Wie sehen Sandfliegen aus? Klein, schwarz, mit blutrotem Hinterteil und verhältnismäßig großen runden weißen Flügeln, sehen sie fast aus wie ein süßer Mini-Schmetterling und sind trotzdem furchtbar fies: Sandfliegen. Wenn du sie glücklicherweise bemerkst, bevor sie dich traktieren, bleibt nur eins: der geordnete und sofortige Rückzug.
Sonst sitzen sie, ohne dass du es mitbekommst, auf jeder sich anbietenden blanken Körperstelle, vorzugsweise den Füßen und Beinen, packen ihre Säge aus, ritzen die Haut auf und saugen den austretenden klitzekleinen Tropfen Blut ein. Dann geben sie fix noch ein bissel Speichelsekret zum Hemmen der Blutgerinnung und vielleicht auch irgendwelche Erreger in die entstandene Wunde und – auf zum nächsten Schnitt! Es ist keine Seltenheit, dass man unbemerkt fünfzig (!) oder mehr Angriffsstellen von Sandfliegen an einem Bein zählen kann.
Wie gefährlich sind Sandfliegen?
Was am Anfang nur als kleiner roter Punkt erscheint, entwickelt sich zum bis zu centgroßen Fleck. Dies liegt am körpereigenen Histamin, das als Abwehr gegen das Sekret der Mücke ausgeschüttet wird und zur allergischen Reaktion in Form von Juckreiz, Rötung der Haut und Schwellungen führt. Das Jucken nach dem Biss der Sandfliege setzt zeitverzögert ein, dann aber extrem und so quälend, dass man die Wände hochgehen könnte. Mückenstichjucken hoch X. Wer kratzt, hat komplett verloren: Die Flecken werden zu kleinen Hügeln, können nässen, der Juckreiz potenziert sich abermals.
Das Dumme ist nur: Irgendwann fängst du an zu kratzen. Garantiert.
Die aufgescharrten Stellen können sich sogar entzünden. Ratschläge wie: „… musst dich halt mal beherrschen!“ kommen da besonders gut an. Bei aller Willensstärke schafft das keiner, höchstens James Bond, der könnte das vielleicht. Jede Berührung, und sei es auch nur der Rocksaum beim abendlichen Flanieren oder nachts die dünne Bettdecke, macht dich rasend.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Sandfliegen?
Der gebräuchliche Begriff Sandfliegen (engl. sand flies) ist eigentlich nicht zutreffend. Korrekt heißen sie Sandmücken. Sie stechen nicht, sondern beißen oder sägen sich eher in die Haut. Sie werden maximal vier Millimeter groß und gehören zur Familie der Schmetterlingsmücken.
Die Aufnahme von Blut beschleunigt die Eiablage. In den 40 Tagen ihres Lebens legen sie nach jedem Saugen etwa 100 Eier an feuchten und geschützten Stellen ab. Nicht in die Wunden, wie von manchen behauptet. Das macht der Sandfloh.
Weltweit gibt es ca. 700 Arten, meist sind sie sandfarben und behaart. Die, mit denen wir auf Thailands Andamanen-Inseln zu tun hatten, waren – wie oben beschrieben – schwarz und haarig.
Verbreitet sind sie weltweit: Australien, Afrika, Mittel- und Südamerika, Teilen der USA, im Südwesten Kanadas, in Asien und am Mittelmeer, selbst in Paris. Auch in Deutschland sind sie schon nachgewiesen. Es wird vermutet, dass das Vordringen gen Norden aufgrund steigender Durchschnittstemperaturen wohl fortschreiten wird.
Wie kann ich den Attacken der Sandfliege vorbeugen?
Eventuell hilft es, sich mit Kokosöl (Virgin Cocos Oil) dick einzuschmieren. Die Sandfliegen kommen da nicht durch und „ersaufen“ sozusagen darin. Ganz nebenbei macht dieses Öl eine geschmeidige Haut. Man kann damit auch kochen, backen, braten oder es trinken … 😉
Medikamente zur Abwehr sollten einen entsprechend hohen Anteil an Icaridin oder DEET (Diethyltoluamid) enthalten.
