Alpyurveda. Das ist das Schlüsselwort, das mich neugierig macht auf das Hotel Hubertus Alpin Lodge & Spa. Alpen und Ayurveda, wie geht das zusammen? Ich habe es ein Wochenende lang ausprobiert.
Freitag.
14.30 Uhr. Reinkommen. Ankommen. Runterkommen. So wünscht man sich das in einem Hotel. Das Wohlfühlbarometer schlägt gleich am Entree auf sonnig. Alpenchic, Felle, Holz – das gehobene Hüttenambiente trifft meinen Geschmack. Das Zimmer, nein besser, die Juniorsuite ist geräumig und im Bad gibt’s Tageslicht.
Im Hotel herrscht Funkstille.
Der Deal: Handy gegen Bergkäse. Wer sein Mobiltelefon bei Ankunft an der Rezeption abgibt, bekommt ein Stück Allgäuer Käse geschenkt. Wenn er durchhält. Etwa jeder fünfte Gast schlägt ein.
Funkstille: Handy gegen Käse
Das Hochtal in den Allgäuer Alpen im Naturpark Nagelfluhkette ist ja auch ein perfekter Ort für ein Digital-Detox-Programm. Warum auf den Bildschirm starren, wenn vor der Nase das Schöne live zu sehen ist: Grasberge der Hörnergruppe, Wälder, Wasser, gemächlich grasendes Braunvieh und Wiesenschweine, die hier fröhlich durch den Bergsommer grunzen.
15.00 Uhr. Gabriel Simòn streut etwas Braunes auf mein Zitronentörtchen. Das sei gut für die Verdauung. Der Ayurveda-Koch hat eben seinen Küchenworkshop beendet, die Gäste notieren emsig noch Tipps zur Wirkung von Gewürzen und Speisen. Am Mittagsbuffet gibt es Suppe und Salat. Und ein kleines Dessert. Jetzt halt mit Gabriels Zimt-Kardamom-Mischung.
15.40 Uhr. Wanderer und Radler kehren von ihren Ausflügen zurück, der Schuhwaschtrog vorm Hotel ist gut frequentiert. Dank Eimer und Bürsten ist alles fix wieder blitzblank für den nächsten Einsatz – und das Hotel bleibt sauber. Clever.
Ich genieße ein Glas Sekt, auf’s Haus. Gegenüber vom Gelbhansekopf heben die bunten Schirme der Paragleiter ab.
16.00 Uhr. Die Kirchturmuhr schlägt vier. Wo könnte man die Zeit besser vergessen als im Alpin Spa: 2.000 Quadratmeter groß, Kräuter-, Berg, Soft- und Finnische Sauna, Dampfbad und ein beheizter Außen-Pool mit Liegen. Fließende, weiße Vorhänge sorgen im Ruherum für Privatsphäre und luftiges Flair.
17.00 Uhr. Frucht-Flash-Aufguss in der Kräutersauna. Drinnen heizt Saunameister Alex ordentlich mit Eisapfel ein, draußen reicht er anschließend gekühlte Melone. Jetzt ein Sprung in den Pool. Herrlich.
18.00 Uhr. Glück gehabt. Spontan habe ich noch einen Termin ergattert im Stadel für das Thai-Yoga. Kann man sich vorstellen als eine Kombination von Yogaelementen und Druckpunktmassagen. Man liegt dazu in bequemer Kleidung auf einer Bodenmatte. Eine knappe Stunde bearbeitet Yogalehrer und Körpertherapeut Fred meinen Körper. Ich soll passiv bleiben, an nichts denken. Die Gedanken kreisen trotzdem. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Das „Schneegestöber hinter der Stirn“ lasse ich im Raum zurück, den guten Rat, öfter mal „runterzufahren“, nehme ich mit. Ich fühle mich ausgeruht.
Tut einfach nur gut: Thai-Yoga
20.00 Uhr. Barbeque auf der Terrasse mit Garnelen, Lachs, Hähnchen, Pulled Pork, Flap Steak, dazu Saucen, Salate und reichlich Gemüse. Eins so lecker wie das andere. Viel Regionales, auch auf der Weinkarte. Der DJ mixt chillige Musik dazu. Ein perfekter Abend.
23.00 Uhr. Einen Haselnussgeist an der Bar getrunken. Im Zimmer Zirbelöl auf Holzspäne getropft. Halb zwölf ins Bett.
Samstag.
6.50 Uhr. Die Sonne kriecht über den Riedbergpass hoch, direkt in mein Gesicht. Die Kühe sind auch schon wach und grasen am Hang, der steil hinterm Hotel aufragt.
8.30 Uhr. Ausgiebiges Frühstück auf der Sonnenterrasse. Tausend Eier werden in jeder Woche zubereitet, gekocht, als Rühr- oder Spiegelei. Mittag- und Abendessen nicht mitgerechnet.
