Das Herz von Marrakesch schlägt auf dem Djemaa el Fna, dem Platz der Gaukler. Tagsüber gehört er den Touristen, abends kommen die Einheimischen.
Besonders schön kannst du das Spektakel beobachten von einer der Dachterrassen der umliegenden Lokale, zum Beispiel im Café de France oder Café Glacier bei einem Pfefferminztee. Am besten bereits zum Sonnenuntergang da sein.
Inhaltsverzeichnis
Orient-Küche genießen: Tajine und Minz-Tee
Egal, ob in der Medina oder in der Neustadt: Die Auswahl an Cafés, Restaurants oder Straßenlokalen ist riesig.
Am wenigsten begeistert hat mich das Angebot auf dem Djemaa el Fna (als Streetfood-Fan hatte ich mir davon echt mehr versprochen), aber das ist Geschmackssache.
Unbedingt probieren: Wo der Platz weitläufiger wird, am Eck des Café Glacier, stehen die Saftverkäufer. Frisch gepresster Saft nach Wahl kostet ab 4 Dirham (umgerechnet 40 Cent) – eine nette Alternative zum Wein, den es in der Öffentlichkeit so gut wie nirgends gibt.
Überall dagegen findest du leckere Tajine-Gerichte, sehr oft als einfaches Mittagessen. Und in allen Varianten: mit Gemüse, Hähnchen oder Rind, meist gut gewürzt und mit Trockenfrüchten. Meine Lieblingstajine: Hähnchen mit Salzzitronen.
Sehr hübsch ist das Dar Cherifa. Das Literaturcafe liegt versteckt im Altstadtgewimmel (am besten mit dem Handy navigieren), ein typischer Riad mit offenem Innenhof. Abends kann man auch auf der Dachterrasse essen.
Mein Tipp: mehrere Vorspeisen bestellen, zum Beispiel den Teller mit fünf verschiedenen Salaten oder Briwaoutes, eine Art Pastete.
Auch sehr nett: das Café Merstan, ganz in der Nähe der alten Koranschule Medersa Ben Youssef (lohnt sich anzusehen). Die Dachterrasse ist abends mit Laternen beleuchtet und du hast einen tollen Blick über die Stadt. Richtig gut (und sehr günstig) war unser gegrilltes Gemüse mit Arganöl.
Durch Zufall entdeckt: Fine de Marrakech, das kleine Cafe auf dem Weg zum Bahia Palast auf der Avenue Hommane Al Fatouaki. Zur Abwechslung mal kein Minztee, sondern Kaffee. Der Cappucino kommt mit megadickem Milchschaum.
Dazu lockt die riesige Auswahl an Minigebäck mit Sesam, Datteln, Pistazien, Nüssen, Honig … das volle Programm arabischer Süßigkeiten. Das Ambiente ist nicht so berauschend, aber es schmeckt unglaublich gut. Das wissen auch die Einheimischen, die hier Schlange stehen.
Vom Terrasses des Espices (eines der wenigen Lokale mit Alkoholausschank) hast du einen herrlichen Blick auf die verschneiten Berge. Und auch sonst ist das Café ziemlich cool: schwarze Terrasse, gratis Strohhüte als Sonnenschutz und leckere Mezze.
Nimm dir Zeit und lass dich überraschen von der Vielfalt der marokkanischen Küche. Je weiter weg vom Djemaa el Fna, desto besser!
Tropische Oasen: Jardin Majorelle und Menara-Garten
Was für ein Kontrast zur Medina – der Jardin Majorelle liegt rund 20 Minuten zu Fuß entfernt vom Djema el Fna.
Eine sehr, sehr grüne Oase aus Palmen, Kakteen und Bambus mit einem kobaltblauem Farbtupfer im Inneren, dem ehemaligen Wohnhaus des Modeschöpfers Yves Saint Laurent. Der kaufte das Grundstück nach dem Tod des französischen Malers Jacques Majorelle und ließ sich hier inspirieren für seine Kollektionen.
Seine private Berber-Kunstsammlung kannst du im ehemaligen Atelier ansehen. Ein kleiner Rundgang schlängelt sich durch den Garten, dauert maximal zehn Minuten.
Das hübsche Postkartenmotiv des Hauses (frontal mit Brunnen) bekommt man dabei leider nicht vor die Linse – Zugang verboten. Fotografieren ist ohnehin nicht ganz einfach angesichts der vielen Besucher.
Im Garten gibt es ein kleines, lauschiges Café mit leckeren Salaten und Mezze – alles in allem brauchst du nicht länger als ein Stündchen einplanen für den Jardin Majorelle. Ob das den Eintritt von 7 Euro wert ist, musst du selbst entscheiden.
Gratis kannst du im Menara-Garten flanieren. Wobei das kein Garten im eigentlichen Sinn ist, eher eine Oliven- und Obstbaum-Plantage. Mit eigens angelegtem Wasserreservoir. Der Park wurde im 12. Jahrhundert angelegt und steht auf der Unesco-Weltkulturerbeliste. Nicht sonderlich spektakulär an sich – wäre da nicht der Wahnsinnsblick auf das verschneite Atlasgebirge.
Wie eine Fata Morgana erheben sich die weißen Gipfel über den Palmen. Unwirklich schön.
Riads – alte Stadthäuser mit Flair
Sicher, es gibt jede Menge Hotels, von günstig bis luxuriös. Eine schöne Alternative: im Riad übernachten. Viele der alten Stadthäuser wurden renoviert und zu Gästehäusern und Lokalen umfunktioniert. Meistens liegen sie sehr zentral und du kannst überall hin zu Fuß gehen.
