraße und entspricht so gar nicht dem idyllischen Bild einer ländlichen Farm. Und doch treffen wir hier auf eine maltesische Küche, die authentischer kaum sein könnte.
Immer sonntags gibt’s auf der Farm ein dreigängiges Mittagsmenü mit hausgemachter Gemüsesuppe in zwei Varianten und traditionellem Sonntagsbraten vom Lamm, Schwein und Rind zur Auswahl. Zur Ta’Gingel Farm gehören mittlerweile auch vier Gästezimmer. Doch an den Tischen sitzen bei unserem Besuch vor allem Einheimische, die gern hier herkommen, um für 35 Euro pro Person (ohne Getränke) die gute Hausmannskost von Chefin Joyse Borg zu genießen.
Sein Großvater gründete die Farm in den 1920er Jahren, erzählt Mark Mikallef, der Besitzer in fünfter Generation. Nach einer Sizilien-Reise, wo er Agriturismo-Betriebe kennenlernte, begann er 2016, Besuchern die traditionelle Käseherstellung zu zeigen.
Wir dürfen beim Melken der Ziegen zusehen. Die frische, körperwarme Milch stockt unter Zugabe von Lab und nach etwa 15 Minuten wird die Masse geschnitten, gesalzen, in kleine Körbchen gefüllt und später – nach alter Tradition – in einer Art Käfig an der Seeluft getrocknet. Und entwickelt dabei einen wirklich einzigartigen Geschmack, wie wir uns gestern Abend beim Taste History Dinner im Maritime Museum überzeugen konnten.
Honig-Spezialitäten aus Malta: Wo der Imker seinen Frieden findet
Genusshandwerker aus Leidenschaft habe ich schon einige auf meinen früheren Reisen nach Malta kennengelernt – und es ist immer wieder eine Freude, zu sehen, wie sehr sie für ihre Sache brennen.
So wie Imker Thomas Galea, der mitten in der Pampa wartet und uns zu einem kleinen Olivenhain führt. In der Nähe von Sebbiegh, stehen 30 seiner insgesamt 130 Bienenvölker. Im Frühjahr leben hier 5.000 bis 6.000 Bienen, später im Jahr werden es mehr als 20.000 sein. Er ist einer der wenigen Imker, die die endemische maltesische Honigbiene Apis Melitensis pflegen.
An vier Standorten produzieren seine Bienen vier verschiedene Sorten Honig und laben sich dabei an Johannisbrotbaum, Distel-, Eukalyptus- und Wildblüten. „Ich liebe Bienen. Wenn ich bei ihnen bin, vergesse ich alle Probleme und finde meinen Frieden“, schwärmt Thomas. Und teilt seine Passion gern mit interessierten Besuchern, die ihm bei der Arbeit mal über die Schulter schauen dürfen.
Ta’Betta Weingut – Tasting und Picknick im Weinberg
Kurz fühle ich mich nach Frankreich oder Südafrika versetzt, so edel und elegant präsentiert sich das Ta’Betta Weingut. Und auch das Wein-Tasting, zu dem Käse, Wurst, Oliven und Brot aufgetischt werden, ist ein Genuss.
Zwischen den Reben, die bis ans Haus wachsen, verstecken sich romatische kleine „Inseln“ aus Palettenmöbeln und Lichterketten, wo man im Sommer ein Picknick oder Dinner im Weinberg genießen kann. Die Silhouette von Mdina im Hintergrund macht das Ganze auch als Fotomotiv perfekt.
Auf vier Hektar wachsen bei Ta’Betta internationale Rebsorten wie Chardonnay, Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Syrah und Mourvèdre. Die Weinlese beginnt bereits Mitte August, teils schon früh am Morgen, wenn es noch kühl ist, um die Aromen zu bewahren. Vieles wird in Handarbeit erledigt, vom Rebschnitt bis zur Lese, aber auch das Einsammeln der Schnecken, die sich im Weinberg ebenfalls wohlfühlen. Um die Reben vor der Hitze zu schützen, wird ein Gemisch aus Ton und Wasser auf die Pflanzen gesprüht, um die Photosynthese zu verlangsamen.
