Taipeh berauscht. Glitzernde Shoppingmalls, jahrhundertealte Tempel und heiße Quellen – in direkter Nachbarschaft. Nur wenige Städte verbinden alt und neu so nahtlos als auch faszinierend miteinander wie Taipeh.
Auf den ersten Blick ist Taipeh eine Großstadt wie andere auch in Asien. Mit reichlich Beton, Dunst, Verkehr. Es hupt, piept, blinkt permanent irgendwo und doch erscheint das Ganze weit weniger chaotisch als in Bangkok oder Ho-Chi-Minh-Stadt. Während man dort als Fußgänger sich seinen Weg zwischen fahrenden Mopeds und Autos bahnt, regeln in Taipeh Ampeln und Zebrastreifen das Miteinander auf der Straße.
Vom Flughafen Taoyuan gibt es einen Expresszug, der in rund 30 Minuten bis zum Hauptbahnhof fährt. Die eigentliche Herausforderung startet hier: den richtigen Ausgang finden. Nimm Z2 hatte mir das Hotel vorab gemailt, dann bist du gleich auf der richten Seite. Okay.
Der Hauptbahnhof ist jedoch nicht einfach ein Bahnhof – angesichts dreier Ebenen, mehrerer unterirdischer Malls und unzähligen Kombinationen von Buchstaben und Zahlen. Gefühlte fünf Kilometer später stand ich samt Koffer jedoch dort, wo ich hinwollte. Verlaufen sollte ich mich in den nächsten Tagen noch einige Male, doch wenn man das ganz und gar nicht komplizierte System einmal verstanden hat, ist es recht übersichtlich.
Inhaltsverzeichnis
Taipei101: grandiose Aussicht vom lange Zeit höchsten Gebäude der Welt
Den besten Überblick verspricht das Taipei101. Das Wahrzeichen der Stadt war lange das höchste Gebäude der Welt. Ich hab Glück, das Wetter ist gut, die Open-Air-Plattform offen, also nichts wie rauf auf den Bambus. So nennen die Einheimischen den Turm wegen seiner markanten Form.
In nur 37 Sekunden katapultiert der Aufzug Besucher in das 89. Stockwerk, das ist Weltrekord. Die verglaste Aussichtsetage mit Café, Souvenirshop und Fotospots bietet einen genialen Rundumblick. Den toppt nur noch die Außenterrasse im 101. Stock, die gegen einen extra Obolus, gebucht werden kann.
Sicherheit geht vor: Zuerst bekommt jeder einen Sicherheitsgurt angelegt und anschließend gehts im Gänsemarsch am Geländer angeseilt eine Runde auf der Außenseite des Gebäudes entlang – 460 Meter über dem Boden. Aus dieser Perspektive sieht man besonders gut, wie erstaunlich grün Taipeh doch ist. Die Elefantenberge, die bis auf 1.120 m rauf reichen und mit schönen Wanderwegen punkten. Den Maokong, auf den man mit der Gondel fahren und zu den Teegärten spazieren kann. Den Tamsui- und den Keelong-Fluss und das alte Grand Hotel. Und natürlich das quirlige Zentrum rund um den Hauptbahnhof.
Thermal Valley: heiße Quellen in der Stadt
Das dürfte einzigartig sein: ein Fluss mit 43 Grad Celsius Wassertemperatur – und zwar mitten in Taipeh. Nach dem langen Flug klingt das nach einer guten Idee und so packe ich Badeanzug und -latschen ein und nehme die Metro nach Xinbeitou. In weniger als einer Stunde bin ich in einer anderen Welt. Und sogar ein bisschen in einer früheren Zeit.
Vor etwas mehr als hundert Jahren etablierten die Japaner, zu denen Taiwan damals gehörte, im Thermal Valley ihre beliebte Badekultur. Noch heute reiht sich ein Onsen ans andere, die meisten angeschlossen an ein Hotel. Im einzigen öffentlichen Badehaus darf sich jedoch jeder für maximal zwei Stunden und umgerechnet 60 Cent ins wohlig warme Wasser legen, das sich auf mehrere kleine Becken mit unterschiedlicher Temperatur verteilt. Die überwiegend älteren Stammgäste haben eine Thermoskanne mit Tee dabei und plaudern beim Planschen.
Neben dem Thermalbad gibt es noch ein kleines Museum und ein Rundweg am Fluss führt noch ein Stück weiter ins Tal, wo auch ein schöner Tempel wartet.
Shilin, der größte Nachtmarkt in Taipeh
Onsen-Eier, den japanischen Snack, habe ich im Thermal Valley zwar nicht entdeckt, aber Tee-Eier sind mindestens genauso lecker. Die leicht angeknacksten Eier werden in einem Sud aus schwarzem Tee, 5-Gewürze-Pulver und Sojasauce gekocht. Schmeckt nicht nur den Taiwanesen super lecker und ist an jeder Ecke zu haben.
