Neugierig umkreisen mich (Gre)Nache und (Tempra)Nillo, als ich bei Waterford Estate aus dem Auto steige. Auf eine Tour mit dem Landrover haben die rotbraunen Rhodesian Ridgebacks aber glücklicherweise keine Lust. Stattdessen begleiten mich Chris, der im Außenbereich des Weingutes arbeitet, und Isabelle, Kommunikationfrau, zu einer kleinen Wine Drive Safari auf der 120 Hektar großen Farm.
Waterford Estate liegt im Blaauwklippen Valley am Fuß der Stellenbosch Berge. Wohin man schaut: Fynbos, Proteas, Wein und wilde Olivenbäume. Nur die Hälfte etwa ist mit Weinreben bepflanzt, die anderen Flächen bleiben unberührt. Die wilde Schönheit des Cape Floral Kingdom zu erhalten, ist Teil des Biodiversity-Programms, an dem Waterford partizipiert.
Bei dieser Weintour mit dem offenen Jeep kann man außerdem hautnah erleben, was Winzer meinen, wenn sie von Terroir sprechen. Welchen Einfluss Böden, Lage und Mikroklima haben auf den Wein. Und wie vielfältig die Landschaft in den Winelands von Stellenbosch ist, in der die Weine gedeihen.
Luchs und Stachelschwein sind fühlen sich hier im Tal heimisch und so entstand die Idee mit dem Porcupine Trail, dem Stachelschwein-Weg. Beobachten kann man die nachtaktiven Tiere wahrscheinlich selten, ihrer Spur schon eher. Die geführte Wanderung beginnt an der Kellertür und dauert rund zwei Stunden.
Zu anstrengend? Dann doch lieber den Landrover.
Über holprige Pisten kurven wir durch die Weinberge. Die einzelnen Bodenarten sind gut zu erkennen und auch deren Einfluss auf den Wein. Besonders bei den Reben, die im vorletzten Jahr gepflanzt wurden und unterschiedlich hoch gewachsen sind. Je nachdem, ob der Untergrund beispielsweise aus Tafelbergsandstein oder Granit besteht.
So und so haben die Reben ihr eigenes Tempo, Chardonnay treibt Mitte September bereits aus, während beim Shiraz noch gar kein Grün zu sehen ist. Auch dort, wo der Schatten der Berge am Nachmittag auf die Rebstöcke fällt, dauert es etwas länger. Jede Sorte bekommt den Platz, an dem sie am besten gedeiht und das sind einige: Cabernet Sauvignon, Merlot, Malbec, Mourvedre, Grenache, Chenin Blanc und andere.
Beim ersten Wasserreservoir stoppt Chris. Zwei blaue Kraniche. Den Nationalvogel von Südafrika bekommt man normalerweise selten zu sehen. Wenn, dann am ehesten am Wasser. Waterford Estate hat ein autonomes System: Das Wasser, das vom Helderberg herunter kommt, wird in drei Dämmen gesammelt, um bei Bedarf die Reben zu bewässern.
Der Himmel ist tiefblau, hier und da ein paar weiße Wolken wie Daunenfedern. Perlhühnerschreie hallen durch die Stille, kein Lüftchen geht. Die Abendsonne steht schon tief, als wir am obersten Staudamm eine Pause einlegen und ein kleines Tasting veranstalten: Wein, Oliven, Brot, Olivenöl, Biltong, Drywoers. Am besten gefallen mir The Jem (der Flaggschiffwein von Waterford) und Kevin Arnold Shiraz. Zum Picknick passt aber auch der unkomplizierte Rose-Mary sehr gut, ein Blanc de Noir mit lebendiger Säure.
Früher war Waterford eine Clementinen-Farm, ein paar Bäume gibt es immer noch in der kleinen Plantage neben der Einfahrt. Bei meinem Besuch im September hängt der zarte Duft von weißen Blüten in der Luft. Das Weingut selbst ist im Stil eines französischen Château gebaut. Die große Wasserfontäne ist das Markenzeichen, das auch die Flaschenetiketten ziert.
Auf dem Rückweg kommen uns Farmarbeiter entgegen und winken, Chris wünscht ihnen einen lekker Abend. Lekker ist Afrikaans, ein fast universell verwendbares Wort am Kap: schön, lustig, nett, schmackhaft, sexy …
Waterford Estate ist Teil der Stellenbosch American Express Wines Routes. Die Wine Drive Safari im Landrover kostet 550 Rand pro Person. Dauer: ca. 2,5 Std., Wanderung auf dem Porcupine Trail: 250 Rand; Buchung unter Tel. (+27) 21 880 5300 oder E-Mail: bookings@waterfordestate.co.za, www.waterfordestate.com
Meine Reise wurde unterstützt von Wines of South Africa (WOSA), Stellenbosch 360 und Waterford Estate.
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