Vom Piemont ins Tessin und zurück in die Lombardei: Wir besuchen drei wunderschöne oberitalienische Seen – vom Lago Maggiore, über den Lago Lugano zum Lago Como. Komm mit zum Seen-Hopping mit der Bahn, dem Rad und dem Schiff zu den schönsten Orten abseits der Touristenmassen.
Tag 1: Lago Maggiore – Santa Caterina del Sasso – Val Grande
Der Auftakt zu unserer Reise ist nicht weniger als spektakulär: Santa Caterina del Sasso. Die Einsiedelei aus dem 12. Jahrhundert klebt förmlich an den senkrecht abfallenden Felsen über dem Wasser am Ostufer des Lago Maggiore in der italienischen Region Lombardei. Hin kommt man nur mit dem Boot oder zu Fuß über 240 Stufen von der höher gelegenen Straße (es gibt aber auch einen Aufzug im Fels).
Renaissance-Bogengang, besondere Fresken, der Glockenturm, der über dem Wasser aus dem Fels herauszuwachsen scheint – Santa Caterina del Sasso vereint Kunst und Geschichte ziemlich spektakulär.
Von Laveno Mombello setzen wir mit der Fähre nach Verbania über und schnüren die Wanderschuhe für eine kleine Tour im Nationalpark Val Grande. Das größte Wildnisgebiet Italiens zwischen dem Lago Maggiore und Domodossola ist ein weitgehend unberührtes Naturparadies. Um das rund 14.500 Hektar große Gebiet komplett zu durchqueren, bräuchte man zwei bis drei Tage. Keine Straßen, keine Dörfer, keinen Strom – und natürlich auch kein Handyempfang. Ohne Guide sollte man also besser nicht gehen, sagt Wanderführerin Susanne.
Oberitalienische Seen für Aktive: Wandern im Nationalpark Val Grande
Nachdem die letzten Almen Mitte des vergangenen Jahrhunderts aufgegeben wurden, übernahm die Natur wieder die Regie. Heute leben Gämsen, Rehe, Füchse, Eulen und Schlangen hier oben auf knapp tausend Meter. Und eine Handvoll Einheimische, wie die Bäuerin, die immer noch ihre drei Esel über den Sommer auf die Alpe Ompio bringt.
Eine willkommene Erfrischung wartet im Rifugio Fantoli, wo es für hungrige Wanderer auch selbstgemachte Polenta mit Käse oder Ragu gibt.
Tag 2: Lago Maggiore – Botanischer Garten Villa Taranto – Centrovalli – Sasso del Ferro
Vom Hotel Majestic aus spazieren wir nach dem Frühstück durch die Altstadt von Pallanza, wunderschöne Jugendstilhäuser säumen die Uferpromenade des Lago Maggiore. In Pallanza flaniert man, geht ins Café oder Museum (Tipp: Museo del Paesaggio), Intra dagegen lockt mit Geschäften zum Einkaufen. Beide gehören zur Gemeinde Verbania.
Botanischer Garten Villa Taranto – mein Ausflugstipp für Gartenfreunde
Wie auch der Botanische Garten Villa Taranto, einer der zehn wichtigsten Parks weltweit, was die Pflanzenvielfalt betrifft. Der Engländer Neil Boyd Mc Eacharn kaufte in den 1930ern die Villa in Verbania an der Borromäischen Bucht und nannte sie nach seinem Onkel, dem Herzog von Tarant. Wie jeder Engländer wollte er einen schönen Garten und pflanzte jede Menge Bäume. Mit Rosen hatte er kein Glück, vieles andere gedeiht umso prächtiger.
Heute wachsen mehr als 20.000 Pflanzen im Botanischen Garten Villa Taranto, es gibt ein tropisches Gewächshaus, einen Farngarten, Wasserbecken, Springbrunnen, Spazierwege. Und zu jeder Zeit etwas Besonderes. die Tulpenblüte im Frühling, Dahlien im Sommer und buntes Herbstlaub im Oktober.
Grenzenloses Naturschauspiel im Centrovalli
Ein ganz anderes Naturschauspiel kann man im Centrovalli erleben. Die Schmalspurbahn passiert auf der beliebten, 55 Kilometer langen Verbindungsstrecke zwischen Italien und der Schweiz zwar keine hundert Täler (centrovalli), beeindruckend ist die Fahrt zwischen Domodossola im Piemont und Locarno im Tessin allemal, wenn der Blick immer wieder tief in die Schlucht reicht.
In Locarno steigen wir um aufs Schiff und schippern gemütlich auf dem Lago Maggiore zurück auf die italienische Seite des Sees.
Unterwegs: großes Küstenkino mit Orten wie Ascona, Brissago, Cannobio, Cannero Riviera und Co.
In Luino legen wir einen kurzen Stopp ein im Café Clerici am Anleger. Die größte Stadt am Ostufer ist bekannt für ihren reich bestückten Wochenmarkt, der seit 1541 hier stattfindet. Noch nicht ganz so lang gibt es den Palazzo Verbania, das neue Kulturzentrum mit einer Bibliothek bekannter Schriftsteller aus der Gegend und schöner Terrasse über dem See, wo regelmäßig Events stattfinden.
