Unser Genuss-Insider-Tipp für alle, die von Stuttgart Ausflüge in die Umgebung unternehmen möchten: Bönnigheim, ein Weinort mit Flair und viel Kultur.
(Enthält Werbung) Bönnigheim ist einer von diesen Orten, die überraschen. Weil sie klingen wie zig andere Dörfer in der schwäbischen Provinz und dann so viel mehr zu bieten haben. An Geschichten sowieso, aber auch an Flair und Kultur. Doch dazu später.
Die Kleinstadt liegt etwa 40 km nördlich von Stuttgart, knapp zwei Kilometer weiter östlich kurvt der Neckar vorbei. Reben pflanzen sie hier seit dem achten Jahrhundert – bekannter sind dennoch die Winzerkollegen im Remstal, wenn von Weinanbau in der Stuttgarter Region die Rede ist.
Grund genug, die Weingärtner vom Strombergkeller mal zu besuchen. Um genau zu sein, die Weingärtner Stromberg-Zabergäu, denn 2012 haben sich die Bönnigheimer mit den Brackenheimern zur Genossenschaft zusammengeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
Ein Blick hinter die Kulissen im Strombergkeller
Rund 700 Hektar (180 davon in Bönnigheim) bewirtschaften die tausend Wengerter, überwiegend als kleine Familienbetriebe. In der Halle, wo im Herbst Trauben angeliefert werden, treffe ich Kellermeister David.
Ich stelle mir das emsige Treiben vor, wenn zur Weinlese eine Fuhre nach der anderen in der Traubenpresse landet und über allem der typische Duft von reifen Weinbeeren hängt.
Gesunde, möglichst nicht gequetschte Trauben kommen zunächst in die trichterförmige Öffnung und werden von einer langen Förderschnecke zum Abbeeren und „Mahlen“ weiter transportiert. Die Trauben für die Premium-Linien werden gesondert angenommen. Wie Obst geerntet und vorsichtig in kleine Kisten gelegt, damit die Beeren nicht verletzt werden.
Qualität beginnt im Weinberg
Damit es sich nicht staut, regelt der Leseplan, wann und wo welche Trauben geerntet werden müssen. An den müssen sich die Winzer ebenso halten wie an eine Reihe von Kriterien wie Ertrag, Rebsorten oder welche Arbeiten im Weinberg übers Jahr ausgeführt werden. Bei nur 60 Kilogramm pro Ar liegt der Ertrag zum Beispiel bei der Top-Linie Signum, bei den einfachen Weinen dürfen bis zu 140 Kilogramm gelesen werden. Das ist natürlich auch im Interesse jedes einzelnen Winzers, denn je besser die Qualität, desto mehr Geld bekommt er für seine Trauben. Eine gute Portion Idealismus ist da ebenfalls nötig bei einem Traubenkilopreis von unter einem Euro.
Ideale Böden für das Aushängeschild der Region: Lemberger
Etwa 80 Prozent der Weine von den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu sind rot, allen voran lokale Klassiker wie Lemberger, Trollinger und Schwarzriesling wachsen rund um Bönnigheim. Aber auch die typischen Bordeaux-Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot kommen gut mit den Böden hier zurecht. Diese sind ideal für Rotwein: Im Frühjahr dauert es lang, bis sich die Erde erwärmt, doch dann speichern sie die Wärme sehr gut. Perfekt für Lemberger, eines der Aushängeschilder der Genossenschaft.
Bei den weißen Sorten setzen die Winzer unter anderem auf Riesling, Müller-Thurgau und Kerner – wie auf internationale Sorten wie Sauvignon Blanc, der in den letzten Jahren hierzulande immer beliebter geworden ist.
Zum Verkosten schenkt David einen Grauburgunder der Linie Weißer vom Stromberg ein, der mir mit seiner cremigen Art gut gefällt. Ebenso, dass die meisten Weine der Genossenschaft in Flaschen mit Schraubverschluss gefüllt sind. Ärgerliche Korkschmecker sind damit passé und praktisch ist es außerdem.
