Mainz in Rheinhessen ist ein echter Städtereiseziel-Geheimtipp: Als eine der 10 Great Wine Capitals der Welt lockt die Weinstadt am Rhein mit viel Genuss. Hier sind unsere Highlights inkl. praktischem PDF-Genuss-Guide zum Download.
(Enthält Werbung) Ach ja, wenn du was postest in Social Media, verwende am besten den Hashtag #mainzgefühl, gibt mir Touristikerin Ann-Katrin samt toller Insider-Tipps noch mit auf den Weg.
Was für ein passendes Stichwort, um eine Stadt kennenzulernen. Ich bin für drei Tage in Mainz und werde also versuchen, so viel wie möglich von diesem Mainzgefühl zu spüren.
Inhaltsverzeichnis
Eines der ältesten Mainz Restaurants: Weinstube Wilhemi
Das Mainzgefühl. Wo könnte es besser zu finden sein als in einer Weinstube? Natürlich ist das Weinhaus Wilhelmi, eines der ältesten der Stadt, schon rappelvoll, als ich kurz nach 19 Uhr ankomme.
„Magst dich mit dazu setzen?“, fragt Wirtin Christina und schon hocke ich inmitten einer Runde wildfremder Menschen am Tisch. Es dauert kein Piffche lang bis ich glaube, die anderen schon ewig zu kennen: die Ute aus dem Westerwald und die Rosemarie aus Köln, beide Lehrerinnen und immer donnerstags hier, den Jürgen aus der Pfalz. Den Kurt, echtes Meenzer Original und Hobby-Poet und den Peter, hochrangiger Karnevalist.
Da ist es, das Mainzgefühl. Jeder ist willkommen, man rückt zusammen und verbringt ein paar nette Stunden miteinander. So einfach kann das sein.
Spundekäs oder Handkäs mit Musik? Beides!
Und klar, gegessen habe ich auch gut im Wilhelmi. Natürlich nicht, ohne mich sofort als Mainzunkundige zu outen – Spundekäs isst man mit den Brezeln, nicht mit einer Gabel, erklären meine netten Tischnachbarn. Die rheinhessische Spezialität aus Frischkäse, Quark und Butter wird mit Zwiebeln und Paprika angemacht und passt perfekt zum lokalen Weißwein.
Was die Gäste im Wilhelmi am liebsten mögen: Handkäs mit Musik. Hier wird der Sauermilchkäse jedoch nicht in Essig und Öl eingelegt wie woanders, sondern in Weißwein.
Ein Piffche ist übrigens der lokale Ausdruck für ein kleines Glas Wein. Mainz war früher eine Garnisonsstadt. Wenn die Soldaten abends zurück in die Kaserne auf der anderen Seite des Rheins mussten, ertönte ein Pfiff. Ein winziger Schluck Wein ging meistens trotzdem noch: das Piffche.
Rheinhessen: Mainz Great Wine Capital Deutschlands
Nicht nur die Lage am Fluss hat Mainz mit Bordeaux gemeinsam. Beide gehören zu den Great Wine Capitals, einem Netzwerk bedeutender Weinstädte der Welt. Auf den ersten Blick scheint die französische Metropole an der Garonne leicht im Vorteil zu sein, zumindest was den Glamourfaktor anbelangt.
Mainz könnte gewiss noch selbstbewusster die Wein-City-Karte spielen – Angebote gibt’s schließlich reichlich (siehe Infoteil unten). Und guten Wein auch – einfach sensationell, wie die Rheinhessen-Winzer in den letzten Jahren qualitativ durchgestartet sind. Einen guten Überblick bietet übrigens die Rheinhessen Vinothek im alten Proviant-Magazin.
Genießer kommen in der Weinhauptstadt Deutschlands voll auf ihre Kosten. Ein gutes Glas Wein und ein paar Häppchen gehen immer – und überall in Mainz. Im Sommer locken nicht nur Weinstuben, Weinbars und Cafés, sondern auch die Strände am Rheinufer, auf beiden Seiten des Flusses. Highlight Ende August: der Mainzer Weinmarkt, ein Mekka für Genießer rund um den Dom.
Mainz Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden
Der Dom aus rotem Sandstein ist von außen ebenso sehenswert wie von innen. Der Stadtführer hat zudem viele Details parat zur wechselvollen Geschichte von Mainz, in der mal die Römer (wo eigentlich nicht?), mal die Franzosen das Sagen hatten.
Meine Erkundungstour durch Mainz beginne ich auf dem Gutenbergplatz beim Dom. Schön anzuschauen sind auch die Häuser am Markt mit ihren historischen Fassaden. Die wurden nach der massiven Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von außen wieder so hergerichtet wie früher. Pappdeckelbarock, sagen die Mainzer scherzhaft dazu.
Überhaupt sind die Einwohner der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz ziemlich einfallsreich, was Namen für markante Bauten angeht. Das Rathaus, das Arne Jakobsen für Mainz entworfen hat, heißt im Volksmund Fuchsbau (nach dem früheren Oberbürgermeister).
