Formel-1-Rennen, Architektur-Highlights wie Louvre und Grand Mosque oder Shopping-Vergnügen in exklusiven Malls – was man in Abu Dhabi eher nicht vermutet: einen Dschungel in der Stadt.
Vorsicht, Stau! Kurz nach dem Abbiegen in den Seitenarm wird’s eng. Kaum noch einen halben Meter tief scheint das Wasser, links und rechts krallen die Mangroven ihre Wurzeln ausladend in den Sandboden. Nur im Zickzack ist ein Durchkommen möglich, immer wieder sitzt das Seekajak auf.
Kein Problem. Einmal wacker Abstoßen mit dem Paddel und weiter geht’s. Bei Gegenverkehr muss einer halt warten. Was gar nicht so schlecht ist, kann man doch in der kleinen Zwangspause jede Menge entdecken: kleine Fische und gefleckte Krabben, die am Boot vorbei huschen. Mit etwas Glück sogar größere Tiere.
Inhaltsverzeichnis
Delfine, Flamingos und sogar Seekühe tummeln sich in den Mangroven von Abu Dhabi
„Manchmal lassen sich Delfine blicken, selbst Seekühe und Flamingos haben wir schon beobachtet“, schwärmt der Guide des Anbieters „Sea Hawk“, der mehrmals täglich in den Eastern Mangroves von Abu Dhabi Touren veranstaltet.
Heute scheinen sich die Wasserbewohner jedoch ein anderes Fleckchen ausgesucht zu haben. Nur ein Riffreiherpärchen lauert am Ufer auf Beute und stakst beim Anblick der Bootskarawane ins Dickicht davon.
Überhaupt ist Abu Dhabi deutlich grüner als gedacht. Das verdanken die Emirati Scheich Zayid, der mehr als 40 Millionen Palmen pflanzen ließ. Diese verbrauchen pro Tag zwar bis zu 60 Liter Wasser, aber das wird aus dem Meer durch Entsalzung gewonnen.
Sechs Kilometer lang ist die Strecke, Strömung und Wellen aber so gering, dass auch Anfänger keine Mühe haben, Kurs zu halten. Besondere Vorkenntnisse sind nicht nötig. Einfach auf der Website des Touranbieters Termin und Zeit auswählen und rechtzeitig zum Ponton in der Nähe des Anantara-Hotels kommen.
Wertsachen und Schuhe können in bereit gestellten Behältern verstaut werden. Auch Wechselwäsche sollte man dort deponieren, denn zumindest nasse Hosen sind nach der Tour so sicher wie das Amen in der Kirche. Wer Kamera oder Handy mitnehmen will, ist mit einer wasserdichten Hülle gut beraten. Mit Sonnencreme, Trinkwasser und einer Kopfbedeckung ebenso, denn Schatten gibt’s auf der zweistündigen Tour so gut wie nirgends.
Im Sommer knackt das Thermometer nicht selten die 45+ Grad-Marke – wem Hitze zu schaffen macht, bucht am besten die erste Tour am Morgen, die um 7 Uhr startet.
Bevor es losgeht, erfolgt eine Paddel-Einweisung mit Tipps zum Steuern und Wenden. Dann wird’s ernst. Sportlich flach, leuchtend rot, gelb, blau und grün schaukeln ein Dutzend Ein- und Zweisitzer im Wasser.
Entspannt mit dem Kajak durch den Dschungel
‚Wie kippstabil sind die Dinger eigentlich?’, schießt ein Gedanke durch den Kopf. Dank der freundlichen Assistenz der Crew verfliegen die Bedenken vom Kentern jedoch sofort.
Das Kajak wird beim Einsteigen in einer Art Schleusenkammer gehalten, die an einen Badewannenlift erinnert. Kleine Rückenstützen vermitteln das Gefühl, sicher im Boot zu sitzen und das Gefährt jederzeit unter Kontrolle zu haben. Einer-Kajaks sind zwar wendiger, Novizen tun sich als Tandem aber leichter.
Mit einem Anstubser und fröhlichem „enjoy your trip“ gleitet einer nach dem anderen ins ruhige Fahrwasser. Wie bunte Spielzeugboote treiben diese zunächst durcheinander. Kurz noch eine Mini-Eingewöhnungsschleife ziehen, dann drängt der Guide auch schon zur Abfahrt.
Wie ein breiter Fluss erscheint der Mangroven Nationalpark zunächst, der sich auf 19 Quadratkilometern direkt ans Stadtzentrum Abu Dhabi anschließt – und als einer der größten ökologischen Schätze des Emirats gilt, erklärt der Guide.
