Ganz ruhig liegt er da. Still. Ich setze mich dazu, schaue und tue: nichts. Außer einfach nur dasitzen und dem Wasser zusehen, wie es den bunt werdenden Bäumen einen Spiegel hinhält. Im Gegenlicht sehen die Disteln am Ufer aus wie schwarze Scherenschnitte. Die Abendsonne tunkt ihre Strahlen ein letztes Mal für heute in den See und verschwindet hinter dem Brecherspitz.
Stattdessen fangen die ersten Sterne an zu glitzern über dem Spitzingsee. Die Nacht legt sich über den kleinen Ort, selbst die Kuhglocken verstummen langsam.
Eine Stille, die gut tut.
Und der Beginn einer kleinen Auszeit: Kurzurlaub am Spitzingsee.
Freitagmittag am Irschenberg noch der übliche Stauwahnsinn. Also, runter von der Autobahn und rein zum Dinzler, der nicht nur am Chiemsee Kaffee röstet, sondern auch direkt neben der A8 eine Depandance betreibt. Für Kaffeefans ein Muss.
Die nächste Genussfalle auf dem Weg zum Spitzingsee lauert in Hausham: die Lantenhammer-Erlebnisdestillerie. Nummer drei folgt wenig später in Neuhaus: Slyrs, die oberbayerische Whiskydestillerie. Die muss jetzt aber bis morgen warten.
Der Spitzingsee liegt zehn Kilometer hinter Schliersee, 1.070 Meter hoch, für Autos ist hier Schluss. Neben dem Parkplatz steht die hübsche Kirche mit Holzschindeln, die grau verwittert sind, ein paar Gasthäuser, Cafés an der Seepromenade, überall kann man draußen sitzen. Einen Andenkenladen gibt es auch.
Im Wasser spiegeln sich Wald und Berge, die den kleinen Ort umschließen. Mitten drin steht das Arabella Alpenhotel, unser Hotel direkt am See, um den ein Rundweg führt.
Selbstgebackenes Brot auf der Hütte, Alpenpanorama zum Niederknien
Einen halbstündigen Spaziergang vom Ort entfernt, auf der Albert-Link-Hütte, warten Zwiebelleberkäs im Brotmantel und gefüllte Brotkugeln, alles selbst gebacken im alten Holzofen im Hof der Hütte. Manche kommen nur her, um das Brot zu kaufen. Oder den Käse gleich nebenan auf der Alm.
An der Albert-Link-Hütte kreuzen mehrere Wanderwege, von hier kannst du in 2,5 Stunden zur Rotwand laufen, in 2 Stunden auf den Rosskopf oder ganz gemütlich eine Almenrunde drehen, über Almwiesen, die einem welligen grünen Teppich ähneln.
Samstag ist Wandertag am Spitzingsee
Entengeschnatter zum Sonnenaufgang und blauer Himmel am Samstagmorgen. Jetzt nur noch eine schöne Tour finden und los geht’s. Wir entscheiden uns für die Wanderung zur Rotwand, ein Klassiker im Spitzingseegebiet.
Start ist neben der Talstation der Seilbahn Taubenstein (ca. 2,5 Stunden, mit der Gondel 12 min). Von der Bergstation aus gehen wir seitlich am Taubenstein vorbei (wer will, kraxelt kurz hoch, ca. 20 min), über die kleine Scharte und von dort in einer Stunde zum Rotwandhaus.
Da es in der Nacht geregnet hat, sind die Wege im Schatten noch rutschig, gute Bergstiefel ratsam. Bis auf wenige kleine Anstiege ist der Weg weitgehend eben und ziemlich gemütlich zu gehen. Und – eben deshalb – besonders am Wochenende äußerst beliebt bei Ausflüglern und Urlaubern.
Unterwegs ein Alpenpanorama vom Feinsten, die Almwiesen am Lempersberg sehen aus wie grünes Plissee. An der Wegkreuzung zum Gipfel taucht bereits das Rotwandhaus auf, doch zuerst wollen wir zum Gipfel (1.884 m). Etwa hundert Meter unterhalb vom Gipfelkreuz zieht es zu. Nebelwände scheine ich in dieser Saison magisch anzuziehen. Egal, wir gehen hoch. Oben null Sicht, war klar.
Keine Viertelstunde später sitzen wir vorm Rotwandhaus im schönsten Sonnenschein unterm weiß-blauen Himmel. Da von Osten ziemlich schwarze Wolken näher kommen, wählen wir den direkten Abstieg zum Spitzingsee und nicht wie geplant, die Runde über Miesing. Auf einem breiten Forstweg über die Alm, später durch den Wald, kommen wir nach 90 Minuten in Spitzingsee an.
Am späten Nachmittag holen wir den Besuch bei Slyrs nach mit einem kurzen Rundgang im Fasslager, in dem es herrlich nach Vanille und Holz duftet. Geöffnet ist die Destillerie täglich und im Shop habe ich auch ein paar interessante Whisky-„Nebenprodukte“ erstanden: Schokolade, Treberbrot und Cider aus dem Whiskyfass.
Whisky und Schweinsbraten
Auf der Suche nach traditionellem Schweinsbraten landen wir in der Bahnhofskneipe von Schliersee. Die alte Halle wurde umgebaut und renoviert, ein Wintergarten und Terrasse mit Blick auf die Gleise angebaut, und dient heute als Brauereirestaurant. Weihenstephan schenkt hier aus, die älteste Brauerei der Welt, die noch in Betrieb ist.
Der Schweinsbraten mit Kraut schmeckt himmlisch. Dazu ein dunkles bayerisches Weizenbock – hach, Bayern, bei dir gefällt’s mir.
Der Sonntag beginnt mit einem ausgiebigen Weißwurstfrühstück und Brezn im Hotel. Die beste Grundlage für die anschließende Wanderung auf den Rosskopf. Ab der Talstation Stümpflingbahn fährt auch ein Sessellift, der die Strecke um eine Stunde verkürzt. Von der Bergstation aus über den Rosskopfgipfel (1.580 m) führt der Weg wieder hinab zum Grünsee, über die Haushamer und Valepper Almen zurück nach Spitzingsee.
Du könntest dich aber auch ganz entspannt zurücklehnen im Hotel-Alpenspa und die Berge von unten betrachten. Überlegen, ob du in der Minz-, Grapefruit oder Lemonsauna schwitzen willst.
Und zwischen den Gängen im See untertauchen.
Diese Reise wurde unterstützt vom Arabella Alpen-Hotel am Spitzingsee in Kooperation mit
2 Kommentare
Wettermäßig Glück gehabt! Da freut sich der Leser über die schönen Bilder.
Zeit, wieder mal dorthin zu fahren: Von Dillingen/Donau ist es ja nicht allzu weit. Die Wanderung um den See kann man jedermann/frau empfehlen. Wie es mir ergangen ist?
Hier steht’s:
http://www.myheimat.de/schliersee/freizeit/die-welt-von-oben-taubenstein-spitzingsee-oberbayern-d874035.html
Das Spitzingsee-Gebiet ist ein echter Genuss-Tipp, zu jeder Jahreszeit.