Sterneküche in Malta: der neue Hotspot für Foodies
Seit 2022 hat sich Malta von drei auf sieben Michelin-Sterne „hochgekocht“. Das jüngste Sternerestaurant, Le GV in Sliema, erhielt 2025 seinen ersten Stern, nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung. Über den Dächern vn Sliema, im elften Stock des 1926 Le Soleil Hotels, thront das Le GV – ein Restaurant, das seinem Namen „Le Grand Voyage“ alle Ehre macht.
Das Interieur des Le GV ist eine Hommage an die luxuriösen Waggons des Orient-Express: dunkles Holz, Messingakzente und nostalgischer Charme. Die offene Küche ermöglicht es den Gästen, den Chefs Andrew Borg und David Tanti bei der Zubereitung ihrer kreativen Gerichte zuzusehen
Wir werden an diesem Abend mit gegrillter Wachtel mit Pflaumen und Foie-Gras-Parfait verwöhnt, gefolgt von Kalb mit fermentierten Rüben und Morcheln bis zum verführerischen Schokoladen-Dessert.
Blüten und seltenes Gemüse für die maltesische Küche mit Anspruch
Fünf Sorten Kohl, ganze 40 verschiedene Tomaten, rote, gelbe, schwarze oder ausgefallene mit Zebrastreifen wachsen unterhalb des Victoria Trails, der sich durch die Mitte von Malta zieht. Die Top-Qualität der Zutaten ist neben Kreativität eine der Hauptzutaten für Spitzenköche. Großen Wert legen diese außerdem auf kurze Wege und beziehen Frisches beispielsweise von den Red Earth Farmer und Mikro Greenz. Claudia Cavallaro Pejnovic gründete den Betrieb 2021 mit ihrem Bruder, der eine vertikale hydroponische Indoor-Farm betreibt, während sie sich um den Anbau von Kräutern, Gemüse und Blumen im Freiland kümmert.
„Wir sind nach bis nach Japan und Korea gereist, um verschiedene Anbaumethoden zu probieren und sie an die maltesischen Verhältnisse anzupassen,“ erzählt Claudia, während im Hintergrund der Hahn kräht. Der Mai ist oft sehr heiß und windig, da müsse man besonders vorsichtig mit den Pflanzen umgehen. Die Produktion erfolgt nach Bedarf und ohne Pestizide oder Chemikalien. Die Samen kommen von einer Samenbank – Bio-Qualität, ohne genetische Veränderungen und ohne Hybride.
Neben dem Gemüseanbau leben auf der Farm 180 Hühner, die ohne Antibiotika aufwachsen und Kräuter wie Ingwer, Oregano, Chilipfeffer oder Thymian ins Futter gemischt bekommen. Kunden der Farm sind gehobene Restaurants in Malta, darunter mehrere mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Lokale. Deren Chefs suchen nach besonderen Gemüsesorten und Produkten, um ihren Gerichten auch optisch den letzten Schliff zu verleihen, erzählt Claudia.
Kulinarische Reise durch Malta: Olivenöl frisch von der Farm
Der letzte Stopp unserer kulinarischen Reise durch Malta führt uns zur Olivenfarm von Charles Bugeja im Ort Haz-zebbug. Vor 2.500 Jahren sei Malta voller Olivenbäume gewesen, weiß er, viele Orte heißen bis heute wie die Olivensorten, Bidni zum Beispiel.
Besonders stolz ist Charles auf die sieben Bäume der „Maltese Pearl“, von denen es insgesamt nur noch 70 auf der ganzen Insel gibt. „Die meisten Oliven werden schwarz, wenn sie reif sind, aber die Maltese Pearl wird weiß – deshalb der Name Perle.“
Nach Anmeldung kann man bei Charles im Olivenhain ein Picknick oder Dinner genießen. Das knusprige Ftira-Brot mit Tomatenpaste, Oliven und Öl darf dabei natürlich nicht fehlen. Dazu gibt es selbstgemachte Wildwurst, eine Paste aus Begilla (Saubohnen) und Oliven – ein einfaches Essen und doch so gut, weil die Zutaten von höchster Qualität sind.