Edelstahl oder Holz? Oder beides? Kommt drauf an …
Blitzblank stehen die Edelstahltanks in Reihen im Gärkeller. Das sieht vielleicht weniger romantisch aus als sich viele einen Weinkeller vorstellen, für den Wein hat es viele Vorteile. Wenn der Most in den modernen Tanks vergoren wird, kann der Winzer sehr genau die Temperatur steuern. Ein Weißwein, der bei 15 Grad Celsius (oder sogar drunter) vergärt, schmeckt nicht nur frischer, er behält mehr von seinen Fruchtaromen.
Bei den Rotweinen ist ein weiterer Arbeitsschritt nötig. Anders als Weißwein, bei dem der Most sofort nach dem Pressen vergoren wird, bleiben die roten Beeren nach dem Einmaischen ein paar Stunden stehen bis sich die Farbstoffe aus den Beerenschalen lösen. Das Fruchtfleisch ist nämlich auch bei roten Rebsorten hell. Immer wieder wird die Maische umgerührt, bevor Schalen, Traubenkerne und Most getrennt werden. Thermische Verfahren, also Erhitzen und Abkühlen, verkürzen diesen Prozess.
Die Trester (Kerne und Beerenhaut) werden nicht etwa weggeworfen, sondern zu Öl verarbeitet und als Kompost wieder in den Weinberg gebracht.
Einen Teil der Weine bauen die Weingärtner in Bönnigheim in Fässern unterschiedlicher Größe aus und so finde ich im Fasskeller dann doch noch ein wenig Kellerromantik … 😉
In den Barriques aus französischer Eiche reift beispielsweise der Top-Lemberger aus der Signum-Linie für zwei Jahre, andere kommen in gebrauchte Fässer. Oder in größere, die 500 oder 1.000 Liter fassen. Da ist viel Können vom Kellermeister gefragt, denn die Weine sollen später ja nicht schmecken als hätte einem jemand mit dem „Holzbrett nei de Gosch neig’schlagn“, erklärt David. Eine subtile Holznote kann dem Wein hingegen eine wunderbare Struktur verleihen und während der Reifezeit im Fass entwickeln sich weitere Aromen.
Wenn du selbst mal einen Blick hinter die Kulissen werfen möchtest, kannst du bei den Weingärtnern von Stromberg-Zabergäu eine Kellerführung buchen. Oder eine Fahrt mit dem Planwagen durch die Weinberge – beides inklusive Weinprobe.
Bummeln durch die Bönnigheimer Altstadt
Bönnigheim war im Mittelalter eine Ganerbenstadt mit vier gleich großen Quartieren. Auf dem Marktplatz ist das noch schön zu sehen, jede der vier Inschriften am Brunnen zeigt in eine andere Richtung.
Natürlich hatte jeder Stadtteil nicht nur seine eigene Administration, sondern auch seine eigene Kelter, in der die Untertanen ihren Wein keltern mussten. Die Neipperger Kelter ist heute eine Station auf dem historischen Stadtrundgang durch Bönnigheim. Einfach dem Roten Faden folgen (siehe Infos unten).
Ich unternehme einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt, die einfach bezaubernd ist. Augenblicklich gerate ich ins Schwärmen angesichts der liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser.
Orte mit „heim“ im Namen findet man reichlich in der Region Stuttgart, in Bönnigheim steht es für Lebensqualität. Ein Städtchen, das wie ein Dorf, aber nicht angestaubt wirkt. Überall locken kleine Cafés zum Bleiben und ganze fünf Museen zum Staunen.
Keine Schnapsidee …
Die Arzney-Küche beispielsweise, hinter der ehemaligen Apotheke. Das einzige erhaltene Laboratorium seiner Art in Baden-Württemberg widmet sich dem Alkohol in der Medizin. Angeschlossen ist ein lauschiges Garten-Café.
Wo wir grad beim Thema sind: Das Schwäbische Schnapsmuseum im ältesten Gebäude der Stadt zeigt nicht nur, wie erfinderisch die Bönnigheimer früher beim Schwarzbrennen waren, sondern auch wie sich die Destillationstechnik entwickelt hat.
