Der Specht bearbeitet die Baumrinde. Am Boden hockt glotzend das Auerhuhn und von hinten schleicht sich der Fuchs an. Der Ranger müsste auch gleich kommen.
Treffpunkt für unsere Tour ist das Nationalparkzentrum am Ruhestein. Die Tiere in der Ausstellung sind natürlich nicht echt, stimmen uns aber zusammen mit den Informationstafel ein auf unsere Wanderung durch den Schwarzwald. Ranger Lukas Schmidt nimmt uns mit auf die Große Bannwaldrunde und erklärt das Leben im Nationalpark. Im Nebenraum laufen vier Kurzfilme, die Natur und Tiere in jeweils einer Jahreszeit zeigen. Jede hat ihren Reiz, doch der Herbst ist für mich (in diesem Fall) die schönste.
Das schräg einfallende Licht zwischen den Bäumen, die Gräser auf der Grinde-Hochfläche, die wie Kupfer leuchten und die bunten Flechten auf den Felsen zaubern eine ganz besondere Stimmung. Und welch ein Kontrast zu unserem ersten Tag in Sasbachwalden, dem Schwarzwälder Weindorf, das kaum zehn Kilometer entfernt liegt.
Die ersten hundert Höhenmeter bringen wir schnell hinter uns (wer will, kann sich die sparen mit dem Sessellift) und laufen auf dem Forstweg erst im Zickzack aufwärts und dann eben dahin.
Bannwaldrunde & Wilder See
Dass zum Beispiel das Waldstück voller Fichten, in dem wir stehen, mit dem grünen Moosteppich zwar aussieht wie ein Märchenwald, aber wenig Lebensraum für die Tiere bietet. Zu viel Licht, zu wenig Verstecke. Im Unterschied zum Bannwald, dem Urwald von morgen, in dem die Natur sich selbst überlassen bleibt. Bereits 1911 wurde ein kleines Stück des heutigen Nationalparks zum Bannwald erklärt und geschützt. In dieser Mini-Wildnis lässt sich beobachten, was passiert, wie Altes vergeht und neues Leben entsteht.
Seltene Vögel leben wieder hier wie der Dreizehenspecht und der Sperlingskauz. Die Höhlen, die der Specht zimmert, nutzt der Kauz im Winter als Vorratskammer. Hat er Hunger, holt er die tiefgefrorene Beute aus dem Astloch heraus und taut sie mit seinem Gefieder auf. Sehen werden wir den kleinen Kauz ebenso wenig wie das scheue Auerwild. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht, nur noch 120 leben im Nationalpark. Mit etwas Glück kommen weitere Wildtiere zurück wie der Luchs, der in den nahegelegenen Vogesen lebt.
Neben dem Weg fällt eine 125 Meter hohe Karwand senkrecht nach unten, die sich halbkreisförmig um den Wilden See schließt. Die meisten Wanderer begnügen sich mit dem Blick von oben, doch der steile Abstieg in der Wand zum Karsee lohnt sich. Der Pfad wird steingier und verlangt ein wenig Kraxelei über Felsbrocken und umgestürzte Bäume. Ab hier geht jeder allein, keiner redet mehr und lässt die Natur auf sich wirken.
Nach 20 Minuten erreichen wir den See, in dem sich dunkle Tannen spiegeln. Fische gibt es keine, das Wasser ist zu sauer im Wildsee. Gespeist wird der See von zwei Quellen aus der Karwand. Nur der Abfluss aus dem See gurgelt vor sich hin. Wäre da nicht das lautstarke Grüppchen von jungen Fotografen, könnte man die Stille greifen.
Auf dem Rückweg zeigt Lukas uns, woran wir trotz aller Aufmerksamkeit vorbei gelatscht sind: Pilze und amöbenartige Lebewesen. Zurück auf dem breiten Bannwald-Wanderweg, vermissen wir den kleinen Abstecher in die fast unberührte Natur sofort. Mountainbiker, Spaziergänger, Jogger und Wanderer teilen sich die beliebte Strecke, die ein Stück lang mit dem Schwarzwald-Westweg verläuft.
