Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich eine Stadt am liebsten zu Fuß erkunde. Mich einfach treiben lasse und da, wo es mir gefällt, eine Pause einlege. Natürlich immer auf der Suche nach lokalen Spezialitäten, bevorzugt in den Lieblingslokalen der Einheimischen. Was liegt also näher als beides zu verbinden – bei einer Food-Tour.
Und so treffe ich an einem Samstagnachmittag Kerensa vor dem Noordeinde Palast. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Marthe hat sie Ende 2015 Bites & Stories lanciert, eine Tour durch die nettesten Lokale von Den Haag, garniert mit passenden Geschichten.
Und so funktioniert das Ganze: Tour auf der Website aussuchen und buchen. Vom Treffpunkt aus geht die Gruppen zu Fuß mit dem Guide von Lokal zu Lokal, wo kulinarische Kostproben gereicht werden. Besucht werden kleine, aber feine Restaurants und Läden, die Top-Qualität abseits des Mainstreams bieten. Nebenbei erfährt man Wissenswertes über das jeweilige Viertel, die Architektur und den Alltag der Leute, die hier leben. Pro Tour, die zirka vier Stunden dauert, werden acht Lokale besucht. Welche das sind, variiert je nach Wochentag. Ein wunderbarer und sehr unterhaltsamer Mix aus Kultur und Kulinarik.
Bites & Stories – eine lekker Stadtführung
Wir starten im Hofquartier mit einem Kuchen von Bakkertje . Die älteste Bäckerei Den Haags öffnet täglich. Neben frischem Bot und Sandwiches gibt es hier den typischen Haagse Poffer, einen Hefekuchen mit Mandeln, Rosinen und Zimt. Das Gebäck kennt jedes Kind in Den Haag. Geburtstag, Einzug, neue Kollegen – Haagse Poffer geht immer. Und kann dennoch ganz schön tückisch sein: An der Zahl der eingebackenen Rosinen nämlich kann der Beschenkte die Wertschätzung erkennen.
Durch die Papestraat mit einem bekannten Jazzclub kommen wir zum Metzger Dungelmann. Der ist berühmt für seine Kroketten – und stolz darauf Königlicher Hoflieferant zu sein. Wie viele Kroketten König Willem-Alexander so in der Woche verspeist, will er aber nicht verraten. Nur so viel: Im Jahr gehen rund 350 Millionen Kroketten über den Ladentisch.
Gefüllt sind die etwas mehr als daumendicken Teile traditionell mit einer würzigen Fleischfüllung, es gibt sie aber auch mit Käse, Geflügel oder Fisch. Eine andere Spezialität ist der Bitterballen. Erinnert an bayerischen Fleischkäse, nur eben als Kugel.
Es folgt ein leichter Zwischengang bei Yoghurt Barn auf dem Plaats. Eigentlich sollte das ein Frozen-Joghurt-Laden werden. Doch dann fanden die Betreiber einen Lieferanten, dessen Joghurt so gut schmeckte, dass sie kurzerhand ihr Konzept erweiterten. Zum blanken Joghurt kann man nach Wunsch Cerealien, Früchte, Toppings und Saucen ordern und sich so seinen Lieblingsbecher zusammenstellen. Ich hatte meinen mit Granola, Erdbeeren, Erdbeersauce und weißer Schokolade. Saulecker!
Bis zum Klischee sind es jetzt nur ein paar Schritte: Haringkraam Buitenhof. Matjes mit Brötchen. Matjes mit Zwiebel. Matjes, das ist Holland in essbarer Form. Bis jetzt jedenfalls. Im Frühjahr schmecken die Heringe am besten, erklärt Kerensa. Denn da gibt es wieder mehr Plankton im Meer, an dem sie sich nach dem Winter sattfressen. Dumm, wer sich dann fangen lässt … Gegessen wird der Hering stilecht so: an der Schwanzflosse fassen, Kopf in Nacken und abbeißen.
Salzig macht durstig. Ein Bier wäre jetzt gut, aber das gibt’s erst später. Schon mal was von Slow Juice gehört? Über den Plein spazieren wir zu Fine Fresh Food. Eigentümer Gert mag es grün und bezieht all seine Produkte von regionalen Farmen. Den Tagessaft bereitet er mit einem Slowjuicer zu, um maximal viel Vitamine und Geschmack zu erhalten. Schmeckt jedenfalls sehr gut und sehr intensiv.
Baladi heißt die erste und einzige libanesische Bäckerei in den Niederlanden, die wir nun ansteuern, um Manouche zu probieren. Das ist ein dünnes Fladenbrot, das mit Frischkäse, Gemüsesticks und Öl gegessen wird (wahlweise auch gefüllt mit Spinat, Käse und Fleisch). Zum Frühstück, Mittag oder als Snack.
Genug gefuttert, zum guten Schluss rücken wir bei Huppel the Pub ein. Eines von drei Lokalen, in denen das Haagse Broeder ausgeschenkt wird, ein dunkles Starkbier. Schmeckt wie Guiness, nur weniger cremig und süßer. Mehr Prozente gefällig? Für die rund 150 Whisky-Sorten wurde der Pub 2015 als Best Whisky Café ausgezeichnet.
Was unser Favorit sei, möchte Kerensa wissen. Wir, sechs Frauen, sind uns schnell einig: Yoghurt Barn. Und der Gemüsesalat bei Fine Fresh Food. Das Manouche aber auch. Und der Spekkoek, der war fein. Naja, eigentlich alles …
Übrigens: Für die Touren (es gibt noch eine Wein-Tour) kann man auch einen Gutschein kaufen. Ein prima Geschenk für alle, die sich für gutes Essen und Trinken interessieren.
Die Stationen unserer Food-Tour durch Den Haag im Überblick:
Bakkertje
Oude Molstraat 38
Dungelmann
Hoogstraat 34
Yoghurt Barn
Plaats 25
Haringkraam Buitenhof
Buitenhof
Fine Fresh Food
Korte Houtstraat 14C
Baladi
Torenstraat 95
Huppel the Pub
Oude Molstraat 21
Kontakt:
Kerensa van der Slys
hello@bitesandstories.com
www.bitesandstories.com
Meine Reise wurde unterstützt von Den Haag Marketing.
4 Kommentare
Wir hatten heute eine super Tour! Spannende Geschichten + leckeres Essen = tolle Stadtführung mal ganz anders! Wir würden es sofort wieder machen. Danke!
Wunderbar, danke für die Rückmeldung, liebe Karen.
Echt ein Super-Konzept!
Die Kombi Kultur & Kulinarik passt immer
LG