Dieser Beitrag enthält neben Werbung meine Liebe zu fränkischen Weinen und Unmengen an kulinarischen Tipps. Bei Fragen zu akut auftretenden Reisewünschen wende dich bitte (via Kommentarfeld unten) an mich oder an die netten Kollegen vom Fränkischen Weinland.
Das Weinland Franken kenne ich ganz gut, schon viele Male waren wir hier, Stichwort Wein und Wandern. Zuletzt für die Recherche meines ersten Buches und dafür gibt es einen guten Grund: die Tour an der Mainschleife Volkach. Eine Rundtour, die alle Optionen offen hält – zu Fuß oder mit dem Rad macht es gleich viel Spaß. Etwa zwanzig Kilometer lang reiht sich ein Genuss an den anderen. Optisch, akustisch, sensorisch (gibt’s noch mehr?) … es gibt wenige Touren, die ich mehrmals gehe. Die an der Mainschleife ist eine davon.
Schon der Ort selbst, Volkach, macht es mir leicht, mich wohlzufühlen. Die Hauptstraße verkehrsberuhigt, Tische und Stühle auf dem Gehsteig gut besetzt. Wer keinen Platz findet, holt sich einen Brunnenschoppen und hockt sich an den Brunnen vor dem Rathaus. Das bereits im 16. Jahrhundert gebaut und früher auch als Marktplatz genutzt wurde. Im Sommer findet das Leben draußen statt, bis weit in die Nacht, wenn in anderen Weinorten längst die Bürgersteige hochgeklappt sind. Allein, zu zweit, in der Gruppe, völlig egal. Man geht einfach in der Menge auf – die Stimmung ist relaxt, ohne in den Schunkelmodus abzudriften. Herrlich. Ich wähne mich eher in Barcelona als in der fränkischen Provinz.
Inhaltsverzeichnis
Südländisches Flair im Weinland Franken: Volkach an der Mainschleife
Doch der Reihe nach: Am Morgen starten wir in Volkach entlang des Mainkanals auf dem Radweg, überqueren die Mainbrücke und halten uns links. Nach einem kleinen Waldstück taucht bald die Hallburg auf. Der frühe Vogel hat leider Pech, denn der Burg-Biergarten öffnet erst um 12 Uhr und die Vinothek des Weinguts Schönborn sowieso nur am Wochenende. Also, entweder ausschlafen und erst zum Mittagsschoppen her radeln oder wie wir nach einem Schnappschuss weiter ziehen. Fotogen ist die Hallburg unbestritten, doch kulinarisch wartet im nächsten Ort noch genug.
Links und rechts am Weg wachsen Reben, ein Schild weist den Weg nach Sommerach. Ein paar Schritte durch die Weinbergsmauer und schon sind wir mitten drin in den Reben: Sommeracher Kreuzberg, Sommeracher Katzenkopf, später im Nordheimer Vögelein. Willkommen auf der Weininsel!
Tatsächlich sind wir an allen Seiten von Wasser umgeben. Der Main fließt in großem Bogen um Sommerach und Nordheim herum, am anderen Ende verläuft der Mainkanal hinter der Hallburg. Die gehörte zuerst den Grafen von Castell, bis 1806 die Grafen von Schönborn den Besitz übernahmen. Erhalten sind von der Burg noch das Wohnhaus mit Rittersaal, der Bergfried und die Kapelle.
Sommerach – ein Weindorf wie aus dem Bilderbuch
Nächste Station auf unserem Inselrundgang: Sommerach. Wie hübsch der Ort ist hat sich längst herumgesprochen. Kaum ein Platz ist um die Mittagszeit noch zu finden an den Tischen, die an der Hauptstraße stehen. Ein (Wein-)dorf wie aus dem Bilderbuch. Reben ranken um Fenster und Türen, aus den Bauerngärten lachen uns reife Früchte an. Scheinbar wild wächst alles durcheinander: Sonnenblumen, Dahlien, Rosen, Cosmea, Bohnen, Paprika, Kürbisse, die in der Sonne leuchten. Am Ortsrand haben die Winzer der Genossenschaft eine gemütliche Sommerlounge eingerichtet.
Zuerst aber ein Stopp in der Vinothek am Kirchplatz. Vier Frauen haben sich hier zusammengetan, die Weine der privaten Sommeracher Winzer anbieten und Events veranstalten. Wir nutzen die Chance, gegen geringes Entgelt ein paar Weine zu verkosten. Überraschender Favorit: ein Silvaner, der im Barrique gereift ist.
