Weinorte und -feste gibt es reichlich in der Region Stuttgart. Das Wengerterfest in der Feinau hat eine einzigartige Atmosphäre, allein schon durch die Lage.
(Enthält Werbung) Leonberg ist bekannt. Von hier stammen die hübschen Hunde, die so heißen wie die Stadt, in der sie gezüchtet werden. Kürzlich wurde ein Welpe sogar städtisches Patenkind und tritt bei Veranstaltungen als Botschafter für Leonberg auf. Auch Autofahrer haben von Leonberg ziemlich sicher schon gehört, wenn sie öfters nach oder von Stuttgart Richtung Westen unterwegs sind und der Verkehrsfunk am Autobahndreieck mal wieder meldet, dass es länger dauert.
Aber Leonberg und Wein? Das ist den meisten neu. Dabei gibt es Weinbau hier schon eine ganze Weile.
Ich lebe seit einigen Jahren im Nachbarort, habe beruflich unzählige Weinbaugebiete auf der ganzen Welt bereist, von Amerika bis Australien. Über die Leonberger Weine jedoch wusste ich so gut wie nichts.
Da passt es doch hervorragend, dass ich in diesem Sommer im Auftrag von #TastyStuttgart in der Region unterwegs bin in Sachen Wein.
Für meinen Streifzug durch die Leonberger Weinberge habe ich einen fachkundigen Begleiter dabei. Albert Kaspari, Vorsitzender des örtlichen Obst-, Garten- und Weinbauvereins. Wir treffen uns in der Altstadt auf dem Wochenmarkt, der immer mittwochs vor der malerischen Fachwerkkulisse stattfindet.
Schnell noch ein paar saftige Kirschen aus der Region kaufen und dann fahren wir los.
Erster Stopp: Seelesberg. Ein lauschiges Plätzchen, nicht weit von der Straße nach Stuttgart -verträumt, ziemlich versteckt und wirklich seelenruhig.
Früher ging’s mindestens einmal im Jahr sehr gesellig zu, wenn die Wengerter ihre Weinernte feierten. Daran erinnert noch die Steinbank mit der Gravur von 1904 unter der mehr als hundert Jahre alten Linde. Ringsherum hat die Natur im Laufe der Zeit wieder die Regie übernommen und daraus ein grünes Zimmer mit Aussicht gemacht.
Ein paar Rebzeilen gibts auch heute noch hier, im Garten von Albert. Ein wildes Paradies voller Wein, Kirschbäume, Blumen und Gemüse auf mehreren Terrassen, in schönster Hanglage. Stolz zeigt er mir auf dem Handy ein Foto der Rebblüte, die gerade zu Ende ging (im Nachbarort Gerlingen mit dem beliebten Weinblütenfest). Die Gescheine an den Reben verwandeln sich jetzt in kleine Beeren. Wenn man ganz nah heran geht, duften sie immer noch zart blumig.
Wengerterhäusle Nr. 1
Ein paar mehr Rebstöcke wachsen in der Langen Furche, dem zweiten von vier Weinbergen in Leonberg und dessen Stadtteil Eltingen. Oberhalb steht ein Steinhäuschen, vielleicht fünf Quadratmeter groß, mit einer überdachten Terrasse (Titelfoto), von der man die Reben gut im Blick hat – und der Hausnummer 1, obwohl es keine offizielle Straße dazu gibt. Hier wachte früher der Weinbergschütze. Wäre auch ein hübscher Ort für ein romantisches Weinpicknick, aber leider kann man das nicht privat mieten.
Offiziell zählen alle Leonberger Weinparzellen zur Lage Ehrenberg, die wir als Nächstes ansteuern. Unterhalb, direkt gegenüber, verläuft die Autobahn Stuttgart – Karlsruhe, parallel die Straße durch das Mahdental – ich bin ganz eindeutig auf der schöneren Seite an diesem strahlend sonnigen Vormittag. Wo der Weinberg flacher wird, grenzt eine bunte Streuobstwiese an. Ein schwarz-weißer Schmetterling flattert durchs Bild.
Die Luft flirrt in der Hitze, arbeiten im Weinberg wäre jetzt recht mühsam, so ganz ohne Schatten. Den gibt es aber nun mal nicht, wo Reben wachsen, denn nur in der Sonne reifen die Beeren richtig aus. In einer Hanglage wie hier besonders gut, da der Lichteinfall günstiger ist als in der Ebene.
Insgesamt bewirtschaften die 35 Winzer nur 4,5 Hektar, ausschließlich im Nebenerwerb oder als Hobby. Was sie antreibt, beantwortet Albert, der selbst aus einer Winzerfamilie stammt, bevor ich danach fragen kann:
Die Liebe zur Natur zum einen. Und er möchte den Weinbau als Kulturgut in Leonberg gern erhalten. Immerhin ist Leonberg die einzige Gemeinde im Landkreis Böblingen, wo Wein wächst. Und klar, ein bisschen stolz sind sie darauf hier schon.
