Als ich letztens in meinen Weinvorräten stöberte, kamen ein paar (fast schon vergessene) Flaschen Ardèche Wein zum Vorschein. ‚Ich muss da mal wieder hin!‘, dachte ich so. Nicht nur der wild-romantischen Flusslandschaft, der vielen Wandermöglichkeiten und des leckeren Essens wegen, denn:
Die Ardèche ist Weinland …
Das dort auch überaus beachtenswerte Weine erzeugt werden, haben die wenigsten auf dem Schirm. Kein Wunder, die weitaus bekannteren Nachbarn von der Rhône und der Provençe werfen eben doch recht große Schatten. Auf ihrem Weg in den Süden lassen die meisten Weinfreaks die Ardèche buchstäblich rechts liegen und strömen in die bekannten Weinorte entlang der Rhône. Sind diese jedoch überwiegend rotweinlastig, bietet das Ardéchois auch eine Vielzahl an interessanten Weißweinen. Der leicht kühlende Einfluss der Cevennen macht sich dabei bemerkbar.
… und Kastanienland
Ganz nebenbei bemerkt ist das Departement Ardèche der größte Kastanienproduzent Europas. Sollten Sie im Herbst, so ca. Mitte bis Ende Oktober, dorthin reisen, liegt Ihr Essen quasi am Straßenrand. Es war mir immer ein Vergnügen, einfach anzuhalten, die Kastanien aufzusammeln und in den Ferienwohnungs-Backofen zu schmeißen. Ach ja, schnell noch im nächsten Dorf vor der Genossenschaft bremsen, ’ne Kiste Rotwein einladen und fertig ist mein perfektes Ardèche-Dinner. Während die Kastanien vor sich hin rösten, kann ich ja schon mal die Leckereien vom Markt probieren. Die Salami anschneiden, die Pasteten kosten, die Oliven, das frische Baguette … und natürlich die Qualität des Weines ausgiebig prüfen.
Kleiner Tipp am Rande
Immer am dritten Donnerstag im Oktober kommt dort der erste Wein des Jahrgangs an die Öffentlichkeit. Da sind sie ihren Kollegen aus dem Beaujolais einen ganzen Monat voraus. Viele Genossenschaften feiern dann ihr Fête des vins primeur. Zu den frischen Weinen gibt’s fast überall auch noch frisch geröstete marrons. Noch einen weiteren Vorteil hat die Reisezeit im Herbst: NL-Wohnwagen sieht man keine mehr, die Belgier sind auch längst wieder zu Hause. Die in den Sommerferien hoffnungslos verstopften Straßen sind endlich wieder frei!
Zurück zu meinen fast vergessenen Weinflaschen aus der Ardèche. Sie stammen von den Vignerons Ardéchois in Ruoms. Eine recht große Erzeugergemeinschaft, die größte in der ganzen Gegend, auch recht stark im Export. Ich war schon mehrmals dort und habe eine permanente Verbesserung der Qualitäten festgestellt. Preis-Leistung ist hier von der Bag-in-Box bis zum auch hochwertig ausgestatteten Flaschenwein absolut genial, finde ich.
Prüfen Sie auf alle Fälle vor dem Einkauf bei den Vignerons Ardéchois die Zuladungsgrenze und die Kofferraumgröße Ihres Autos. Bei unserer letzten Heimfahrt hatten wir ein nörgelndes, weil zwischen Gepäckstücken eingeklemmtes Kind zu ertragen. Tja, man muss eben Prioritäten setzen … Ehe mir jetzt das Jugendamt auf’s Dach steigt: Ich liebe mein Kind!
Ardèche Wein – Vignerons Ardéchois
2012 Chardonnay Ardèche Réserve „Terre d’Amandier“
Typischer Chardonnay-Duft, unterlegt mit einer feinen Holznote, etwas Vanille. Am Gaumen reife gelbe Früchte, Ananas, Honigmelone, Orangenblüten und wieder eine sehr dezente Holznote. Mit sehr weicher Säure, sanft, elegant, zart und seidig im Abgang.