Kaufen kann man sein selbst gemachtes Öl, frisch abgefüllt im Garten. Ein wunderbares Souvenir (falls man nicht wie ich nur mit Handgepäck unterwegs ist) und ein schöner Abschluss unserer kulinarischen Entdeckungsreise durch Malta. Einer Insel, die zwischen Tradition und Innovation eine einzigartige Genusskultur entwickelt hat. Und ganz sicher ein Geheimtipp für Foodies ist, die echten Geschmack zu schätzen wissen.
Eine kulinarische Reise durch Malta: Spezialitäten und Tipps – alles Wichtige auf einen Blick
Hinkommen:
Günstige Direktflüge gibt es z.B. mit Eurowings ab Frankfurt/M. oder München, ab Stuttgart kommt man bequem mit der Swiss nach Malta.
Übernachten:
Wir haben im db San Antonio Hotel + Spa in Qawra gewohnt, einem 4-Sterne-Hotel in einer bei Touristen beliebten Gegend in der St. Pauls Bay. www.dbhotelsresorts.com
Hier kannst du dieses und weitere Hotels auf Malta finden und aktuelle Preise prüfen bei booking.com
Essen & Trinken in Malta:
- Taste History – Dinner im Museum, Buchung unter siteevents.heritagemalta@gov.mt
- Ta‘ Gingel Farm B&B “Agriturismo“ FarmStay, Triq San Ġorġ, St. Paul’s Bay, tagingelfarm.com
- Nenu The Artisan Bakery, 143 St Domnic Street, Valletta, nenuthebaker.com
- Is-Serkin – Crystal Palace Bar, Triq San Pawl, Ir-Rabat (nahe dem Eingang zu Mdina)
- Ta’Betta Winery, Taż-Żiri off Triq Blat il-Qamar Girgenti l/o, Is-Siġġiewi, www.tabetta.com
- Le GV, Le GV Rooftop Restaurant, Thornton, Sliema, legv.mt
- Ta’ Xmun Olive Grove, Triq Wied Is-Sewda, Żebbuġ, Instagram: @Ta’XmunOliveGrove
Erleben:
- Valetta, die kleinste Hauptstadt Europas, bietet auf kleinstem Raum eine faszinierende Mischung aus Geschichte, Architektur und mediterranem Flair und war 2018 Kulturhauptstadt Europas
- Hübsche Hafenstadt Marsaxxlok im Süden von Malta (Titelfoto), berühmtes Fotomotiv mit den bunten Fischerbooten. Tipp: unbedingt in eines der guten Fischlokale am Hafen einkehren.
- Dingli Cliffs, die dramatische Steilküste mit weitem Blick über das Mittelmeer und spektakulären Sonnenuntergängen, zählen zu den eindrucksvollsten Naturerlebnissen auf Malta
- Die Blaue Grotte auf Malta begeistert mit ihrem kristallklaren Wasser und faszinierenden Lichtspielen, wenn Sonnenstrahlen die Höhlen in leuchtendes Blau tauchen
Buchempfehlungen (Amazon-Affilate-Links):
- DuMont Reiseführer Malta, Gozo, Comino
- Malta Reiseführer Michael Müller Verlag: Gozo Comino – Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps. Inkl. Freischaltcode zur mmtravel® App (MM-Reisen)
- Reise Know-How InselTrip Malta mit Gozo und Comino: Reiseführer mit Insel-Faltplan und kostenloser Web-App
Weitere Informationen: Offizielle Seite von Visit Malta
Transparenzhinweis: Zu dieser Reise wurde ich von Visit Malta eingeladen. Bei meinen Recherchen nutze ich gelegentlich die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Tourismusagenturen, Veranstaltern, Fluglinien oder Hotelunternehmen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.
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