Am besten geht man in Mainz zu Fuß, allein schon, weil das wie ein Wandel durch verschiedene Zeiten und Orte erscheint. Vom Dom flaniere ich auf der Ludwigstraße, die in der Ära Napoleons gebaut wurde und noch heute eher an einen Pariser Boulevard erinnert.
Mainz zwischen San Francisco und Montmartre
Am Schillerplatz, beim Fastnachtsbrunnen, biege ich nach links in die schmale Gaustraße, auf der die Straßenbahn zum Gautor hoch rumpelt. Ein bisschen San-Francisco-Feeling schwingt da mit, meinen die Mainzer augenzwinkernd. Immerhin sei das die steilste Tramstrecke in Deutschland, wenn auch nur mit ein paar Zentimetern Vorsprung.
Mein Ziel ist die Kirche St. Stephan oben am Gautor. Berühmt sind die blauen Fenster von Marc Chagall. Das einfallende Licht erzeugt eine ganz besondere Stimmung im Inneren.
An der Gaustraße liegen nette Cafés wie das Dicke Lilli gutes Kind oder die Kaffeekommune sowie Läden, in denen die Zeit beim Stöbern nur so verfliegt. Überall sitzen die Leute draußen, kaum ein freies Plätzchen ist noch zu finden.
Bummeln auf der Gaustraße
Wie schön, dass ich mich einfach mal treiben lassen kann. Erst einen Kaffee und dann einen Tee. Warum nicht?
Weiter oben in der Gaustraße entdecke ich TeaBento, den bezaubernden Laden von Ning-Ning und ihrem Partner Boris. Die Tee-Sommeliere aus Peking berät so fachkundig, dass ich Lust bekomme, eine der seltenen Sorten gleich mal zu probieren. Dazu bestelle ich ein Stück Matcha-Sandkuchen, der so grün aussieht wie mein Tee. Beides schmeckt fantastisch. Die süßen Sachen zaubert ein japanischer Freund von Ning-Ning, der in Frankreich Konditor gelernt hat.
Noch mehr coole Lokale finde ich am nächsten Tag in der Mainzer Neustadt, rund um den Gartenfeldplatz: Annabatterie, Bukafski, Schrebergarten und so weiter. So viele, dass ich diese in einen Extra-Artikel packen werde, in dem ich dir ein paar Restauranttipps vorstelle, die mir am besten gefallen haben.
Blaue Chagall-Fenster in St. Stephan
Als ich später von St. Stephan die Treppen zur Altstadt hinab steige, erinnert mich das ein wenig an Montmartre. Aus dem Gymnasium hinter der Kirche dringt Klaviermusik. Ich bleibe einen Moment stehen und lausche, das hat schon beinahe was Festliches.
Sundowner am Kasteler Strand & Fine Dining auf der Mainzer Kupferbergterrasse
Das Beste an Wiesbaden sei ja die Aussicht auf Mainz. So ganz haben sie es nie verwunden, dass Mainz-Kastel auf der gegenüber liegenden Seite des Rheins heute zur hessischen Landeshauptstadt gehört – und kleine Lästereien gehören da halt dazu.
Schönster Blick auf die Mainzer Altstadt
Das mit dem schönen Blick stimmt jedenfalls. Ein perfekter Ort für einen Sundowner, den man eisgekühlt im Biergarten des Restaurants Bastion von Schönborn genießen kann. Oder in einem der Liegestühle nebenan, die Füße im Sand … Mainzgefühl pur.
Ich könnte noch ewig sitzen hier am Wasser, doch ein „Luxusproblem“ drängt mich zum Aufbruch, zurück auf die Mainzer Seite: Im Restaurant Kupferbergterrasse wartet ein feines Abendessen auf mich.
Sekt und Tapas auf der Kupferbergterrasse
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages genieße ich mit köstlichen Tapas aus regionalen Spezialitäten und einem Kupferberg-Sekt Nostalgie Rieslingcuvée auf geschichtsträchtigem Boden. Die bekannte Sektkellerei produziert seit 1850 dort, wo einst das römische Castrum stand.
Mit em Schiffchebootche uffm Rhoi – Mainz vom Wasser aus erkunden
Samstag, 10 Uhr. Vom Mainzer Winterhafen starte ich zu einer etwas anderen Stadttour – auf dem Rhein. Dank der gut gelaunten Gästeführerin stören auch die paar Regentropfen nicht, das Boot hat ohnehin ein Verdeck und den Rest besorgt der Schaluppenwein, eine Scheurebe aus Rheinhessen.
Mit 10 Leuten wird es gemütlich eng auf der Orso (so heißt unser Boot). Eine Schaluppe, die in ihrem früheren Leben als Rettungsboot auf Hollands Gewässern unterwegs war. Vom Winterhafen aus nehmen wir zunächst Kurs auf die Mainmündung und dann auf das Biebricher Schloss, dort kehren wir um und schippern auf der Rückseite der Rheinauen zurück – inklusive Wissenswertem und Anekdoten über Mainz. Eine zweistündige Rundfahrt, die eine weitere Perspektive auf die Stadt ermöglicht.
