Schon mal von Flevoland gehört? Hinter dem Namen, der ein bisschen nach Erlebnispark klingt, verbirgt sich eine Provinz in den Niederlanden. Keine halbe Stunde von Amsterdam entfernt – ein kleines Naturparadies.
Und noch relativ jung, gerade mal hundert Jahre ist es her, als man beschloss, der Zuiderzee zwischen Holland und Friesland Land abzuringen.
(Werbung) Ende April war ich dort für ein paar Tage auf der Tulpenroute Flevoland unterwegs. Riesige Tulpenfelder färben die Landschaft von Mitte April bis Anfang Mai punktuell rot, lila, orange oder gelb. Tolles Farbenspiel.
Rund drei Wochen lang blühen die Tulpen in Flevoland, ganz klar d a s Highlight im Frühling. Aber auch in den restlichen 11 1/4 Monaten im Jahr gibt’s einiges zu erleben.
Hier sind spannende Tipps für Flevoland von unserer Kurzreise.
Inhaltsverzeichnis
Sehenswürdigkeiten in Flevoland:
Radtour auf den Poldern
Die Tulpenroute Flevoland, übrigens die längste der Niederlande, kann man mit dem Auto erleben oder umweltfreundlich mit dem Fahrrad erkunden. Die Tour verläuft teils auf kleinen Straßen, teils auf Feldwegen ohne nennenswerte Steigung. Ausgeschildert ist die Route als Einbahnstraße, doch Radler und Autofahrer kommen sich selbst bei Gegenverkehr nicht in die Quere.
Die einzelnen Strecken ändern sich von Jahr zu Jahr. Tulpen mögen es gern abwechslungsreich und brauchen nach einer Weile neuen Boden, um ihre Pracht zu entfalten. Bereits im Herbst stecken die Bauern rund um Dronten, Lelystad und Zeewolde Millionen Tulpenzwiebeln in die Erde, damit im Frühjahr erneut ein buntes Blumenmeer entsteht.
Im doppelten Sinne, denn da, wo wir heute radeln oder laufen, war bis vor wenigen Jahrzehnten tatsächlich mal der Meeresboden. In den 1960er Jahren entstand die heutige Polderlandschaft – Neuland aus saftigen Wiesen, von Alleen gesäumten Feldern, Kanälen und Deichen. Seit 1986 ist Flevoland eine eigenständige Provinz der Niederlande, die 12.
Außerhalb der Tulpensaison kann man ebenso wunderbar durch die Polderlandschaft radeln: Abwechslungsreiche Radrouten zeigen die einzigartige Geschichte der Region, moderne Architektur, weitläufige Naturgebiete mit Aussicht über Weiden und Wasser.
Übersichtskarten über die Radrouten in Flevoland
Tulpenroute Flevoland
Bootsfahrt auf dem Drontermeer
Bis zum Wasser ist es in Flevoland nie weit. Was liegt also näher, die Gegend mit dem Boot zu erkunden? Unser Ausgangspunkt ist das Restaurant At Sea am Drontermeer. Wir schnappen uns eines der Motorboote, die am Anleger in der Sonne schaukeln, und schippern gemütlich auf dem See.
Das Drontermeer (meer ist der niederländische Begriff für See) markiert die östliche Grenze von Flevoland und ist mit 1,25 Metern Tiefe relativ flach.
Mit etwas Glück lassen sich auf den beiden unbewohnten Inseln Wasservögel beobachten. Reiher, Rohrdommel, Rohrsänger, Kormorane und sogar Seeadler werden regelmäßig in Flevoland gesichtet, vor allem im Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen. Wir haben im Schilf leider nur ein Schwanenpaar aufgescheucht, das nun lautstark die Flucht ergreift.
Ansonsten ist es herrlich still auf dem Wasser, kleine Wellen kräuseln sich und glitzern in der Abendsonne. Langsam steuern wir zurück zum Bootshaus, legen mit Schmackes, aber unbeschadet, am Steg an.
Auf der Terrasse sind inzwischen alle Plätze belegt, unser Tisch an den offenen Türen erweist sich bald als gute Wahl fürs Abendessen, denn sobald die Sonne verschwindet, wird es schnell frisch. Über das At Sea sowie weitere Restaurant-Tipps für Flevoland folgt in den nächsten Tagen ein eigener Artikel.
Seemannsgarn und Segelschiffe im Batavialand
Hobbykapitäne und Möchtegern-Piraten kommen im Batavia-Land in Lelystad voll auf ihre Kosten. Batavia war der Name eines Segelschiffes der Niederländischen Ostindien-Kompanie, das im 17. Jahrhundert Gewürze von Indonesien nach Holland bringen sollte, aber leider bereits auf der ersten Fahrt vor Australien sank.
Und nicht das einzige blieb: Mehr als 400 Schiffswracks hat man in Flevoland gefunden, als man die Zuiderzee trockenlegte.
Im heutigen Freilichtmuseum entern wir einen originalgetreuen Nachbau des Segelschiffes. Beeindruckend, mit welcher Liebe zum Detail der Dreimaster damals gebaut wurde angesichts der aufwendigen Schnitzereien. Während der Öffnungszeiten kann man die Werkstätten der Batavia-Werft wie Schmiede, Seilerei und Segeltuchweberei besichtigen.
Bei unserer Führung erfahren wir viel zum Leben an Bord damals und dürfen anschließend in der Schreinerei einen Blick in den Rumpf eines halb fertigen Schiffsmodells werfen. Unglaublich, wie viele Stunden Arbeit da drin stecken. Jedes noch so winzige Teil wird maßstabsgetreu von Hand gefertigt und an seinen Platz gesetzt.