Guter Begleiter von weißem Geflügel, gebraten oder aus dem Backofen, mit fruchtiger Komponente – z.B. zu mit Feigen gefüllter Maispoulardenbrust.
Ebenfalls ein Treffer zu einem meiner Lieblingsessen vom Grill: Gegrillte Kalbsleber mit Apfel-Zwiebel-Relish.
2012 Syrah Rosé Ardèche Réserve „Terre de Figuier“
Leuchtendes Himbeerrot. Duftet ausgeprägt nach Himbeere. Der Geschmack ist komplett anders, als das Bouquet vermuten lässt: Eine angenehm herbe Mischung aus roten Früchten, wie Johannisbeere, Himbeere, Erdbeere. Mit erfrischender Fruchtsäure, kein Bonbon, kein Drops – sehr erfrischend als Aperitif. Gut vorstellen kann ich ihn mir auch zu kalten Vorspeisen, Pasteten, Lachs, kräftigen Salaten – wie chèvre chaud.
2012 Syrah Ardèche Réserve „Terre de Frigoule“
Kräftiges Rubinrot. Intensives Bouquet nach dunklen Waldfrüchten, die Würze der Garrigue. „Garrigue“ in Duft und/oder Geschmack – ein Phänomen, dass einem bei Weinen aus dieser Gegend immer wieder begegnet. Am Gaumen tun sich für einen Wein dieser Preisklasse* echte Geschmackswelten auf: Reife dunkle Früchte, Holunder, kräutrige Würze – die „Garrigue“-Note eben. Sehr weicher Gerbstoff, mit angenehm herber Note.
Die drei Weine habe ich, soweit mein Erinnerungsvermögen noch funktioniert, bei den Vignerons Ardéchois für unter fünf Euro die Flasche gekauft! Und das bei der Qualität und, zwar zweitrangig, der Super-Ausstattung der Flaschen (Schwerglas mit Prägungen). Warum habe ich damals von jedem nur ’ne Kiste eingeladen?
Mehr Information: Vignerons Ardéchois.
4 Kommentare
Ich kann die Ardeche und Ihre Weinbaugebiete auch nur empfehlen, wir fahren dort seit Jahren immer im Juni hin. Die Landdchaft direkt an der Ardeche mit Ihren Campingplätzen ist traumhaft. Sicherlich zieht sich der Weg von der Autobahn dort hin, ist aber im Juni gut erreichbar. Das Preis-Leisungsverhältnis der Weine z. B. ARDECHE par Nature Reserve 2017 vin biologique vignerons ardechois, um 5 Euro ein sehr günstiger Preis pro Flasche 75cl, sofort erkennt man vor dem nachschauen, dass hier ordentlich, nämlich 14,5 vol. % zu erwarten sind. Selbt wenn wir zuvor deutlich mehr im Süden waren immer (Gruissan) auch ein guter Wein. Terroir lässt sich nicht von der Hand weisen, wers mag stellt schnell fest, dass dennoch die Fruchtnoten der Beeren aus den Rebsorten Syrah, Merlot und Grenache Noir dominieren. Wer ein Liebhaber der Syrah ist, der wird hier fast immer etwas finden und trotzdem den Geldbeutel schonen.
Ja, wir finden auch, dass die Weine von der Ardeche nicht nur klasse, sondern auch noch ein echter Geheimtipp sind.
Ich habe bei den Vignerons Ardechois auch die „Orelie“-Weine gekauft. Weiß, rot, rosé für je 3,70 Euro die Flasche. Genau wie die Reserve-Weine, die Sie beschrieben haben, sind das absolute Kracher, was Preis-Leistung angeht. Da kann ich nur zustimmen. Das gilt übrigens auch für die BIB’s!
@Anna: Ich war leider auch mal im August dort… da braucht man für jede Strecke dreimal so lang wie normal.
Wir haben ganz in der Nähe, in Rosieres, auch schon wunderschöne Ferien verbracht. Mit Kanufahren, Wandern und immer viel und lecker Essen. Nur nicht im August hinfahren 😉