Wann sind Sandfliegen aktiv?
Außerhalb der Regenzeit (da sind sie hyperaktiv) sägen Sandfliegen besonders gerne morgens und abends. Direkte Sonne mögen sie weniger, sie bevorzugen, genau wie wir, schattige Stellen an feinsandigen Stränden. Wind macht der Asiatischen Spezies nichts aus – im Gegensatz zu ihren Kollegen vom Mittelmeer. Die können bei Wind nicht fliegen und sind deshalb am Strand nicht anzutreffen. Menschen, die sich ständig bewegen, können sie nicht gezielt anfliegen. Es ist wohl auch so, dass sie Strände meiden, die täglich abgeharkt werden.
Was tun, wenn alles zu spät ist, um den Juckreiz zu lindern?
Eins vorweg: Eine Linderung oder gar Abheilung durch die oft empfohlenen Mittelchen wie Tigerbalm, Fenistil … ist kaum zu erwarten. Die helfen allenfalls bei Mückenstichen oder bei Menschen mit weniger ausgeprägten Reaktionen auf Sandfliegenbisse.
Wie lange bleiben Sandfliegen Stiche?
Wenn du dich nicht tage- und nächtelang quälen willst, gehe schnellstmöglich in eine Pharmacy oder, wenn vorhanden, ins Hospital. Bei starkem „Befall“ helfen nur cortisonhaltige und (nicht „oder“, sondern „und“) Antihistamin-Tabletten. Nach einem Tag lässt der Juckreiz ganz langsam nach und die Flecken werden kleiner. Der Arzt hat in meinem Fall drei Tage Einnahmedauer empfohlen. Eine anfänglich ausprobierte Salbe mit 0,1 Prozent Cortison-Anteil hat nichts gebracht, das Leiden nur um einen weiteren Tag verlängert. Etwas ärgerlich, aber zum Glück nur ein optischer Makel: Biss-Stellen bleiben noch etliche Wochen nach dem Urlaub als Reiseandenken erhalten.
Als Quellen für die Fakten über die Sandfliege/Sandmücke dienten mir Wikipedia und Gespräche mit Einheimischen, besonders dem Doc aus dem Health Center von Koh Mook.
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11 Kommentare
Ich mache gerade den 2. Befall meines Lebens in Koh Phangan durch. Der erste vor 8 Jahren war die Hölle!!! Und hier kommt mein spezieller Tipp, der für mich der absolute Gamechanger ist: Biteaway!!! Funktioniert ohne Chemie über Hitze, kostet ca 20-30 Euro. Bei Juckreiz einfach die Stelle erhitzen, danach Kortison Salbe drauf und Du hast für mindestens 6 Stunden Ruhe! Meine Bisse sind jetzt 3 Tage alt und ich hab nicht einmal gekratzt! Biteaway ist eigentlich für Mückenstiche, funktioniert bei Sandfliegen noch viel besser! Einmal erhitzt und gut ist! Man muss mit dem kurzen Schmerz von ca 10 Sekunden leben, 1000x besser als ständiger Juckreiz und Infektion durch aufkratzen! Viel Glück allen Betroffenen!!!
