Landschaft genießen: Bei den beiden Kulinariktrails in Flims ist das durchaus wörtlich zu verstehen. Wasser und Wild oder lieber Berg und Sicht? Klingt beides reizvoll, doch ein Drei-Gang-Menü und eine Strecke von zwölf Kilometern genügen mir für heute. Also, Wasser und Wild.
Ein Weg, drei Lokale.
Los gehts in Flims, kaum gestartet, sind wir auch schon an der ersten Station: im Brauhaus Flims. Wer sich spontan entscheidet für die Tour, kann hier sein Ticket kaufen. Zur Auswahl stehen Weißwurst und Brezel (Was das mit Flims zu tun hat, konnte mir keiner erklären. Vielleicht, weil der Braumeister ein Deutscher ist?) und ein Salat mit Bergkäse und Bierdressing (schon eher das, was ich hier erwartet hätte). Dazu ein Bier nach Wahl. Geht doch gut los.
Der Weg ist gut markiert mit einem gelben Schild und der Aufschrift Kulinariktrail. Ganz gemütlich kommen wir kurz darauf zum Caumasee. Von oben betrachtet, schimmert das Wasser herrlich türkis, Tannen spiegeln sich im klaren Wasser. Gelbe und orange Schmetterlinge begleiten uns auf dem Rundweg um den Caumasee. Das Besondere ist nicht nur dessen Farbe – der See hat weder Zu- noch Abfluss und wird gespeist durch ein unterirdisches Karstsystem.
Nur wenige Badegäste tummeln sich auf der Wiese, die Ferien sind zu Ende und die Sommersaison so gut wie abgehakt. Schön für uns, so haben wir die Stille für uns allein. Am Horizont ist der Vorabgletscher zu sehen und der Pinut-Klettersteig. Der Hans-guck-in-die-Luft in mir nur Augen für die Landschaft, nicht immer für die Wurzeln auf dem Waldweg.
In steilen Kurven schraubt sich der Weg wieder hinauf nach Conn, nach einer halben Stunde sind wir beim Hauptgericht angelangt: im Ausflugsrestaurant Conn. Die Wiese vor der Sonnenterrasse ist über und über getupft von den lila Blüten der Herbstzeitlosen.
Zur Wahl stehen hausgemachte Birnenravioli mit gerösteten Zwiebeln oder Ricottaravioli mit Pfifferlingen. Beide raffiniert gemacht, die mit Birnen sind mir aber ein bisschen zu süß.
Nur fünfzehn Minuten vom Lokal entfernt, kann man tief blicken. Die Rheinschlucht liegt etwa 300 Meter unter uns und der noch schmale, hellgrüne Rhein krümmt sich in seinem Bett fast zum O. Direkt über dem Abgrund schwebt Il Spir, die Aussichtsplattform, die einem Mauersegler nachempfunden wurde. Just in dem Moment passiert der rot-weiße Glacier-Express die Brücke über den Fluss. Wie eine Spielzeugeisenbahn wirkt er aus unserer Vogelperspektive.
Über Trin Mulin geht’s weiter zum Gasthaus am Crestasee, das Dessert wartet: frisch gebackene Aprikosenwähe mit Schlagsahne. Vom großem ovalen Holztisch auf der Terrasse schweift der Blick über den See. Still und dunkelgrün liegt er da, die Skulpturen auf der Wiese komplettieren das Gesamtkunstwerk.
Durch den Wald führt der Kulinarik-Trail leicht aufwärts zurück nach Flims, das auf der rechten Seite mit dem Flimserstein in seiner ganzen Pracht bald zu sehen ist.
Das Ticket für den Kulinarik-Trail Wasser & Wild kostet 49 CHF pro Person und kann direkt an der ersten Station, in der Brauerei Flims, erworben werden.