Etwas Kontrastprogramm gefällig? Nebenan, in der Outlet-Mall Bataviastad, schlagen die Herzen aller Shopping-Fans höher.
www.batavialand.nl
www.bataviastad.com
Weltkulturerbe Schokland: eine Insel, die keine mehr ist
Schokland war, wie Urk, früher eine Insel in der Zuiderzee. Deren Bewohner lebten vom Fischfang und vom Handel. Heute liegt Schokland auf dem Noordoostpolder: Museum, Café, Weltkulturerbe – ein stiller Ort, der den ewigen Kampf gegen das Wasser veranschaulicht wie kaum ein anderer. Die Ausstellung im Museum Schokland ist interaktiv und sehr informativ.
Auf dem sieben Kilometer langen Schokland-Pfad kann man auf dem einstigen Meeresboden wandern. Wer lieber radelt, mietet sich im Museum ein Fahrrad und erkundet Schokland auf einer der verschiedenen Radrouten, auf Wunsch mit Guide. Gelegentlich finden in der Museumskirche Konzerte statt.
Rundflug über die Polderlandschaft von Flevoland
Flevoland ist die größte, künstlich angelegte Landfläche weltweit, fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Wie sehr die Region vom Wasser geprägt ist, lässt sich bei einem Rundflug erleben.
Am Flugplatz in Lelystad steigen wir in eine Cessna (Helikopterflüge sind auch möglich) mit vier Sitzen. Ein ganz besonderes Erlebnis: Anders als bei den großen Maschinen, gibt einem so ein kleiner Flieger viel mehr das Gefühl, in der Luft zu sein. Vielleicht empfindet man das auch nur deutlicher durch den besseren Rundumblick im Hochdecker.
Unter uns breitet sich eine grüne Landschaft aus, durchzogen von Kanälen und Deichen. Über dem Dolfinarium in Harderwijk fliegt der Pilot etwas tiefer, so dass wir die Delfine im Wasser erkennen. Sprichwörtlich wie im Flug vergehen die 30 Minuten und wir setzen sanft auf der Landebahn auf.
www.waviation.nl
Urk – romantisches Fischerdorf
Wie das manchmal so ist: Die ungeplanten Sachen sind die schönsten. Urk, mein persönliches Highlight. Ein Fischerdorf mit Charme und hübschem Leuchtturm.
Lange Zeit war auch Urk eine Insel, heute ist das Fischerdorf mit dem Festland verbunden. Im Hafen hängen Netze zum Trocknen aus. Auch wenn entlang der Mole inzwischen mehr Jachten liegen als Fischerboote, ein paar Kutter gibt es noch, die zum Fischen raus fahren. Nicht wenige Urker leben bis heute vom Fischfang. Die letzte aktive Fischauktion am IJsselmeer findet ebenfalls in Urk statt. Und: Man sagt auf Urk, nicht in. So viel Stolz muss sein.
Eigentlich stand Urk gar nicht fest auf unserem Programm. Wir hatten ein Picknick geplant, noch ein bisschen Zeit bis dahin und entschlossen uns spontan, nach Urk zu fahren.
Unser Auto lassen wir auf dem kostenlosen Parkplatz am Hafen stehen und schlendern zu Fuß durch den Ort. Viele Gassen sind ohnehin so schmal, dass bestenfalls Fahrräder durch passen. Aus der Kirche sickert Musik, ansonsten ist sonntags nicht viel los, Geschäfte und die meisten Lokale haben geschlossen. Auf der Terrasse vom Restaurant De Kaap finden wir eines der wenigen freien Plätzchen – mit Blick aufs Meer. Allein deshalb hat sich der kleine Extra-Ausflug gelohnt.
Ferienhaus-Ferien in Flevoland
Gewohnt haben wir während unserer Kurzreise nach Flevoland in einem Ferienhaus bei Dronten. „Unser“ Haus befindet sich in Ketelhaven direkt hinter dem Deich, in einer ganz normalen Wohnsiedlung. Offene Küche, sehr geräumige Zimmer, zwei Bäder (eins mit Sauna) und großer Garten mit Grill (und Abendsonne) – ankommen, auspacken und urlauben.
Eine hohe Hecke garantiert etwas Privatsphäre, Kontakt zu den Nachbarn ist dennoch ganz unkompliziert möglich. Zum Haus gehören auch Fahrräder, die wir nutzen können.
Als Ausgangspunkt für unsere Ausflüge ist Dronten ganz praktisch, alle Attraktionen sind in maximal einer halben Stunde mit dem Auto erreichbar, vieles auch mit dem Fahrrad.
www.novasol.de
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Die Reise erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Toerisme Flevoland und dem NBTC. Bei meinen Recherchen arbeite ich zum Teil mit Tourismusverbänden, Veranstaltern und Hotels zusammen. Auf Art, Inhalt und Umfang meiner Artikel hat dies keinen Einfluss, meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
4 Kommentare
Super Beitrag! Ich freue mich schon auf meinen Urlaub. Die Autorin würde ich auch gerne mal Mitnehmen 😉
Danke und viel Vergnügen in Flevoland 🙂
Ich habe ihnen auf Facebook eine Freundschaftsanfrage geschickt und würde mich freuen sie auf ein Date einladen zu können 😉
Das ist ein sehr schöner Beitrag und die Fotos sind echt super. Ich wohne zum Glück nahe an der Deutsch-Niederländischen Grenze so das Amsterdam nicht weit weg ist und trotzdem lese und sehe ich zum ersten Mal was zu diesem wunderschönen Ort und werde bestimmt mal ein WE nutzen um mir das mal alles selber anzusehen.
Vielen Dank und mach bitte weiter so