Hallo an alle,
ich bin aktuell auf den Seychellen und habe das Sandfliegen-Problem auch, teils mit nässender Wunde. Ich habe in meiner Reiseapotheke nachgeschaut was ich so dabei habe. Erster Gedanke: Fenistil hilft leider nicht. Dann bin ich auf Betaisodona-Wundlösung gekommen, in anderen Ländern auch als Betadine bekannt. Diese Lösung ist jodhaltig, desinfiizierend und schutzfilmbildend. Und nach 2-maliger äußerlicher Wundanwendung hat der Juckreiz tatsächlich nachgelassen. Dies ist keine Empfehlung, lediglich ein Erfahrungsbericht. Im Zweifel bitte frage einen Arzt oder Apotheker.
kühlen, so oft es geht
mit wasser, solange die Wunde geschlossen ist und später mit coolpads aus dem kühlschrank bzw gefrierfach (diese jedoch nie direkt auf die Haut und nicht länger als 10min auf gleicher stelle)
Kühle juckreiz aller Art immer mit Kühlpads aus dem Kühlschrank, auch in den Ferien.
Ich habe leider hier auch nicht den vorbeugenden Wundermittel Tipp bekommen, den ich mir erhofft hatte.
War bisher 2 Mal in Costa Rica und kam vebeult und ausgelutscht zurück nach Deutschland.
In der Apotheke dort hat man mir Calamina Plus gegeben. Das ist eine antiallergene weiße Zinksalbe, die den Juckreiz der betroffenen Stellen lindert und für das Austrocknen der mit Wundflüssigkeit gefüllten Beulen sorgt.
Sieht doof aus mit weißen Punkten durch die Gegend zu laufen, aber hat mir den Urlaub gerettet.
Besserung war teilweise schon nach einigen Stunden zu beobachten und wurde beim kleinsten Stich sofort angewandt.
Das Zeug ist nun ständiger Begleiter in meiner Reiseapotheke.
Vllt. hiflts ja dem Ein oder Anderen auch. Pura Vida!
Hallo, meine Frau und ich waren 2021 auf den Seychellen. Leider wurde sie komplett befallen. Insgesamt sind nun 6 Monate vergangen und die betroffenen Stellen heilen einfach nicht ab. Kein Hautarzt konnte uns bis jetzt helfen. Dies belastet meine Frau sehr, Gibt es eine spezifische Behandlung? Danke und liebe Grüße
Hallo Yannick, vielleicht kann ja ein Arzt helfen, der auf Tropenmedizin spezialisiert ist, sicher einen Versuch wert. Viele Grüße, Antje
Hallo, hab mir im schönsten Urlaub meines Lebens in Costa Rica beide Beine fast „Aussaugen“ lassen. Es ging garnicht ohne Kratzen. Eher lernt man aus Muskelkraft fliegen! Ich bin irgendwann zur Apotheke und hab mir wunderbare Tabletten geholt, Afexina hiessen die.
Das war meine Rettung. Allerdings hatte die Geschichte auch was vermeintlich Gutes:
Ich werde immer als erstes von Blutsaugern angegriffen. Es ist aus meiner Sicht völliger Unsinn vorher Knoblauch o.Ä. zu essen. Ich glaube, dass ich einen sehr hohen Histaminspiegel habe, der bewirkt, dass der Körper sofort extrem auf die Stiche reagiert. Also muss dieser Spiegel gesenkt werden. Dadurch wird der Körper nicht mehr extrem reagieren und ich kann genau soviel (nicht genau so wenig) gestochen werden wie jeder andere. Es juckt dann nicht so doll.
Gibt es irgendwelche hausmittel? knoblauch essen oder Zwiebeln auf die Stelle legen wie bei Mückenstichen?
Hallo Detlef,
die bekannten Hausmittel helfen leider wenig bis gar nicht.
Hallo lieben Dank für diesen Bericht. Wir wurden leider auch komplett befallen leider reagiere ich wohl auch sehr allergisch jetzt nach 2 Wochen sind die Bisse ein Cent groß nicht mehr so angeschwollen Jucken immer noch und die Creme hilft nur langsam. War es bei ihnen auch so? Wie lange hat es gedauert bis es weg war? 🙁
Lieben Dank! Und viele Grüße
Nach drei Tagen hat es etwas nachgelassen, aber bis die Flecken verschwunden waren, hat es ein paar Monate gedauert. Gute Besserung, Sam!