Ein Tisch im La Pentola ist für euch reserviert, sagt Mariana, die General Managerin vom Hermanus Guest House, wo wir die letzte Nacht unseres 2016er Südafrika-Roadtrips verbringen. Und: Es sollte ein würdiger Abschluss der Reise werden. Manchmal braucht es genau d e n guten Tipp von Einheimischen. Als Tourist würde man dieses Lokal möglicherweise gar nicht wahrnehmen und daran vorbei gehen. Es liegt im ersten Stock und ist nur über eine schmale Eisentreppe zu erreichen.
Wir stehen vor dem Haus auf dem Marine Drive in Hermanus, Stimmengewirr dringt durch die offenen Fenster des La Pentola nach unten. Hoffentlich gibt’s die an der Tafel als “Summer Special – when available!” offerierten Abalone, davon hat mir Antje schon vorgeschwärmt. Die wollte ich schon immer mal essen, habe sie aber noch nirgendwo “erwischt”.
Oben angekommen, werden wir freundlich empfangen. Das macht Chef Shane Sauvage (was für ein geiler Name!) selbst. In Shorts und weißen Turnschuhen. Seine Küche hat er wohl im Griff, er kümmert sich draußen um seine Gäste und darum, das alles rund läuft.
Allzu groß ist das Lokal nicht, jeder verfügbare Platz ist restlos ausgenutzt. Die eng gestellten Tische sind alle besetzt oder reserviert, manche werden auch zwei Mal belegt. Auch wenn wir nicht am Fenster sitzen, haben wir von unserem Zweiertisch aus einen gigantischen Blick auf die Walker Bay. Von Juni bis November gibt’s dann Whale Watching zum Lunch oder Dinner inclusive.
Chef Shane Sauvage ist eine große Nummer, nicht nur hier in Hermanus. Er ist, wie man so schön sagt, “bekannt aus Funk und Fernsehen” und hat zudem schon drei, teils preisgekrönte, Kochbücher geschrieben. 1995 hat er sein La Pentola in Pretoria eröffnet, das nun – nachdem er Mitte 2012 in Hermanus beginnt – von seiner Schwester geführt wird. Vor Hermanus hat er mal schnell noch das Restaurant vom La Vierge Wine Estate im Hemel-en-Aarde Valley nach oben gekocht. Derzeit berät er “nebenbei” noch diverse südafrikanische Restaurants und Lodges und lehrt an verschiedenen Koch-Ausbildungsschulen seinen Kochstil, die Fusion Cuisine: italienische, französische und mediterrane Gerichte südafrikanisch zubereitet – mit natürlichen, saisonalen Zutaten aus der Region Overberg. Er arbeitet mit Butter, Sahne, Olivenöl und frischen Kräutern. Für Geschmacksverstärker und andere Künstlichkeiten ist kein Platz in Shane’s Küche.
Wir schauen in die Karte: Die Wahl fällt schwer zwischen Penelope’s Prawns, Santorini Chicken, Bistecca Quatro Formaggi, KWV Fillet, Crocodile Pastry, Honey Mustard Warthog, Duck in Triple Sec … Das medium gegrillte und am Tisch in Jack Daniels flambierte New Orleans Ostrich Steak mit Madagaskar-Pfeffer, Zitronengras, Ingwer und Kokosnusscreme-Sauce ist das beste Straußensteak, das wir je gegessen haben. Da sind wir uns schnell einig.
In deinem Magen solltest du auf alle Fälle noch Platz lassen für mindestens eins der “Dekadenten Desserts”, wie Shane sie selbst nennt. Die sind jede Sünde wert.
Auch die üppige Weinkarte, für Entdecker mit einem integrierten Aromarad ausgerüstet, lässt kaum Wünsche offen. Es ist vieles vertreten, was in Südafrika Rang und Namen hat. Das Meiste davon kommt aus der unmittelbaren Nachbarschaft: der Walker Bay, dem Hemel-en-Aarde Valley oder Elgin. Ein Tipp ist der von uns selbst probierte Ataraxia Sauvignon Blanc mit seiner Mineralität, der lebendigen Säure und intensiven Zitrus-Melone-Maracuja-Frucht aus dem Cool Climate des oberen Hemel-en-Aarde Valley.
Wem das noch nicht reicht, hat auch kein Problem: BYO – bring your own. Das Ganze für läppische 30 Rand Korkgeld.
Übrigens: Abalone hab’ ich auch bekommen. Diese Seeschnecken vermitteln ein völlig neues Gaumenerlebnis. Sie sind von recht fester Konsistenz, erinnern im Geschmack dezent an Schnecken, vielmehr jedoch an Jakobsmuscheln. Wo immer du diese Delikatesse bekommen kannst: zugreifen!
Danke, liebe Mariana, für deinen Tipp! Wenn wir wieder mal in Hermanus sind, ist das La Pentola unsere erste kulinarische Anlaufstelle …
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