Nach der Ranger-Tour haben wir Lust auf mehr Natur und nehmen uns am nächsten Tag den Schwarzwälder Genießerpfad Hornisgrinde und Mummelsee vor. Der ist mit seinen knapp sieben Kilometern genau richtig für den Sonntagmorgen. Das Auto parken wir am Seibelseckle und gehen über den steinigen Pfad anfangs ziemlich steil aufwärts Richtung Dreifürstenstein. Auch wenn der Name Genießerpfad eine Runde suggeriert, die mit Ballerinas locker zu meistern ist, für den Auf- und Abstieg sind knöchelhohe Bergschuhe sehr ratsam.
Schwarzwälder Genießerpfad: Hornisgrinde & Mummelsee
Nach einer halben Stunde kommen wir kurz außer Puste, aber glücklich oben an – und werden mit einer Superweitsicht auf die Grinden belohnt. So heißen die kahlen “Gipfel” des Schwarzwaldes. Nicht die Natur hat diese einst geschaffen, sondern der Mensch durch Brandrodung und Beweidung. Verwildern lassen will man diese trotzdem nicht. Innerhalb der Nationalparkgrenzen gibt es verschiedene Zonen, die gemanagt werden – von wenig bis gar kein Eingreifen durch den Menschen. Auf der Hornisgrinde zieht zwei Mal im Jahr eine Wanderschäferin durch mit ihrer Herde.
Auf dem Bohlenweg gehen wir nun durch das Hochmoor zum Bismarckturm (das Filetstück der Tour) und von dort am Hornisgrindeturm vorbei hinunter zum Mummelsee. Seinen Namen verdankt der See den vielen Teichrosen, den Beinamen “Rummelsee” den zahlreichen Touristen, die dank der direkten Lage an der Schwarzwaldhochstraße hier einen Stopp einlegen. Wir haben Glück und ergattern im Berghotel Mummelsee den letzten freien Tisch. Denn eins fehlt noch zu unserem Schwarzwald-Genusswochenend-Glück: Schwarzwälder Kirschtorte. Die haben wir uns heute verdient und genießen die Kalorienbombe in vollen Zügen. Echt ist diese übrigens nur mit original Kirschwasser.
Vom Mummelsee laufen wir später auf dem Westweg zum Parkplatz zurück und tuckern durch die malerischen Schwarzwalddörfer nach Hause.
Noch ein paar mehr Impressionen unserer Tour:
Nationalparkzentrum Ruhestein, Schwarzwaldhochstraße 2, 77889 Seebach, Telefon: 07449 – 92998 444
Meine Reise wurde unterstützt durch die Ferienregion Sasbachwalden. Meine Meinung ist wie immer die eigene.
8 Kommentare
Den Bannwald am Wilden See im Schwarzwald Nationalpark besuchte ich vergangenes Jahr. Die Wanderung mit dem NP-Ranger war ein richtiges Naturerlebnis. Diese ursprüngliche Waldwildnis mit eigenen Augen zu sehen, vom Ranger zu hören wie die Natur hier funktioniert und welche Geheimnisse sie für uns bereit hält fand ich spannend. Tiere verstecken sich am Tag wenn viele Wanderer kommen und Zusammenhänge in der Natur gesehen meist so langsam, dass man sie nicht wahrnimmt. Der Nationalparkranger verstand es geschickt unsere Aufmerksamkeit für die Natur zu wecken und einen kurzweiligen Tag zu gestalten. Das Fotografieren kam auch nicht zu kurz. Es lohnt sich eine Tour mit einem Ranger mitzumachen.
Wandern und geniessen im Herbst – eine tolle Sache. Vor allem wenn die Farben so schön leuchten und danach ein heißer Tee mit Kirschtorte lockt!
Das gehört für uns dazu 🙂
Sasbachwalden ist ein toller Ausgangspunkt in den wilden Schwarzwald. Die Wanderung zur Hornisgrinde über den Mummelsee hat uns auch sehr gefallen. Auch Schneeschuhen gehen ist dort wundervoll. Vielleicht treffen wir uns ja mal:-)
Eine Schneeschuhtour steht noch aus, vielleicht klappt es im kommenden Winter.
Interessant wie vielfältig die Natur in dieser Region ist. Mich würde vor allem das Hochmoor reizen – eine ungewöhnliche Landschaft.
Fand ich auch beeindruckend, gerade jetzt im Herbst mit den bunten Gräsern. In der Sonne leuchten manche wie Kupfer.