So langsam werden wir hungrig. Wie gut, dass das Weinreich vom Winzerkeller Sommerach gleich um die Ecke liegt. Unter den weißen Sonnenschirmen genießen wir Presssack im Glas und einen kühlen Riesling. Dazu Brot, das noch so schmeckt wie früher. Hier könnten wir es eine Weile aushalten. Vielleicht gar keine schlechte Idee, dass wir heute aufs Rad verzichtet haben.
Nach Nordheim ist es nicht weit. Dank mehrerer Wege kommen sich Radler und Wanderer nicht in die Quere, egal ob man auf der markierten Strecke (Nr. 3 bzw. 7) unterwegs ist oder seinen eigenen Weg durch die Weinberge findet. Den Abstecher auf den Rebsortenlehrpfad im Nordheimer Vögelein schenken wir uns und steuern direkt die Winzergenossenschaft Divino an. Nette Idee: An der Aromatheke lassen sich die verschiedenen Aromen, die im Wein vorkommen erschnuppern. Erstaunlich, wie oft man glaubt, einen Duft zu erkennen – und dann doch daneben liegt.
Ein Stückchen Torte und einen Schluck Bacchus später spazieren wir zum Main. Am liebsten würden wir jetzt einen der Strandkörbe kapern und dem Treiben auf dem Wasser zuschauen. Ob wir dann allerdings unsere Tour fortsetzen wollen, ist fraglich. Also nehmen wir lieber gleich die Fähre rüber nach Escherndorf.
In Escherndorf gibt es guten Silvaner, ansonsten aber nichts weiter zu sehen. Ein Ort mit Fachwerk und anderen hübschen Winzerhäuschen, der im Grunde aus zwei Häuserzeilen entlang der Bocksbeutelstraße besteht. Ein Bau wie der vom Weingut Rainer Sauer sticht da natürlich heraus. Schlicht, geradlinig, anthrazitfarbener Stein und Holz – Weinarchitektur sehr nach meinem Geschmack. Auch drinnen lenkt nichts ab. Die Theke als zentraler Punkt des Raumes, die den Wein nicht nur temperiert, sondern im wahrsten Sinne in den Mittelpunkt rückt. Sehr aufgeräumt und edel. Die Weine übrigens auch, mir gefällt besonders der Silvaner vom Muschelkalkboden.
War es bis hierher eher gemütlich, liegt jetzt das einzig fordernde Stück vor uns: die Treppe durch die Weinlage Escherndorfer Lump hinauf zur Vogelsburg. Oben angekommen, die Belohnung: ein Glas Wein. War klar, oder? Die Aussicht ist inklusive und unbezahlbar. Unter uns die Mainschleife, am Horizont der Schwanberg. Postkartenpanorama!
Dass wir gar keinen Hunger mehr haben, egal. Die Blauen Zipfel und das Dreierlei vom Kalbskopf müssen wir einfach probieren. Und da wir schon quasi mittendrin sitzen, bestellen wir gleich noch einen Silvaner vom Lump dazu. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Dies ist keine Anleitung zum gepflegten Betrinken, wer will, bekommt überall auch nur ein Gläschen statt dem obligatorischen Schoppen.
Vogelsburg – Genuss mit Aussicht
Königsburg, Karmeliterkloster, Ausflugslokal – Jahrhunderte kamen und gingen, die grandiose Aussicht blieb. Heute gehört die Vogelsburg, die 2016 nach einem kompletten Umbau neu eröffnet wurde, zum Juliusspital in Würzburg. Von der alten Wehranlage sind nur noch Teile der Kirche erhalten, die nun wieder in altem Glanz erstrahlt.
Das Angebot im Selbstbedienungsbereich empfinden wir als lieblos und daran gemessen überteuert. Besser: einen Platz reservieren an den Tischen im Weingarten, an denen serviert wird. Oder ein bisschen warten. Wir haben Glück, in der Zeit zwischen Kaffee und Abendbrot sind gerade nicht so viele Gäste da.
Der Garten ist so schön, wie wir ihn in Erinnerung haben. Alte Kastanien spenden Schatten, an den Ästen drehen sich Windspiele, unten glitzert der Main. Rot, blau, gelb und grün betupft von Kanus, Schlauchbooten und Kajaks, die vorbei paddeln.