Feinau und das Wengerterfest
Der bekannteste Leonberger Weinberg befindet sich in der Feinau, auf der anderen Seite der Autobahn, mitten im Naturschutzgebiet.
Idyllisch am Waldrand gelegen, fällt der Rebhang steil nach unten ab. Ideal für die Reben, die so gegen kalten Nordwind geschützt sind und optimal Sonnenstrahlen einfangen können. Zwischen den Rebstöcken wachsen Blumen und Gräser, andere Winzer lassen den Boden frei, je nach persönlicher Philosophie.
In den meisten Parzellen gedeihen unterschiedliche Rebsorten munter nebeneinander, das hat sich im Laufe der Zeit so ergeben. Da die Fläche ohnehin zu klein ist, um von jeder einzelnen Sorte ausreichend Wein zu produzieren, ist der Gemischte Satz, so der Fachbegriff, die beste Lösung.
Schillerwein, eine Württemberger Spezialität
Was dabei herauskommt, ist eine Württemberger Spezialität: der Schiller-Wein. Dazu werden rote und weiße Trauben aus einer Parzelle gelesen, vor der Maische vermengt und zusammen vergoren. Seine Farbe verdankt er vermutlich seiner zart schillernden Farbe.
Den Weinberg in der Feinau bewirtschaften mehrere Winzer, einer von ihnen ist Werner Eckstein, der seinen Weingarten extra für uns öffnet. Von der Terrasse vor der kleinen Scheune schweift der Blick über die Feinau ins Grüne.
Eine herrliche Kulisse für das Wengerterfest, zu dem die Leonberger Winzer seit mehr als 20 Jahren jeden Sommer einladen. Ausschließlich Weine aus der Ernte vom vergangenen Jahr schenken die Winzer aus.
Shuttle in den Weinberg
Und wie bei jedem anständigen Fest, gehört auch leckeres Essen dazu: regionale Spezialitäten wie Deie, eine Art Flammkuchen zum Beispiel, aber auch auf Steak und Rote (Wurst) muss keiner verzichten.
Wie Buschenschänken reihen sich die Stände in der Feinau zwischen Wald und Reben zu einer langen Theke. Besonders schön am Abend, wenn alles beleuchtet ist. Eine einzigartige Atmosphäre, schwärmt Albert und ich verspreche, in diesem Jahr auch mal in die Feinau zu kommen auf ein Glas. Oder zwei.
Also, wenn’s mal wieder staut auf der A8, wäre das eine gute Gelegenheit, die Autobahn zu verlassen und der schönen Leonberger Altstadt einen Besuch abzustatten.
Weitere Informationen und unsere Delicious Tipps:
Hinkommen: Von Stuttgart aus mit dem Auto über die A8, Abfahrt Leonberg. Oder bequem mit dem VVS, S6/S60 oder Bus 92.
Übernachten:
Unterkunft in Leonberg finden (Affiliate-Link: keine Mehrkosten für dich, kleine Provision für uns)
Erleben:
Wengerterfest in der Feinau: Findet am letzten Wochenende im Juli statt. Im Naturschutzgebiet ist das Parken nicht möglich, am besten das Auto am bzw. in der Nähe des Leobades stehen lassen. Oder gleich mit Bus oder Bahn kommen, dann kannst du den Wein bedenkenlos genießen.
Vom Parkplatz am Leobad fährt ein kostenloser Shuttle hinauf in die Feinau. Laufen ist auch kein Problem, rund ca. 20 min dauert der Spaziergang.
Pomeranzengarten Leonberg: Für Fans historischer Gärten lohnt ein Stopp im Pomeranzengarten unterhalb des Leonberger Schlosses.
Im Frühling verwandeln die japanischen Kirschbäume die Allee in ein schwäbisches Hanami.
Altstadt: Sehr hübsch ist auch die Altstadt von Leonberg rund um den Marktplatz. Mittwochs findet hier der Wochenmarkt mit regionalen Produkten statt.
Tipp: Hol dir für deinen Spaziergang die kostenlose Broschüre “20 Sehenswürdigkeiten in der historischen Altstadt” (am i-Punkt im Rathaus).
Essen & Trinken:
Lokale und Cafés gibt es einige in Leonberg, mein Favorit ist das Brauhaus Sacher am Bahnhof (sorry, mal kein Weintipp) mit monatlich wechselnden Craft-Bieren.
Gut essen kann man auch im Mauritius, im Sommer auf der Terrasse. Das Flair chillig, die Portionen üppig und der Service freundlich – passt.
Noch mehr Genusstipps in der Region Stuttgart findest du unter www.tastystuttgart.de.
Der Beitrag entstand in Kooperation mit der Stadt Leonberg und der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH. Auf Art, Inhalt und Umfang hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.