Wer Flevoland verstehen will, beginnt am besten auf dem Wasser. Mit einem Boot kann man einen Teil der Region umrunden: vom Ketelmeer, Drontermeer, Veluwemeer, Eemmeer, Gooimeer bis ins Markermeer zieht sich ein schmales blaues Band aus Flüssen und und Seen, verbunden durch Schleusen.
Flevoland liegt fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Sehr deutlich wird es von unserem Urlaubsquartier aus. Das Ferienhaus steht direkt hinter dem Deich in Dronten-Ketelhaven. Selbst vom Fenster in der oberen Etage aus, sehe ich nur die Spitzen der Bootsmasten.
Aus dem Meeresboden der Nordsee entstand Flevoland
Das Leben mit und der Kampf gegen das Wasser sind die Niederländer gewohnt. Immer wieder von Sturmfluten der Nordsee geplagt, immer auf der Suche nach einer trockenen, sicheren Heimat. Schon seit dem 17. Jahrhundert wurde darüber diskutiert, die zur Nordsee offene Zuiderzee trockenzulegen.
Die Fischer protestierten aus Angst um ihr Einkommen, die Regierung scheute das finanzielle Abenteuer, also passierte lange nichts. 1916 kam eine weitere verheerende Flutkatastrophe. Erst dann konnte der Wasserbauingenieur und Politiker Cornelius Lely, nach langem Hin und Her, mit seinen Plänen überzeugen.
Seine Lösung: ein großer Abschlussdeich am Eingang zur Zuiderzee, der 1932 fertiggestellt wurde. Wie schwierig diese Mission gewesen sein muss, zeigt der Film im Museum des Batavialandes, zwei Ventilatoren simulieren die rauhe Natur.
Nächster Schritt: Ackerland gewinnen. Die Polder genannten Fläche entstanden durch den Bau von Ringdeichen im Ijsselmeer, aus dem das Wasser abgepumpt wurde. Einer der ersten war der Noordoostpolder, zu dem auch die beiden ehemaligen Inseln Urk und Schokland gehören.
Flevoland: verlandete Inseln, Natur und Architektur
Kopfsteinpflasteridylle, Fischerhäuschen, Salzluft – Urk ist einer dieser Orte, die einen in ihren Bann ziehen, ohne laut zu sein. Im Gegenteil, an diesem Sonntag schien nicht nur die Zeit still zu stehen. Der Kirchgang ist an diesem Tag die Hauptbeschäftigung, selbst die meisten Restaurants haben geschlossen. Schade, ein Fischbrötchen hätte ich zu gern probiert.
Schokland besteht aus zwei Häusern und einer Kirche. Das war nicht immer so, doch Sturmfluten setzten der Insel im Laufe der Jahrhunderte derart zu, dass sie immer kleiner wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten die letzten Bewohner schließlich aufs Festland um. Seit 1995 ist Schokland Weltkulturerbe. Das „Insel“-Museum erzählt die Geschichte interaktiv und unterhaltsam.
Flevoland ist die größte, von Menschen angelegte Landfläche der Welt. Knapp 1.500 Quadratkilometer Neuland entstanden, nur die vielen Kanäle erinnern noch daran, dass einst hier das Meer herrschte. Rund 400.000 Menschen leben heute in Flevoland, das 1986 zwölfte und damit jüngste Provinz der Niederlande wurde. Attraktiv durch die Nähe zu Amsterdam, wo es immer enger wird, nicht nur, aber auch durch Touristen. Und die haben ebenfalls schon bemerkt, dass die Hotels in Almere oder Lelystad um einiges günstiger und ziemlich chic sind.
Flevoland ist ein ideales Reiseziel für alle, die die Ruhe in der Natur gern mit den Vorteilen der Stadt verbinden. Tagsüber mit dem Holland-Rad über die Polder rollen, Vögel beobachten im Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen oder mit dem Boot auf einem der Meere cruisen. Die aber nur so heißen und eigentlich Süßwasserseen sind. Aber sehr entspannend.
Und im Frühling verwandelt sich Flevoland in ein buntes Blumenmeer, in das man auf der längsten Tulpenroute der Niederlande eintauchen kann.
Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Toerisme Flevoland und dem NBTC. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
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