Mangroven Nationalpark – einer der größten ökologischen Schätze des Emirats
Mangrovenbäume sind wahre Wunderwerke der Natur. Salzwasser macht ihnen nichts aus. Mehr noch: Sie filtern Kohlendioxid aus der Luft, reinigen das Wasser, schützen die Küste vor Flutwellen und gegen Stürme. Und bieten Schildkröten, Flamingos, Fischen und Wasservögeln ein Zuhause.
Die Geräusche der Stadt werden leiser, die Paddelschläge gleichmäßiger. Längst hat man den Links-Rechts-Rhythmus gefunden und wird eins mit der Natur.
Nur der Blick nach vorn erscheint da wie ein Widerspruch. Hinter dem Mangrovendschungel recken sich Wolkenkratzer nach oben, die im Morgendunst erscheinen wie eine Fata Morgana – die Etihad Towers mit der Aussichtsplattform auf 300 Metern Höhe oder die wegen ihrer Fassade sogenannten Ananas-Häuser. Weniger hoch, aber um so hochkarätiger: das Emirates Palace Hotel mit einem Blattgold-Rausch, der nicht mal vorm Cappucino halt macht. Für schlappe 18 Euro zu haben.
Mit Luxus kennt man sich aus in Abu Dhabi: vier Dutzend Fünf-Sterne-Hotels zählt das kleine Emirat mittlerweile. Vor Kurzem hat das Rotana Saadiyat Island eröffnet, mit sieben Restaurants und eigenem Strandzugang. Die Natur hat man dennoch im Blick. Wenn im Frühjahr die seltenen Karettschildkröten schlüpfen, bleiben bestimmte Abschnitte für die Gäste tabu.
Beinahe lautlos gleitet das Kajak jetzt durch die Mangroven. Kaum zu glauben, dass ein nur paar Meter Luftlinie entfernt auf dem Yas Marina Circuit manchmal die Formel-1-Boliden lautstark um Kurven hämmern. Oder in der Ferrari World eine Achterbahn der Superlative Nerven wie Stahl verlangt. Noch so ein Gegensatz: An drei Tagen in der Woche drehen Jogger und Radler auf der Rennstrecke ihre Runden, mittwochs bleiben die Frauen unter sich.
Atemberaubend ist auch das Tempo, in dem Abu Dhabi selbst wächst – vor gerade mal 50 Jahren war nichts als Wüste, wo heute das Herz der Metropole pulsiert.
Von all dem ist hier in der Wildnis nichts zu spüren. Nur dichtes Grün, klares Wasser und Vogelstimmen, die sich in die Stille mischen. Die Luft im Inneren des Mangrovendschungels ist angenehm frisch, eine leichte Brise streift die Haut. Was für ein Kontrast!
Nach reichlich einer Stunde ist eine Pause angesagt. An einem kleinen Strand werden die Kajaks in den Sand geschoben. Wer Badesachen dabei hat, springt ins Wasser. Das mit 28 Grad Wassertemperatur kaum kühler ist als die Luft an diesem Morgen. Erfrischender wirkt da der Obstsnack, den der Guide aus seiner Kühlbox reicht.
Ein bisschen relaxen, ein paar Fotos schießen und dann wird es schon wieder Zeit für den Rückweg in die Zivilisation. Vorbei an schwimmenden „Donuts“,den runden, batteriegetriebenen Gondeln mit Kühlbox und Sonnenschirm, Standup-Paddlern und einheimischen Yachtausflüglern.
Und da ist er wieder: dieser unvergessliche Blick auf die Skyline von Abu Dhabi.
Weitere Informationen, häufige Fragen und praktische Tipps:
Touranbieter Sea Kayaking: Sea Hawk (Nähe Anantara Hotel), Sheikh Zayed bin Sultan Street, Abu Dhabi
Kosten für die 2-stündige Tour: 160 AED für Erwachsene (ca. 40 Euro, Kinder zahlen rund 30 Euro). Buchung unter: www.sea-hawk.ae
Anreise
Abu Dhabi ist eines der sieben Emirate (VAE) im Südosten der Arabischen Halbinsel und liegt an der Küste des Persischen Golfes. Etihad fliegt täglich von Frankfurt, Düsseldorf und München nonstop nach Abu Dhabi. Tipp: Boarding Pass aufheben, damit gibt’s bei vielen Aktivitäten bis zu 50 % Rabatt.