Ein beliebter Ort zum Abendessen in Asien sind die Nachtmärkte. Shilin heißt der bekannteste Nachtmarkt in Taipeh, wo sich Einheimische und Touristen mischen. An den Ständen dampft und bruzzelt es in den Töpfen und Pfannen. Ich probiere Taro-Dampfbrötchen, frittierte Krabbensticks wie die Einheimischen mit der typischen Pfeffer-Salz-Mischung und Tintenfisch am Spieß vom Grill.
Doch nicht nur zum Essen kommt man auf den Shilin Nachtmarkt, dieser schrillbunten Mischung aus Jahrmarkt und Fressmeile: Wurfspiele und Lufballonschießen gehören zum abendlichen Vergnügen der Taiwanesen ebenso. Der Shilin Nachtmarkt ist täglich geöffnet ab ca. 18 Uhr und am besten von der Jiantan MRT Station aus zu erreichen.
Taiwans Kultur & Historie – Sehenswürdigkeiten in Taipeh
Die Nationale Chiang-Kai-shek-Gedenkhalle wurde dem ehemaligen Präsidenten der Republik China, Chiang Kai-shek, gewidmet. Ein architektonisch beeindruckendes Bauwerk mit einer Ausstellung, die einen guten Einblick in die Geschichte Taiwans gibt. Höhepunkt: die Zeremonie der Wachablösung, die jede Stunde stattfindet. Flankiert wird die Kai-shek-Gedenkhalle von Nationaltheater und Konzerthaus.
Eine Oase der Ruhe zum Lesen, Schreiben, Kaffeetrinken: Kishu An Forest of Literature, im Süden von Taipeh. Das historische Kishu An war unter der japanischen Kolonialherrschaft ein Restaurant, bevor es zu einem Personalwohnheim der nationalistischen chinesischen Regierung umgebaut wurde. Heute widmet sich die Einrichtung der Literatur Taiwans, in direkter Nachbarschaft zu Straßen und Orten, die in den Werken eine Rolle spielten.
Besondere Orte in Taiwan sind die Tempel. Der 254 Jahre alte Longshan-Tempel in der Guangzhou Street im Stadtteil Manka ist Taipehs ältester Tempel. Nicht nur ein Ort, die Götter zu ehren, sondern gleichzeitig ein sozialer Treffpunkt.
Die Schatzkammer Taiwans: Taipehs faszinierendes Nationales Palastmuseum beherbergt die weltweit größte Sammlung chinesischer Kunstwerke mit mehr als 600.000 Objekten aus der fünftausendjährigen Geschichte des Landes. Mehr als auf einmal gezeigt werden kann, deshalb wechseln die Kunstwerke aus Jade, Porzellan, Bronze, Malerei und Kalligraphie regelmäßig.
Das 1952 gegründete Grand Hotel in Taipeh ist nicht nur eines der besten Fünf-Sterne-Hotels Taiwans, sondern auch Kulturerbe und ein Ort voller Geschichte. Mit seinen roten Säulen und goldenen Kacheln erinnert es an einen Tempel.
Wer im altehrwürdigen Grand Hotel logiert, ahnte lange Zeit nicht, welches Geheimnis sich darin verbirgt: zwei 85 Meter lange unterirdische Tunnel mit einer 20 Meter langen Betonrutsche. Ursprünglich für die Notfallevakuierung von Staatsoberhäuptern vorgesehen, wurde der westliche Geheimgang erst 2019 für Besucher geöffnet – und seitdem zu einer der beliebtesten Attraktionen des Grand Hotels.
Wer nicht im Hotel übernachtet, kann auch als Restaurantgast das Flair des Grand Hotels genießen, beispielsweise beim abendlichen Buffet, das keine Wünsche offen lässt. Vor allem die Desserts sind der Hammer.
Einkaufen wie früher, das geht auf der Dihua Street, einer der ältesten Straßen von Taipeh. Ein buntes Gemisch aus Läden mit Gewürzen, Kräuter, Medizin, Trockenfrüchte, Delikatessen (zu denen hier unter anderem Schwalbennester gehören), Süßigkeiten, Tees, Bambusartikeln, Räucherstäbchen und Kleidung. Viele der Geschäfte sind schon seit hundert Jahren hier ansässig.
Die Himmelslaternen von Pingxi
Nach alter Tradition sollen die Himmelslaternen Glück bringen. Was genau man sich wünscht, schreibt man einfach auf die Laterne. Shifen im Distrikt Pingxi ist besonders bekannt für seine Himmelslaternen. Hin kommt man vom Hauptbahnhof Taipeh aus bequem mit der Pingxi-Eisenbahnlinie.