Rund zweihundert Schiffe passieren Mainz jeden Tag, davon nicht wenige Flusskreuzfahrtschiffe. Auf dem Rhein von Stadt zu Stadt zu cruisen, wird immer beliebter und Mainz liegt strategisch günstig, ziemlich genau in der Mitte des schiffbaren Flussteils.
Mainzer Marktfrühstück
Samstagvormittags trifft sich die ganze Stadt auf dem Liebfrauplatz hinter dem Dom, so scheint es jedenfalls. Das Mainzer Marktfrühstück ist mittlerweile Kult – und besteht aus drei Zutaten: Woi, Worscht und Weck. Das rhoihessische www sozusagen.
Ganz so streng nehmen das die Meenzer aber nicht. Wer lieber Backfisch oder Käsebrötchen will, auch okay. Ich hole mir vom Metzger Ditt ein Stück von der traditionellen Fleischwurst, die einfach in einem Stück Papier samt Weck über die Theke gereicht wird. Für den Woi habe ich jetzt keine Hand mehr frei. Das gehe ja gar nicht – am Stehtisch vor der Bude ist man sich einig und rückt sofort zusammen. Viele hier kommen jede Woche, man kennt sich.
„Ei, dich hab ich hier ja noch nie gesehen, wo kommst’n her?“, mit Meenzern ins Gespräch zu kommen, ist wirklich keine Kunst. „Wir frühstücken heute Bäckchen, mal was anderes, passt aber auch subber zum Woi“, erklärt mein Gegenüber und schiebt mir ein Probestückchen rüber. Ja, wirklich total lecker, sage ich … und wir stoßen an. Auf den Moment, auf das Leben.
Da isses wieder, das Mainzgefühl.
Weitere Informationen und persönliche Tipps
Delicious Travel to go: 48 Stunden in Mainz – dein PDF-Guide zum Mitnehmen
Hinkommen
Mainz liegt sehr zentral (nahe Frankfurt/Main) ist sowohl mit dem Auto als auch gut mit der Bahn erreichbar, von Stuttgart Hbf aus z.B. in 2 – 2,5 Stunden.
mainzcardplus
Ich war mit der mainzcardplus unterwegs, die gilt 48 Stunden und kostet 11,95 Euro. Damit kannst du alle öffentlichen Verkehrsmittel in Mainz-Wiesbaden kostenlos nutzen, an der Stadtführung “Das goldene Mainz und seine Sehenswürdigkeiten” (samstags 14 Uhr) teilnehmen und hast freien Eintritt in die Museen sowie die Spielbank Mainz. Weitere Infos unter mainzcardplus.
Übernachten
Jetzt bei Booking.com in Mainz Hotels finden (Affiliate-Link: Du zahlst keinen Cent mehr, wir erhalten eine kleine Provision)Mainz Essen & Trinken
- Weinstube Wilhemi, Rheinstraße 53, Mainz, ww.weinhaus-wilhelmi.de
- Bergschön, Kirschgarten 21, Mainz, bergschön-mainz.de
- Proviant-Magazin Rheinhessen Vinothek, Schillerstraße 11a, Mainz, www.proviant-magazin.de
- TeaBento, Gaustraße 9, Mainz, teabento.com
- Dicke Lilli, gutes Kind, Breidenbacherstraße 9, Mainz, www.dickelilliguteskind.de
- Mainzer Marktfrühstück, Liebfrauplatz samstags (März bis November) 9 bis 14 Uhr
- Restaurant Kupferberg, Kupferbergterrasse 17-19, Mainz, www.restaurant-kupferberg.de
Wein erleben (Auswahl)
- Regionales Weinmenü im originellen Weinhaus Wilhemi (3 Gänge mit begleitenden Weinen und 1 Flasche Mineralwasser, 45 €/Person)
- Arrangement “Mainz mit allen Sinnen genießen” (2 Übernachtungen inkl. Frühstück, Mainzer Marktfrühstück auf dem Mainzer Wochenmarkt, 5-Glas-Weinprobe in einer Weinstube, mainzcardplus, ab 175 €/Person im DZ)
- Mainzer Weinmarkt, Mainz großes Weinfest findet Ende August/Anfang September statt mit mehr als 100 Ständen
Weitere Infos: www.mainz-tourismus.de; www.mainz.de; www.rheinhessen.de, www.greatwinecapitals.com
Die Reise erfolgte in Kooperation mit Mainzplus Citymarketing. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
2 Kommentare
Schöner Bericht.
Der Platz vor dem Dom ist allerdings nicht der Gutenbergplatz, sondern der Markt. Der Gutenbergplatu ist einige Meter weiter vor dem Staatstheater.
Liebe Grüße
Liane
Ich weiß, deshalb habe ja auch beim Dom geschrieben, nicht vor 😉 Danke trotzdem für deinen Kommentar 🙂