Sasso del Ferro: mit schwebenden Kübeln hoch hinaus am Lago Maggiore
Am Abend gehts noch mal hoch hinaus. In einer Art schwebenden Kübeln bringt uns die etwas andere Seilbahn auf den Hausberg von Laveno, den Sasso del Ferro, bis auf knapp tausend Metern Höhe – der Lago Maggiore liegt postkartenschön im Abendlicht vor uns. Auf der Terrasse des Panoramarestaurants genießen wir die Spezialitäten der Region.
Tag 3: Lago Lugano – Lavena Ponte Tresa – Porto Ceresio
Am nächsten Tag steht eine Fahrradtour auf dem Programm – die Strecke vom Lago Maggiore bis zum Lago Lugano ist mit 44 Kilometern gut als Tagestour zu schaffen, entsprechende Kondition für 700 Höhenmeter vorausgesetzt. E-Bikes und Gepäcktransfer kann man buchen, auf Wunsch auch mit Guide. Wem eine Tour zu anstrengend ist, der fährt einfach mit dem Bus via Lavena Ponte Tresa nach Porto Ceresio.
Einen Stopp in der Pasticceria in Mesenzana mit den verführerischen Törtchen kann man dann allerdings nicht machen, doch in Porto Ceresio gibt es dann auch das ersehnte Gelato, bevor wir wieder aufs Schiff umsteigen.
Rund zwei Drittel des Lago Lugano gehört zur Schweiz – mit einer Besondheit. Die Enklave Campione ist komplett vom Kanton Tessin „umzingelt“, gehört jedoch zu Italien. Sehenswert ist hier die Wallfahrtskirche Santa Maria dei Ghirli.
Unser Tagesziel ist Castiglione im Val d’Intelvi, einem Verbindungstal von Luganer See und Comer See.
Tag 4: Val d’Intelvi
Erster Fotostopp des Tages: Pian delle Alpi. Über das viele Grün und die Hügel erhaschen wir einen ersten Blick auf den Comer See. Doch der muss warten. Wir sind auf dem Weg nach Erbonne, einem Dorf an der Schweizer Grenze, dessen Bewohner jahrzehntelang vom Schmuggel zwischen beiden Ländern ganz gut lebten. Daran erinnert das kleine Museum, das im ehemaligen Wachpostenhäuschen der Zöllner untergebracht ist. Heute leben in dem winzigen, knapp tausend Meter hoch gelegenen Bergdorf im Val d’Intelvi nur noch sechs Menschen.
Wie das Leben sonst so in der Gegend des Val d’Intelvi war, erzählt das Volkskunstmusem in Casasco d’Intelvi. Interessant ist die Sammlung von Werkzeugen zur Herstellung von Scagliola (Stuckmarmor), der die Region bekannt machte. Bis zu 700 Kunsthandwerker aus der Gegend haben unter anderem am Ludwigsburger Residenzschloss mitgearbeitet.
Tag 5: Comer See – Bellano – Lecco
Von Argegno bringt uns das Tragflächenboot nach Bellano, vorbei am schönen, aber touristisch stark frequentierten Bellagio (nicht verwechseln), das malerisch auf einer Spitze im Comer See thront.
Naturspektakel und Kunstgenuss in Bellano
Bellano, das kleine Städtchen am Ostufer des Comer Sees, punktet mit einer ganz unerwarteten Attraktion: Orrido di Bellano, eine Felsschlucht, die der Fluss Pioverna über Jahrtausende in den Fels gegraben hat. Tosend stürzt das Wasser durch die enge Schlucht, umgeben von moosbewachsenen Wänden und überhängenden Felsen, während Metallstege sicher durch die enge Schlucht führen. Herrlich erfrischend an heißen Tagen.
So auch das Museo Giancarlo Vitali, zumindest für Augen und Geist. Das im April 2025 im frisch restaurierten Palazzo Lorla eröffnete Museum zeigt mehr als hundert Werke des lombardischen Malers. Die Ausstellungsarchitektur nutzt bewegliche Wandelemente und Spiegel, um Räume neu zu definieren und Vitalis Werk in sensiblen Dialog mit der historischen Bausubstanz treten zu lassen.
Den Abschluss unserer Reise bildet Lecco, die italienischste Stadt am See, wie Stadtführerin Francesca meint. Was das Gelato angeht, glaube ich das sofort, das ist fantastico! Hoch über der Stadt erhebt sich der markante Monte San Martino, dessen Gipfel auf rund 1.000 Metern ein beliebtes Ziel für Wanderer und Weitblick ist.
Der filigrane Glockenturm der Basilika San Nicolò prägt die Silhouette der Stadt – von den Einheimischen liebevoll „il matitone“, der Bleistift, genannt. Am Seeufer liegen die Batel, traditionelle hölzerne Fischeboote mit gewölbtem Verdeck.
