Gar nicht so einfach, sich für eine Unterkunft zu entscheiden, Stil haben beide: das luxuriöse Albwiesen-Chalet, das im früheren Leben ein Forsthaus war oder der Holzknecht, der urige Wagen, in dem einst die Holzfäller ihre Sägen schärften und sich aufwärmten. Die Miniwerkstatt hat sich in ein Bad mit Dusche und WC verwandelt und auch sonst ist an alles gedacht: gekühlten Wein, viele Kissen, Heizung, Wlan, Fernseher – den Wahnsinns-Sternenhimmel gibt’s gratis dazu.
Das Albwiesen-Chalet setzt noch einen drauf: alte Balken, edles Design, Kamin, Weinklimaschrank, private Sauna – man möchte sofort ein- und nie wieder ausziehen. Zumindest zum Frühstück muss man das auch nicht, denn das wird ans Bett, naja, zumindest ins Chalet serviert. Mit richtig leckeren Produkten von lokalen Erzeugern.
Wandern auf dem Albschäferweg
Die überschüssigen Kalorien verschwinden von allein beim Wandern auf dem Albschäferweg, der auch durch Zang führt und dann weiter zum Schafhof Smietana, wo mehr als 600 Merinoschafe leben. Seit dem 15. Jahrhundert ziehen die Wanderschäfer über die Alb. Wer will, kann sich im Hofladen mit Wollsocken oder Lammwürsten versorgen, bevor es auf einem alten Schaftrieb zur Hitzinger Steige geht.
Die offene Landschaft, gesprenkelt mit dunkelgrünem Wacholder und leuchtend gelben Ginsterbüschen, gibt den Blick frei auf Steinheim. Der Ort kuschelt sich in einen unfassbare 20 Kilometer großen Krater, den vor Millionen Jahren ein Meteor gerissen hat. Wir laufen am Waldrand entlang, vorbei an alten Buchen, auf Wiesenwegen über den Zanger Berg zur Hohen Steige. Sanfte Hügel, Kräuter, weiße Margariten, rosa Wiesenknöterich und roter Klatschmohn – im Frühsommer grünt und blüht es überall wie wild.
Gemächlich geht’s auf und ab, aber nirgends richtig steil bis ins Wental. Am Wochenende wuseln ganze Großfamilien zwischen den Grillstellen und Picknickdecken hin und wer, die Wiesen werden zum Spielfeld, der Duft von gebratenen Würstchen wabert durch die Luft. Kein Wunder, dass das Wental so beliebt ist, an die dreißig bizarre Dolomitfelsen verleihen ihm ein märchenhaftes Aussehen. Kein Proviant dabei? Macht nix, bis Zang sind es nur noch knappe vier Kilometer – und dort wartet Widmanns schöner Biergarten. Unbedingt probieren: Opa Herrmanns Schinkenwurstteller.
Und dann relaxen.
.
Auf der sechsten Etappe des Albschäferweges laufen wir am nächsten Morgen von Zang über die Ruine Herwartstein bis zum Itzelberger See. In Königsbronn lohnt ein kurzer Abstecher hinab zur Brenzquelle, die sich nicht entscheiden kann, ob sie blau oder grün oder türkis schimmert. Kleine Fische schwimmen munter zwischen den Wasserpflanzen im Brenztopf hin und her, in dem sich die Bäume spiegeln. Ein faszinierendes Farbenspiel. Vom Stausee folgen wir anschließend dem Schäferzeichen über den Albuch zurück nach Zang.
Kreative Alb-Küche
Schon gewusst, dass die Albküche ziemlich kreativ sein kann? Das Ostalblamm, das Andreas Widmann zubereitet, ist einfach köstlich. Wie alles andere auf der Karte – und auch optisch schon der Hammer. Zu jedem Gang empfiehlt Anna Widmann die passenden Weine, die das Menü zum Rundumglücklich-Vergnügen werden lassen.
Das Ostalblamm ist nicht nur eine Spezialität der Region, sondern auch ein Beitrag zum Landschaftsschutz und mit einem eigenen Gütesiegel geschützt. Die Schafe sorgen dafür, dass die Wacholderheiden und Wiesen in ihrer Vielfalt erhalten bleiben.
Diese Tour ist eine von 52 Ausflügen in meinem Buch „52 kleine & große Eskapaden in und um Stuttgart: Ab nach draußen!*“ Erschienen im Dumont Reiseverlag.
*) Affiliate-Link
Infos & Adressen:
Widmanns Löwen, Struthstraße 17, 89551 Königsbronn-Zang, www.loewen-zang.de
Albschäferweg: Etappen und GPS-Tracks
Danke an Schwäbische Alb Tourismus und Familie Widman, die mich zu diesem Aufenthalt eingeladen haben. Meine Reisen werden zum Teil unterstützt durch Tourismusverbände, Veranstalter und Hotels. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.