Vier Tage. Vier Orte. Es ist wie schon so oft: Auch beim besten Willen passt nicht alles, was ich sehen will, in die verfügbare Zeit. Und das Wallis hat extra viele Highlights.
Ganz weit oben (ganz wörtlich) auf meiner Reisewunschliste: das Matterhorn (sehen). Also, auf nach Zermatt. Bereits die Anfahrt von Visp mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn versetzt mich in einen kindlichen Vorfreude-Modus. Links ragt Visperterminen empor, das Dorf mit einem der höchsten Weinberge Europas und Rebhäuschen, die wie Spielzeug anmuten. Bis 1.100 Meter hoch wachsen die Trauben vor der Kulisse schneebedeckter Gipfel und schroffer Felszacken. Rechts die tosende Vispa, mintsilber, vom vielen Regen der letzten Tage angeschwollen und Steine, die titanfarben schimmern. Zwischen den Talwänden stehen morgendliche Nebelschwaden, wie Zuckerwatte aufgetürmt.
Langsam ruckelnd schraubt sich der rote Zug hinauf auf 1.600 Meter bis Zermatt. Drinnen kleben Touristen an den Scheiben mit ihren Kameras. Klick. Klick. Hinter jeder Kurve wartet das nächste, noch bessere Panorama. Klick. Klick. Klick.
Kurz vor Zermatt zieht der Heliport von Air Zermatt am Fenster vorbei, auf der Wiese nebenan grasen Schwarznasenschafe.
Endstation.
Zermatt, Gornergrat … und Matterhorn
Gegenüber vom Bahnhof wartet schon die Gornergratbahn. Bis auf 3.089 m schaufelt die Zahnradbahn alle 24 Minuten Besucher direkt auf den Grat mit dem berühmten Hotel Kulm. Der Blick auf 29 Viertausender gehört zu den Dingen, die man einmal erlebt haben muss, sagt Christine, die mich begleitet. Die gebürtige Oldenburgerin lebt seit 14 Jahren in Zermatt und kennt die besten Aussichtsplätze. Das Matterhorn wirkt vom gegenüberliegenden Gornergrat besonders eindrucksvoll. Wenn es sich sehen lässt. Immerhin, die Schulter zeigt das Wahrzeichen kurz und hüllt sich flugs wieder in ein weißes Wolkentuch. Nicht weniger imponierend: der Gornergletscher mit der silbern glänzenden Monte-Rosa-Hütte. Breithorn, Dufourspitze, Heugabel, Monte Rosa Massiv … und die anderen Gipfel, die sich wie im Kreis in den Himmel erheben.
Ein leises Tosen liegt in der Luft. Das kommt vom Gletscher. Unzählige kleine Wasserfälle rinnen über das Eis und verschmelzen zum Grundrauschen einer Autobahn.
Sorgfältig geschichtete Steinmännlein, verschneite Gipfel, ein türkisfarbener See, ein Stück blauer Himmel, das ehrwürdige Hotel mit der kleinen Kapelle – von mir aus könnte die Zeit für eine Weile still stehen. Tut sie natürlich nicht.
Man müsste Momente wie diesen konservieren können.
Auf dem Rückweg nach Zermatt hatte Christine einen Stopp am Riffelsee vorgeschlagen. Da, wo das Matterhorn manchmal sein Antlitz postkartenschön reflektiert. Heute gibt es kein Spiegelbild, der Wind hat die Wasseroberfläche zerknittert.
Leichter Regen dann im Ort. Stört uns nicht weiter, wir steigen hinab ins Zermatt des 19. Jahrhunderts: Zermatlantis heißt das Museum, das unter der Erde das Leben im Dorf darstellt zum Zeitpunkt der Erstbesteigung des Matterhorns.
Im heutigen Zermatt geht man am besten zu Fuß. Die 6.000-Einwohner-Stadt ist autofrei, das eigene Auto muss in Täsch stehenbleiben. Nur wer ein Hotel oder ein Unternehmen besitzt, erhält eine Lizenz für ein Elektrofahrzeug, rund 600 sind es, Taxis inklusive.
Zurück über der Erde ist es ungemütlich feuchtkalt geworden. Und somit die perfekte Zeit, in der sehr gemütlichen Whymper-Stube ein Käse-Fondue zu essen.
Morgen Früh geht’s weiter zum Aletschgletscher.
Die Reise wurde unterstützt von Valais Promotion und auf dieser Etappe von Zermatt Tourismus.
1 Kommentar
Danke für den ausführlichen Betrag sowie die tollen Empfehlungen. Wir habe für nächste Woche eine Ferienwohnung Zermatt mieten können und planen nun was wir alles unternehmen möchten. Dies ist ein toller Blog dafür. 🙂