Literarisch wurde Lecco berühmt durch die Romanfigur Lucia, Heldin aus Alessandro Manzonis Novelle I Promessi Sposi, die jedes Schulkind lesen musste. Manzoni ließ ihre Geschichte hier am Seeufer beginnen – und so wurde aus dem schlichten Fischerboot Batel in der volkstümlichen Erinnerung das Lucia-Boot, ein poetischer Verweis auf die junge Frau, die gegen Unterdrückung und für die Liebe kämpfte.
Oberitalienische Seen ohne Auto – persönliche Tipps und alles Wichtige auf einen Blick
Lago Maggiore, Luganer See und Comer See lassen sich perfekt auf einem Roadtrip oder per Zug und Schiff kombinieren – für eine abwechslungsreiche Auszeit zwischen Bergen und Wasser.
Hinkommen: Alle drei Seen liegen zwischen 45 und 60 min von Mailand entfernt. Es gibt gute Bahnverbindungen z.B. ab dem Flughafen Malpensa. Infos unter www.trenord.it und www.tilo.ch. Buchen kannst du auch auf omio.com.
Übernachten:
- Grandhotel Majestic, Via Vittorio Veneto 32, Verbania-Pallanza, www.grandhotelmajestic.it
- Villa Porta, Via A. Palazzi 1, Luino (VA), www.villaporta.style
- Albergo La Torre, Castiglione d‘intelvi, www.albergolatorre.net
- Hotel Griso, Malgrate/Lecco, www.griso.info
Essen & Trinken:
- Restaurant da Giovannino, Via Italia, Malgrate/Lecco, www.ristorantedagiovannino.it
- Hotel Cannero, Piazza Umberto I, 2, Cannero Riviera, www.hotelcannero.com/de
- Panorama-Restaurant auf dem Sasso del Ferro, Laveno Mombello, www.funiviedellagomaggiore.it
- La Locando dell’Oreste, Via Roma, 2 Dizzasco, www.lalocandadelloreste.it
- Caffè Clerici, Luino, www.instagram.com/caffeclerici
Erleben:
- Santa Caterina del Sasso, Via Italia 21, Carnago (VA), www.eremosantacaterina.it
- Giardini di Villa Taranto in Verbania, einer der berühmtesten Botanischen Gärten der Welt, www.villataranto.it
- Sasso del Ferro (Seilbahn), www.varesedouyoulake.it
- Wanderung im Val Grande, Bergführerin Susanne Mayer, www.lagomaggiore-ossolaguide.com/lagomaggioreguide/
- Fahrradtour von Colmegna bei Luino nach Porto Ceresio, (Route zum Download); Räder, Guide und auf Wunsch Gepäcktransport kannst du buchen bei One More Ride
- Chiesa di Santa Maria dei Ghirli, www.lombardiabeniculturali.it
- Schlucht Orrido Bellano, www.discoveringbellano.eu
- Museo Giancarlo Vitali, www.bacbellano.eu
- Museo del Paesaggio, www.museodelpaesaggio.it
- Museo del Contrabbando (Schmugglermuseum) in Erbonne, www.distrettolaghi.it
- Museo dell‘Arte Contadina, San Maurizio d‘Intelvi, www.museodicasasco.it
Reiseführer:
- MICHAEL MÜLLER REISEFÜHRER Lago Maggiore
- Lugano Reiseführer 2025: Erkunden Sie die Seen, Berge, lokalen Einblicke, Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten der Schweiz mit praktischen Tipps
- Reise Know-How MeinTrip Comer See: Reiseführer mit Faltplan und kostenloser Web-App
- Lago. Die Küche der norditalienischen Seen: 100 Rezepte und nützliche Insidertipps für die nächste Genussreise
Weitere Infos zu den Seen, den Fahrplänen der Schiffe und zum Nationalpark Val Grande:
- Lago Maggiore: www.visit-lakemaggiore.com und www.derlagomaggiore.de
- Lecco und Comer See: www.lakecomo.is
- Region Varese: www.varesedoyoulake.it
- Nationalpark Val Grande: www.parcovalgrande.it
- Fahrpläne der Schiffe auf dem Lago Maggiore und Comer See, www.navigazionelaghi.it sowie Luganer See, www.lakelugano.ch
- Fahrplan der Centrovalli-Bahn, www.centovalli.ch
Transparenzhinweis: Zu dieser Pressereise wurde ich vom Consorzio Maggiore eingeladen. Bei meinen Recherchen nutze ich gelegentlich die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Tourismusagenturen, Veranstaltern, Fluglinien oder Hotelunternehmen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.
*Affiliate-Links. Falls du darüber kaufst, erhalte ich eine kleine Provision, dein Preis ändert sich dadurch nicht.
1 Kommentar
Wunderschöne Bilder! Da möchte man doch glatt direkt alles stehen- und liegenlassen, um nach Italien aufzubrechen. Und sei es nur, um das fabelhafte Eis zu essen … Danke für den Bericht!