Wären wir früher schon mal hier gewesen, stünden wir auf dem Gletscher. Vor 200.000 Jahren reichte die Zunge des Rheingletschers bis ins Wurzacher Becken. Mehrmals zog er sich zurück, kam wieder und verschwand schließlich ganz. Nur das Moor erinnert an das ewige Eis. Schmelzwasser, Eissee, Verlandung, Niedermoor, Übergang zum Hochmoor – im Naturschutzzentrum Moor extrem kann man hunderttausende Jahre im Zeitraffer erleben. Die interaktive Ausstellung erklärt kurzweilig, was damals so vor sich ging. Tempo und Reihenfolge bestimmt jeder für sich. Lohnt sich. Vom Stellplatz am Vitalium sind es nur ein paar Schritte und ideal für einen Spaziergang nach dem Frühstück am letzten Tag unserer Womo-Tour.
Moor live: Später spazieren wir mit ganz anderen Augen durch die Natur. In hundert Jahren wächst ein Moor gerade mal zehn Zentimeter. Das Wurzacher Ried ist mittlerweile 10 Meter dick und mit 18 Quadratkilometern eines der größten in Süddeutschland. Wahrscheinlich sogar die größte intakte Hochmoorfläche in Mitteleuropa, umgeben von ausgedehnten Grundwasser- und Übergangsmooren.
Moor extrem (langsam): ein Meter in tausend Jahren
Der Einfluss des Grundwassers im Niedermoor wird durch das ständige Wachstum der Torfmoose weniger. Langsam wächst die Oberfläche des Übergangsmoors (Grenzbereich) über den Grundwasserhorizont hinaus, bis der Kontakt schließlich ganz verloren geht. Im Laufe von Jahrzehnten oder Jahrhunderten entsteht dann ein reines Hochmoor, das nur noch vom Regenwasser mit Flüssigkeit versorgt wird.
Auf dem Torfweg am Riedsee beginnt der Boden unter unseren Füßen zu federn – ein merkwürdiges Gefühl. Eigentlich ganz angenehm, da verwandelt sich der Trampolinpfad auch schon wieder in einen Holzsteg.
Noch schnell ein paar Fotostopps, dann geht’s zurück zum Parkplatz.
Das Felchen, das Horst Schmidt im Landgasthof Kreuz zu Mittag serviert, ist natürlich nicht aus dem Ried-, sondern aus dem Bodensee. Ein immer seltener vorkommender Genuss. Importware aus Russland oder Tschechien kommt bei Schmidt trotzdem nicht auf den Teller. Der Fisch steht auch nicht auf der regulären Karte. Wenn der Fischer welchen hat, ruft er an. Beste Zutaten aus der Region, frisch zubereitet, kein Chichi. Das ist das Konzept des Landzunge-Vereins. Von Ehningen bis zum Bodensee haben sich Partner zusammengeschlossen, um gemeinsam dem Landgasthofsterben etwas entgegenzusetzen.
Das Felchen war übrigens einfach in der Pfanne gebraten, mit einer feinen Mehlpanade. Dazu Spargel aus Tettnang. Mehr braucht’s nicht.
Du willst die ganze Womo-Tour nacherleben? Bitte hier entlang:
Tag 1: von Bad Waldsee nach Wolfegg
Tag 2: von Wolfegg nach Isny
Tag 3: von Isny nach Bad Wurzach
Tag 4: von Bad Wurzach bis Bad Waldsee
Moor extrem Naturschutzzentrum Wurzacher Ried, Rosengarten 1, 88410 Bad Wurzach, www.moorextrem.de
Landgasthof Kreuz, Mattenhaus 3, 88339 Bad Waldsee, www.hotel-kreuz.de
Die Reise wurde unterstützt durch Oberschwaben Tourismus, Carthago und Fritz Berger.
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