Grillen im Winter? Ja, denn gerne denke ich an meinen letzten Braai mit Freunden in Stellenbosch zurück: Neben tonnenweise Boerewors, Rindslenden und Braaibroodjies gab es Lamm-Sosaties mit Curry-Marinade bei angenehm warmen Temperaturen. Ich will mit dem Grillen aber nicht bis zum nächsten deutschen Sommer warten. Mir kribbelt’s j e t z t in den Fingern – ich muss das j e t z t ausprobieren! Mit viel Überredungskunst überlässt mir meine südafrikanische Gastgeberin ihr Original-(Geheim)-Rezept für die Lamm-Sosaties. Immerhin steht ja ihr Ruf als beste Braai-Vorbereiterin ihres gesamten Freundeskreises auf dem Spiel! Wahrscheinlich hat mein Argument mit der 10.000-km-Distanz ihr Konkurrenzdenken in Wohlgefallen aufgelöst. Für alle, die sich jetzt fragen:
Was ist Braai?
Als Braai bezeichnet man in Südafrika eine Mahlzeit, die im Freien über offenem Feuer zubereitet wird. Doch das ist längst nicht alles – Braai ist gelebte Kultur, ein gesellschaftliches Ereignis. Grillen läuft dort als permanenter Wettstreit unter Freunden und Familien: “Wer macht den besten Braai?”. Schon das Rollen der Anzünd-Zeitung, das Aufschichten der diversen Hölzer wird kritisch beäugt. Das Fleisch, sowohl im rohen als auch fertigem Zustand, sowieso. Schmeckt das Gegrillte oder die Grillmarinaden nicht, ist der Ruf ganz schnell im Eimer …
Braai ist vor allem was für Männer. Für echte Männer. Liegt es am lodernden Feuer? Sind es die Urinstinkte, die dann wieder durchkommen? “Zünd’ irgendwo ein Feuer an, du wirst sehen, die Männer scharen sich drum, palavern, rauchen, trinken und halten irgendwas Essbares in die Flammen.”, meinte Danny, mein Tischnachbar beim besagtem Braai.
Grillen im Winter
Ja, lange ist er her, mein letzter Braai. Vielleicht grillen die Freunde in Stellenbosch und wir ja gerade zeitgleich, denke ich so. Die allerdings jetzt im Januar bei angenehmen Sommertemperaturen, und wir grillen im Winter …
Es gibt noch einen gravierenden Unterschied: Da offenes Feuer auf unserer Terrasse höchstwahrscheinlich zu schwerwiegenden nachbarschaftlichen Konflikten führt, muss ich leider mit Holzkohle grillen. Südafrikaner lächeln über sowas voller Mitleid. Grillen mit Holzkohle ist dort verpönt.
Das “alte” südafrikanische Rezept der Lamm-Sosaties mit Curry-Marinade habe ich jetzt selbst ausprobiert. Wenn’s mal mehr sein soll als Roster, Steaks & Co. – etwas aufwendig ist es schon, das Grillen am High End. Doch das geschmackliche Ergebnis belohnt die Vorarbeit allemal!
Lamm-Sosaties mit Curry-Marinade
Zutaten für die Lamm-Sosaties:
1,2 kg Lammschulter o.K.
2-3 Knoblauchzehen
10 g Koriandersamen
500 ml Buttermilch
Zutaten für die Curry-Marinade:
4 TL Sonnenblumenöl
50 g Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
100 g frische Ananas
20 g Madras-Curry
10 g Meersalz
Lammfleisch vorbereiten
Die Lammschulter in Würfel schneiden, Knoblauch schälen und pressen, Koriander grob mörsern. Alles zusammen mit der Buttermilch in ein verschließbares Behältnis geben und über Nacht im Kühlschrank einziehen lassen. Tipp: Ich nehme dazu am liebsten einen Einfrierbeutel. Die Marinade lässt sich so von Zeit zu Zeit perfekt in das Fleisch “einmassieren”.
Curry-Marinade zubereiten
Die Ananas in zentimetergroße Würfel schneiden. Zwiebel und Knoblauch fein würfeln und im erhitzten Öl glasig anschwitzen. Ananas kurz dazugeben, Curry und Meersalz beimischen und sofort vom Herd nehmen. Alles mit dem Pürierstab zu Paste pürieren und in eine Schüssel füllen.
Lamm-Sosaties zubereiten
Die blanken Holzspieße ca. 30 Minuten wässern. Die Fleischwürfel aus der Buttermilch nehmen, trocken tupfen und auf Holzspieße stecken (etwas Platz zwischen den Stücken lassen).
Den Kugelgrill für mittlere indirekte Hitze vorbereiten (160-200°C). Die Fleischspieße von allen Seiten kurz direkt angrillen, dann in die indirekte Zone legen, mit der Curry-Marinade einpinseln und den Deckel schließen. Während der 15-20 Minuten Garzeit werden die Spieße noch mehrmals mit der Curry-Marinade bestrichen und können, müssen aber nicht, gewendet werden.
Die Kerntemperatur sollte bei ca. 65°C liegen, dann sind die Lamm-Sosaties mit Curry-Marinade fertig.
Als Beilage passen gegrillte Maisplätzchen, Reis oder einfach nur Baguette.
Welcher Wein passt dazu?
Passend zur Herkunft des Essens wähle ich gerne auch einen Wein aus der jeweiligen Region. Diesmal also Südafrika. Für mich ist zu den Lamm-Sosaties mit Curry-Marinade ein Shiraz oder eine Shiraz-Cuvée immer eine gute Wahl, z.B.:
Zandvliet Estate – Shiraz oder
Kaapzicht Estate Red – Shiraz & Cabernet Sauvignon
Preise: ca. 11,00 € bzw. 9,00 €, erhältlich im gut sortierten Fachhandel.