Brauche ich ein Visum für Abu Dhabi?
Deutsche Staatsbürger bekommen bei der Einreise ein kostenfreies Visum. Der Reisepass muss noch mindestens sechs Monate (über das Ausreisedatum hinaus) gültig sein. Stempel aus Israel können eventuell Probleme bereiten bei der Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Unterkunft
Abu Dhabi hat eine der höchsten Dichte an 5-Sterne-Hotels der Welt, die außerdem ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Die besten Preise erhält man beim Buchen über einen Reiseveranstalter, wo auf Wunsch auch der Flug inklusive ist, z.B. 5* Hotel Rotana Saadiyat Island (DZ ab 113,- Euro p.P. bei Buchung über FTI)
Sehr schön gelegen ist das Rotana Saadiyat Island mit gleich sieben Hotel-Restaurants. Tolles Angebot: Beim Dining around können Halbpensions-Gäste nach Lust und Laune in jedem der Restaurants zu Abend essen.
Essen & Trinken: Ist Alkohol erlaubt in Abu Dhabi?
Am Strand oder in der Öffentlichkeit ist es verboten, Alkohol zu trinken. In den Hotels oder Restaurants gibt es jedoch meist eine gute Auswahl an Weinen, Bier und Spirituosen.
Alkoholische Getränke sind allerdings teuer in Abu Dhabi. Ein Glas Wein kostet an der Hotelbar schnell mal 15 Euro, ein Bier um die 12 Euro. Beliebt ist neben Minztee auch Gawha, der lokale Kaffee, der mit Kardamom, Safran und Rosenwasser verfeinert wird.
Sicher unterwegs in Abu Dhabi
Die Reisesicherheit in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist sehr hoch, die Kriminalitätsrate tendiert gegen Null.
In der Stadt ist man gut und preiswert mit dem Taxi unterwegs, das erspart die Parkplatzsuche, die durchaus zeitraubend sein kann. Klimaanlagen haben alle Autos, für Fahrten in die Wüste braucht es Allradantrieb.
Bei Mietwagen reicht normalerweise der nationale Führerschein. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt sich vor der Reise zusätzlich einen Internationalen Führerschein ausstellen.
Die beste Reisezeit für Abu Dhabi
Die Hitzelässt sich aufgrund der geringen Luftfeuchtigkeit gut aushalten. Von Mai bis September muss man tagsüber aber durchaus mit Temperaturen um die 40 Grad (nachts zwischen 25 und 30 Grad) rechnen, während von Oktober bis April zwischen 25 und 30 Grad am Tag (nachts zwischen 12 und 14 Grad) zu erwarten sind.
Gebäude sind klimatisiert (Vorsicht: Erkältungsgefahr). Outdooraktivitäten wie Kajaktouren am besten in die Morgen- oder Abendstunden verlegen.
Wie kleide ich mich richtig in den Vereinigten Arabischen Emirate?
Nicht zu knapp! In Abu Dhabi ist man den Anblick westlicher Gäste gewohnt. Von Frauen wird weder das Tragen eines Kopftuches noch einer Abaya erwartet. Einzige Ausnahme: in der Großen Moschee. Dort muss alles verhüllt werden bis auf Gesicht, Hände und Füße. Männer müssen lange Hosen tragen.
Aus Respekt vor der Kultur sollten Knie und Schultern bedeckt sein. Leichte, weite und luftige Kleidung ist nicht nur bequem, sondern schützt auch gleichzeitig vor einem Sonnenbrand.
Für Aufenthalte in den Malls oder im Louvre empfiehlt es sich, ein Tuch oder Jäckchen dabei zu haben, da die Raumtemperatur oft gefühlt nahe dem Gefrierpunkt liegt.
Bikini am Strand ist okay, aber eben nur dort, nicht im Hotel oder Restaurant. Dort gilt: bei den Herren lange Hosen und bedeckte Schultern, die Röcke der Damen sollten mindestens knielang sein (wobei da keiner nachmisst). Flipflops oder zerrissene Jeans sind ebenfalls unerwünscht. Gern gesehen werden bei den Frauen Kostüme und Pumps, vor allem im Geschäftsleben.
Wie viel Trinkgeld ist angemessen?
Ein zusätzliches Tip wird in der Regel nicht erwartet, im Restaurant ist der Service inklusive.
Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten & Shopping in Abu Dhabi
Highlights: Louvre Abu Dhabi, Große Moschee, Emirates Palace Hotel, Yas Mall, Gold Souk
Weitere Informationen: https://visitabudhabi.ae