Ich probiere die Ayurveda-Version: gedünstete Melone mit Kokosmilch und Kardamom, dazu warmer Fünf-Korn-Brei. Schmeckt um einiges besser als erwartet. Ein bisschen Käse und ein Croissant müssen dennoch sein. Die Getränkeauswahl ist genauso vielseitig: Ingwerwasser, frisch gepresster Orangen- oder Gemüsesaft oder Sekt – jeder nach seiner Fasson. Das ist das Angenehme im Hubertus: jeder darf, keiner muss. Wer auf Herzhaftes steht, bitte sehr.
10.15 Uhr. Man könnte locker den ganzen Tag im Hubertus abhängen, doch ein wenig Bewegung tut auch gut. Zumal eine herrliche Wandertour durch das Balderschwanger Tal quasi vor der Tür beginnt. Also: Buch, Badesachen und ein kleines Picknick einpacken und losmarschieren. Rucksack und Trinkflasche stehen im Zimmer leihweise bereit. Schöner Service.
15.00 Uhr. Pool-Zeit. Auf der Terrasse am Stadel sind noch Liegen frei, Kuhglockengeläut als Entspannungsmusik gibt’s obendrein. Kein Witz: Städter, die deshalb nachts schlaflos sind, erhalten an der Rezeption Ohropax.
19.00 Uhr. Das Motto beim letzten Aufguss des Tages: Cool Man. Rosmarin und Eis. Echt heiß.
19.45 Uhr. In der Speiss, der Vorratskammer, schneidet Gastgeber Karl Traubel Jägerspeck, Wurst und Käse auf. Einiges von dem, was in der Küche des Hotels verarbeitet wird, können die Gäste jeweils dienstags und samstags verkosten. Alles regional, die Traubels kaufen bei den Nachbarn. Den Käse zum Beispiel von der Spicherhalde, 300 Meter weiter oberhalb vom Hubertus. Jägerspeck oder Kaminwurzen stammen von den eigenen 15 Schwäbisch-Hällischen Schweinen, die mit Molke gefüttert werden.
20.30 Uhr. Beim Abendessen mit fünf Gängen stehen für das Hauptgericht drei Varianten zur Wahl. Ich entscheide mich für regional und gesund: Duett von der Allgäuer Färse auf geröstetem Blumenkohlpüree und Karottenknödel. Schmeckt wunderbar. Küchenchef Kristian Knölke bringt traditionelle, moderne und gesunde Küche gekonnt zusammen.
24.00 Uhr. Nachtruhe, das WLAN wird abgeschaltet. Es ist stockfinster. Funkstille. Im besten Sinne.
Sonntag.
4.15 Uhr. Abmarsch zur Sonnenaufgangswanderung mit Marc Traubel. Reichlich eine Stunde aufsteigen und die Sonne begrüßen. Heute soll das Spektakel besonders gut sein, da unterhalb des Gipfels Nebel hängt. Manche Gäste reisen eigens für diese Tour an.
Leider ist mein Knöchel noch etwas lädiert von der Bergtour im Berner Oberland und schmerzt. Angesichts der erforderlichen Trittsicherheit und dem steilen Gelände verzichte ich schweren Herzens. Den Wecker hatte ich ganz optimistisch dennoch gestellt und kurz überlegt, ob ich nicht doch …
Stattdessen noch mal umdrehen.
8.00 Uhr. Yoga-Stunde. Zwei Mal am Tag, morgens und abends, kann man unter fachkundiger Anleitung Asanas und Atemübungen lernen.
9.20 Uhr. Weißwurst-Frühstück. Auch wenn das Ayurveda-Mahl gestern gut war, heute gewinnt zünftig.
11.00 Uhr. Noch kurz im Dorf 5 umschauen, dem Hotel-Laden und dann – leider – auschecken. Wer will, kann den Spa-Bereich noch den ganzen Tag nutzen. Feine Sache.
Alpyurveda auch.
Fernöstliche Lebenskunst trifft auf alpenländische Tradition – im Hubertus Alpin Lodge & Spa bekommt man von beiden das Beste. Wir holen die Gäste bei sich ab, spüren, was jeder einzelne braucht, erklärt Gastgeberin Christa Traubel, selbst Yogalehrerin. Natürlich nur den, der das will. Wer in seinem ‚Hamsterrad‘ glücklich sei, bekommt halt nur eine Massage.
Mein Handy habe ich nicht abgegeben, den Käse trotzdem mitgenommen. Gekauft in der Speiss.
Das Hotel Hubertus Alpin Lodge & Spa wurde ausgezeichnet mit dem Qualitätssiegel der Wellness-Hotels & Resorts.
Hotel Hubertus Alpin Lodge & Spa, Dorf 5, 87538 Balderschwang, Tel. +49 (0)8328-920-0, www.hotel-hubertus.de
Die Recherche für diesen Artikel wurde vom Hotel Hubertus Alpin Lodge & Spa unterstützt. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
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