Der Autor und Filmemacher Axel Werner war ein Jahr lang mit der Kamera unterwegs: einmal um die Erde, rund 40.000 Kilometer, acht Grad Ost. Er hat Menschen entlang dieses Längengrades getroffen und sie gefragt, wie das Klima ihr Leben beeinflusst. Ich bin ihm gefolgt – im Klimahaus Bremerhaven.
Die Reise beginnt in den Schweizer Bergen. Kühe grasen auf saftigen Almwiesen, Senner wuchten Emmentaler, so groß wie Wagenräder ins Käselager im Fels. Über steile Stufen steige ich auf auf den Gipfel. Heidis Welt sieht intakt aus – und verändert sich doch ganz langsam, nicht nur angesichts von Gletschern, die sich immer mehr zurückziehen.
Inhaltsverzeichnis
Klimahaus Bremerhaven: Gletscher und Eukalyptus
Entlang des 8. Längengrades Ost reise ich weiter. In Sardinien leuchtet das Terrakotta der Häuser in der Sonne. Mediterrane Leichtigkeit mischt sich mit dem Licht des Südens – ein Flecken Erde, an dem es sich gut leben lässt. Mit Wintern, die man in Deutschland neidisch als Frühling bezeichnen würde. Wenn die Sarden von hochsommerlich reden, klettert das Thermometer über 40 Grad Celsius. Saison der Feuer. Jedes Jahr fressen sie sich durch Eukalyptuswälder und Olivenhaine, die beim kleinsten Funken wie Zunder brennen. Kaum zu glauben, dass 80 Prozent dieser Brände vorsätzlich gelegt werden. Aus Geldgier, um Platz zu schaffen für Immobilienprojekte.
Nächste Station: Niger. Mir ist warm, die Temperatur scheint auf Backofen-Niveau zu klettern. Vor mir eine Leere in Rostrot. Ein Häuflein Knochen, sonst nichts. Das einzige, was es hier reichlich gibt, ist Sand. Ich bin in der Sahara gelandet.
Sahara: Backofen und Gefrierschrank zugleich
Selbst in der Wüste gibt es Leben: Skorpione, Spinnen, Termiten, Käfer. Elefanten, Löwen und Geparden auch, aber die sind schon lange fort. Nur die größten Lebenskünstler wie Insekten kommen noch zurecht mit den Extremen wie Gluthitze und Frost. Regen bleibt immer öfters aus oder verdunstet sofort. Der Boden heizt auf, kann die Wärme aber nicht speichern. Dazu kommen die Sandstürme, die dem Leben hier den letzten Rest geben.
Als sie jung war, gab es einen Fluss zwischen den Dünen, erzählt die Einheimische, Löwen, Panther, Antilopen, Pflanzen. „Es gab keinen Wind wie diesen, der alles wegbläst, selbst das Futter für die Tiere. Jetzt ist die Landschaft tot. Wie könnte ich glücklich sein?“ Ihre Stimme ist sanft, der Blick wach, hoffnungslos.
Nur drei Prozent der Fläche im Niger sind landwirtschaftlich nutzbar. Nachdenklich lege ich mich in den Wüstensand und schaue einen Film über den Alltag der Tuareg. Das Fehlen von Optionen gibt den Takt an.
Klimahaus Bremerhaven: nachts im Regenwald
Korup-Nationalpark. Das T-Shirt klebt auf der Haut, mann ist das heiß in Kamerun! Tropisch schwül. Im Regenwald leben 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten der Erde, erfahre ich. Viele sind nachtaktiv und alles als still. Es ruft, raschelt, pfeift, klappert von allen Seiten. Der weiche Boden unter den Füßen gibt immer mal wieder nach. Ich sehe kaum die Hand vor Augen. In der Realität wäre mir wahrscheinlich ziemlich mulmig zumute.
Die Antarktis verspricht Abkühlung. Über den Eisweg komme ich bei Temperaturen unter Null ins König-Maud-Land. Eines der letzten Ökosysteme der Welt, das von fremden Umwelteinflüssen bislang verschont blieb, lerne ich in der Forschungsstation Georg-von-Neumayer. Dort forscht man zum Beispiel, wie der Mensch es schafft, sich ans Klima anzupassen.
Eine Treppe führt in den Nachthimmel. Unterm Sternenfirmament laufe ich der Sonne entgegen.
Südseefeeling im Klimahaus Bremerhaven
Im Südwest-Pazifik bläst mir Samoa seinen feuchtheißen Atem entgegen. Ein Fidschi-Leguan döst reglos auf einem Baum. Ansonsten scheint die Natur hier völlig durchzudrehen, das reinste Feuerwerk in Grün, Wasser gibt’s en masse. Die Erde ist so fruchtbar, dass ein Ast, den man in die Erde rammt, Wurzeln schlägt.
Die Lagune mit dem blendend weißem Strand – ein Traum in Türkis. Kann mich bitte einer auf der Stelle in die echte Südsee beamen? Auf Samoa kann man übrigens denselben Tag zwei Mal erleben, die Datumsgrenze macht’s möglich.
Plötzlich kommt Wind auf, der in einen Tropensturm mit über 250 Stundenkilometer ausartet. Dächer fliegen umher, Palmen knicken wie Strohhalme. Zum Glück nur eine Simulation. In Samoa immer öfter in echt, erzählt eine Familie aus Vanatu.
Meine Reise geht auf den Halligen zu Ende, da, wo man in der Leere die Vielfalt entdecken kann. Sofern man sich darauf einlässt.
Gilt für jede Reise und für diese spezielle Tour ganz besonders: Man sieht hinterher manches mit anderen Augen.
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Weitere Informationen und Empfehlungen:
Hinkommen:
Über Bremen mit dem Auto auf der A27 oder mit dem Zug in ca. 45 min
Essen & Trinken:
Wer einen ganzen Tag im Klimahaus verbringt, findet im Restaurant Längengrad oder im Cafe südwärts etwas. Ansonsten empfehlen wir, nach der Ausstellung in den Fischereihafen zu fahren und im Restaurant Natusch frischen Fisch zu essen.
Übernachten:
Bequemer geht’s nicht: Das Atlantik Sail City Hotel befindet sich direkt neben dem Klimahaus und hat einen direkten Zugang zur Ausstellung. Der Service im Hotel ist so wie man das bei einem Vier-Sterne-Hotel wünscht (aber leider nicht überall vorfindet): freundlich und serviceorientiert. Selbst bei später Anreise (21.30 Uhr) konnten wir die Sauna über die offizielle Zeit hinaus nutzen sowie zu Abend essen. Schönes Frühstücksbuffet mit allem, was einen gut in den Tag starten lässt. Tipp: Von der Aussichtsplattform hat man einen tollen Blick auf den Weserdeich und über die Stadt.
Infos zum Klimahaus & Tickets: www.klimahaus-bremerhaven.de
Ebenfalls einen Besuch wert: Auswandererhaus Bremerhaven (direkt neben dem Klimahaus)
Mein Besuch erfolgte mit freundlicher Unterstützung vom Klimahaus Bremerhaven. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
2 Kommentare
Moin liebe Antje Seeling,
herzlichen Dank für den so poetischen Beitrag über das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost. Es macht Freude, dir beim Lesen durch die Klimazonen zu folgen. Und in deine schönen Bilder „hineinzukriechen“.
Danke, dass du Bremerhaven besucht hast. Komm‘ gern wieder.
Liebe Grüße von Dörte Behrmann
Mir hat es auch viel Spaß gemacht, die Ausstellung ist so klasse gemacht. Wäre gern noch viel länger „um die Welt“ gereist.