Und wer wissen will, welches Obst sich für Brände besonders eignet: Im Bönnigheimer Obstgarten wachsen fast 300 teils sehr alte Sorten wie Nägelesapfel oder Sommerluiken.
Kunst und Genuss im Schloss
Ein Schmuckstück ist das Stadionische Schloss – ein so barockes und gleichzeitig filigranes Bauwerk hätte ich nicht in Bönnigheim erwartet. Eine tolle Kulisse für Weinfeste, Konzerte oder auch für den Adventsmarkt.
Das Schloss beherbergt die Sammlung Zander mit mehr als 4.500 Gemälden und Skulpturen, und gilt als größte für die Kunst der Naive.
Wein verkosten in der Vinothek am Schloss
Direkt neben dem Schloss steht das ehemalige württembergische Forstgefängnis. Heute sitzt man ganz gern hinter den dicken Mauern – und genießt ein Glas Bönnigheimer Wein. 1999 eröffnete in den Räumen die erste Vinothek in der Region Stuttgart. Immer am Wochenende schenken dort ehrenamtliche Vinothekare gegen einen kleinen Obolus die Weine aller Bönnigheimer Weingüter aus sowie verschiedene Brände der lokalen Obstbrenner.
Wie schade, dass ich mit dem Auto nach Bönnigheim gekommen bin, denn zum Abschluss präsentiert die Vinothekarin noch einen ganz besonderen Tropfen: den 1731 Grand Crèmant der Weingärtner Stromberg-Zabergäu. Gekeltert aus den zwei klassischen Champagner-Rebsorten Schwarzriesling und Chardonnay sowie Weißburgunder kommt dieser tatsächlich dem berühmten französischen Vorbild sehr nahe.
Praktisch: Die Vinothek liegt direkt an der Stadtmauer, vor der du kostenlos parken – und dir den Kofferraum mit seinen Lieblingstropfen füllen kannst.
Weitere Informationen und persönliche Tipps
Bönnigheim ist eine der Gemeinden im 3-B-Land, zusammen mit der Kulturstadt Bietigheim und Besigheim, das 2011 zum schönsten Weinort in Deutschland gewählt wurde.
Hinkommen: Mit dem Auto über die B10/A81 bis Ausfahrt Bietigheim-Bissingen oder mit dem Regionalzug von Stuttgart Hbf bis Kirchheim (Neckar) und weiter mit dem Bus 574 bis Bönnigheim
Übernachten: Unterkunft finden bei booking.com (Affiliate-Link: keine Mehrkosten für dich, kleine Provision für uns)
Erleben:
- Weingärtner Stromberg-Zabergäu eG, Neipperger Straße 60, Brackenheim, www.wg-stromberg-zabergaeu.de;
- Kontakt für Weinproben und Planwagenfahrten: Tel. 07143-88770 oder info@wg-sz.de
- Vinothek am Schloss, Schlossstr. 35, Bönnigheim, Fr 14-17 Uhr, Sa & So 11-17 Uhr geöffnet, vinothek.boennigheim.de
- Schwäbisches Schnapsmuseum im Steinhaus, Meiereihof 5+7, Bönnigheim, www.schwaebisches-schnapsmuseum.de
- Arzney-Küche (Zugang über den Kirchplatz, jeden 1. Sonntag im Monat von 14-16 Uhr geöffnet oder nach Anmeldung in der Touristinfo, Tel. 07143-27321
- Cyriakus-Kirche (sehenswert)
- Stadionisches Schloss mit Sammlung Zander
- Weitere Infos (u.a. zum Obstgarten sowie zu Veranstaltungen) gibts in der Touristinformation Bönnigheim, www.boennigheim.de
Noch mehr Genusstipps findest du auf www.tastystuttgart.de.
Der Beitrag entstand in Kooperation mit der Stadt Bönnigheim und der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH. Auf Art, Inhalt und Umfang hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.