Wenn auch die Gegend nicht besonders einladend wirkt. Nachts ist es etwas gruselig durch das finstere Gassengewirr zu laufen, trotzdem relativ ungefährlich.
In den ersten Tagen ist es nahezu unmöglich, sich nicht in den Gassen oder Souks der Altstadt zu verlaufen. Ist nicht weiter schlimm, denn meistens kommst du direkt am großen Platz wieder ans Tageslicht. Meist mit ein paar hübschen Souvenirs in der Tasche.
Paläste – maurische Architektur & prachtvolle Fayencen
Geschnitzte Zimmerdecken aus Zedernholz, kunstvolle Fliesenmuster – der Bahia-Palast ist sicher eines der außergewöhnlichsten Bauten von Marrakesch. Und mit 160 Zimmern auch ungewöhnlich groß. Dass diese heute leer stehen, macht sie eigentlich noch reizvoller – als coole Fotomotive. Unbedingt sehr früh kommen, sonst ist das Gedränge zu groß.
Ausflug ins Ourika-Tal: Safran, Arganöl und ein Berberdorf
Eine knappe Stunde dauert es mit dem Auto in das 30 Kilometer entfernte Tal. Von hier kommt das Gemüse, das auf den Märkten von Marrakesch angeboten wird.
Mit jedem Kilometer taleinwärts wird der Fluss klarer, die Landschaft grüner. Am Straßenrand reihen sich Verkaufsstände mit Tajinen auf kleinen Holzkohlefeuern.
Aus den Arganbäumen wird kostbares Öl gewonnen. Zuschauen und probieren kannst du in einer Kooperative am Weg. Schmeckt nussig und riecht intensiv, vor allem die gerösteten Kerne. Die kann man übrigens nicht pur essen, viel zu bitter. Im Showroom erinnert alles ein wenig an eine Kaffeefahrt, gehört halt zum Programm.
Fortsetzung folgt: Im Berberdorf auf 1500 Metern Höhe startet eine kleine Wanderung. Zunächst zwischen den Häusern des Bergdorfes hindurch, in denen die Männer von Alabasterfigürchen, Teekannen, Kaftan bis zum Teppich als Souvenir alles feilbieten. Ja, wenn der Teppich fliegen könnte … aber so etwas schwierig, damit über Felsen, eine Leiter und den Pass zu klettern.
Bis zum Wasserfall gerät die Wandertour zur Kletterpartie, später geht’s mit herrlicher Aussicht auf verschneite Gipfel zurück ins Dorf im Tal. Leider eine Massenwanderung, trotzdem schön.
An einigen Stellen staut es sich durch weniger fitte Touristen (die offensichtlich nicht wissen, auf was sie sich eingelassen haben, angesichts von Flipflops und sonstiger unpassender Kleidung). Mit guten Schuhen und durchschnittlicher Kondition ist die knapp zweistündige Runde aber problemlos zu machen und sehr schön.
Nach der kleinen Tour bleibt Zeit zum Essen. Das Restaurant, das der Guide empfiehlt, liegt nicht nur abseits, es wirkt auch wenig einladend. Ganz anders als die zahlreichen anderen Lokale, direkt am Fluss. Deren bunte Sofas beinahe im Wasser stehen.
Besser du wählst eines, in dem überwiegend Einheimische sitzen. Das ist meist ein gutes Zeichen: Wir hatten eine feine Gemüsetajiine, Couscous und das beste Fladenbrot, das wir in Marokko gegessen haben.
Tipp: Im November blühen im Ourika-Tal die violetten Krokusse, aus denen die Frauen der umliegenden Dörfer von Hand die zarten Blütenfäden heraus ziehen und getrocknet verkaufen: Safran, eines der teuersten Gewürze der Welt.
Noch ein extra Tipp: Als Kontrast zur Medina empfehle ich dir, ein wenig durch das moderne Marrakesch zu schlendern. Einfach der Avenue Mohammed V folgen zur Plaza.
4 Kommentare
Minigebäck mit Sesam, Datteln, Pistazien, Nüssen, Honig … damit hattest Du mich, Antje. Ich wusste nicht, dass Marrakesch kulinarisch so viel zu bieten hat. Was mich bisher allerdings von Reisen dorthin abhält, ist genau das, was Du in Deinem Kommentar oben beschreibst. Ich suche auf meinen Reisen eher die Ruhe, und die habe ich in den genannten Situationen sicher nicht.
Oh ja, das Essen ist super. Man muss einfach schauen, wo die Einheimischen sitzen, dann schmeckt es gut.
Marrakesch hat uns auch super gefallen. Die Märkte sind toll und es gibt viel zu entdecken. Wir hatten immer das Gefühl demnächst kommt Aladin auf dem fligenden Teppich vorbei. Ein bißchen gewöhnungsbedürftig ist die Situation, dass man als Frau in männlicher Begleitung nahezu unsichtbar ist, aber das hat auch Vorteile. Wenn wir das nächste Mal dort sind, werden wir auf jeden Fall wandern gehen.
Na ja, sooo super fand ich es gar nicht. Ich mag weder, wenn jemand zu aufdringlich ist, es dreckig ist, ich das Gefühl habe, betrogen zu werden – alles immer wieder erlebt. Vielleicht komme mit der Mentalität der Araber nur nicht gut zu recht.