Und dort, direkt am Gleis, in der Shifen Old Street befindet sich auch der offizielle Startplatz für die Himmelslaternen – ein quirliges, buntes Spektakel in der unglaublichen Kulisse der alten, sehr engen Marktgasse. Noch enger wird’s, wenn der Zug kommt. Kurz vorher ertönt ein Pfiff, dann heißt es: sofort runter vom Gleis.
Die Laternen, das Stück für umgerechnet 10 Euro, bestehen aus Papier und Bambus und werden mit mehr oder weniger geheimen Wünschen bemalt. So kunstvoll wie meine Mitstreiter mit ihren chinesischen und japanischen Schriftzeichen bekomme ich das leider nicht hin, aber vielleicht sehen’s mir die Wunscherfüller nach. Verschiedene Farben stehen für Glück, Erfolg, Gesundheit oder Liebe.
Sobald die Laterne fertig ist, werden kleine Holzscheite im Inneren angezündet und die Laterne in den Himmel entlassen, in der Hoffnung, dass sie Glück und Reichtum bringen. Ein magischer Moment.
Beim Laternenfest Taiwan, das am Ende der chinesischen Neujahrsfeiern jedes Jahr in einer anderen Stadt stattfindet, bleiben die Laternen dagegen am Boden. Ein sehr buntes, stimmungsvolles Fest wie ich bei meinem Besuch in Tainan zum Laternenfest erleben konnte.
Und wenn man schon mal da ist: Ganz in der Nähe gibt’s die Niagarafälle in Klein zu erleben. Der Shifen Wasserfall ähnelt in seiner Form stark dem kanadischen Vorbild.
Mit der Maokong Gondel zu den Teegärten
Einige der besten Tees kommen aus Taiwan, beispielsweise Oloong, der halbfermentierte Tee. Die besten Anbaugebiete befinden sich im Inselinneren bei Alishan oder am Sonne-Mond-See. Aber auch in Taipeh. Eigentlich wollte ich an meinem letzten Tag durch die Teegärten am Maokong wandern, doch das Wetter spielt leider nicht mit. Mit der Gondel fahre ich trotzdem rauf, allein die fast vier Kilometer lange Strecke von der Talstation neben dem Taipeh Zoo ist ein Vergnügen, besonders in der Glasbodengondel.
Normalerweise hat man vom Maokong aus eine grandiose Aussicht auf die Stadt samt Taipei101, doch die lässt sich heute nur erahnen. Umso intensiver nehme ich das Vogelgezwitscher und das Rauschen des Bachs wahr, während ich über Bananenstauden, Bambus und jede Menge Grün schwebe.
An der Bergstation der Maokong Gondelbahn genieße ich in einer der Teestuben noch einmal das volle Taiwan-Tee-Komplettprogramm: Tea-Cheesecake, Tea-Icecream und dazu einen Oolong vom Maokong.
Taipeh Taiwan – Infos und Tipps auf einen Blick
Hinkommen: China Airlines fliegt täglich von Frankfurt nach Taipeh, mit Eva Air geht es ab München viermal die Woche in die taiwanische Hauptstadt. Die Flugzeit beträgt zwischen 12 und 15 Stunden. EU-Bürger brauchen kein Visum.
Übernachten: Hotel Palais de Chine, Q Square Mall, No. 3, Section 1, Chengde Rd, Datong District
Essen & Trinken:
- Din Tai Fung (Xinsheng Branch, Zhongzheng District). Das weltberühmte “Teigtaschen”-Restaurant gibt es bereits seit 1958 und ohne Anstehen geht’s leider nicht. Lohnt sich aber.
- Taipei Grand Hotel, ein 14-stöckiges, tempelartiges Gebäude, am Keelung-Fluss, eingebettet in den Yangming-Berg, mit Blick auf die Stadt.
- Shilin Nachtmarkt, nirgendwo kann man besser in die taiwanesische Esskultur eintauchen als auf dem Shilin-Markt
Sonstige Infos:
Weitere Infos zu Taiwan gibt es auf der deutschsprachigen Website von Taiwan Tourismus.
Taiwan lässt sich sehr einfach bereisen, am besten mit einer aufladbaren Easy Card oder dem Taiwan Pass. Hier gibt es ausführliche Infos zum Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Taiwan.
Titelfoto: Foto: Taiwan Tourism Administration – www.taiwantourismus.de
Transparenzhinweis: Zu dieser Reise wurde ich von Taiwan Tourismus eingeladen. Bei meinen Recherchen nutze ich gelegentlich die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Tourismusagenturen, Veranstaltern, Fluglinien oder Hotelunternehmen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.