Die Reben am Steilhang wachsen fast bis auf die Terrasse, am Stock hängen schon pralle Trauben. Knapp 300 Meter hoch ragt der Escherndorfer Lump vom Main hoch bis unter die Vogelsburg, im Osten grenzt die Weinlage Astheimer Karthäuser an.
Erfrischendes Finale: Quittensecco in Astheim
Wir würden gern noch etwas bleiben, doch noch liegt ein Stückchen Weg vor uns – über Astheim zurück nach Volkach. Spektakuläres gibt es auf dem letzten Stück kaum noch zu sehen. Die Traumaussicht mal ausgenommen. Kann aber auch gut sein, dass wir auf dieser Tour so verwöhnt worden sind, dass wir die Landschaft um uns herum schon als normal wahrnehmen.
Einen Tipp haben wir noch zum Schluss für alle, die mit dem Rad unterwegs oder noch nicht genug haben vom Wandern: einen Abstecher auf den Astheimer Quittenpfad. Alternative: auf einen Quittensecco beim Weingut Wohlfahrt anhalten, direkt am Anfang des Lehrpfades.
Zurück nach Volkach kommen wir auf dem (parallel zur verkehrsreichen Würzburger Straße verlaufenden) Fußweg von Astheim über die Mainbrücke und von dort in wenigen Minuten in die Altstadt.
Den Tag lassen wir gemütlich ausklingen im Fahr Away in Volkach, der Weinbar der Brauns, mit einem Gassenschoppen. Den bekommt man wortwörtlich nur in der Gasse – außen auf der Fensterbank, wo wir den lauen Abend genießen. Kaum zu glauben, aber es dauert gar nicht lang, dann meldet sich der Hunger zurück. Besser gesagt, der Appetit. Verdient haben wir es uns, die abgelaufenen Kalorien wollen schließlich wieder aufgefüllt werden.
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Tour an der Mainschleife Volkach im Weinland Franken – alle Infos und Adressen auf einen Blick:
Hinkommen:
Mit dem Auto von Süden über die A7 oder A81 oder von Frankfurt auf der A3 oder mit der Bahn über Würzburg.
Übernachten:
Hotel & Weinbar Fahr Away*, Hauptstraße 27, Volkach, www.weinbar-fahraway.de
Genießen:
Schloss Hallburg, Hallburg 5, Volkach, www.weinrestaurant-schlosshallburg.de
Vinothek Sommerach, Kirchplatz 3, Sommerach, www.sommerach.de/wein/infovinothek
Weinreich – Winzerkeller Sommerach, Zum Katzenkopf 1, Sommerach, www.winzer-sommerach.de
Divino/Zehnthof Nordheim, Langgasse 33, Nordheim, www.divino-wein.de
Weingut Rainer Sauer, Bocksbeutelstraße 15, Volkach OT Escherndorf, www.weingut-rainer-sauer.de
Vogelsburg, Vogelsburg 1, Volkach OT Escherndorf, www.vogelsburg-volkach.de
Weingut und Quittenladen Wohlfahrt, Am Kloster 24, Volkach OT Astheim
Weinbar Fahr Away, Hauptstraße 34, Volkach
Weitere Infos:
Mainzeit – Das Tourismusportal von Volkach, www.volkach.de
Fränkisches Weinland, www.fraenkisches-weinland.de
Buchempfehlungen Fränkisches Weinland*:
- Weinwandern Fränkisches Weinland
- Der Ausflugsverführer Weinfranken
- Ab nach draußen: 52 Eskapaden in und um Würzburg
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4 Kommentare
Hallo,
Wie lange hast du für dein Weintour gebraucht, bist du wieder in Volkach angekommen bist? Wie viel Kilometer sind es insgesamt zu laufen?
Liebe Grüße
Hallo Claudia,
es sind zwar nur rund 12 Kilometer, aber wenn man es ganz gemütlich mit reichlich Zeit zum Einkehren mag, ergibt das eine schöne Tagestour. LG, Antje
Dein Artikel bringt so viele schöne Erinnerungen an unsere eigene Reise mit dem Wohnmobil entlang der Mainschleife im vergangenen Jahr zurück. Es gibt so viele Möglichkeiten, diese Region ausgiebig zu genießen. Deine Wanderung ist sicher eine davon.
Unbedingt, man muss ja auch nicht die ganze Runde gehen, die Möglichkeiten auf der Weininsel sind groß.